Katharina Heise

Katharina Heise (Pseudonym Karl Luis Heinrich-Salze; * 3. Mai 1891 in Groß Salze; † 5. Oktober 1964 in Halle (Saale)) war eine Bildhauerin und Malerin.

Leben

Heise wurde als Tochter eines wohlhabenden Bauern, der über Landverkäufe bei der Errichtung einer Fabrik ein Vermögen machte, im heute zu Schönebeck (Elbe) gehörenden Groß Salze geboren. Sie erhielt eine höhere Schulbildung und nachfolgend eine Ausbildung für Buchführung, Schreibmaschine und Stenografie, besuchte dann jedoch in Magdeburg die Kunstgewerbeschule. Zu ihren Lehrern gehörten Adolf Rettelbusch, Richard Winckel und Benno Marienfeld. Anschließend studierte sie bei Ferdinand Dorsch in Dresden, wo sie den jungen Conrad Felixmüller kennen und schätzen lernte und Kontakt zur Künstlergruppe Brücke hatte.[1]

Zwischen September 1913 und April 1914 unternahm sie mit ihrer Schwester Annemarie eine Studienreise nach Paris, wo sie die Académie de la Grande Chaumière sowie die renommierte Académie Ranson besuchten und Kurse bei Maurice Denis und Félix Vallotton belegten. 1914 reisten die Schwestern über Dresden nach Berlin. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte eine ursprünglich für Herbst 1914 geplante Rückkehr nach Frankreich.

In Berlin mieteten sie ein Atelier im Berliner Siegmundshof. Hier veröffentlichte Katharina Heise in der Zeitschrift Die Aktion erstmals Holzschnitte. Unterstützt wurde sie insbesondere von Hugo Lederer und hatte Kontakt zu Künstlern wie Adolf Behne, Karl Hofer, Max Liebermann, Heinrich Mann, Otto Nagel, Ernst Niekisch, Max Osborn, Eugen Spiro und Eckhart von Sydow. Zum 100. Geburtstag von Karl Marx 1918 erschien auf der Titelseite der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Die Aktion ein von ihr geschaffenes Holzschnittporträt. Im gleichen Jahr widmete ihr Franz Pfemfert in dieser Zeitschrift eine Sondernummer. 1920 arbeiteten die Schwestern Heise an Hans Heinz Stuckenschmidts expressionistischer Zeitschrift Wir aber mit.

Ihre Ateliernachbarin Käthe Kollwitz empfahl ihr zudem, sich verstärkt mit der Bildhauerei zu befassen. 1919 feierte sie Erfolge mit den Plastiken Betende, Knieende, Große Schreitende und Urweib sowie Porträtbüsten von Arthur Nikisch und Max Liebermann 1931. Stets verbarg sie sich jedoch in der Öffentlichkeit hinter dem männlichen Pseudonym Karl Luis Heinrich-Salze, das sie erst 1931 ablegte.[2]

Heise gehörte dem Frauenkunstverein Berlin an. Zeitweise war sie dort zweite Vorsitzende und Schriftführerin. Sie beteiligte sich an diversen Ausstellungen und unterhielt Kontakte zur Novembergruppe und zur Gewerkschaftsbewegung. Ihr Werk wurde in der Öffentlichkeit stark beachtet und kontrovers diskutiert. Heise arbeitete an der Zeitschrift Widerstand von Ernst Niekisch mit.

Die Nationalsozialisten diffamierten ihr Werk als entartete Kunst. Nach deren Machtergreifung 1933 zog sich Heise daher aus dem öffentlichen Leben zurück, 1937 starb ihre Schwester Annemarie an Krebs. 1942, ihre Wohnung in Berlin war ausgebombt, kehrte sie vereinsamt in das elterliche Wohnhaus nach Schönebeck (Elbe) zurück. Hier setzte sie ihr Schaffen bis an das Lebensende fort, nach 1945 vor allem mit Kleinplastiken zu oft christlichen Themen. So schuf sie u. a. ein Keramikrelief[3] für den Altar der Kirche in Nachterstedt. 1946 war sie auf der Ausstellung bildender Künstler des Bezirks Magdeburg in Magdeburg[4] und 1946/1947 auf der Ausstellung „Mitteldeutsche Kunst“ in Leipzig[5] vertreten.

Es gelang ihr jedoch nicht an den früheren Erfolg anzuknüpfen. In Schönebeck war sie Anfeindungen („Kulakentochter“) ausgesetzt.

