Kreis Karl-Marx-Stadt-Land

Basisdaten[1]
Bezirk der DDRKarl-Marx-Stadt
KreisstadtKarl-Marx-Stadt
Fläche291 km² (1989)
Einwohner99.126 (1989)
Bevölkerungsdichte341 Einwohner/km² (1989)
Kfz-KennzeichenT und X
DDR-Bezirk-KMS-Kreis-KMS.png
Der Kreis Karl-Marx-Stadt-Land
im Bezirk Karl-Marx-Stadt

Der Kreis Karl-Marx-Stadt-Land (zu Beginn und Ende kurzzeitig Kreis Chemnitz-Land) war ein Landkreis im Bezirk Karl-Marx-Stadt der DDR. Von 1990 bis 1994 bestand er als Landkreis Chemnitz im Land Sachsen fort. Sein Gebiet gehört heute zur kreisfreien Stadt Chemnitz, zum Landkreis Mittelsachsen, zum Erzgebirgskreis, sowie zum Landkreis Zwickau in Sachsen.

Geographie

Lage

Der Kreis befand sich am Nordrand des Erzgebirges und umschloss kragenförmig den Stadtkreis Karl-Marx-Stadt.

Nachbarkreise

Der Kreis Karl-Marx-Stadt-Land grenzte im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Kreise Rochlitz, Hainichen, Flöha, Stadtkreis Karl-Marx-Stadt, Zschopau, Stollberg, Hohenstein-Ernstthal und Glauchau.

Landschaft

Der westliche und östliche Teil des Landkreises lag im Erzgebirgischen Becken. Diese Landschaft zwischen Zwickau und Karl-Marx-Stadt stellte nicht, wie der Name vermuten lässt, ein durchgehendes Becken dar. Das Hügelland wurde westlich von Karl-Marx-Stadt von den Muldentälern der Würschnitz und des Kappelbachs gegliedert. In den Tälern lagen Industrieorte, auf den Höhenrücken überwog das Ackerland gegenüber dem Wald. Das galt auch für die lehmigen und lehmig-sandigen Hochflächen im Südteil des Landkreises, die dem Niederen Westerzgebirge angehörten. Hier erreichte der Landkreis im Kemtauer Felsen (583 m) seinen höchsten Punkt. In einem engen und meist steilwandigen Tal durchfloss die Zwönitz das Landschaftsschutzgebiet Kemtauer Wald. Bereits zwischen 1890 und 1893 wurde bei Einsiedel eine Talsperre zur Trinkwasserversorgung von Chemnitz angelegt.

Der nördliche Teil des Landkreises gehörte zum Mittelsächsischen Lößlehmgebiet. Waldreste sind hier nur an den Talhängen der Flüsse erhalten. Eine Ausnahme bildete das bewaldete Landschaftsschutzgebiet Rabensteiner Wald-Pfaffenberg mit dem 483 m hohen Totenstein. Die Chemnitz durchbrach das Gebirge in einem engen Tal, in dem unterhalb von Markersdorf das Landschaftsschutzgebiet Schweizertal lag.[2]

Geschichte

Bereits 1874 war im Königreich Sachsen die Amtshauptmannschaft Chemnitz eingerichtet worden, die 1939 in Landkreis Chemnitz umbenannt wurde. Der Landkreis Chemnitz gehörte nach 1945 zum Land Sachsen und somit seit 1949 zur DDR.

Am 25. Juli 1952 kam es in der DDR zu einer umfassenden Kreisreform, bei der unter anderem die Länder ihre Bedeutung verloren und neue Bezirke gegründet wurden. Teile des Landkreises Chemnitz fielen an den neuen Kreis Stollberg. Aus dem verbleibenden Kreisgebiet wurde zusammen mit einem Teil des Landkreises Rochlitz der Kreis Chemnitz-Land (1953 umbenannt in Kreis Karl-Marx-Stadt-Land) gebildet. Er wurde dem Bezirk Chemnitz (1953 umbenannt in Bezirk Karl-Marx-Stadt) zugeordnet,[3] Kreissitz wurde die Stadt Chemnitz (1953 umbenannt in Karl-Marx-Stadt).

