LAPV Enok

LAPV Enok 5.4 / 6.1

LAPV Enok 6.1

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung2 bis 6 Personen
Länge4,82–4,97 m
Breite1,90–2,12 m (Spiegel angeklappt)
Höhe1,90–2,31 m (Oberkante Dach)
Masse5,4 t – 6,2 t
Panzerung und Bewaffnung
PanzerungPanzerstahl
Hauptbewaffnungfernbedienbare Waffenstation FLW 100 oder Drehringlafette möglich
Sekundärbewaffnungkeine
Beweglichkeit
AntriebMercedes-Benz OM 642
135 kW (184 PS)
FederungSchraubenfeder und Zweirohrstoßdämpfer
Geschwindigkeit95–120 km/h
Leistung/Gewicht30,2 PS/t–34 PS/t
Reichweite500 km

Der LAPV Enok (von engl. „Light Armoured Patrol Vehicle“) ist ein geschütztes Fahrzeug für 2 bis 10 Personen, das zur neu entwickelten LAPV-Fahrzeuggeneration von geschützten Führungs- und Funktionsfahrzeugen (GFF) gehört. Bei der Bundeswehr trägt es den Gattungsnamen „Enok“, ein anderer Name für den Marderhund, und ist in den Varianten LAPV Enok 5.4 und LAPV Enok 6.1 im Einsatz und als Variante 9.5 und 14.8 Verfügbar.

Weitere Varianten sind bei Spezialkräften des KSK[1] und polizeilichen Behörden in Verwendung, wie beispielsweise Spezialeinheiten der deutschen Bundespolizei GSG 9.[2]

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Bundeswehr-Geländewagens Wolf in seiner Sonder-Schutz-Ausstattung (kurz SSA). Hersteller ist die ACS Armoured Car Systems GmbH mit Sitz in Derching bei Friedberg (Bayern), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Gruma Nutzfahrzeuge GmbH mit Sitz ebenfalls in Derching. Weitere wichtige Unterlieferanten sind die Unternehmen LeTech - Special Purpose Vehicles (ehemals Lennartz Technik) in Welzheim und für den Antrieb auf Basis des Puch G und Mercedes-Benz G-Klasse die österreichische Magna Steyr mit Sitz in Graz.

Einsatzspektrum

In die Entwicklung des Enok floss die langjährige Erfahrung aus den Auslandseinsätzen der Bundeswehr mit den verschiedenen Ausführungen des Mercedes-Benz „Wolf“ (W 461 mit zuschaltbarem Allradantrieb) ein. Hieraus resultierte unter anderem eine größere Wattiefe durch die höher gelegte Karosserie sowie mehr Federweg. Das Fahrzeug besitzt daher gute Schlechtwegeeigenschaften und ist für den Einsatz unter schwierigen Bedingungen geeignet. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße beträgt rund 95 km/h beim Enok 5.4 und 120 km/h beim Enok 6.1; die Reichweite liegt bei 500 km.

Aufbau und Schutz

Der LAPV Enok ist anders als der bis dahin verwendete Wolf SSA mit einem Panzerstahl-Monocoque mit Vorschaltung ausgestattet und schützt nach dem NATO-Standard STANAG 4569 Level 2 gegen Hartkernmunition. Die Panzerung bietet einen ballistischen Rundumschutz gegen panzerbrechende Sturmgewehrmunition bis zum Kaliber 7,62 × 39 mm und einen Minenschutz der Klasse 2a (Explosion unter Rad) gegen Panzerabwehrminen mit einer Sprengkraft von 6 kg.[3]

Der Schutz wurde bei der Wehrtechnischen Dienststelle 91 vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und dem Nutzer, der Bundeswehr, geprüft und entspricht den Forderungen der Bundeswehr aus dem Projekt Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge (kurz GFF) der Klasse 1.

Wie der Wolf kann auch der Enok in dem mittelschweren Transporthubschrauber CH-53G, dem schweren Transporthubschrauber CH-47 und dem Transportflugzeug A400M luftverladen werden. Außenlastflüge sind aufgrund fehlender Ösen nicht möglich.