Nach dem Krieg bildete sich um Heise der sog. Schönebecker Kreis, eine Gruppe von Künstlern, denen u. a. Hans Oldenburger, Hans Helmbrecht, Werner Tübke, Christof Grüger und Ewald Blankenburg gehörten. 1959 richteten diese in Schönebeck für ihre Lehrerin eine Personalausstellung aus. 1961 stellte der Künstlerverband anlässlich des siebzigsten Geburtstages von Katharina Heise das künstlerische Werk der beiden Schwestern in Magdeburg vor.

Katharina Heise verstarb 1964 in einem Krankenhaus in Halle (Saale) an Magenkrebs und wurde gemeinsam mit ihrer Schwester auf dem Gertraudenfriedhof in Schönebeck-Salzelmen beigesetzt. Die Stadt Magdeburg benannte ihr zu Ehren eine Straße (Heiseweg). Einige ihrer Arbeiten sind im Salzlandmuseum zu sehen. Obgleich sie verfügt hatte, dass ihr Nachlass nach ihrem Tod zerstört werden solle, verstreute sich dieser auf verschiedene Personen und gelangte erst später in verschiedene Museen.

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1918 Berlin, Aktions-Buchhandlung Alexandra Ramm
  • 1985 Erfurt, Galerie Erph. Druckgrafik
  • 1992 Drensteinfurt, Alte Post, Katharina Heise 1891–1964. Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen, Graphik "
  • 2014 Schönebeck-Salzelmen, Salzlandmuseum. Katharina Heise (1891–1964) – Die (Un-)Vergessene?

Werke (Auswahl)

Malerei und Grafik

  • expressionistischer Holzschnitt Karl Marx (1918)
  • expressionistischer Holzschnitt Akt im Wald (1918)
  • Frauenrückenakt (Öl auf Leinwand, 65 × 53 cm, um 1920; Museum Kunst der Verlorenen Generation, Salzburg)[6]
  • Porträt Anne Frank

Plastik

  • Kindermord, (1919)
  • Tanz, (1919)
  • Das Urweib

Siehe auch

Literatur

  • Heise, Katharina. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010, S. 335
  • Jörg-Heiko Bruns: Katharina Heise (1818 - 1964). Hinweis auf eine vergessene Künstlerin. In: Bildende Kunst, Berlin, 1983, S. 333–335
  • Katharina Heise 1891-1964. Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen, Graphik. Katalog zur Ausstellung in der „Alten Post“, Drensteinfurt, 5. April 1992 – 26. April 1992. Hrsg. vom Kunst- und Kulturverein Drensteinfurt e.V.
  • Hans-Joachim Krenzke: Es ist alles zu verbrennen. In: Das Magazin. Heft 8, August 1989, S. 35–39.
  • Ada Croissant: Erinnerung an Katharina Heise (3.5.1891 bis 5.10.1964): In Schönebeck lebte eine der bedeutendsten Bildhauerinnen unseres Jahrhunderts. In: Volksstimme. Magdeburgische Zeitung. Nr. 102, Freitag, 3. Mai 1991, S. 22.
  • Kai Agthe: Expressionistin aus Salze. Ausstellung: Das Salzlandmuseum Schönebeck erinnert an Katharina Heise. Die Malerin, Grafikerin und Bildhauerin starb vor 50 Jahren. In: Mitteldeutsche Zeitung. Mittwoch, 5. November 2014, S. 22.
  • Jörg-Heiko Bruns, Katrin Gäde: Heise, Katharina, Pseudonym „Karl Luis Heinrich-Salze“. In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt. Band 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau, Köln u. a. 2019, ISBN 978-3-412-51145-6, S. 212–216.

Einzelnachweise

  1. Eine Expressionistin aus Schönebeck. Abgerufen am 30. April 2020.
  2. Heise, Katharina. Abgerufen am 30. April 2020.
  3. SLUB Dresden: Ausstellung der bildenden Künstler des Bezirks Magdeburg. Abgerufen am 9. Juni 2022 (deutsch).
  4. SLUB Dresden: Ausstellung der bildenden Künstler des Bezirks Magdeburg. Abgerufen am 9. Juni 2022 (deutsch).
  5. SLUB Dresden: Mitteldeutsche Kunst. Abgerufen am 20. August 2021 (deutsch).
  6. Heise, Katharina. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 1. Februar 2022 (österreichisches Deutsch).

Weblinks