Klimaaktiv

klimaaktiv (früher klima:aktiv) ist eine Klimaschutzinitiative des österreichischen Klimaschutzministeriums. Die Initiative wird von der Österreichischen Energieagentur umgesetzt.

Ziel der im Jahr 2004 gestarteten Initiative ist die Steigerung der Marktdurchdringung klimafreundlicher Produkte und Dienstleistungen – und damit die Senkung von Treibhausgasemissionen – mittels freiwilliger Maßnahmen und Anreize. Sie ist im integrierten nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) sowie dem Regierungsprogramm angeführt.

Durch Information, Beratung und Weiterbildung setzt die Initiative Anreize für den Einsatz erneuerbarer Energieträger und für Energieeffizienzmaßnahmen im Bereich Bauen und Sanieren sowie Mobilität. Die Initiative dient als Qualitätssicherungssystem für Förderungen der öffentlichen Hand und soll zu einer verbesserten Effizienz beim Einsatz von Umwelt-Fördermitteln beitragen.

Hintergrund und Zielsetzung

2015 wurde in Paris das weltweite Klimaschutzabkommen beschlossen. Im gleichen Jahr wurde von den Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ („Sustainable Development Goals“). Alle 193 Mitgliedstaaten verpflichteten sich, auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene die Umsetzung der Agenda hinzuarbeiten.

Methode

klimaaktiv ist ein Multilevel Governance Instrument: es verbindet die Systeme Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft von der lokalen Ebene bis zur EU-Ebene. Die Initiative arbeitet in vielen Belangen mit der Wirtschaft und den Ländern, Städten und Gemeinden zusammen und hat eine Vielzahl von Unternehmen als Partner. Auf Basis dieser Arbeitsweise wird als Kommunikations- und Kooperationsplattform eine stärkere Vernetzung und systemische Betrachtung des öffentlichen Sektors mit dem privaten Sektor forciert.

Mit klimaaktiv mobil wurde im Jahr 2007 seitens des damaligen Umweltministeriums ein eigenes Förderprogramm für klimafreundliches Mobilitätsmanagement gegründet. Es motiviert und unterstützt unterschiedliche Zielgruppen wie Gemeinden, Betriebe, Schulen oder Flottenbetreiber bei der Umsetzung von klimafreundlichen Mobilitätsmaßnahmen. Damit rundet es die zielgruppenspezifischen Beratungs-, Bewusstseinsbildung-, und Ausbildungsprogramme von Klimaaktiv ab und hat sich als wesentliches Instrument zur Motivation der Akteure – im eigenen Wirkungsbereich Mobilitätsmaßnahmen umzusetzen – etabliert. Klimaaktiv mobil ist mit seinen Fördermöglichkeiten für alternative Antriebe, insbesondere Elektromobilität, Aktive Mobilität und Mobilitätsmanagement sowohl im NEKP wie auch im Regierungsprogramm 2020–2024 als wichtiges Umsetzungsinstrument verankert.

Aktivitätsfelder

Das große Partnernetzwerk von klimaaktiv entwickelt Wissen für Standards und Qualität von klimarelevanten Technologien und Dienstleistungen, die in die Aus- und Weiterbildung einfließen und das Beratungs- und Fördersystem verbessern und so die Umsetzung zahlreicher qualitativ hochwertiger Projekte initiieren und CO2 einsparen. Bewusstseinsbildung und Information führen zu vermehrten Aktivitäten und geben so innovativen Wirtschaftspartnern neue Chancen. Die Erfolge aus diesen fünf Hauptaktivitätsfeldern werden veröffentlicht und jährlich aktualisiert.

Partnerschaftsnetzwerk

Die Anbieterseite klimarelevanter Wirtschaftsgüter wird in einem Netzwerk zusammengefasst. Die Teilnahme beruht auf einem klaren Bekenntnis zu den Anliegen der Klimastrategie und den Methoden von Klimaaktiv. Als „Säulen“ der Netzwerkarbeit werden Umsetzung von Maßnahmen der CO2-Reduktion, Multiplikation (Verbreitung der Anliegen) und Wissenstransfer genannt. Diese Leitbilder appellieren an die Eigenverantwortung der Unternehmer als selbst von Klimafolgen Betroffenen und versuchen Konkurrenzdenken durch Marktvorteile aus regionalen Synergieeffekten zu ersetzen.

Über 250 Wirtschaftspartner aus verschiedensten Branchen (Bau- und Immobilien, Finanzbranche, Dienstleistungen uvm.) arbeiten als Multiplikatoren im Klimaschutz mit klimaaktiv zusammen (Stand der aktiven Programmpartnerverträge mit Ende 2021).

Klimakommunikation

Das Programm Klimadialog wurde 2021 ins Leben gerufen. Ziel ist es die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen zu fördern. Dies geschieht durch Weiterbildung sowie durch das Ermöglichen von Austausch und Vernetzung. Beispiele für die Tätigkeiten des Programms sind der Ratgeber „Richtig reden übers Klima“, der Klimaaktiv Podcast „Der Klimadialog“, Webinare und Workshops über Themen der Klimakommunikation, Workshops für Klimajournalismus, sowie die Vergabe des „K3-Preis für Klimakommunikation“.

Programme von Klimaaktiv

Folgende Programme, jeweils für spezielle Zielgruppen, wurden ins Leben gerufen:

Themenbereich Erneuerbare Energie

Erneuerbare Energie als Anliegen:

  • Erneuerbare Wärme forciert den Einsatz erneuerbarer Energieträger beim Heizen, z. B. Sonnenenergie, Biomasse oder via Wärmepumpenheizung
  • Erneuerbare Energiewende beschäftigt sich mit den Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Technologien, wie Geothermie und Photovoltaik
  • QM Heizwerke (Qualitätsmanagement Heizwerke) für noch effizientere Holzheizwerke

Themenbereich Bauen & Sanieren

Dem Thema Gebäude kommt bei klimaaktiv zentrale Bedeutung zu. Der klimaaktiv Gebäudestandard ist ein österreichweites, neutrales Qualitätszeichen für eine nachhaltige und klimaschonende Bauweise. Er ist für Wohnbauten und Dienstleistungsgebäude jeweils für Neubau und für Gebäudesanierung verfügbar. Der klimaaktiv Gebäudestandard ist europaweit eines der erfolgreichsten und gleichzeitig anspruchsvollsten Gütesiegeln für nachhaltiges Bauen, denn er definiert die im internationalen Vergleich strengsten Anforderungen im Bereich Energieeffizienz. Ziel der Maßnahmen ist „Steigerung des Marktanteils ökologischer Gebäude im Wohn- und Dienstleistungsgebäudebereich, Etablierung des klimaaktiv Gebäudestandards, Weiterentwicklung der förderpolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Baubereich, und Anwendung markttauglicher Forschungsergebnisse“.

Das Gebäude-Programm umfasst neben Standards auch umfangreiche Information und Beratung für Neubau und Sanierung sowohl bei Privatobjekten wie auch großvolumigen Wohn- und Dienstleistungsgebäuden sowie Ausbildung von Professionisten des Bau- und Baunebengewerbes. klimaaktiv ist das in Österreich am weitesten verbreitetste Gebäudebewertungssystem: Mit Stand Ende 2022 sind über 1.300 Gebäude in der Datenbank, die entweder als klimaaktiv Gebäude deklariert bzw. als Gebäude des Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit sichtbar gemacht wurden.

Themenbereich Energiesparen

Auf Energiesparen fokussieren sich:

  • Energieeffiziente Betriebe – hilft Betrieben ihren Energieeinsatz zu optimieren
  • topprodukte.at – Internetplattform für energieeffiziente Geräte
  • e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden – mit der Gemeindeebene als Zielgruppe
E5 energieeffiziente gemeinden logo.svg
European energy award logo.svg

Energieeffiziente Betriebe ist ein Beratungs- und Weiterbildungsprogramm für Produktionsbetriebe und Energieberaterinnen und -berater. Es unterstützt Industrie- und Gewerbebetriebe bei der Planung und Realisierung von Energieeffizienzmaßnahmen von der Bewertung der Energieverbräuche bis hin zur Umsetzung und Finanzierung.

Auf der neutralen und herstellerunabhängigen Informationsplattform topprodukte.at finden Konsumentinnen und Konsumenten die energieeffizientesten Produkte in den Bereichen Haushalt, TV- und IT-Geräte, Heizung, Warmwasser, Klima, Beleuchtung und Mobilität. Zusätzlich werden Kauf- und Energiespartipps aufgelistet.

Das Programm e5 läuft schon seit 1998 und wurde in Klimaaktiv mitaufgenommen. Es handelt sich um langfristige gemeindeeigene Projekte zur Energieautarkie auf kommunaler Ebene, die mit Audits unterstützt werden. Vergeben werden hier auch Auszeichnungen an Gemeinden, das Programm ist in den European Energy Award (EEA)[1] eingebunden. Das e5-Programm unterstützt Gemeinden bei einer strukturierten und nachhaltigen Klimaschutzarbeit. Kaum eine andere Initiative auf Gemeindeebene kann einen ähnlich erfolgreichen, umfassenden und konsequenten Ansatz vorweisen.

