Kopist

Kopist
Kopist

Der Kopist ist ein Schreiber, dessen Aufgabe in erster Linie darin besteht, Texte abzuschreiben (zu kopieren), die andere verfasst haben. Der Begriff wird in der Malerei bzw. bildenden Kunst auch für einen Maler verwendet, der das Gemälde eines anderen Künstlers kopiert und in der Musik für einen Notenkopisten.

Zur Rolle von Kopisten

Waren Kopisten im Mittelalter häufig in Skriptorien von Klöstern und Stiften am Werk, um kirchliche oder wissenschaftliche Werke zu vervielfältigen, so verschwand dieser Berufszweig mit der Erfindung des Buchdrucks fast völlig.

In der Musik

Kopisten für Musik, z. B. von Hofkapellen, waren meist dort angestellte Musiker. Oft blieben sie aber anonym, sind jedoch an ihrer Schrift zu erkennen, was für die Musikwissenschaft, zum Beispiel in der Joseph-Haydn-Forschung bedeutungsvoll ist.[1] Kopisten für Musik, die die Orchesterstimmen aus den handgeschriebenen Partituren der Komponisten herausschreiben, gibt es bis heute. Ein guter Noten-Kopist kann abschätzen, wie Systeme, Takte und Noten auf einer Seite angeordnet werden sollen, um dem Musiker ein möglichst angenehmes Lesen und Blättern zu ermöglichen. Früher wurden den Kopisten auch einfachere kompositorische Tätigkeiten wie das Ergänzen von Begleitstimmen oder Instrumentation anvertraut. Obwohl der Notensatz mit dem Computer immer bessere Ergebnisse erzielt, kann es immer wieder vorkommen, dass kurzfristig die Stimmen einer Neukomposition oder Transpositionen benötigt werden oder die Notation eines Werkes für die Notensatzprogramme zu komplex ist. In solchen Fällen kann ein Kopist nötig sein.

In der bildenden Kunst

Original und Kopie in der bildenden Kunst
Die Hochzeit von Tobias und Sara,
Gemälde von Jan Steen, um 1667
Die Eheverschreibung,
Radierung von Karl Schröder, vor 1844

Durch Kopisten geschaffene Druckformen, wie Kupferstiche, Stahlstiche, Radierungen und Lithografien dienten vor der Entwicklung fotografischer Reproduktionstechniken der Verbreitung von Kunstwerken aus privaten und herrschaftlichen Sammlungen für ein breites Publikum.[2]

Literatur

  • Georges Jean: Die Geschichte der Schrift. Reihe „Abenteuer Geschichte“ (Bd. 18), Otto Maier, Ravensburg 1991, Kapitel: Vom Kopisten zum Drucker, S. 73–96. ISBN 3-473-51018-1.
  • Thomas Hochradner: Kopisten. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.

Weblinks

Commons: Schreiber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kopist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kopist – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ausführliche Beschreibung im Österreichischen Musiklexikon
  2. Ilka Voermann: Die Kopie als Element fürstlicher Gemäldesammlungen im 19. Jahrhundert. Lukas, Berlin 2012, ISBN 978-3-86732-135-8

Auf dieser Seite verwendete Medien

Schroeder Die Eheverschreibung.jpg
Karl Schröder: Die Eheverschreibung. Radierung nach einem Gemälde von Jan Steen.
Scriptorium-monk-at-work.jpg
Titel: SCRIPTORIUM MONK AT WORK (From Lacroix). [Skriptorium, Mönch bei der Arbeit]
Ein Mönch kopiert einen Text aus einem großen Buch auf seinem Schreibtisch.
The marriage of Tobias and Sarah, by Jan Steen.jpg
The marriage of Tobias and Sarah (Tobit 7)
  • oil on canvas
  • 131 x 172 cm