Konklave 1352

Das Konklave von 1352 (16.–18. Dezember) wurde nach dem Tod von Papst Clemens VI. einberufen; es wählte zu seinem Nachfolger Étienne Aubert, der unter den Namen Innozenz VI. der fünfte Papst mit Sitz in Avignon war (vgl. Avignonesisches Papsttum). Dieses Konklave ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Kardinäle zum ersten Mal in der Geschichte eine Wahlkapitulation verfassten, die die Macht des neuen Amtsinhabers beschränken sollte.

Erste Wahlkapitulation bei einer Papstwahl

Am 16. Dezember trafen fünfundzwanzig Kardinäle im Palais des Papes in Avignon ein. Zu Beginn des Konklaves verfassten sie eine Wahlkapitulation, obwohl einige von ihnen (darunter Kardinal Aubert) dies mit dem Vorbehalt machten, sofern es nicht gegen das Kirchenrecht verstoße. Die Bedingungen des Schreibens waren:

  • Das Kardinalskollegium wird auf 20 Mitglieder begrenzt; neue Kardinäle werden erst ernannt, wenn ihre Zahl auf 16 gesunken ist.
  • Die Ernennung, Exkommunikation, Entziehung des Wahlrechts, Beschlagnahme von Vermögen oder Einnahmen von Kardinälen müssen vom Kollegium mit Zweidrittelmehrheit genehmigt werden, ebenso die Beantragung von Subsidien von Souveränen oder nationalen Geistlichen.
  • Das Kollegium hat ein Vetorecht bei päpstlichen Entscheidungen und Richtlinien.
  • Alle päpstlichen Einkünfte warden mit dem Kollegium geteilt.

Die Wahlkapitulation wird als Teil der allgemeinen Strategie des Kardinalskollegiums angesehen, die päpstliche Macht zu begrenzen und die Regierung der Kirche in eine Oligarchie anstelle einer Monarchie zu verwandeln.

Wahl von Papst Innozenz VI.

Nach der Unterzeichnung der Wahlkapitulation begann die Papstwahl. Anfangs wurde die Kandidatur von Jean Birel vorgeschlagen, General des Kartäuserordens und kein Kardinal, aber verehrt für seine Frömmigkeit. Aber Kardinal Talleyrand wandte sich an das Kardinalskollegium, dass es unklug, wenn nicht gar gefährlich sei, bei solch kritischer Lage in Europa einen neuen Coelestin V. zu wählen, d. h. einen heiligen, aber völlig inkompetenten Papst. Das Kollegium stimmte schließlich mit ihm überein und gab die Kandidatur von Birel zugunsten von Kardinal Étienne Aubert, Bischof von Ostia auf, der am 18. Dezember einmütig zum Papst gewählt wurde. Er nahm die Wahl an und nannte sich Innozenz VI. Am 30. Dezember wurde er feierlich in der Kathedrale Notre-Dame-des-Doms in Avignon durch den Kardinalprotodiakon Gaillard de la Mothe gekrönt.

Am 6. Juli 1353 erklärte Papst Innozenz VI. die vom Konklave beschlossene Wahlkapitulation für ungültig, weil es die Regel verletze, dass (juristische) Geschäfte während eines Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes beschränkt seien, sowie die die Machtfülle des päpstlichen Amtes verletze. Dennoch wurden in den meisten Konklaven, die in den nächsten 300 Jahren abgehalten wurden, Wahlkapitulationen unterzeichnet.

Wahlberechtigte

Papst Clemens VI. starb am 6. Dezember 1352 in Avignon. Während seines Pontifikats weigerte er sich beständig, nach Rom zurückzukehren und kaufte stattdessen die Souveränität über Avignon (wo der päpstlicher Hof residierte) von der Königin Johanna I. von Neapel. Bei seinem Tod gab es 26 lebende Kardinäle. 25 von ihnen nahmen am Konklave teil

