Kurt Neubauer (Politiker)

(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F050815-0028 / Schütz, Klaus / CC-BY-SA 3.0
Kurt Neubauer (links im karierten Jackett) im Gespräch mit Herbert Wehner, Aufnahme aus dem Jahr 1977
Das Grab von Kurt Neubauer und seiner Ehefrau Anneliese geborene Riedel auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin
Gedenktafel am Haus, Krossener Straße 22, in Berlin-Friedrichshain

Kurt „Kutte“ Neubauer (* 30. September 1922 in Berlin; † 9. Dezember 2012 ebenda[1]) war ein deutscher Politiker (SPD). Er war Mitglied des Deutschen Bundestages sowie Bürgermeister und Innensenator von Berlin.

Leben

Neubauer absolvierte eine Feinmechanikerlehre, diente im Arbeitsdienst und in der Wehrmacht. Nach der Kriegsgefangenschaft trat er in die SPD ein. Er wurde Kreisvorsitzender von Berlin-Friedrichshain und 1950 Mitglied des SPD-Landesvorstandes. Er organisierte den Aufstieg Willy Brandts zum Berliner SPD-Chef und wurde zu einer Schlüsselfigur der Berliner Sozialdemokraten. 1962 wurde er stellvertretender SPD-Vorsitzender Berlins.

Er gehörte vom 1. Februar 1952 bis zum 16. April 1963 als vom Abgeordnetenhaus gewählter Berliner Vertreter dem Deutschen Bundestag an. Bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 lebte Neubauer im Ostteil Berlins. Er war neben Margarete Heise einer der Bundestagsabgeordneten, die einen Wohnsitz im sowjetischen Sektor der Stadt besaßen. Er betrieb in Bonn einen zweiten Wohnsitz. Am Tag des Mauerbaus hielt sich Neubauer in Nürnberg auf, seine Familie in West-Berlin. Der gesamten Familie wurde danach bis in die frühen 1970er Jahre die Einreise in die DDR und nach Ost-Berlin verweigert.

Das Bundestagsmandat legte er nieder, um am 11. März 1963 Senator für Jugend und Sport in Berlin zu werden. Im Oktober 1967 wechselte er aus dem Amt des Jugend- in das des Innensenators und wurde zugleich Bürgermeister. Als Innensenator war er unter anderem für den Einsatz des umstrittenen V-Manns Peter Urbach in der Berliner Studentenszene verantwortlich, auch der nie aufgeklärte Mord an dem V-Mann Ulrich Schmücker fiel in seine Dienstzeit. 1975 gab er das Bürgermeisteramt an Hermann Oxfort (FDP) ab, blieb aber bis 1977 Innensenator. Weil er ein Aufsichtsratshonorar verspätet an die Berliner Landeskasse abgeführt hatte, geriet er zunehmend unter politischen Druck und trat zurück.

Der Berliner Senat zeichnete Neubauer am 3. November 1993 mit dem Ehrentitel Stadtältester aus. Darüber hinaus wurde er mit der Ernst-Reuter-Plakette und dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt.[2]

Neubauer war zum Zeitpunkt seiner ersten Wahl ins Bonner Parlament (1952) dessen jüngster Abgeordneter. Er war, bis er 2012 starb, der letzte noch lebende Abgeordnete des ersten Deutschen Bundestages.[3]

Literatur

  • Bernhard Meyer: Kurt Neubauer – Stadtältester von Berlin. In: Berliner LeseZeichen, Heft 3/1994, S. 28–33.
  • Werner Breunig, Andreas Herbst (Hrsg.): Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 19). Landesarchiv Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, S. 272.

Weblinks

Commons: Kurt Neubauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ex-Innensenator Neubauer ist tot
  2. Traueranzeige des Berliner Innensenators, Berliner Zeitung vom 15./16. Dezember 2012
  3. Bernd Haunfelder: Rekordhalter im Parlament

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Bundeskanzler Helmut Schmidt in Berlin (West) auf Sitzung des SPD-Vorstandes und des SPD-Parteirats im Rathaus Schöneberg (links: Kurt Neubauer, rechts: Herbert Wehner)
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Das Grab des deutschen Politikers (SPD) Kurt Neubauer und seiner Ehefrau Anneliese geborene Riedel auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin.