Kerner (Rebsorte)

Kerner
SynonymeHerold Triumph, Herold weiß – für weitere siehe Abschnitt Synonyme
ZuchtnummerWe S 2530
Kerner
ArtEdle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera)
Beerenfarbegrüngelb
Verwendung
HerkunftDeutschland, Lauffen am Neckar
ZüchterAugust Herold
InstitutStaatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg
Züchtungsjahr1929
VIVC-Nr.6123
Abstammung

Kreuzung aus
Trollinger × Riesling

Liste von Rebsorten
Justinus Kerner

Kerner ist eine Weißweinsorte. Die Sorte ist eine rieslingähnliche Neuzüchtung aus der LVWO Weinsberg. Die Anbaufläche ist in Deutschland stark zurückgegangen.

Abstammung, Herkunft

Bei ihrer Züchtung an der Außenstelle Lauffen am Neckar der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, die ihren Sitz in Weinsberg hat, wurden 1929 roter Trollinger und weißer Riesling durch den Rebzüchter August Herold gekreuzt. Die Neuzüchtung erhielt 1969 Sortenschutz und wurde im selben Jahr in die Sortenliste eingetragen. Zu Beginn sprach man vom weißen Herold, später wurde die Rebsorte mit Bezug auf den schwäbischen Dichter Justinus Kerner, der in Weinsberg gelebt hatte, in Kerner umbenannt.

1974 wurde eine Mutation des Kerners gefunden, die neue Rebsorte Kernling.

Ampelografische Sortenmerkmale

  • Die Triebspitze ist offen und mittelstark weißlich behaart, bronziert.
  • Der Triebwuchs ist kräftig und die Triebe zeigen eine starke Geiztriebbildung.
  • Die mittelgroßen kreisförmigen Blätter sind fünflappig und stark gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig und überlappt. Die Blattoberfläche ist leicht blasig.
  • Die geschulterte Traube ist klein bis mittelgroß und kegelförmig. Die rundlichen Beeren sind mittel bis groß und von grüngelblicher Farbe. Der Geschmack des Fruchtfleisches ist neutral.

Reife: mittelspät

Eigenschaften

Vorteilhaft ist die gute Winterfrostwiderstandsfähigkeit, die starke Wüchsigkeit und der spätere Austrieb. Dadurch entgeht er eventuellen späten Frühjahrsfrösten. Nachteilig ist die Oidiumanfälligkeit und die starke Geiztriebbildung, welche vermehrte Laubarbeit erfordert. Eine Überempfindlichkeit besteht auch gegen das Arabismosaik-Virus (Kernerkrankheit).

Ansprüche

Die relativ robuste Sorte stellt nur mittelhohe Ansprüche an die Lage. Extrem trockene Standorte sind ungeeignet.

Ertrag

Kerner ist eine sehr ertragreiche Sorte.

Verbreitung

Die größte Bedeutung hat die Sorte in Deutschland. Im Jahr 1999 waren es noch 6.828 ha.[1] Im Jahr 2021 wurden 2.150 ha bestockte Rebfläche mit Kerner registriert.[2]

Der Anbau ist in den letzten Jahren stark rückläufig und leidet unter dem Negativimage als Neuzüchtung. Durch die von der Versuchsanstalt Weinsberg ins Leben gerufene „Justinus K.“-Sonderlinie soll die Wertigkeit dieser Sorte herausgestrichen werden. Das Label ist an besondere Vorgaben im Weinberg und Keller geknüpft und kann überregional verwendet werden.

AnbaugebietFläche ha (2019)
Deutschland2.357
Rheinland-Pfalz1.768
Rheinhessen714
Pfalz730
Mosel196
Nahe121
Mittelrhein8
Ahr2
Baden-Württemberg331
Württemberg280
Baden51
Bayern (Franken)176
Neue Bundesländer
Sachsen-Anhalt35
Sachsen27
Thüringen4
Hessen19
Rheingau9
Hessische Bergstraße10
Nordrhein-Westfalen2

Quelle: Statistisches Bundesamt (2021): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung – Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5.[3]

Wein

Der Wein ist dem Silvaner ähnlich. Leichtere Kerner-Weine mit höheren Säuregehalten erinnern an rassige Rieslinge. Als Prädikatswein zeigt er sich kräftig, rund und nussartig, manchmal mit leichtem Muskatton.

Synonyme

Sieben Synonyme sind bekannt: Herold Triumpf, Herold Weiss, Kerner Bijeli, Trollinger x Riesling Renano We S 25/30, We S 2530, Weinsberg S 25-30, Weinsberg S 2530.[4]

Literatur

  • Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Friedrich: Weinbau, avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4.
  • Ferdinand Regner, Karel Hanak, Cornelia Eisenheld: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2. Auflage 2015, HBL und BA für WB, Klosterneuburg.
  • Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.

Einzelnachweise

  1. Deutsches Weininstitut: Statistik 2004/2005. Mainz 2004 (deutscheweine.de (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive) [PDF; 777 kB]).
  2. Deutsches Weininstitut: Weinmarkt 2021. (PDF) Deutsches Weininstitut, S. 10, abgerufen am 14. Oktober 2023 (deutsch).
  3. Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen -2021
  4. Kerner in der Datenbank Vitis International Variety Catalogue des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof, abgerufen am 5. November 2021 (englisch).

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Justinus Kerner 1852 von Ottavio d'Albuzzi.jpg
Justinus Kerner auf einem Gemälde Ottavio d'Albuzzis aus dem Jahre 1852
Kerner Weinsberg 20060908.jpg
Autor/Urheber: Rosenzweig, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Trauben und Blätter der Rebsorte Kerner, aufgenommen am Weinbaulehrpfad auf dem Schemelsberg in Weinsberg