Kiowa-Tano-Sprachen

Verbreitung der Kiowa-Tano Sprachen

Die Kiowa-Tano-Sprachen bilden eine Sprachfamilie, deren Name auf die zwei kulturellen und geographischen Verbreitungsgebiete verweist: die „Tano-Sprachen“ (Hauptsprachen: Tiwa, Tewa und Towa) werden von Tano, einer Gruppe von Östlichen Pueblo-Indianern in New Mexico und (mit einer Ausnahme) im heutigen Arizona (die „Hopi-Tewa“ oder „Arizona Tewa“) des Südwestens der Vereinigten Staaten gesprochen; das Kiowa ist die Sprache der Kiowa, einem nomadischen Reitervolk auf den Südlichen Plains von Kansas, Oklahoma und Texas und wird heute noch im Bundesstaat Oklahoma gesprochen. Das „Tano bzw. die Tano-Sprachen“ bildet die größte Sprachgruppe unter den Pueblo und weist mit ca. 1.700 Sprechern des Südlichen Tiwa (Tigua) zugleich die meisten Sprecher innerhalb der Kiowa-Tano-Sprachen auf.
Es wird vermutet, dass die Kiowa-Tano-Sprachen entfernt mit den uto-aztekischen Sprachen verwandt sein könnten. Die entsprechenden Forschungen sind jedoch derzeit noch nicht abgeschlossen.

Aufgliederung

Zu den Kiowa-Tano-Sprachen gehören insgesamt sieben Sprachen (Kiowa, Nördliches Tiwa und Südliches Tiwa, Piro, Tewa, Towa), die vier Zweigen (Kiowa, Tiwa, Tewa, Towa) zugeordnet werden:

A. Kiowa

  • Kiowa bzw. Cáuijògà / Cáuijò:gyà („Sprache der Cáuigù, d.h. der Ka'igwu (Kiowa)“): 1.092 Sprecher (Zählung 1990); 400 Sprecher – hierunter die meisten 50 Jahre und älter (Golla 2007) – somit zählt das Kiowa zu den ernsthaft gefährdeten Sprachen; sollte es lt. einem Zeitungsartikel (aus dem Jahr 2013) nur noch ca. 100 Sprecher geben wäre es sogar „moribund“, d. h. vom Aussterben bedroht – siehe auch: Liste bedrohter Sprachen

B. Tiwa oder Tigua (Sprache der Tiwa und die einzige Hauptsprache, die selbst aus drei Sprachen besteht: dem „Nördlichen Tiwa (Tigua)“ (bestehend aus der Sprache des Taos Pueblo sowie der Sprache des Picuris Pueblo) und dem „Südlichen Tiwa (Tigua)“ (untergliedert in mehrere Dialekte)):

  • I. Nördliches Tiwa (Tigua)[1]
    • Nördliches Tiwa (Tigua)
      • Sprache der Taos im Taos Pueblo (Tə̂otho/Tə̂obo): 803 Sprecher (Zählung 1980); im Jahr 2007: 998 Sprecher (lt. Ichihashi-Nakayama) bzw. 800 Sprecher (lt. Golla) und somit ca. 50 % der Taos, eine gefährdete Sprache.
      • Sprache des Picuris Pueblo (P'iwwelta): 101 Sprecher (Zählung 1990); im Jahr 2007: 66 Sprecher (lt. Ichihashi-Nakayama) bzw. ca. 230 Sprecher (lt. Golla), Picuris zählt zu den potenziell gefährdeten Sprachen.
  • II. Südliches Tiwa (Tigua)
    • Südliches Tiwa (Tigua) (zählt heute mit den beiden Dialekten zu den gefährdeten Sprachen)
      • Dialekt des Sandia Pueblo (Nafiat) (heutiger Tiwa-Name: Tuf Shur Tia): ca. 144 Sprecher.
      • Dialekt des Isleta Pueblo (Tue-I) (heutiger Tiwa-Name: Shiewhibak): 1.588 Sprecher.
      • Dialekt des Ysleta del Sur Pueblo (Tigua Pueblo) (ca. 1900 und zuerst durch Spanisch und aktuell vermehrt durch American English ersetzt)
  • III. Piro
    • Sprache[2] des Piro Pueblo (ca. 1900 , heute Spanisch und aktuell vermehrt American English)

C. Tewa oder Tano

  • Tewa oder Tano (Sprache der Tewa mit zwei regionale Dialekte: „Hopi-Tewa“, „Arizona Tewa“ oder „(Tano)“ in Arizona und „Rio Grande Tewa“ in New Mexico): 1.298 Sprecher, hiervon 18 Sprecher als Erstsprache (Zählung 1990), 1.500 (Golla 2007), somit zählen alle Tewa-Dialekte ebenfalls zu den gefährdeten Sprachen.

D. Jemez oder Towa

  • Jemez oder Towa (auch als „Jemez Towa“ bekannt): aktuell Sprache von ca. 90 % der Jemez (Hį:mįsh) Pueblo im Jemez Pueblo (Walatowa): 1.301 Sprecher (Zählung 1990, hiervon 6 Sprecher als Erstsprache), ca. 1.800 Sprecher (Ichihashi-Nakayama, 2007)
  • vermutlich ebenfalls Jemez/Towa-Sprecher: Pecos Pueblo (historisch auch als Cicuye/Cicuique bekannt; Pecos Pueblo wurde 1838 aufgegeben und die Bewohner zogen ins Jemez Pueblo (Walatowa), ca. 1900 )[4]

Literatur

  • Lyle Campbell: American Indian Languages. The Historical Linguistics of Native America (= Oxford Studies in Anthropological Linguistics. 4). Oxford University Press, New York NY u. a. 1997, ISBN 0-19-509427-1.
  • Marianne Mithun: The Languages of Native North America. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1999, ISBN 0-521-23228-7.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. obwohl die Taos Pueblo und die Picuris Pueblo nach allgemeiner Auffassung jeweils zwei eng verwandte jedoch unterschiedliche Sprachen derselben regionalen Hauptsprache sprechen, sind die beiden Sprachen für die Sprecher nur teilweise gegenseitig verständlich
  2. manchmal wird das Piro auch nur als ein weiterer Dialekt des Südlichen Tiwa betrachtet - die Forschung ist hier uneinig, da zu wenig Quellenlage zur Sprache (oder Dialekt) der Piro vorliegt
  3. weitere Namensvarianten für die Hopi-Tewa waren bzw. sind: Tano, Südliche Tewa, Hano bzw. Thano, historisch auch: "Tamos, Tamones, Atmues, Tanos, Thanos, Tagnos, Janos", heute bevorzugen Sie jedoch "Tewa" als Eigenbezeichnung
  4. https://newmexicohistory.org/2012/06/27/cicuique-pecos-pueblo-d60/

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