Kirrwiller

Kirrwiller
StaatFrankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Bas-Rhin (67)
ArrondissementSaverne
KantonBouxwiller
GemeindeverbandHanau-La Petite Pierre
Koordinaten48° 49′ N, 7° 32′ O
Höhe181–275 m
Fläche4,89 km²
Einwohner535 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte109 Einw./km²
Postleitzahl67330
INSEE-Code
Websitekirrwiller.eu

Kirrwiller (deutsch Kirweiler) ist eine französische Gemeinde mit 535 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass).

Geschichte

Mittelalter

Das Dorf Kirweiler lag im Amt Buchsweiler,[1] das am Anfang des 14. Jahrhunderts als Amt der Herrschaft Lichtenberg entstand. Um 1330 kam es zu einer ersten, 1335 zu einer zweiten Landesteilung zwischen den drei Linien des Hauses Lichtenberg. Kirweiler fiel je zur Hälfte an Johann II. von Lichtenberg, aus der älteren Linie des Hauses, und Ludwig III. von Lichtenberg, der die jüngere Linie des Hauses begründete.[2]

Anna von Lichtenberg (* 1442; † 1474), Tochter von Ludwig V. von Lichtenberg (* 1417; † 1474), und eine von zwei Erbtöchtern mit Ansprüchen auf die Herrschaft, heiratete 1458 den Grafen Philipp I. den Älteren von Hanau-Babenhausen (* 1417; † 1480). Der hatte eine kleine Sekundogenitur aus dem Bestand der Grafschaft Hanau erhalten, um sie heiraten zu können. Durch die Heirat entstand die Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach dem Tod des letzten Lichtenbergers Jakob von Lichtenberg, eines Onkels von Anna, erhielt Philipp I. d. Ä. 1480 die Hälfte der Herrschaft Lichtenberg. Die andere Hälfte gelangte an seinen Schwager, Simon IV. Wecker von Zweibrücken-Bitsch. Das Amt Buchsweiler – und damit auch Kirweiler – gehörten zu dem Teil von Hanau-Lichtenberg, den die Nachkommen von Anna erbten.

Neuzeit

Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1514–1590) führte nach seinem Regierungsantritt 1538 die Reformation in seiner Grafschaft konsequent durch, die nun lutherisch wurde.

Mit der Reunionspolitik Frankreichs unter König Ludwig XIV. kam das Amt Buchsweiler unter französische Oberhoheit. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III. 1736, fiel das Hanau-Lichtenberg – und damit auch das Amt Buchsweiler – an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, Landgraf Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Mit dem durch die Französische Revolution begonnenen Umbruch wurde Kirweiler französisch.

Am 1. März 1974 fusionierte sie mit der Nachbargemeinde Bosselshausen zur Gemeinde Kirrwiller-Bosselshausen. Seit dem 1. Januar 2007 sind die beiden Ortschaften wieder eigenständige Gemeinden – die amtlichen Schritte für die Aufteilung dauerten vom 29. Dezember 2006 (Entscheidung des Präfekten der Region Elsass) bis zum 23. Januar 2007 (Veröffentlichung der Entscheidung im Gesetzblatt).

Partnerschaften bestehen seit 1975 zu Kirviller im Département Moselle sowie zu den namensähnlichen Gemeinden Kirrweiler/Südliche Weinstr. und Kirrweiler (bei Lauterecken) in Rheinland-Pfalz.[3]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr1798[4]196219681975198219901999200720122014
Einwohner[5]45656961660663164768415052514522543
1 mit Bosselshausen
2 ohne Bosselshausen

Sehenswürdigkeiten

  • Die Lutherische Kirche wurde zwischen 1780 und 1790 errichtet und ersetzte den Vorgängerbau von 1613. Damals war die Kirche ein Simultaneum. Seit die römisch-katholische Gemeinde 1912 in eine eigene Kirche umzog, ist sie wieder rein evangelisch.[6]
  • Überregional bekannt ist Kirrwiller durch das dort ansässige Royal Palace, das drittgrößte Varietétheater Frankreichs.

Literatur

  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 205–209.
  • Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.

Weblinks

Commons: Kirrwiller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eyer, S. 238.
  2. Eyer, S. 79f.
  3. 4 x Kirweiler Abgerufen am 18. Dezember 2020
  4. Matt, S. 7.
  5. Quelle: INSEE
  6. Kathrin Ellwardt: Lutheraner zwischen Frankreich und dem Reich: Kirchenbauten in den elsässischen Ämtern der Grafschaft Hanau-Lichtenberg unter Johann Reinhard III. und Ludwig IX. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2016, S. 18–59 (49).

Auf dieser Seite verwendete Medien

France adm-2 location map.svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Frankreich mit Regionen und Départements
Kirrwiller Palace a.JPG
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Alsace, Bas-Rhin, Kirrwiller, Royal Palace.
Blason ville fr Kirrwiller (Bas-Rhin).svg
Autor/Urheber: Adalric67, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blason de la commune de Kirrwiller-Bosselshausen, Bas-Rhin, France
Kirrwiller StMartin 01.JPG
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Gebäude ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter der Angabe IA67009810 Wikidata-logo.svg.
Kirrwiller EgliseProt 04.JPG
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Gebäude ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter der Angabe IA67009811 Wikidata-logo.svg.