Varianten

  • Enok AB (Airborne), Luftbeweglich, leicht dank Aluminiumrahmen
  • Tankhunter, verwendet Spike Waffenanlage von Rafael, verschießt Spike LR und Spike ER Lenkflugkörper[4]
  • Enok 5.4 Feldjägerfahrzeug
  • Enok 5.4 Hundeführerfahrzeug
  • Enok 5.4 Patrouillenfahrzeug
  • Enok 5.4 Kampfmittelbeseitiger[5]
  • Enok 9.5, 2–8 Personen, Schutz bis Stanag 2, bei 3t Nutzlast und 160 kW Leistung
  • Enok 14.8 für 2–10 Personen, Schutzklasse bis Stanag 3, 5t Nutzlast und 240 kW[6]

Bestellungen

Alle an dem Wettbewerb zum Projekt GFF der Klasse 1 beteiligten Fahrzeuge (Gavial, Mungo 3, Frettchen und Enok) wurden vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung im Jahr 2008 als unzureichend abgelehnt. Dennoch wurde durch die Bundeswehr im selben Jahr, im Rahmen eines einsatzbedingten Sofortbedarfs, eine kleine Anzahl der von Mercedes-Benz angebotenen Enok bestellt.[7]

Ende 2010 fiel die Wahl des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung schließlich auf den Enok, und ein erstes Los von 45 Fahrzeugen wurde zur Auslieferung bis Ende 2010 bestellt sowie weitere Beschaffung für 2011 und 2012 geplant. Das hatte zur Folge, dass 2014 ca. 130 Fahrzeuge in verschiedenen Versionen existierten.[8]

Anfang 2015 bestellte die Bundeswehr 84 weitere Fahrzeuge im Wert von 56,3 Mio. Euro, die bis Ende 2017[veraltet] ausgeliefert sein sollen. Darunter sind auch 49 Einheiten vom Typ Enok 6.1 für das Kommando Spezialkräfte (KSK), der durch eine verbesserte Panzerung und Zuladung ein zulässiges Gesamtgewicht von 6,1 Tonnen hat.[9]

Seit Mitte 2018 verfügt die Bundespolizei über 7 Fahrzeuge des Typs LAPV Enok 6.1 unter dem Namen Geschütztes Einsatzfahrzeug 2 – Luftsicherheit (GEF-2 LuSi)[10], weitere 21 Fahrzeuge sollten bis Mitte 2019 beschafft werden.[11] Sie sollten mit einer fernbedienbaren Waffenstation FLW 100 und dem HK Maschinengewehr MG5A1 ausgerüstet und an Flughäfen stationiert werden.[12]

Nutzer

Kraftfahrausbildung

Seit Juni 2010 erfolgt im Kraftfahrausbildungszentrum Burg in Burg (bei Magdeburg) die Fahrausbildung für den Enok.[20]

Technische Daten Enok 5.4 und 6.1

TypEnok 5.4Enok 6.1
Höhe1900 mm (Dachoberkante); 2170 mm (über Dachluke)2312 mm (über Dachluke)
Breite1900 mm (2440 mm über Spiegel)2120 mm (2400 mm über Spiegel)
Länge4720 mm4968 mm
Radstand2850 mm2850 mm
Spurweite1550 mm2120 mm
Wendekreis13,6 m14,0 m
AchsenStarrachsenPortalachsen
MotorDieselmotor Mercedes-Benz OM642Dieselmotor Mercedes-Benz OM642
Leistung135 kW (184 PS)135 kW (184 PS)
Höchstgeschwindigkeit>95 km/h120 km/h
Getriebe5-Gang Automatik5-Gang Automatik
zulässiges Gesamtgewicht5,4 t6,2 t
Nutzlast930 kg–1300 kg1000 kg
Dachlast200 kg200 kg
Bodenfreiheit220 mm Achskörper, 390 mm Bodenplatte412 mm (dank Portalachsen)
Wattiefe600 mm800 mm (Süßwasser)
Steigfähigkeit60 %60 %
Schräglage30 %30 %
Böschungswinkeln.A.vorne 45°, hinten 42°
Bewaffnungoptional fernbedienbare leichte Waffenstation FLW 100 oder Drehringlafetteoptional fernbedienbare leichte Waffenstation FLW 100 oder Drehringlafette
Besatzung2–6 Personen2–6 Personen
FunkgerätSEM 90SEM 90
AbgasstufeEURO 3EURO 3

