Kokarde (Abzeichen)

Männer mit Kokarden an der Jakobinermütze
Italienische Kokarde am Hut der historischen Uniform eines Carabiniere (wird gegenwärtig so getragen)
Kokarden für Mannschaftsdienstgrade, passend für Pickelhauben, Tschakos und Tschapkas an Knopf 91. Oben Deutsches Reich, unten Königreich Preußen
Preußischer Helm der Artillerietruppen mit rechtsseitiger Kokarde

Eine Kokarde ist ein ursprünglich kreisförmiges Abzeichen, meist mit militärischer oder politischer Bedeutung, zum Beispiel als Aufnäher auf Kleidern und Uniformmützen oder als Lackierung auf den Flügeln von Militärflugzeugen.

Spätere Formen waren Schleifen und Ovale, zum Teil mit seitlichen Flügeln (Luftwaffe, NVA).

Nach den Regeln der Heraldik steht in der Mitte immer die wichtigste, die sogenannte Herzfarbe. Die Farben werden von innen nach außen aufgezählt.

Die Coquarde in Frankreich

Im 17. Jahrhundert verstand man in Frankreich unter coquarde eine am Hut befestigte Bandschleife als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung.

Während der Französischen Revolution verbreitete sich die Kokarde intensiv. Sie wurde an den Kleidern oder auf Mützen getragen als sichtbares Zeichen, Anhänger der Revolution zu sein. Vermutlich wurde ihre farbliche Zusammensetzung in der Nacht vom 13. zum 14. Juli 1789 entwickelt. Am 17. des gleichen Monats nahm Ludwig XVI. sie bei seinem Besuch in Paris nach Anraten Baillys und Lafayettes offiziell an. Ab dem 8. Juli 1792 wurde sie für Männer verpflichtend, während man den Frauen dies erst ab dem 21. September 1793 abverlangte. Die Regelungen blieben so bis 1796 bestehen[1].

Ausbreitung in Europa

Die Heere Napoleons brachten die blau-weiß-rote Kokarde nach ganz Europa. In den Befreiungskriegen verwendeten die Gegner Napoleons Kokarden in ihren Landesfarben als militärisches Erkennungszeichen, beispielsweise:

  • Preußen: schwarz-weiß
  • Österreich: schwarz-gelb
  • Großbritannien: rot-weiß-blau
  • Italien: grün–weiß–rot
  • Russland: gelb-schwarz-weiß und weiß-blau-rot
  • Portugal: rot-blau
  • Spanien: rot

Uniformkokarden in Deutschland

1871–1945

Hanseatische Kokarde der Infanterie aus Lübeck, Bremen und Hamburg, 1866 bis 1919

In Deutschland bzw. in den deutschen Staaten vor der Reichsgründung wurden Kokarden zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt (z. B. Preußen 1813). Im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich wurden die Kokarden folgendermaßen verwendet:

  • schwarz-weiß und Landeskokarde: Norddeutscher Bund ab 1867
  • Reichskokarde (rot-weiß-schwarz) und Landeskokarde: Deutsches Kaiserreich ab 22. März 1897[2][3]
  • Bis November 1918 zur Reichskokarde die der vier Königreiche Bayern, Preußen, Sachsen und Württemberg sowie der Länder (Grafik Reichs– und Länderkokarden der Deutschen Armee vor 1919)

Trageweisen und Beschaffenheit vor 1919

Auf Pickelhauben wurde ab dem 22. März 1897 vom gesamten Reichsheer die deutsche Reichskokarde rot-weiß-schwarz rechts anstelle der Landeskokarde getragen, die auf die linke Seite umgesteckt werden musste. An Tschakos, Tschapkas und Pelzmützen wurde die Reichskokarde ebenfalls rechts angebracht, das Feldzeichen führte die Farben der Landeskokarde. Für Mannschaftsdienstgrade wiesen fast alle Kokarden ein mittiges Loch von ca. 18 mm Durchmesser auf (Bild rechts), um an Knopf 91 angebracht und mittels Kinnriemenhalterung fixiert werden zu können. An den Feld–, Schirm– und Dienstmützen wurde die Landeskokarde mittig auf dem farbigen Besatzstreifen unten und die deutsche Reichskokarde oben auf der Mitte des Grundtuchs getragen, soweit nicht besonders an der Mütze zu tragende Auszeichnungen einen weiteren Abstand beider Kokarden bedingten.[4]

In der Regel hatten die Kokarden einen Durchmesser von 4,8 cm und waren für die Mannschaftsdienstgrade aus Messing oder Eisenblech gefertigt, in Bayern hingegen aus Neusilber. Der klassische gezackte Rand war durch alle Länder hindurch gleich, nur für Hessen und Sachsen wiesen sie einen glatten Rand auf. Offiziersdienstgrade trugen anstelle des weiß lackierten Bereichs einen silbernen Ringaufsatz auf ihren Kokarden, die einen größeren Durchmesser von 5,5 cm aufwiesen. Auch hier waren die Ränder gezackt mit Ausnahme glatter Ränder in Hessen, Sachsen und Württemberg.[5]

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es verschiedene Erscheinungsformen. So wurden auf Dienstmützen von Landesbediensteten lange Zeit Kokarden in den Landesfarben verwendet. Bei den Landespolizeien wurden die Kokarden auf die Bundesfarben in den 1970er Jahren umgestellt. Einige Bundesländer verwenden aber auch gar keine Kokarde. Bei Bundesbediensteten wurde bald die Kokarde in den Bundesfarben eingeführt, sie wird an der Kopfbedeckung getragen. In Deutschland ist sie an Uniformen der Polizei (Bundespolizei und manche Landespolizeien), des Zolls, des BAG, des THW und der Bundeswehr sowie der Feuerwehr vertreten. Die Kokarde ist als Hoheitszeichen durch § 90a StGB geschützt.

