Karl Schefold

Karl Schefold-von den Steinen (1905–1999) Archäologe, Grab auf dem Friedhof Hörnli, Riehen, Basel-Stadt
Grab auf dem Friedhof am Hörnli, Bronze von Alexander Zschokke

Karl Schefold (* 26. Januar 1905 in Heilbronn; † 16. April 1999 in Basel) war ein deutsch-schweizerischer klassischer Archäologe. Geboren und erzogen in Deutschland, emigrierte er 1935 erzwungenermaßen in die Schweiz, die ihm zur Heimat wurde. Sein Interesse galt dem religiösen Gehalt der antiken Kunst, die er aus dem Geist einer wissenschaftlichen Tradition deutete, die vom dichterischen Erbe der deutschen Klassik und der Kunstauffassung des Lyrikers Stefan George geprägt war.

Leben

Nach einem Besuch des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart begann er seine Studien der Altertumswissenschaften in Tübingen und Heidelberg. Dort lernte er auch seine spätere Frau Marianne von den Steinen kennen. Weiter studierte er in Jena und promovierte 1930 an der Universität Marburg über Kertscher Vasen. Als Assistent und Stipendiat arbeitete er später vor allem am Deutschen Archäologischen Institut in Rom und Athen und beteiligte sich an den Ausgrabungen von Larisa am Hermos.

Beunruhigt durch die Entwicklung in Deutschland übersiedelte er nach seiner Heirat am 5. Februar 1935 noch im gleichen Jahr nach Basel, wo er 1936 in Klassischer Archäologie habilitierte. Zunächst war er vor allem für vorderasiatische und frühchristliche Archäologie zuständig, übernahm dann nach dem Tode von Ernst Pfuhl im Jahre 1940 die Vertretung des vollen Lehrgebiets und erhielt nach und nach, endgültig 1953, den Lehrstuhl übertragen. Zahlreiche auswärtige Berufungen lehnte er ab und baute durch seine Forschungen und die Gründung des Antikenmuseums die Archäologie in Basel aus. Er verstarb am 16. April 1999 in Basel.

Schefold war Mitglied der deutschen, österreichischen und amerikanischen archäologischen Institute sowie der Bayerischen und Britischen Akademie der Wissenschaften. An der Aristoteles-Universität Thessaloniki war er Ehrendoktor. Mit Herbert A. Cahn begründete er das Antikenmuseum Basel, das erste Museum für antike Kunst in der Schweiz. Außerdem war er 1956 Mitbegründer des Vereinigung der Freunde antiker Kunst sowie 1958 der Zeitschrift Antike Kunst.

Verheiratet war er mit Marianne von den Steinen, der Tochter Karl von den Steinens, eines bekannten Ethnologen. Mit ihr las er oft Texte antiker griechischer Dichter für ein breites Publikum. Aus dieser Ehe stammen die Söhne Dian Schefold, Reimar Schefold und Bertram Schefold. Zu seinen engsten Freunden zählte der Althistoriker Alexander Schenk Graf von Stauffenberg, der seine Zuneigung zu Schefold und den Freunden – alle aus dem George-KreisTheodor Pfizer, Frank Mehnert und Woldemar Graf Uxkull-Gyllenband in tief empfundenen Gedichtern ausdrückte.[1][2]

Werk

Bekannt wurde Schefold durch seine Arbeiten zu den spätklassischen, attischen Vasen, zur Kunst der Skythen in Südrussland und zu seinen Ausgrabungen in Larisa am Hermos und Eretria. Seit seiner Zeit in Basel hielt er auch in schwierigen Zeiten die Verbindung zwischen Europa und Amerika aufrecht.

Nach Abschluss der fünf Bände „Griechische Sagenbilder“ (Band 1, 1. Auflage, 1964, Band 5, 1988, Band 1, 2. Auflage 1993) beschäftigte er sich in seinen letzten Lebensjahren vor allem mit der Neubearbeitung und Erweiterung des Buchs über „Die Bildnisse der antiken Dichter, Redner und Denker“ (1943, Neuausgabe 1997), einem frühere Schriften zusammenfassenden und überarbeitetenden Werk „Der religiöse Gehalt der antiken Kunst und die Offenbarung“ (1998) und mit „Hugo von Hofmannsthals Bild von Stefan George“ (1998).