Themenbereich Mobilität

klimaaktiv mobil unterstützt und fördert umweltfreundliche Mobilitätsmaßnahmen in Österreich und trägt zur Informationsvermittlung und Bewusstseinsbildung im Bereich umweltfreundlicher Mobilität bei. Die Schwerpunkte der Tätigkeiten liegen in der Förder- und Projektberatung, in der Öffentlichkeitsarbeit zur Informationsvermittlung und Bewusstseinsbildung, im Bereich der Aus- und Weiterbildung und in der Vernetzung von Akteuren. Durch die Tätigkeiten und Förderungen von klimaaktiv mobil wird die umweltfreundliche Mobilitätswende unterstützt.

klimaaktiv mobil ist in mehrere Programme unterteilt. Das sind zum einen fünf Beratungsprogramme für spezifische Zielgruppen, die kostenlose Beratung und Unterstützung bei Fördereinreichungen anbieten:

  • Mobilitätsmanagement für Betriebe, Bauträger und Flottenbetreiber unterstützt Unternehmen bei klimafreundlichen Mobilitätsmaßnahmen wie Flottenerneuerungen, umweltfreundlichen Logistiklösungen oder der Schaffung von Rahmenbedingungen für die klimagerechte Durchführung von Dienstreisen und Arbeitswegen.
  • Innovative klimafreundliche Mobilität für Regionen, Städte und Gemeinden unterstützt bei der Bereitstellung von Infrastruktur für klimagerechte Mobilität. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich des Gehens.
  • Mobilitätsmanagement für Kinder und Jugendliche unterstützt Schulen, Kindergärten sowie Vereine, Institutionen und Initiativen für Kinder und Jugendliche bei der sicheren und umweltfreundlichen Gestaltung von Schul-, Kindergarten- und Freizeitwegen.
  • Mobilitätsmanagement für Tourismus und Freizeit unterstützt Tourismus- und Freizeiteinrichtungen, Hotels, Regionen und Gemeinden sowie Veranstalter bei klimafreundlichen Mobilitätsmaßnahmen im Freizeit- und Tourismusverkehr mit den Schwerpunkten klimafreundliche Anreise und Vor-Ort-Mobilität.
  • Mobilitätsmanagement für die klimaneutrale Verwaltung unterstützt öffentliche Institutionen dabei, Mobilität neu zu denken und umwelt- und klimagerecht, aktiv, gesund und nachhaltig zu gestalten.

Daneben gibt es noch:

  • Aktive Mobilität kümmert sich um Gestaltung der Rahmenbedingungen für die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Radfahren und Gehen. Zu den Schwerpunkten gehören die Umsetzung von Radfahrkurses für Kinder, die Ausbildung von Radfahrlehrenden und der Aufbau einer Akademie für die Aus- und Weiterbildung im Bereich der klimafreundlichen Mobilität.
  • EcoDriving fördert die Etablierung einer energiesparenden Fahrweise durch Informationsvermittlung und die Unterstützung von energiesparenden Fahrstunden.

Literatur

  • Stephan Fickl, Alexander Rehbogen: Zwischen Hierarchie und Netzwerk. Steuerung und Bündelung von heterogenen Kooperationen. Die Österreichische Klimaschutzinitiative klima:aktiv als modernes Governance-Instrument. In: Rupert Sausgruber, Josef Nussbaumer, Gerald Pruckner, Hannes Winner (Hrsg.): Gesundheits- und Sozialpolitik im Diskurs: Festschrift für Engelbert Theurl zum 60. Geburtstag. Springer Festschrift. Springer, 2011, ISBN 978-3-7091-0553-5, S. 287–308 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Alexander Schmidt: klima:aktiv - Netzwerkbildung zwischen Politik und Wirtschaft. In: Thomas Becker, Ingo Dammer, Jürgen Howaldt, Achim Loose (Hrsg.): Netzwerkmanagement: Mit Kooperation zum Unternehmenserfolg (= SpringerLink Bücher). 3. Auflage. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-19332-3, S. 87–102 (Webrepro auf osb-i.com [PDF]).
  • Birgit Hauhart, Umweltdachverband (Hrsg.): Klima:bewusst - Klima:aktiv. Dokumentation; Internationale Klimatagung 2004; 6./7. Mai 2004, Österreichische Nationalbibliothek, Wien. Band 20 von Text.um / Text.um. Umweltdachverband, Wien 2004, ISBN 3-900711-79-8.
  • klimaaktiv Jahresberichte seit 2006 (Links auf pdfs, klimaaktiv.at/service/publikationen/klimaaktiv)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. european-energy-award.org

Auf dieser Seite verwendete Medien