Klein-Eichen

Klein-Eichen
Stadt Grünberg
Koordinaten: 50° 35′ 10″ N, 9° 2′ 55″ O
Höhe: 279 m ü. NHN
Fläche:2,13 km²[1]
Einwohner:235 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte:110 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1970
Postleitzahl:35305
Vorwahl:06400
Stadtteile von Grünberg

Klein-Eichen ist der nach Einwohnerzahl kleinste Stadtteil von Grünberg im mittelhessischen Landkreis Gießen. Der Ort liegt 6 km östlich von Grünberg am Lardenbach im Vorderen Vogelsberg. Die Bebauungen von Klein-Eichen und Lardenbach gehen ineinander über.

Geschichte

Kirche und Backhaus

Übersicht

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Klein-Eichen erfolgte im Jahr 1498.[2] In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort auch mit der Schreibweise Klein Aychen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]

Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges lag Klein-Eichen auf einer Anhöhe ca. 1 km weiter nördlich, wovon Mauerreste und Grabsteine bis heute zeugen. Erst danach siedelten die Bewohner am nördlichen Ufer des Larbachs. 1738 kauften die Einwohner die Fachwerkkirche aus Unter-Seibertenrod und bauten sie in mehrjähriger Arbeit aus. Bis 1978 war der Ort Teil des Kirchspiels Groß-Eichen und wurde vom dortigen Pfarrer mitbetreut. Die evangelische Kirche Klein-Eichen besteht noch heute.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Klein-Eichen:

„Kleineichen (L. Bei. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg 112 St. von Grünberg und gehört dem Freiherrn von Riedesel. Der Ort hat 1 Kirche, 30 Häuser und 164 Einwohner, die bis auf 2 Katholiken evangelisch sind. Die Einwohner beschäftigen sich auch stark mit der Spinnerei und Leineweberei. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde im benachbarten Lardenbach in einem Bergwerk Eisenerz abgebaut. Einige Klein-Eichener verdienten sich dort ein Zubrot. Nach dem zweiten Weltkrieg bestanden über Jahre mehrere Kleinstbetriebe, vornehmlich des Textil-verarbeitenden Gewerbes, in denen vorwiegend Frauen eine Beschäftigung fanden. Der Ort erlebte ab 1970 einen Strukturwandel. Landwirtschaft wurde zunehmend im Nebenerwerb betrieben. Mit Beginn der 90er Jahre schlossen mehr und mehr Betriebe. 2020 existiert nurmehr ein einziger Landwirt im Dorf.“[3]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Klein-Eichen zum 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingemeindet.[4][5] Für Klein-Eichen sowie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Grünberg und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Das ehemalige Backhaus wird heute für Versammlungen und Veranstaltungen benutzt.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Klein-Eichen lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7][8]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Klein-Eichen das „Patrimonialgericht der Freiherren Riedesel zu Eisenbach“ in Ober-Ohmen zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. 1821 traten die Freiherren Riedesel zu Eisenbach ihre Rechte am Gericht Ober-Ohmen an das Großherzogtum Hessen ab. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1822 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Klein-Eichen zuständig war. Infolge der Neuordnung der Gerichtsbezirke in der Provinz Oberhessen mit Wirkung vom 15. Oktober 1853[12] wurde Klein-Eichen dem Sprengel des Landgerichts Laubach zugewiesen.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Laubach“.[13]

Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts und Klein-Eichen wurde dem Sprengel des Amtsgerichts Gießen zugelegt.[14] Vom 1. Januar 1977 bis zum 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“, das dann mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Klein-Eichen 252 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 39 Einwohner unter 18 Jahren, 105 zwischen 18 und 49, 60 zwischen 50 und 64 und 48 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 108 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 36 Paare ohne Kinder und 36 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 75 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]

Einwohnerentwicklung

• 1577:012 Hausgesesse[2]
• 1742:033 Untertanen, 5 Junge Mannschaften, keine Beisassen/Juden[2]
• 1806:148 Einwohner, 26 Häuser[11]
• 1829:164 Einwohner, 30 Häuser[3]
• 1867:159 Einwohner, 29 bewohnte Gebäude[16]
• 1875:154 Einwohner, 29 bewohnte Gebäude[17]
Klein-Eichen: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2020
Jahr  Einwohner
1800
  
160
1806
  
148
1829
  
164
1834
  
170
1840
  
162
1846
  
168
1852
  
167
1858
  
173
1864
  
161
1871
  
156
1875
  
154
1885
  
150
1895
  
147
1905
  
149
1910
  
174
1925
  
181
1939
  
166
1946
  
226
1950
  
231
1956
  
179
1961
  
172
1967
  
173
1970
  
201
1980
  
?
1987
  
208
2003
  
247
2011
  
252
2016
  
237
2020
  
235
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[18][19]; Zensus 2011[15]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1829:162 evangelische, zwei katholische Einwohner[3]
• 1961:148 evangelische (= 86,05 %), 24 römisch-katholische (= 13,95 %) Einwohner[2]

Erwerbstätigkeit

• 1961:Erwerbspersonen: 74 Land- und Forstwirtschaft, 17 Prod. Gewerbe, 4 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 8 Dienstleistungen und Sonstige.[2]

Vereine

Mehrere Vereine bestimmen das kulturelle Dorfleben, nämlich die Freiwillige Feuerwehr Lardenbach/Klein-Eichen, der Gesangverein „Eintracht“ Lardenbach/Klein-Eichen und der „K-E V“ (Klein-Eichener Verein).

Im Jahr 1989 gründete sich der „Klein-Eichener Arbeitskreis zur Rettung der Lebensfreude e.V.“, der bis ins 21. Jahrhundert hinein Konzerte, Dorffeste und Informationsabende zur Dorfgeschichte (z. B. zum Thema „Spinnstube“) veranstaltete.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Grünberg; 1821 ging die Patrimonialgerichtsbarkeit der Freiherren Riedesel zu Eisenbach an das Landgericht über) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b Statistiken der Stadt Grünberg. In: Stadt Grünberg. Abgerufen am 29. November 2021.
  2. a b c d e f g h Klein-Eichen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 5. April 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 146 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Grünberg, Landkreis Gießen vom 7. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 142, Punkt 180 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  5. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 294.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 43 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2022.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Die Zugehörigkeit des Gerichts Ober-Ohmen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 259 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Bekanntmachung vom 4. Oktober 1853,
    1) die Aufhebung der Großherzoglichen Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Landgerichts-Bezirke in der Provinz Oberhessen betreffend. (Hess. Reg.Bl. S. 640–641)
  13. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  14. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 c) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  15. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  16. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Haushaltsplan 2015. (PDF; 1,9 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Grünberg, S. 13, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
  19. Einwohnerzahlen 2020. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Grünberg, archiviert vom Original am 5. April 2020; abgerufen im März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gruenberg.de

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Marcel Schlosser

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