Krug & Schadenberg

Der Verlag Krug & Schadenberg ist ein Independent-Verlag, den Dagmar Schadenberg und Andrea Krug 1993 in Berlin gegründet haben und seitdem ausschließlich lesbische Literatur und Sachbücher verlegen.

Geschichte

Im Zuge der Frauen- und Lesbenbewegung ab den 1970er Jahren entstanden neben Frauenbuchläden und Frauenverlagen auch Verlage speziell für Lesbenliteratur. Werke von Autorinnen, die über lesbische Themen schrieben, wurden zu dieser Zeit von etablierten Verlagen häufig abgelehnt, selbst wenn die Autorinnen bereits renommierte Schriftstellerinnen waren. Ein Argument für die Ablehnung war, dass man bereits einen lesbischen Titel im Programm habe. Lesbische Autorinnen gaben ihre Bücher häufig im Selbstverlag heraus. Unter dem Titel Frauenliebe erschienen 1975 Texte aus der amerikanischen Lesbenbewegung, die eine Arbeitsgruppe des Westberliner Lesbischen Aktionszentrums übersetzt hatten und im eigenen Coming Out Verlag veröffentlichten. Das Buch erschien bis 1981 in vier Auflagen. In den 1970er und 80er Jahren nahmen Lesbenselbstverlage und reguläre Verlage für lesbische Literatur ihre Arbeit auf, von denen keiner mehr besteht.[1]

Den Verlag Krug & Schadenberg gründeten die Grafikerin Dagmar Schadenberg und die Verlagslektorin Andrea Krug im Mai 1993 in Berlin. Ziel war es, „Bücher für Lesben und frauenliebende Frauen“ zu verlegen. Nach dem Tod von Susanne Amrain 2008 übernahmen sie Bücher des Daphne-Verlags, die teilweise noch lieferbar sind.[1] Im Laufe der Jahre habe sich das Verlagsspektrum verändert, so Andrea Krug 2010. „Wir brauchen heute nicht mehr ganz so viel „Identifikationsliteratur“ oder so viele Coming-out-Geschichten, weil Lesbischsein hierzulande inzwischen nicht mehr als exotisch gilt.“[2] 2020 wurde Krug & Schadenberg als einer von 66 kleinen und unabhängigen Verlage mit dem Gütesiegel Deutscher Verlagspreis und 20.000 Euro ausgezeichnet.[3]

Verlagsprogramm

Neben Romanen zeitgenössischer Autorinnen verlegen Krug & Schadenberg Biografien sowie Sachbücher über Themen wie Lesben und Alter(n), lesbische Lehrerinnen, Lesben in den Wechseljahren und im Coming-out. Sie werden zeitgleich als E-Book und als gedruckte Bücher herausgegeben. Auch ältere Titel wurden fast alle digitalisiert. Ihr erstes Buch Susie Sexperts Sexwelt für Lesben von Susie Bright, das 1993 erschien, wurde im Nachrichtenmagazin Der Spiegel[4] kurz besprochen. Es folgten Übersetzungen meist aus dem amerikanischen Englisch.[1]

Zu den amerikanischsprachigen Autorinnen zählt unter anderem Leslie Feinberg, deren Roman Stone Butch Blues laut Verlagswebsite „hierzulande die Genderdebatte angestoßen hat“.[1] Übersetzt und verlegt wurden auch Bücher von Emma Donoghue und Sarah Waters sowie Klassiker, wie 2018 Desert Hearts der kanadischen Autorin Jane Rule. Von den deutschsprachigen Autorinnen ist vor allem Claudia Breitsprecher zu nennen.[1]

Von Karin Kallmaker wurde eine Reihe von unterhaltsamen Lesbenbüchern verlegt. Es handelt sich dabei vor allem um Erzählungen, „in denen zwei Frauen trotz aller Schwierigkeiten ihr Glück finden […].[5]

Aus dem französischen Sprachraum tragen die preisgekrönte Autorin Mireille Best (Es gibt keine Menschen im Paradies) und die Frankokanadierin Louise Auger (Eine Sommerliebe in Paris) zum Verlagsprogramm bei.[2]

Die indisch-britische Autorin Shamim Sarif veröffentlichte bei Krug & Schadenberg die Übersetzungen ihrer ersten drei Romane Die verborgene Welt (2007) – welcher unter dem Originaltitel The World Unseen[6] verfilmt wurde – und Das Leben, von dem sie träumten (2010) sowie Mitten ins Herz (2012), der unter dem Originaltitel I Can't Think Straight in der Regie der Autorin mit Lisa Ray and Sheetal Sheth in den Hauptrollen ebenfalls verfilmt wurde.

Während ferne Orte und Sitten bei Shamim Sarif eine tragende Rolle spielen, werden sämtliche Handlungsstränge in dem Ende 2009 erschienenen Roman Turbulenzen von Leslie Larson am Los Angeles International Airport gebündelt. Dieser literarische Thriller wurde im DeutschlandRadio als „unbedingt lesenswert“ empfohlen.[7] Er löste außerdem eine Debatte über die inhaltliche Ausrichtung des Verlages aus, die sich um die Frage drehte, was einen lesbischen Roman ausmacht.

2018 wurde erstmals mit Der schottische Bankier von Surabaya von Ian Hamilton ein Buch eines Autors herausgegeben, ein Krimi mit lesbischer Hauptperson.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Doris Hermanns: »Von heute an gibt’s mein Programm!« Zur Geschichte der Frauenbuchläden und Frauen- und Lesbenverlage, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Band 75, De Gruyter, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-067301-2, S. 180–183
  2. a b Interview mit Verlegerin Andrea Krug von Krug und Schadenberg. l-talk.de am 11. Dezember 2010 (Memento vom 13. September 2013 im Internet Archive).
  3. Krug & Schadenberg. Lesbischer Verlag erhält Gütesiegel der Bundesregierung, queer.de, 25. Mai 2020
  4. DER SPIEGEL 41/1993
  5. Vgl. das im Mai 2008 geführte Interview mit Karin Kallmaker: “[…] of how two women create happiness, against all odds […]. We work, love, laugh and deal with life 24/7, and romance novels take our ‘ordinary’ existence and make it extraordinary.” In Their Own Words: Part 1. (Nicht mehr online verfügbar.) In: AfterEllen.com. 26. März 2008, archiviert vom Original am 19. Oktober 2012; abgerufen am 28. August 2018 (englisch).
  6. Vgl. auch: Die verborgene Welt (2007). In: Internet Movie Database. Abgerufen am 28. August 2018. Und: Die verborgene Welt. (Nicht mehr online verfügbar.) Zelluloid.de, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 28. August 2018.
  7. Gertrud Lehnert: Buchkritik: Menschen am Flugplatz. Deutschlandradio Kultur vom 2. Juni 2009.