In der DDR trugen die Angehörigen der 1956 gebildeten Nationalen Volksarmee (NVA) schwarz-rot-goldene Kokarden, bis 1959 an ihre Stelle das Staatswappen der DDR trat.[6] Dagegen trugen die Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn (DR) bis zum Schluss schwarz-rot-goldenen Kokarden an den Dienstmützen, was auf den speziellen Status der DR in Berlin zurückzuführen war.

Nationalkokarden

Die Kokarden der Nationen, beziehungsweise deren Streitkräfte, orientieren sich grundsätzlich an den Farben der Nationalflagge oder des Königshauses der jeweiligen Epoche. Bei Uniformen werden sie meist zentral auf der Kopfbedeckung getragen, ansonsten am Oberkörper. Sie unterscheiden sich häufig von den Flugzeugkokarden der jeweiligen Streitkräfte, um Fehl-Identifikationen zu vermeiden.

Auswahl:

Flugzeugkokarden

Der Begriff Flugzeugkokarde (selten auch Flugzeugabzeichen) bezeichnet ein Hoheitszeichen auf militärischen Luftfahrzeugen, die in der Regel in den Nationalfarben des jeweiligen Staates gehalten sind. In der englischen Sprache werden sie als Roundel bezeichnet.

Flugzeugkokarden (Auswahl):

Literatur

  • John Cochrane, Stuart Elliott: Hoheitszeichen. Militärische Flugzeugkennungen weltweit. Motorbuch, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-613-03817-2 (zu: Flugzeugkokarden).

Weblinks

Commons: Nationale Kokarden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Flugzeugkokarden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kokarde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Albert Mathiez: Les origines des cultes révolutionnaires, 1789-1792. 1904.
  2. 100. Geburtstag von Wilhelm I. von dessen Enkel als „vereinigende“ neben den Landeskokarden gestiftet.
  3. Armee-Verordnungs-Blatt, 31. Jahrgang, Berlin 22. März 1897, Extra-Nummer, S. 1–8
  4. Verlag von Moritz Ruhl: Die Uniformen der Deutschen Armee, Zweite Abtheilung: Die Abzeichen der militärischen Grade und die sonstigen Auszeichnungen an den Uniformen der Deutschen Armee, Achte Auflage, Leipzig 1899, S. 11 und 12
  5. Jürgen Kraus: Die feldgraue Uniformierung des deutschen Heeres 1907–1918, Band 1, S. 100, ISBN 978-3-902526-33-5
  6. Rüdiger Wenzke: Ulbrichts Soldaten. Die Nationale Volksarmee 1956 bis 1971. Ch. Links, Berlin 2013, ISBN 978-3-86153-696-3, S. 391

