Karl Spiehs

(c) Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0
Büste von Prof. Karl Spiehs (2023)

Karl Spiehs, auch Carl Spiehs, (* 20. Februar 1931 in Blindendorf-Dunkelstein, einem Ortsteil der Stadtgemeinde Ternitz, Niederösterreich[1][2]; † 27. Jänner 2022[3]) war ein österreichischer Filmproduzent.

Leben

Karrierebeginn als Promoter

Der Sohn des Gastwirtsehepaars Karl und Anna Spiehs besuchte die Hotelfachschule und startete seine Karriere mit einer Aufführung der Operette Im weißen Rössl im elterlichen Wirtshaus. Er machte sich einen Namen als Promoter von Schlager­veranstaltungen und Vortragstourneen.

Aufnahme- und Produktionsleitung

1960 gelang ihm mit dem Spielfilm Die Glocke ruft, an dem er anfangs als zweiter Aufnahmeleiter und bei der Fertigstellung als Co-Produzent mitwirkte, der Einstieg ins Filmgeschäft. 1961 wurde Spiehs von der Wiener Stadthalle zunächst als Musikaufnahmeleiter und anschließend als Produktionsleiter engagiert.

Filmproduktion

1965 gründete er seine eigene Filmfirma mit dem Namen „Intercontinental-Film“. 1967 erwarb er 50 % der Anteile von Paul Löwingers Lisa Film, die er fortan weitgehend beherrschte, da sich Löwinger auf seine Funktion als Teilhaber beschränkte.

Mitte der siebziger Jahre gründete Spiehs auch seinen eigenen Filmverleih, die „Residenz-Film“, die neben seinen eigenen Filmen auch ausländische Produkte in die Kinos brachte und in den achtziger Jahren unter dem Namen „Tivoli“ umstrukturiert wurde. Spiehs produzierte in diesen Jahren eine große Zahl von Filmkomödien und anderen Unterhaltungsfilmen, die beim Publikum meist gut ankamen, aber von der Filmkritik entweder ignoriert oder häufig verrissen wurden. Oft ist in diesen Filmen der Wörthersee zu sehen, wo Spiehs seine Sommerresidenz erwarb. Er trat gelegentlich in seinen Filmen selbst auf, meist als beschränkter Polizist. Nur selten wagte er die Verfilmung von anspruchsvollen Vorlagen wie 1973 Arthur Schnitzlers Der Reigen oder 1976 Hans Falladas Jeder stirbt für sich allein.

TV-Produktion

Dank des Privatfernsehens gelang Spiehs zu Beginn der 1990er Jahre auch der Einstieg in die TV-Produktion. Vor allem die RTL-Serie Ein Schloß am Wörthersee mit dem wiederentdeckten Roy Black in der Hauptrolle wurde ein großer Publikumserfolg. In der Folge konzentrierte er sich mehr auf die Fernseharbeit und konnte sich mit dem Zweiteiler Die Rückkehr des Tanzlehrers 2003 allgemeine Anerkennung verschaffen. Er wurde in Velden am Wörthersee bestattet.[4]

Privates

Von seiner Jugendliebe Hilde stammt seine Tochter Waltraud (* 1952). Spiehs’ erste Ehefrau Elfriede ist die Mutter seines Sohnes Gerhard (* 1958). Mit der ehemaligen Show-Assistentin Lissy Kofler hat er den Sohn Michael Kofler (* 1962). Am 21. Dezember 1966 heiratete er die Schauspielerin Angelika Ott. Ihre gemeinsamen Söhne sind der Filmproduzent David Spiehs (* 1974) und Benjamin Spiehs (* 1981).

Sein Enkel ist der Filmproduzent Thomas Hroch (Mona Film, Tivoli Film).[5]

Filmografie (Auswahl)

Filmproduktionen

Fernsehproduktionen

Auszeichnungen

Karl Spiehs erhielt außerdem Auszeichnungen der Bundesländer Kärnten und Niederösterreich.

BW

In Ternitz erhielt er 2001 den Goldenen Ehrenring der Stadtgemeinde, 2011 wurde der Park vor dem Stadtkino in Prof. Karl Spiehs-Park bekannt, wo 2022 eine Büste enthüllt wurde.[10][11]

Literatur

  • Roman Schliesser: Die Supernase – Karl Spiehs und seine Filme. Ueberreuter, Wien 2006, ISBN 978-3-8000-7228-6.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 414f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Carl der Große": ORF Niederösterreich präsentiert ein Porträt über Carl Spiehs "Österreich-Bild aus dem Landesstudio Niederösterreich" am 25. Februar. APA-Meldung vom 24. Februar 2001, abgerufen am 5. Februar 2015.
  2. a b Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes NÖ für Karl Spiehs. APA-Meldung vom 19. Mai 2009, abgerufen am 5. Februar 2015.
  3. Erfolgsproduzent Karl Spiehs mit 90 Jahren verstorben. In: apa.at. Austria Presse Agentur, 27. Januar 2022, abgerufen am 27. Januar 2022.
  4. Filmproduzent Karl Spiehs beigesetzt. In: kaernten.orf.at. 12. Februar 2022, abgerufen am 26. März 2022.
  5. Kurier: Neuausrichtung bei Mona- und Lisa-Film. Artikel vom 6. Februar 2012, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  6. Liste der Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Abgerufen am 5. Februar 2015.
  7. Kurier - Das sind die Nominierten für die KURIER ROMY 2015. Artikel vom 4. März 2015, abgerufen am 25. April 2015.
  8. NÖN: Karl Spiehs erhält Ehrenzeichen der Republik. Artikel vom 7. August 2018, abgerufen am 7. August 2018.
  9. orf.at: Karl Spiehs erhält Ehrenzeichen der Republik. Artikel vom 7. August 2018, abgerufen am 7. August 2018.
  10. Johannes Authried: Ternitzer Filmtage: Die Stadt würdigt ihren großen Sohn. In: noen.at. 8. September 2022, abgerufen am 9. September 2022.
  11. Ein Denkmal für Prof. Karl Spiehs. In: ternitz.gv.at. 12. September 2022, abgerufen am 15. September 2022.

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Büste von Prof. Karl Spiehs am Seecorso, Marktgemeinde Velden am Wörther See, Bezirk Villach Land, Kärnten, Österreich, EU