Karl Theodor Hoeniger

Grab von Karl Hoeniger

Karl Theodor Hoeniger (* 21. Oktober 1881 in Wien; † 28. August 1970 in Meran) war ein Südtiroler Autor und Kulturhistoriker.

Leben

Hoeniger ist als Steirer mit Tiroler Vorfahren in Wien zur Welt gekommen. Dort und in Klagenfurt besuchte er das Gymnasium, dann machte er sein Einjährig-Freiwilligen-Jahr bei der Artillerie in Steyr. An den Universitäten Erlangen und Wien studierte Hoeniger Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie und promovierte 1907 zum Dr. phil.

Nach dem Studium wurde Hoeniger Dramaturg der Vereinigten Städtischen Bühnen in Graz und erhielt später eine Berufung an das Burgtheater. Im Ersten Weltkrieg diente er an der Tiroler Front als Führer einer Feldkanonen-Batterie am Tonale, bei Folgaria, in den Sieben Gemeinden und bei Sexten.

Nach dem Krieg heiratete er Käthe Pitscheider aus Gries und blieb in Südtirol. Er wurde Schriftleiter der Bozner Nachrichten und gab von 1922 bis 1967 den Bozner Hauskalender (heute: Südtiroler Hauskalender) heraus. Er wurde Mittelpunkt eines Kreises, zu dem Friedrich Teßmann, Karl von Hepperger und Josef Blaas zählten. Er leitete auch den Kulturteil der Dolomiten und des "Volksboten", war Theater- und Kunstkritiker und publizierte zahlreiche Beiträge im Schlern.

Während des Zweiten Weltkriegs wirkte Hoeniger an der Südtiroler Kulturkommission des SS-Ahnenerbes in der Arbeitsgruppe "Germanische Weltanschauung und Sinnbilder" mit.[1] Ebenso publizierte er 1943/45 im nationalsozialistischen Bozner Tagblatt.[2] Für das NS-Volkshilfswerk in Südtirol gestaltete er 1943 die Broschüre Deutsche Weihnachten, in der er den Weihnachtsbaum zum „Sinnbild der immerwährenden Sippen- und Volksverbundenheit“ erhob.[3]

Mit seinem Gedicht Die acht Bozner Seligkeiten[4] schuf Hoeniger eine populär gewordene Beschreibung des Altbozner patrizischen Bürgersinns;[5] der Text gilt als Ausdruck eines „besitzstandswahrenden, tendenziell sozialkonservativen, aber auch von gezähmtem Liberalismus durchwirkten Bürgergeist[s]“.[6]

Wegen der Bombardierung Bozens im Krieg verlegte Hoeniger seinen Wohnsitz nach Obermais, wo er bis zu seinem Tode blieb.

Seinen wissenschaftlichen Nachlass verwahrt das Südtiroler Landesarchiv.

Werke

  • Altbozner Bilderbuch. 100 Abbildungen und 40 Aufsätze zur Stadtgeschichte. Ferrari-Auer, Bozen 1933 (Digitalisat), erw. Neuauflage ebd. 1968.
  • Südtiroler Weinfibel. Südtiroler Künstlerbund, Bozen 1946.
  • Südtiroler Volksleben. In 170 Gemälden und Zeichnungen von Albert Stolz (1875–1947). Ein Heimatbuch. Tyrolia, Innsbruck 1951.
  • Ein Häuserverzeichnis der Bozner Altstadt von 1497 (= Schlern-Schriften. Band 92). In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Band 31, Wagner, Innsbruck 1951, S. 309–356 (zobodat.at [PDF]).

Auszeichnungen

Literatur

  • Franz Hieronymus Riedl: Prof. Dr. Karl Theodor Hoeniger – 85 Jahre, in: Der Schlern, 1966, S. 498–499.
  • Franz Huter: Karl Theodor Hoeniger (1881–1970). Nachruf. In: Tiroler Heimat 34, 1970, S. 123–126.
  • Othmar Parteli: „Hüter unseres geistigen Bestandes“. In: Dolomiten, 29./30. August 2020, S. 6 (mit apologetischer Tendenz).
  • Eduard Widmoser: Südtirol A–Z. 2. Band (G–Ko). Innsbruck, Südtirol-Verlag 1983, S. 233. DNB 870522426

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael H. Kater: Das "Ahnenerbe" der SS, 1935–1945: ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches. München: Oldenbourg 2006, S. 161f.
  2. K. Th. Hoeniger: Germanisches Ahnenerbe in unseren Volkstänzen. Bozner Tagblatt vom 29. April 1944, S. 6 (Digitalisat); Forts. ebd., 6. Mai 1944, S. 4 (Digitalisat); Schluss ebd., 13. Mai 1944, S. 4 (Digitalisat). – Ders.: Von der Hagalrune zum Glücksstern. Bozner Tagblatt vom 2. Mai 1945, S. 2.
  3. Armin Mutschlechner: „Blut ist nicht Wasser“: Option, Krieg und vergessene NS-Opfer aus Südtirol. Aus dem Tagebuch des Jakob Stubenruß. Edition Raetia, Bozen 2022. ISBN 978-88-7283-847-1, S. 218 (mit Abb.).
  4. Hoeniger: Altbozner Bilderbuch, S. 207. (online)
  5. Karl Theodor Hoeniger: Die acht Bozner Seligkeiten (Gedicht). In: Merian Südtirol. Hamburg: Hoffmann und Campe Jg./Nr. 10, 1957, S. 26.
  6. Hannes Obermair: Die bürgerliche Kunstsammlung – kleine Geschichte eines Bozner Stadthauses und seiner moralischen Ökonomie. In: Leander Moroder, Hannes Obermair, Patrick Rina (Hrsg.): Lektüren und Relektüren – Leggere, riflettere e rileggere – Nrescides letereres y letures critiches. Studia Prof. Ulrike Kindl septuagenariae die XVI mensis Oct. anni MMXXI dicata. Istitut Ladin Micurá de Rü, San Martin de Tor 2021. ISBN 978-88-8171-141-3, S. 369–380, hier S. 371.

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