Auf dieser Seite verwendete Medien

Balkenkreuz.svg
Balkenkreuz der deutschen Streitkräfte
Roundel of the Latvian Air Force until 1940 border.svg
Roundel of the Latvian Air Force as used 1926-1940 (earlier there was used a mirrored image). Thin black border was not a part of roundel, but was drawn for better visibility.
Note, that this sign was adopted long before Nazi swastika and has no connection with Nazis.
Cross-Pattee-alternate3.svg
Alternate form of heraldic Cross Pattée (Pattee, Patty, Formée, Formy) - "iron cross" with less curvature
AVB22Maerz1897.jpg
Armee-Verordnungs-Blatt 1897 - Extra-Nummer - 31. Jahrgang
Roundel of Russia.svg
Roundel of the Russian Air Force.
Hungary cockade.svg
Autor/Urheber: , Lizenz: CC BY-SA 3.0
Magyar kokárda
National Cockade of Venezuela.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Venezuela
Portugal cockade 1820.svg
National cockade of Portugal from 1820 until 1910
National Cockade of Finland.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Finland
Iran cockade.svg
Autor/Urheber: MacMoreno, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coccarda tricolore Iran
Roundel of Norway.svg
Royal Norwegian Air Force roundel.
National Cockade of France.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of France
Roundel of Poland (1921-1993).svg
Roundel of the Polish Air Force (1921–1993).
National Cockade of Bolivia (1826-1851).svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Bolivia from 1826 to 1851.
National Cockade of Serbia.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Serbia
Italy-Royal-Airforce.svg
wing roundel of the Règia Aeronautica (upper right wing/under left wing)
Cockade of Brazil.svg
National cockade of Brazil.
National Cockade of Russia.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Russia
Roundel of the French Air Force before 1945.svg
Roundel of the French Armee de l'Air (air force) before 1945. The blue and red tone changed during World War 2.
From 1944/45, French planes started to use the modern roundel.
Hut-Kokarde und Abzeichen Historische Uniform Carabinieri Italien .jpg
Autor/Urheber: Michael Musto, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kokarde und Abzeichen (Flamme) auf dem Hut der historischen Uniform eines italienischen Carabiniere (die weiterhin so getragen werden)
National Cockade of Argentina.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Argentina
Cockade of Greece (1833).svg
Autor/Urheber: Carnby (original file), Lizenz: CC BY-SA 4.0
The national cockade of Greece (described as a "national emblem") in 1833, as described here.
National Cockade of United States.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of the United States
National Cockade of Monaco.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Monaco
Roundel of the Italian Air Force.svg
Roundel of the Italian Air Force.
National Cockade of Denmark.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Denmark
Roundel of Latvia - National Guard.svg
Roundel of the Latvian National Guard Air Component
Tafel XVII Kokarden.jpg
Kokarden der deutschen Heere bis 1918
National Cockade of Germany (1871-1945).svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Germany from 1871 to 1945
Aviazione Nazionale Repubblicana Air Force roundel.svg
Aeronautica Nazionale Repubblicana: roundel.
Roundel of Turkey (1923–1972).svg
Roundel of the Turkish Air Force (1923–1972).
National Cockade of Romania.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Romania
National Cockade of Japan.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Japan
Prussian artillery helmet right side view.jpg
Autor/Urheber: Tom, Lizenz: FAL
Preußischer Artilleriehelm rechte Seite
Roundel of Finland.svg
Roundel of the Finnish Air Force.
Red star.svg
A red star. 1922-1943. Used as a symbol of communism in some occasions. The symbol can also represent socialism. Also seen on Soviet aircraft.
National Cockade of Sweden.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Sweden
Roundel of Poland.svg
Roundel of the Polish Air Force.
Finnish air force roundel 1934-1945 border.svg
Aircraft insignia of Finnish Air Force from the 20 of March 1934. According to the colour table in the book "Sotamaalaus, Suomen ilmavoimien historia 23" by Kalevi Keskinen and Kari Stenman (ISBN 951-98751-6-6), the right colour for the blue swastika is Federal Standard 595 FS15123. The colour of the swastika was defined by a order IV BA 2 issued by the FAF 20/03/1934. Order defined also the proportions of the insignia.
Roundel of Sweden (1927–1937) – Type 1.svg
Autor/Urheber: Hierakares, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Roundel of the Swedish Air Force (Flygvapnet) 1927-37
Roundel of Latvia.svg
Roundel of the Latvian Air Force.
National Cockade of the Netherlands.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of the Netherlands
National Cockade of India.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of India
Portugal cockade 1797.svg
National cockade of Portugal from about 1797 to 1820
National Cockade of Germany.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Germany since 1949
National Cockade of Italy and Hungary.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Italy and Hungary
Roundel of France.svg
Roundel of the French Air Force.
Roundel of the Soviet Union (1945–1991).svg
Roundel of the Soviet Air Forces, Air Defence Forces, and Naval Aviation (1945–1991).
National Cockade of Ireland.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Ireland since 1922
National Cockade of the United Kingdom.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of the United Kingdom
National Cockade of Austria (until 1918).svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Austria until 1918
National Cockade of Pakistan.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Pakistan
RAF roundel.svg
Royal Air Force Roundel
Norwegian Army Air Service roundel 1914.svg
Norwegian Army Air Service roundel
Roundel of Turkey.svg
Roundel of the Turkish Air Force.
National Cockade of Colombia.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Colombia
Portugal cockade before 1797.svg
National cockade of Portugal before 1797
National Cockade of Albania.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Albania
Mannschaftskokarden Deutsches Reich und Preußen.jpg
Autor/Urheber: Michael Musto, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kokarden, einfache Form für Mannschaftsdienstgrade, passend für Pickelhauben, Tschakos und Tschapkas an Knopf 91. Oben Deutsches Reich, unten Königreich Preußen
National Cockade of Belgium.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Belgium
Roundel of Germany – Type 1 – Border.svg
Flugzeugabzeichen der Deutsche Luftwaffe.
Roundel of the Czech Republic.svg
Flugzeugkokarde der Luftwaffe der Tschechischen Republik.
Sansculottes.jpg
colorierter Stich aus dem 19. Jahrhundert, Männer mit Jakobinermützen darstellen, zum Teil ohne, zum Teil mit Culotte.
Roundel of Greece.svg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 2.5
National Cockade of Ukraine.svg
Autor/Urheber: Tibetan Pop Rocks, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Cockade of Ukraine
Roundel of Switzerland (1914–1946).svg
Roundel of Swiss Air Force 1914-1946
Portugal cockade.svg
National Cockade of Portugal since 1910. Also Used as military aircraft roundel until about 1926.
Roundel of Sweden.svg
Autor/Urheber: slady, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Insignia (roundel) of "Flygvapnet", the Swedish Air Force.