Der Landkreis Chemnitz gab 1952 folgende Gemeinden ab:

Auerbach, Brünlos, Dorfchemnitz, Gornsdorf, Günsdorf, Hormersdorf, Jahnsdorf, Leukersdorf, Meinersdorf, Niederdorf, Pfaffenhain, Stollberg, Thalheim und Ursprung.
  • 22 Gemeinden verblieben im Altkreis Chemnitz:
Adorf, Altenhain, Auerswalde, Bräunsdorf, Burkhardtsdorf, Dittersdorf, Einsiedel, Euba, Garnsdorf, Grüna, Kändler, Kemtau, Klaffenbach, Kleinolbersdorf, Limbach-Oberfrohna, Mittelbach, Neukirchen, Niederfrohna, Pleißa, Röhrsdorf und Wittgensdorf.

Sie bildeten, ergänzt durch

Burgstädt, Hartmannsdorf, Helsdorf, Köthensdorf-Reitzenhain, Mohsdorf, Mühlau und Taura,

den neuen Kreis Chemnitz-Land.

Die Stadt (Stadtkreis), der Kreis (Landkreis) und der Bezirk Chemnitz wurden am 10. Mai 1953 in Karl-Marx-Stadt umbenannt, die Rückbenennung erfolgte zu Jahresbeginn 1990.

Besonders Umgliederungen aus anderen Kreisen trugen zu einer Erhöhung der Gemeindeanzahl bei, die bei Kreisauflösung 31 war:

  • 4. Dezember 1952 – Umgliederung Claußnitz, Diethensdorf und Markersdorf b. Burgstädt vom Kreis Rochlitz in den Kreis Chemnitz-Land
  • 4. Dezember 1952 – Umgliederung von Niederlichtenau und Oberlichtenau von Kreis Flöha in den Kreis Chemnitz-Land
  • 1. Januar 1967 – Umgliederung von Merzdorf aus dem Kreis Hainichen und Eingliederung in die Gemeinde Niederlichtenau
  • 1. Januar 1974 – Eingliederung von Helsdorf in die Stadt Burgstädt
  • 1. April 1974 – Zusammenschluss von Kleinolbersdorf und Altenhain zur Gde. Kleinolbersdorf-Altenhain
  • 1. Januar 1994 – Zusammenschluss von Niederlichtenau und Oberlichtenau zur Gde. Lichtenau
  • 1. März 1994 – Eingliederung von Diethensdorf und Markersdorf b. Burgstädt in die Gde. Claußnitz

Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis Chemnitz-Land in Landkreis Chemnitz umbenannt.[4] Anlässlich der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde der Landkreis im Oktober 1990 dem wiedergegründeten Land Sachsen zugesprochen. Bei der ersten sächsischen Kreisreform ging er am 1. August 1994 in den neuen Landkreisen Chemnitzer Land (mit acht Gemeinden) und Mittweida (mit neun Gemeinden) auf. Die südlichen Orte wurden dem Landkreis Stollberg bzw. der Stadt Chemnitz angegliedert.