KardinalKardinaltitelErnannt amdurchAnmerkungen
Pierre DesprèsBischof von Palestrina20. Dezember 1320Johannes XXII.Kardinaldekan;
Hélie de Talleyrand-Périgord, Bischof von AuxerreBischof von Albano25. Mai 1331Johannes XXII.Kardinalprotektor des Franziskanerordens
Bertrand de DéaulxBischof von Sabina18. Dezember 1338Benedikt XII.
Guillaume de Court, O.Cist.Bischof von Frascati18. Dezember 1338Benedikt XII. (Kardinalnepot)Kämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums
Etienne Aubert (Papst Innozenz VI.)Bischof von Ostia und Velletri20. September 1342Clemens VI.Großpönitentiar
Guillaume d’Aure, O.S.B.Kardinalpriester von Santo Stefano al Monte Celio18. Dezember 1338Benedikt XII.Generalinquisitor
Hugues Roger, O.S.B.Kardinalpriester von San Clemente20. September 1342Clemens VI. (Bruder von Papst Clemens VI.)
Pierre Bertrand de ColombierKardinalpriester von Santa Susanna27. Februar 1344Clemens VI.
Gil Álvarez Carillo de AlbornozKardinalpriester von San Clemente17. Dezember 1350Clemens VI.
Pasteur de Sarrats, O.F.M.Kardinalpriester von Santi Marcellino e Pietro17. Dezember 1350Clemens VI.
Raymond de Canillac, C.R.S.A.Kardinalpriester von Santa Croce in Gerusalemme17. Dezember 1350Clemens VI. (Neffe von Clemens VI.)
Guillaume d’Aigrefeuille, O.S.B.Kardinalpriester von Santa Maria in Traspontina17. Dezember 1350Clemens VI. (Neffe von Clemens VI.)
Nicola CapocciKardinalpriester von San Vitale17. Dezember 1350Clemens VI.
Pasqual de MontesquieuKardinalpriester von Santi XII Apostoli17. Dezember 1350Clemens VI.
Arnaud de Villemur, C.R.S.A.Kardinalpriester von San Sisto Vecchio17. Dezember 1350Clemens VI.
Pierre de CrosKardinalpriester von Santi Silvestro e Martino ai Monti17. Dezember 1350Clemens VI. (Kardinalnepot)
Gilles Rigaud, O.S.B.Kardinalpriester von Santa Prassede17. Dezember 1350Clemens VI.
Jean de Moulins, O.P.Kardinalpriester von Santa Sabina17. Dezember 1350Clemens VI.
Gaillard de la MotheKardinaldiakon von Santa Lucia in Selci17. Dezember 1360Johannes XXII.Kardinalprotodiakon
Bernard de La TourKardinaldiakon von Sant’Eustachio20. September 1342Clemens VI. (Kardinalnepot)
Guillaume de La JugieKardinaldiakon von Santa Maria in Cosmedin20. September 1342Clemens VI. (Kardinalnepot)
Nicolas de BesseKardinaldiakon von Santa Maria in Via Lata27. Februar 1344Clemens VI. (Kardinalnepot)
Pierre Roger de BeaufortKardinaldiakon von Santa Maria Nuova28. Mai 1348Clemens VI. (Kardinalnepot)
Rinaldo OrsiniKardinaldiakon von Sant’Adriano al Foro17. Dezember 1350Clemens VI.
Jean de CaramanKardinaldiakon von San Giorgio in Velabro17. Dezember 1350Clemens VI.

19 Kardinäle wurden von Clemens VI. ernannt, acht von ihnen gehörten zu seiner Familie. Von den verbleibenden sechs waren drei von Johannes XXII. und drei von Benedikt XII. ernannt worden.

Das Amt des Camerlengo, das wichtigste während der Sedisvakanz, wurden von Stefano Aldebrandi Cambaruti, Erzbischof von Toulouse, versehen, der kein Kardinal war.

Nur ein Kardinal (von Clemens VI. ernannt) nahm nicht am Konklave teil, da er als Legat in Frankreich war, wo er erfolglos versuchte, während des Hundertjährigen Kriegs Frieden zwischen Frankreich und England zu stiften

KardinalKardinaltitelErnannt amdurchAnmerkungen
Guy de BoulogneBischof von Porto-Santa Rufina20. September 1342Clemens VI.Päpstlicher Legat in Frankreich

Quellen

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Emblem of the Holy See when the see is vacant.

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