Kleines Fest im Großen Garten

Das Kleine Fest im Großen Garten ist ein jährlich im Sommer ausgerichtetes, mehrwöchiges Kleinkunst-Festival im Großen Garten von Hannover-Herrenhausen.[1] Mehr als 100 Künstler aus zahlreichen Nationen bespielen dabei ab den frühen Abendstunden Dutzende von Bühnen oder bieten sich als sogenannte Walking Acts den Zuschauern in der jahrhundertealten barocken Kulisse[2] des ehemals Kurfürstlich Hannoverschen Großen Gartens dar.[3] Markenzeichen des Kleinen Festes ist ein Chapeau Claque, mit dem „der Mann mit dem Zylinderhut“ die Besucher begrüßt und der symbolisch für das Zusammenwirken aller miteinander spielenden Künstler steht.[2]

Geschichte

Die Idee und das Konzept für das Kleine Fest im Großen Garten entwickelte der hannoversche Kulturamtsleiter und spätere Kulturdezernent der niedersächsischen Landeshauptstadt Harald Böhlmann Mitte der 1980er Jahre. Bestimmende Idee war dabei, „den außergewöhnlichen Barockgarten [von Herrenhausen] zu bespielen und ihn auf besondere Weise mit künstlerischen Aktionen erlebbar zu machen“.[1] Dabei sollten Veranstaltungen wie das zuvor seit 1956 angebotene Programm Musik und Theater in Herrenhausen ergänzt werden mit von nationalen wie internationalen Darstellern der Kleinkunst angebotenen Clownerien, Akrobatik und dergleichen.[3]

Wurden beim ersten Kleinen Fest im Großen Garten noch lediglich zehn Bühnen mit nur wenigen Künstlern und Artisten für ein paar Hundert Besucher bespielt, entwickelte sich das Festival im Lauf der Jahrzehnte „zur erfolgreichsten Veranstaltung dieser Art in Deutschland“.[1] Die Eintrittskarten für das beliebte Kleinkunstfestival werden seit 1999 jährlich per Losverfahren vergeben.[4] Für die 53.000 Tickets der 16 Termine im Jahr 2017 gingen laut Veranstalter rund 304.000 Vorbestellungen ein.[5] Für 2019 standen 63.000 Tickets bei ebenso 16 Terminen zur Verfügung.[6]

Hunderte von Ensembles und Einzelkünstlern wirkten mittlerweile beim Kleinen Fest mit. Sie waren auf anderen nationalen oder internationalen Festivals, Messen oder „Kulturbörsen“ entdeckt worden oder haben aus der ganzen Welt ihre Blindbewerbungen an Harald Böhlmann gesandt, der die Auswahl traf und das Programm gestaltete. Zudem wurden Kooperationen mit internationalen Festivals und dem GOP Varieté-Theater Hannover vereinbart.[2]

Während die meisten Künstler jeweils maximal zwei Jahre lang hintereinander auftraten, bildet der kleine Clown Frans, gespielt von Frans Custers, eine Ausnahme und gibt dem Kleinen Fest im Großen Garten regelmäßig ein Gesicht.[2]

Einige Theatergruppen traten regelmäßig auf, jedoch mit wechselnden Produktionen, wie das Scharniertheater Hannover oder das niederländisch-italienische Teatro Pavana. Deren spätere Leiterin Judith Melief startete in Herrenhausen ihre künstlerische Tätigkeit als Mitspielerin in den von ihrer Mutter geleiteten Maskentheater Mang.[2]

Andere nach einem erfolgreichen Start in Herrenhausen bekannt- und populärgewordene Ensembles und Künstler sind das WallStreetTheatre, Komiker wie Sascha Grammel oder der Schauspieler Sascha Korf oder der dann regelmäßig im Fernsehen aufgetretene Puppenspieler Detlef Wutschik mit seiner Kunstfigur „Herr Momsen“.[2]

Das Kleine Fest fungierte stets auch als Markt, Messe und Künstlerbörse, in der Agenten, Produzenten und Veranstalter die Auftritte der Künstler live verfolgten, um diese dann für andere Engagements verpflichten zu können. Den Künstlern wiederum diente das Festival auch immer als eine Art Sammelbecken der Kreativität, wo diskutiert und gemeinsam trainiert wurde, Tricks und neue Ideen oder sogar neue Produktionen entwickelt wurden. Ausgehend vom Kleinen Fest im Großen Garten entstand beispielsweise der „Elephant Walk“ des Straßentheaters PasParTout.[2]

Literatur

  • Bernd Ellerbrock: Hannover, Großer Garten – Kleines Fest, 1. Auflage, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2008, ISBN 978-3-923976-60-7
  • Harald Böhlmann (Hrsg.): 26. Kleines Fest im Grossen Garten Herrenhausen. Erinnerungen in Form eines Kalenders für das Jahr 2012, neue Ausgabe, Hannover: Kleines Fest, 2012, ISBN 978-3-9814242-0-1
  • Karl Johaentges (Fotos), Harald Böhlmann, Ghita Cleri (Mitarb.): Kleines Fest und Großer Garten, 1. Auflage, Rostock: Hinstorff Verlag, 2012, ISBN 978-3-356-01477-8; Inhaltstext

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ghita Cleri: Am Anfang war der Garten ..., in Karl Johaentges (Fotos), Harald Böhlmann, Ghita Cleri (Mitarb.): Kleines Fest und Großer Garten, 1. Auflage, Rostock: Hinstorff Verlag, 2012, ISBN 978-3-356-01477-8, S. 7f.
  2. a b c d e f g Der Mann mit dem Zylinder: Kleines Fest im Großen Garten, in Karl Johaentges (Fotos), Harald Böhlmann, Ghita Cleri (Mitarb.): Kleines Fest und Großer Garten ..., 2012, S. 126f.
  3. a b Hugo Thielen: Herrenhausen - Veranstaltungen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 290f.
  4. Juliane Kaune: Kleinkunstfestival: Kleines Fest im großen Garten (Memento des Originals vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.haz.de, Hannoversche Allgemeine, 22. Januar 2010
  5. "Kleines Fest" in diesem Jahr noch beliebter, NDR.de, 9. Mai 2017
  6. @1@2Vorlage:Toter Link/www.hannover.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Kleines Fest im Großen Garten)