Weblinks

Commons: LAPV Enok – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Der ENOK LAPV 6.1 des KSK. In: GOLDMAN TACTICAL. 12. Januar 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. September 2020 (deutsch).@1@2Vorlage:Toter Link/goldman-tactical.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Thomas Goßner: Panzerfahrzeuge: Derchinger Firma ACS sorgt für Sicherheit. Abgerufen am 23. September 2020.
  3. Datenblatt Enok Stand 06/2011 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF-Datei) auf www.streitkraeftebasis.de, abgerufen am 12. Januar 2016.
  4. Panzerabwehr – Enok AB „Tankhunter“ erreicht Serienreife. 17. März 2023, abgerufen am 19. März 2023 (deutsch).
  5. Ralph Zwilling: Zwilling ENOK 5.4 Das Geschützte Radfahrzeug Enok 5.4 und seine Varianten in der Bundeswehr.
  6. ACSArmouredCarSystems: Einsatzfahrzeuge. In: ACS Armoured Car Systems. Abgerufen am 19. März 2023 (deutsch).
  7. Behörden Spiegel: Übergabe "Enok" an die Bundeswehr. www.behoerden-spiegel.de, archiviert vom Original am 9. Februar 2009; abgerufen am 6. Januar 2011.
  8. Hardthoehenkurier: Zum aktuellem Stand geschützter Radfahrzeuge der Bundeswehr. Hardthöhenkurier, 25. April 2011, abgerufen am 12. Januar 2016.
  9. Bundeswehr kauft 84 Enok (Memento vom 19. September 2017 im Internet Archive) auf www.esut.de, abgerufen am 12. Januar 2016.
  10. Ein neues Gesicht bei der Bundespolizei – ENOK 6.2. Pressemitteilung des Herstellers. ACS Armoured Car Systems GmbH, archiviert vom Original am 17. Oktober 2019; abgerufen am 1. Dezember 2020.
  11. Jpw: STRATEGIE & TECHNIK: Bundespolizei modernisiert geschützte Fahrzeugflotte: FLW 100 mit MG5A1 für Eagle IV und Enok 6.1. In: STRATEGIE & TECHNIK. 7. August 2018, abgerufen am 17. Januar 2019.
  12. Jpw: STRATEGIE & TECHNIK: Bundespolizei erhält Enok 6.1. als Geschütztes Einsatzfahrzeug 2 - Luftsicherheit. In: STRATEGIE & TECHNIK. 23. August 2018, abgerufen am 17. Januar 2019.
  13. Bayerische Polizei: Gepanzerte Anti-Terror-Fahrzeuge. In: PC-WELT. Abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  14. ES&T Redaktion: Bayerische Spezialeinsatzkommandos erhalten Fahrzeuge für Terrorlagen. 21. Februar 2020, abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  15. ACSArmouredCarSystems: News. In: ACS Armoured Car Systems. Abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  16. ACSArmouredCarSystems: News. In: ACS Armoured Car Systems. Abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  17. ES&T Redaktion: Bayerische Spezialeinsatzkommandos erhalten Fahrzeuge für Terrorlagen. 21. Februar 2020, abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  18. ACSArmouredCarSystems: News. In: ACS Armoured Car Systems. Abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  19. ES&T Redaktion: ACS Armoured Car Systems GmbH mit neuem Vertriebspartner. 19. Juli 2019, abgerufen am 30. März 2023 (deutsch).
  20. Optimal ausbilden – Ein Tag im Kraftfahrausbildungszentrum Burg Enok Fahrausbildung auf www.streitkraeftebasis.de, abgerufen am 12. Januar 2016.

Auf dieser Seite verwendete Medien

ENOK 6.1.jpg
Autor/Urheber: ACS Armoured Car Systems GmbH, Lizenz: CC BY-SA 4.0
ENOK 6.1 des Herstellers ACS Armoured Car Systems GmbH. Das Foto ist auf dem Gelände des ehemaligen Firmensitzes in Aichach entstanden.
Bundeswehr Kreuz Black.svg
Eisernes Kreuz als nationales Erkennungszeichen der Bundeswehr.