Karla Spagerer
Karla Spagerer, geb. Wetterich (* 1929 in Mannheim) ist eine Mannheimer Zeitzeugin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Leben
Karla Spagerer stammt aus einer politisch engagierten Arbeiterfamilie aus dem Mannheimer Stadtteil Waldhof. Ihre Großmutter Babette Ries (1879–1960), eine überzeugte Kommunistin, wurde 1936 zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt, weil sie für notleidende Familien inhaftierter Widerstandskämpfer der Mannheimer Lechleiter-Gruppe Lebensmittel und Geld gesammelt hatte. Mit Annie Lechleiter, der Frau Georg Lechleiters, hatte die Familie ein enges Verhältnis.[1] Karla Spagerers Onkel Erwin Ries war KPD-Mitglied und floh vor drohender Verhaftung und Inhaftierung in die Sowjetunion, wo er Opfer der stalinistischen Säuberungen wurde.
Karla Spagerers Eltern betrieben ab April 1939 die Arbeiterkneipe „Waldschlössel“. Im September 1939 wurde ihr Vater in die Wehrmacht eingezogen. Die Gaststätte wurde deshalb von den drei Frauen der Familie – Großmutter, Mutter und Tochter – auch noch nach der Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1947 weitergeführt.[2]
Von 1947 bis zu seinem Tod im Jahr 2016 war Karla mit dem SPD-Politiker und Gewerkschafter Walter Spagerer verheiratet. Sie hat zwei Söhne.
Erst nach dem Tod ihres Mannes trat Karla Spagerer selbst verstärkt in die Öffentlichkeit. Als Zeitzeugin berichtet sie in Schulen und auf Veranstaltungen von ihrer Jugend und der politischen Verfolgung während des Nationalsozialismus sowie ihrem Erleben der Verfolgung der Juden. 2022 wurde sie von der SPD als Wahlfrau in die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten entsandt. Sie war das älteste Mitglied der Versammlung.[3] 2024 trat sie in die VVN ein.[4]
Ehrungen
Am 9. September 2022 wurde Karla Spagerer durch Bundespräsident Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz verliehen.[5]
Literatur
- Fritz Salm: Im Schatten des Henkers. Vom Arbeiterwiderstand in Mannheim. Röderberg-Verlag, Frankfurt/M. 1973
- Erich Matthias (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim. Ed. Quadrat, Mannheim, 1984, ISBN 3-923003-27-7
- Karl Heinz Mehler (Hrsg.): Mannheimer Zeitzeugen erzählen über ihr privates Leben zwischen Weltwirtschaftskrise und totalem Krieg. Mannheim 2009, Verlag Wellhöfer, ISBN 978-3-939540-46-5.
Weblinks
- Der MARCHIVUM-Podcast Folge 3: Zeitzeugin-Interview mit Karla Spagerer – Erinnerungen an dunkle Zeiten Deutschlands: https://www.marchivum.de/de/podcast/der-marchivum-podcast-folge-3-zeitzeugin-interview-mit-karla-spagerer
Einzelnachweise
- ↑ Marchivum Podcast Nr. 3: Zeitzeuginnen-Interview mit Karla Spagerer
- ↑ Wie die Mannheimerin Karla Spagerer im Job die Liebe ihres Lebens kennenlernt. In: Mannheimer Morgen. 21. August 2022, abgerufen am 19. Februar 2024.
- ↑ Karla Spagerer mit 92 älteste Wahlfrau in Bundesversammlung. In: spd.de. 10. Februar 2022, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Die Mannheimer Zeitzeugin Karla Spagerer wird Mitglied der VVN. In: kommunalinfo-mannheim.de. 1. Februar 2023, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ www.mannheim.de/de/nachrichten/bundesverdienstkreuz-an-karla-spagerer (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2025. Suche in Webarchiven) (abgerufen am 1. Februar 2024)
Personendaten | |
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NAME | Spagerer, Karla |
ALTERNATIVNAMEN | Wetterich, Karla (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | Mannheimer Zeitzeugin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes |
GEBURTSDATUM | 1929 |
GEBURTSORT | Mannheim |