Lü GR

GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens zu vermeiden.
Wappen von Lü
Wappen von Lü
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region:Engiadina Bassa/Val Müstair
Politische Gemeinde:Val Müstairi2
Postleitzahl:7534
frühere BFS-Nr.:3842
Koordinaten:824376 / 167752
Höhe:1920 m ü. M.
Fläche:6,84 km²
Einwohner:65 (31. Dezember 2007)
Einwohnerdichte:10 Einw. pro km²
Website:www.cdvm.ch
Lü GR
Lü GR

Lü GR

Karte
Karte von Lü
Karte von Lü
w

( [ly]) ist eine Ortschaft im schweizerischen Münstertal.

Lü war bis zum 31. Dezember 2008 eine politische Gemeinde im Kreis Val Müstair im Bezirk Inn des Kantons Graubünden in der Schweiz. Per 1. Januar 2009 hat Lü mit den übrigen Schweizer Gemeinden der Talschaft (Fuldera, Müstair, Santa Maria Val Müstair, Tschierv und Valchava) zur Gemeinde Val Müstair fusioniert.

Wappen

Beschreibung: In Blau drei silberne Sensenblätter querrechts gestellt. Die Sensenblätter symbolisieren die prächtigen Wiesen der Gemeinde, die Dreizahl steht für die Teilorte Lü, Lüsai und Lüdaint.

Geographie

Die ehemalige Gemeinde Lü liegt im Val Müstair. Mit 1920 m ü. M. war Lü die dritthöchstgelegene politische Gemeinde der Schweiz – vgl. Avers (1960 m) und Chandolin (1936 m).

Auf dem Ortsschild der Gemeinde stand früher sogar die Angabe il cumün politic sitüa il plü ot in Europa (rätoromanisch für „die höchstgelegene politische Gemeinde Europas“) – ein Superlativ, der in Reiseführern und -reportagen oft kolportiert wird, aber nur der Gemeinde Saint-Véran (2040 m) in den französischen Alpen zusteht.

Geschichte

Zerstörte Gebäude in Lü Daint im Sommer 1951

1878 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Lüsai mit Lü fusioniert.

Am 21. Januar 1951 ging in Lü Daint nordwestlich des Dorfes vom Berg Muntet kurz nach Mitternacht eine Lawine nieder. Drei Menschen wurden verschüttet und konnten nur noch tot geborgen werden. Sieben Häuser, acht Ställe, das Schulhaus und eine Kirche wurden zerstört oder beschädigt. Ein Pferd, eine Kuh, ein Schwein und vier Ziegen kamen ums Leben, eine Hektare Wald war zerstört.[1]

2008 wurde eine Gemeindefusion von Lü mit fünf weiteren Gemeinden zur Gemeinde Val Müstair umgesetzt, ein Projekt, das vom Kanton Graubünden mit 8,6 Millionen Franken unterstützt wurde. Während sich am 18. April 2008 sämtliche anderen betroffenen Gemeinden mit insgesamt 527 zu 105 Stimmen für die Fusion aussprachen, stimmte die Gemeindeversammlung von Lü mit 18 Nein-gegen 17 Ja-Stimmen dagegen. Da eine Fusion die Zustimmung sämtlicher betroffenen Gemeinden erfordert, war das Projekt vorläufig gescheitert. Daraufhin stellte der Gemeindevorstand von Lü einen Wiedererwägungsantrag. Am 24. April 2008 in einer neuerlichen Gemeindeversammlung wurde mit 30 zu 0 Stimmen die Fusion gutgeheissen. Als Grund für den Stimmungswandel wurde genannt, die Gegner der Fusion hätten gehofft, andere Gemeinden würden ebenfalls Nein stimmen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr1835185019001950198020002007
Einwohner74955956566265

Sprachen

Im Tal spricht man Jauer, eine bündnerromanische Mundart. Schriftsprache ist Vallader. Bis 1990 war die Gemeinde fast einsprachig Romanisch. 1910 gaben 90 %, 1941 96 % und 1970 94 % diese Sprache als Muttersprache an. 1990 hatten 98 % und im Jahr 2000 87 % der Einwohner Romanischkenntnisse. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:

Sprachen in Lü
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch47,14 %59,09 %1117,74 %
Rätoromanisch5191,07 %5090,91 %5182,26 %
Einwohner56100 %55100 %62100 %

Religionen und Konfessionen

Die Bewohner Lüs wechselten um 1530 zur protestantischen Lehre.

Herkunft und Nationalität

Von den Ende 2005 63 Bewohnern waren 62 (= 98 %) Schweizer Staatsangehörige.

Ehrenbürger

  • Christoph Blocher (* 1940), alt Bundesrat und ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Ems-Chemie AG[2]

Sehenswürdigkeiten

  • Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche.
  • Wohnhaus mit sgraffitoähnlicher Dekoration, datiert 1587.[3]
  • Im Dezember 2009 wurde ein Zentrum für öffentliche Himmelsbeobachtung und Amateur-Astrofotografie Alpine Astrovillage Lü-Stailas eröffnet, das im Dezember 2019 wieder geschlossen wurde.[4]

Literatur

  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.

Weblinks

Commons: Lü – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. gra-nat.ch
  2. News.ch
  3. Wohnhaus (Foto) auf baukultur.gr.ch
  4. Website Astrovillage

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Lü wappen.svg
Wappen der ehemalige Gemeinde (CH-GR)
Karte Gemeinde Lü 2007.png
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Municipality Lü
Lawinenwinter 1951 Lue Daint.jpg
Autor/Urheber:
Werner Lüdi
, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Im Lawinenwinter 1951 zerstörter Weiler Lü Daint, durchs Militär geräumt.
Roh-vallader-Lü.ogg
Autor/Urheber: Terfili, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Unterengadinische (Vallader) Aussprache des Ortsnamen "Lü". Sprecherin ist eine weibliche Person aus Strada. L1: Vallader & Schweizerdeutsch, geboren 1986.