Khalistan

Eine der Flaggen Khalistans

Khalistan (Punjabi: ਖਾਲਿਸਤਾਨ, „reines Land“), auch Sikh-Republik Khalistan oder Heiliges Königreich Khalistan der Sikh, ist die ab Anfang des 20. Jahrhunderts aufgekommene Idee einer nationalistischen Bewegung unter den Sikhs, einen unabhängigen Staat in Indien und Pakistan zu errichten, der den heutigen Punjab und umliegende Gebiete umfassen soll.

Khalistan entstand als Aufstandsbewegung im Umfeld anderer religiöser nationalistischer Gruppierungen, die sich gegen die britische Kolonialverwaltung richteten. Das Projekt eines auf theokratischen und demokratischen Prinzipien fußenden Nationalstaates wurde von Jagjit Singh Chauhan benannt.[1]

Die separatistische Bewegung für die Errichtung Khalistans erreichte ihre Hochphase im Indien der 1980er Jahre und hat seither deutlich an Schwung verloren, wenn auch in Kreisen von im Ausland lebenden Sikhs nach wie vor in begrenztem Ausmaß Unterstützung für sie existiert. Vor dem Terrorangriff auf Air-India-Flug 182 1985, für den Babbar-Khalsa-Angehörige verantwortlich gemacht wurden, genoss Khalistan in Teilen der nordamerikanischen Sikhs beträchtlichen Rückhalt.[2] Die Khalistan-Bewegung wird inzwischen hauptsächlich als unbedeutende Separatistenbewegung angesehen, die in erster Linie von nicht im Punjab lebenden Sikhs getragen wird. Bestehende pro-Khalistan-Gruppen werden von europäischen und amerikanischen Regierungen überwacht.[3]

Zu den politischen Verfechtern der Idee in den USA gehörten einstmals auch die Politiker Dan Burton,[4] Jesse Helms[5] und Edolphus Towns.[6] Des Weiteren finden sich unter den Sympathisanten Eric Lubbock, 4. Baron Avebury[7] und Lord Nazir Ahmed[8] aus Großbritannien, sowie der verstorbene General Muhammad Zia-ul-Haq, Generalstabschef der pakistanischen Armee und Präsident Pakistans.

Der Sikh-Herrscher Maharaja Ranjit Singh (gest. 1839), ein in Grenzen säkularer und religiös toleranter Monarch, beherrschte im 19. Jahrhundert ein unabhängiges Sikh-Reich mit Lahore als Hauptstadt. 1849 wurde sein Reich annektiert und zum Teil des britischen Empires gemacht. Laut dem Vertrag von Amritsar hätte das Gebiet der Monarchie zurückgegeben werden sollen, sobald Singhs Erbe, Duleep Singh, die Volljährigkeit erreicht hätte.[9][10] Dennoch wird er weithin als nicht relevant angesehen und seine politische Nutzbarmachung durch die Khalistan-Bewegung abgelehnt.

Seine Hochphase hatte der gewaltsame Unabhängigkeitskampf in den 1980er-Jahren, als die indische Armee 1984 in der Operation Blue Star den Goldenen Tempel erstürmte. Infolgedessen wurde Premierministerin Indira Gandhi durch ihre Sikh-Leibwächter ermordet. 1986 wurde Arun Vaidya, der Chef der indischen Armee bei Operation Blue Star war, von Harjinder Singh Jinda, Sukhdev Singh Sukha und Ranjit Singh Gill ermordet. Der pakistanische Geheimdienst ISI führte in den 1990er Jahren die Operation K2 durch in der Hoffnung, sowohl Kaschmir als auch den Punjab von Indien abzuspalten und Pakistan anzugliedern[11].

Literatur

  • Rajshree Jetly: The Khalistan Movement in India: The Interplay of Politics and State Power. In: International Review of Modern Sociology. Band 34, Nr. 1, Frühjahr 2008, S. 61–75, JSTOR:41421658 (englisch).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Website of Paramjit Singh Ajrawat
  2. Robert Matas: Khalistan Alive In Sikh-Canadian Hearts and Minds. The Globe and Mail, Mississauga, Ontario, 17. März 2005, By ROBERT MATAS
  3. Sikh separatists ‘funded from UK’. BBC, 4. März 2008
  4. khalistan.com (Memento vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today) Dr. Aulakh, Others Expose Indian Human Rights Violations at Congressional Hearing
  5. John Stratton Hawley, Gurinder Singh Mann: Studying the Sikhs: Issues for North America. SUNY Press, 1993
  6. Dr. Aulakh of Council of Khalistan Nominated for Nobel Peace Prize Hon. Edolphus Towns of New York in the House of Representatives. (PDF) 15. Oktober 1998
  7. (8) IHRO Watch – August 1991. (Memento vom 18. August 2016 im Internet Archive)
  8. Self Determination: The Only Basis for Human Rights in South Asia. panthic.org, 31. Juli 2005
  9. The Sikhs’ Last Emperor. Review. (Memento vom 19. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Find Articles at BNET.com
  10. Ranjit Singh: A Secular Sikh Sovereign.
  11. Khalistan Redux. Kashmir Herald

Auf dieser Seite verwendete Medien