Klaus Bonhoeffer

Klaus Hans Martin Bonhoeffer (* 5. Januar 1901 in Breslau; † 23. April 1945 in Berlin) war ein deutscher Jurist und im Rahmen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus beteiligt am 20. Juli 1944.

Leben

Grab von Klaus Bonhoeffer und anderen auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin (2008)
Stolperstein am Haus, Alte Allee 9–11, in Berlin-Westend

Klaus Bonhoeffer war ein Sohn von Karl Bonhoeffer (Professor für Psychiatrie und Neurologie) und dessen Ehefrau Paula (geb. von Hase). Er besuchte ein Berliner Gymnasium.[1] Anschließend studierte er in Tübingen[2] und Heidelberg Rechtswissenschaft.

Bonhoeffer promovierte über „Die Meistbegünstigung im modernen Völkerrecht“; danach setzte er seine Ausbildung in Berlin, Genf und Amsterdam fort. Am 3. September 1930 heiratete er Emmi Delbrück, Tochter von Hans Delbrück und Schwester von Justus und Max Delbrück. Bonhoeffer arbeitete als Rechtsanwalt und seit 1935 als Rechtsberater (Chef-Syndikus von 1937 bis 1944) bei der Lufthansa.[3] Diese Tätigkeit brachte eine umfangreiche Reisetätigkeit mit sich.

Ab 1940 stellte Klaus Bonhoeffer systematisch Kontakte zu mehreren Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime her. Durch seinen Bruder Dietrich hatte er Kontakt zum kirchlichen Widerstand und über seine Schwäger Justus Delbrück, Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher zahlreiche Kontakte zum militärischen Widerstand gegen Hitler, vor allem zum Kreis um Wilhelm Canaris im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht. Über einen Vetter seiner Frau, Ernst von Harnack, hatte Bonhoeffer auch Verbindungen zum sozialdemokratischen Widerstand. Seinen Mitarbeiter Otto John, den späteren ersten Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz in der Bundesrepublik Deutschland, führte er an den Widerstand heran. Seine Reisemöglichkeiten nutzte er auch für den Widerstand. In die Attentats- und Umsturzpläne des 20. Juli 1944 war er eingeweiht.

Laut Haftbuch des Zellengefängnisses Lehrter Straße, in dem die Gestapo eine Sonderabteilung für politische Gefangene eingerichtet hatte, wurde Bonhoeffer am 1. Oktober 1944 verhaftet und am 2. Februar 1945 durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. In der Nacht vom 22. zum 23. April 1945, als die Truppen der Roten Armee bereits die Außenbezirke von Berlin erreicht hatten, wurde Bonhoeffer, zusammen mit zwölf Mitgefangenen, darunter sein Schwager Rüdiger Schleicher und Friedrich Justus Perels, von einem Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamts beim Marsch vom Gefängnis zum Prinz-Albrecht-Palais auf einem Trümmergelände in der Nähe der Invalidenstraße durch Genickschuss ermordet.[4][5]

Ehrungen

  • Das Tagungshotel Lufthansa Seeheim trägt seit 1990 seinen Namen.[6]
  • Am 23. Juni 2015 wurde vor seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Westend, Alte Allee 9–11, ein Stolperstein verlegt, der am 14. November 2015 durch eine neue Version ersetzt wurde.

Zitate

„Ich fürchte mich nicht vor dem Erhängtwerden, aber ich möchte diese Gesichter nie mehr sehen… dieses Maß an Verkommenheit… Ich möchte überhaupt lieber sterben, als diese Gesichter nochmal zu sehen. Ich habe den Teufel gesehen, das werde ich nicht los.“

Klaus Bonhoeffer: Zettelnotiz vor dem Todesurteil, zitiert nach Bethge, Dietrich Bonhoeffer, München, 5. Auflage 1983, S. 1039

Literatur

  • Sigrid Grabner, Hendrik Röder (Hg.): Emmi Bonhoeffer. Bewegende Zeugnisse eines mutigen Lebens. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2006, ISBN 3-499-62164-9.
  • Patricia McCormick: The Plot to Kill Hitler. Balzer + Bray, New York 2016.
  • Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer: Theologe – Christ – Zeitgenosse. 8. Aufl. Gütersloh 2004.
  • Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer. Überarb. Neuausg. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2006, ISBN 3-499-50684-X.
  • Jutta Koslowski: Wer war Klaus Bonhoeffer? Annäherungen an einen unbekannten Widerstandskämpfer. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2023, ISBN 978-3-579-07178-7
  • Sigrid Grabner/Hendrik Röder (Hg.): Emmi Bonhoeffer. Essay, Gespräch, Erinnerung. Lukas Verlag, Berlin 2004. ISBN 978-3-936872-31-6

Weblinks

Commons: Klaus Bonhoeffer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S. 75 in Sigrid Grabner/Hendrik Röder (Hg.): Emmi Bonhoeffer. Essay, Gespräch, Erinnerung. Lukas Verlag, Berlin 2004. ISBN 978-3-936872-31-6
  2. Eintrag zu Klaus Bonhoeffer in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  3. Dr. Klaus Bonhoeffer. Archiviert vom Original am 7. Oktober 2014; abgerufen am 7. Oktober 2014.
  4. Joachim Fest: Staatsstreich. Der Lange Weg zum 20. Juli. 1994, S. 320.
  5. Johannes Tuchel: … und ihrer aller wartete der Strick. 2014, S. 185–320.
  6. Klaus Bonhoeffer. Archiviert vom Original am 7. Oktober 2014; abgerufen am 7. Oktober 2014.

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Autor/Urheber: Eisenacher, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Berlin, Dorotheenstaedtischer Friedhof (... cemetary). Grave of German resistance fighters: w:de:Klaus Bonhoeffer, w:de:Hans John, w:de:Richard Kuenzer, w:de:Carl Adolf Marks, w:de:Wilhelm zur Nieden, w:de:Friedrich Justus Perels, w:de:Rüdiger Schleicher and w:de:Hans Ludwig Sierks, killed during the night of April 22/23 by the SS in a park nearby. Memorial for w:de:Dietrich Bonhoeffer (killed in KZ Flossenbürg), w:de:Hans von Dohnanyi (killed in KZ Sachsenhausen), and w:de:Justus Delbrück