Große Bedeutung hatten zu seiner Zeit Arbeiten zur römischen Wandmalerei, insbesondere zu Pompeji, die jedoch heute als überholt gelten. Seine 2003 unter dem Titel Die Dichtung als Führerin zur Klassischen Kunst postum erschienenen Lebenserinnerungen befassen sich mehr mit der Kunst als mit Schefolds eigenem Leben und schaffen so eher „Struktur und einen Zusammenhang“ zwischen den fast 700 Veröffentlichungen Schefolds, als dass sie die Erwartungen an den unterhaltenden Wert von Memoiren erfüllen.[3]

Schriften

Ein Schriftenverzeichnis von Karl Schefold findet sich bei:

  • Karl Schefold. Bibliographie 1930–1990. Karl Schefold zum 85. Geburtstag am 26. Januar 1990, mit zusammenfassenden Kommentaren des Autors. Von seinen Kollegen und Freunden. Basel 1990. ISBN 3-905057-06-9.
  • Ergänzungen: Bibliographie Karl Schefold, 1990–1995. In: Antike Kunst 38 (1995) S. 65.

Memoiren:

  • Karl Schefold: Die Dichtung als Führerin zur Klassischen Kunst. Erinnerungen eines Archäologen (Lebenserinnerungen Band 58). Aus dem Nachlass hrsg. von Martha Rohde-Liegle u. a. Hamburg, Verlag Dr. Kovac, 2003. ISBN 3-8300-1017-6 (mit vollständigem Schriftenverzeichnis).

Literatur

  • Bernhard Ebneth: Schefold, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 616 f. (Digitalisat).
  • Umberto Pappalardo: Ricordo di Karl Schefold. In: Atene e Roma 46 (2001), S. 80–86.
  • Ernst Berger: Ein neues Museum in Basel [Antikenmuseum]. Karl Schefold zum 60. Geburtstag am 26. Januar 1965. In: Basler Stadtbuch 1966, S. 185–193.
  • Margot Schmidt: Karl Schefold. In: Gnomon 72 (2000), S. 571–575.
  • Rolf A. Stucky: Antike Kunst und Vereinigung der Freunde Antiker Kunst verlieren einen ihrer Gründerväter. Zum Tod von Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Schefold. In: Antike Kunst 42 (1999), S. 71–72.
  • Paul Zanker: Karl Schefold, 26.1.1905–16.4.1999. In: Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1999, S. 276–282.
  • Karl Schefold-von den Steinen, Dr.phil., Dr.phil.h.c., em. o. Professor für klassische Archäologie an der Universität Basel, 26. Januar 1905–16. April 1999. Basel 1999.
  • Umberto Pappalardo: Karl Schefold in memoriam. In: Rivista di Studi Pompeiani 11 (2000), S. 7–9.
  • Rolf A. Stucky: Wissenschaft als Botschaft. Zum Tod von Karl Schefold. In: Antike Welt 30 (1999), S. 417.
  • Alexandra Kankeleit: Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold im Jahr 1945, Antike Kunst 63, 2020, S. 69–92.
  • Henri Metzger, Jean-Marc Moret: Karl Schefold, 26 janvier 1905–16 avril 1999. In: Revue archéologique 1999, S. 387–390.

Weblinks

Commons: Karl Schefold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann. Ein biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und männlicher Sexualität im deutschen Sprachraum, überarb. Taschenbuchausgabe, Suhrkamp, Frankfurt 2001, ISBN 3-518-39766-4, S. 610
  2. Denkmal : Stefan-George-Stiftung / Alexander Graf Schenk von Stauffenberg, hrsg. von Rudolf Fahrner, Verlag Küpper (vorm. Bondi), Düsseldorf; München 1964
  3. Michael Philipp: Im schönen Leben. In: „Süddeutsche Zeitung“ vom 19. April 2004.
    Rezensionsnotizen zu Die Dichtung als Führerin zur klassischen Kunst bei Perlentaucher


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Karl Schefold-von den Steinen (1905–1999) Archäologe, Grab auf dem Friedhof Hörnli, Riehen, Basel-Stadt