Einwohnerentwicklung

Kreis Karl-Marx-Stadt-Land[1]
Jahr197119811989
Einwohner122.411107.59199.126

Wirtschaft

Der Landkreis Karl-Marx-Stadt war sehr stark industrialisiert. Rund drei Viertel der Industriebeschäftigten arbeiteten in der Textilindustrie. Die bedeutendsten Industrieorte waren Burgstädt und Limbach-Oberfrohna. Erst der verhältnismäßig späte Eisenbahnanschluss 1872 von Burgstädt durch die Haupteisenbahnlinie Leipzig-Chemnitz förderte eine größere Industrialisierung in der Stadt. Die Industrie Burgstädts umfasste den Textilmaschinenbau, die Metallwarenherstellung, die Feinspinnerei sowie die Trikotagen-Handschuh-, Nahrungsmittel- und Kartonagenherstellung. Ein ähnliches Produktionsprofil kennzeichnete Limbach-Oberfrohna und die umliegenden Gemeinden. 1872 erhielt die Stadt durch eine Stichbahn den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Heinrich Mauersberger entwickelte 1946–1949 in Limbach-Oberfrohna das nähwirktechnische Verfahren «Malimo» (Mauersberger-Limbach-Moltongewebe, ein neues textiles Fertigfabrikat sowie Herstellungsverfahren), das seit 1954 zu einer Umwälzung in der Textilindustrie der DDR führte. In Mühlau bei Burgstädt wurde 1826 die erste Dampfmaschine in der sächsischen Textilindustrie aufgestellt.[2]

Verkehr

Der Nahverkehr des Landkreises war auf Karl-Marx-Stadt ausgerichtet. Pendlerströme und Fernverkehr benutzten sieben sternförmig auf Karl-Marx-Stadt zulaufende Fernverkehrs- und fünf Landstraßen. Gleichermaßen führen auch sieben Eisenbahnlinien durch den Landkreis in die Bezirksstadt. Über die Anschlussstellen Wüstenbrand, Rabenstein-Karl-Marx-Stadt und Karl-Marx-Stadt-Nord war der westliche und nördliche Landkreis an die Autobahn Hermsdorfer Kreuz – Dresden sowie über den Anschluss Karl-Marx-Stadt-Süd an die Autobahn nach Plauen angeschlossen.[2]

Bevölkerungsdaten

Bevölkerungsübersicht aller 31 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Sachsen kamen.[5]

AGSGemeindeEinwohnerFläche (ha)
3. Oktober 199031. Dezember 1990
14018010Adorf/Erzgeb.1 4571 409672
14018030Auerswalde2 2832 2751 167
14018040Bräunsdorf1 1141 110696
14018050Burgstädt, Stadt12 60912 4952 027
14018060Burkhardtsdorf3 9243 8991 028
14018070Claußnitz1 9801 9921 096
14018080Diethensdorf507505490
14018090Dittersdorf1 9731 9631 184
14018100Einsiedel3 1943 1671 093
14018110Euba1 1991 1931 173
14018120Garnsdorf654657651
14018130Grüna4 5294 5361 381
14018140Hartmannsdorf4 8514 8201 028
14018160Kändler1 5761 533315
14018170Kemtau1 5481 545596
14018180Klaffenbach1 8301 821864
14018190Kleinolbersdorf-Altenhain1 3211 3161 308
14018200Köthensdorf-Reitzenhain819813449
14018210Limbach-Oberfrohna, Stadt22 32322 3241 580
14018220Markersdorf b. Burgstädt1 2761 261525
14018230Mittelbach1 5361 528694
14018240Mohsdorf952946520
14018250Mühlau2 2052 201808
14018260Neukirchen/Erzgeb.5 2875 3001 340
14018270Niederfrohna2 3322 3041 010
14018280Niederlichtenau1 3481 3371 139
14018290Oberlichtenau1 1351 096376
14018300Pleißa2 0221 971722
14018310Röhrsdorf2 4222 4111 217
14018320Taura b. Burgstädt2 2042 188663
14018330Wittgensdorf5 1085 0611 254
14018 Landkreis Chemnitz97 51896 97729 069

Kfz-Kennzeichen

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 (da bereits als Landkreis Chemnitz) dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit den Buchstabenpaaren TJ, TK, TL, TM, XJ, XK, XL und XM begannen, zugewiesen.[6] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war XX 00-01 bis XX 99-99.[7]

Einzelnachweise

  1. a b Statistische Jahrbücher der Deutschen Demokratischen Republik. In: DigiZeitschriften. Abgerufen am 6. Oktober 2009.
  2. a b c versch. (Hrsg.): Diercke Lexikon Deutschland – Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost). Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990
  5. Regionalregister Sachsen
  6. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 303.
  7. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 526.

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