Karl Heinz Jakob

Karl Heinz Jakob[1] (* 15. August 1929 in Zwickau; † 2. März 1997 in Zwickau-Weißenborn) war ein deutscher Künstler, Grafiker und Maler. Ihm wurde als einem von zwei Künstlern zwei Mal der Max-Pechstein-Preis der Stadt Zwickau zuerkannt.

Biografie

Karl Heinz Jakob erreichte 1948 sein Abitur. Dem folgten drei Jahre Volontariat beim Architekten Kurt Ludwig.[2] Gleichzeitig begann er 1949 eine künstlerische Ausbildung an der Mal- und Zeichenschule Zwickau bei Carl Michel und Karlheinz Schuster. 1951 begann er ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Erich Fraaß, Wilhelm Lachnit und Rudolf Bergander, das er 1955 mit einem Diplom abschloss. Schon 1954 wurde er Mitglied des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands (VBKD) und begann nach seinem Diplom freischaffend in Zwickau zu arbeiten.

Ab 1958 erfolgten unter dem Motto „Kunst hilft Kohle“ Studieneinsätze von Künstlern in Regionen des Bergbaus und der kohleverarbeitenden Industrie der DDR. Karl Heinz Jakob nahm dabei in einer Künstlerbrigade mit dreizehn Künstlern, darunter Erhard Zierold, Paul Schmidt-Roller, Erika und Edgar Klier, Käthe Walther und Erik Winnertz, an Produktions- und Porträtstudien von Bergarbeitern des Steinkohlenwerks Martin Hoop in Zwickau teil. Ziel war vor allem, die Werktätigen in der Produktion ganz im Sinn des Sozialistischen Realismus darzustellen.[3]

Ab 1961 wurde Jakob künstlerischer Leiter des Mal- und Zeichenzirkels im VEB Steinkohlenwerk „Martin Hoop“ in Zwickau. Der 1972 aufgestellte Gedenkstein für Martin Hoop geht auf die Entwürfe der Mitglieder des Mal- und Zeichenzirkels zurück, der sich unter Leitung Karl Heinz Jakobs zu einem der profiliertesten Volkskunstkollektive der DDR entwickelt hatte.[4] 1968 wurde er Leiter des Förderstudios Malerei beim Zwickauer Stadtkabinett Kulturarbeit in der Galerie am Domhof für fast 30 Jahre.

Von 1983 bis 1986 erhielt er einen Lehrauftrag als Honorardozent an der Fachschule für angewandte Kunst Schneeberg,[5] heute Teil der Westsächsischen Hochschule Zwickau; einer seiner Schüler war der Bildhauer Hans-Georg Wagner.

Nach der Wende war er von 1990 bis 1997 Mitglied im wiedergegründeten sächsischen Künstlerbund/Chemnitzer Künstlerbund im Bundesverband Bildender Künstler. Seit 1991 war Jakob Ehrenmitglied im Kunstverein Zwickau e. V. Karl Heinz Jakob, der verheiratet war, starb 1997 in seiner Heimatstadt Zwickau. Für seine Leistungen erhielt er als einziger Künstler den Max-Pechstein-Preis zwei Mal, 1954 und 21 Jahre später 1985.

Seine Enkelin ist die Installationskünstlerin Henrike Naumann, die sich über den Nachlass von Jakob in ihren Installationen ab 2018 verstärkt mit dem künstlerischen Erbe ihres Großvaters auseinandersetzte und seine Bilder in ihre Installationen integrierte.[6] Für DDR Noir mit Bildern Jakobs erhielt sie 2019 den Max-Pechstein-Preis.

Darstellung Jacobs in der bildenden Kunst der DDR

Der Zwickauer Bildhauer Berthold Dietz schuf eine Büste von Jakob, die Bronzeplastik entstand etwa 1963.[7] In der Literatur wird die Büste fälschlich dem Dresdner Bildhauer Reinhard Dietrich zugesprochen.[8]

Œuvre

Karl Heinz Jakobs Bilder und Grafiken befassten sich zum großen Teil mit Menschen aus dem Arbeitsalltag. Seine Formensprache war eine körperbetonte in der Art des sozialistischen Realismus. Zeit seines Lebens blieb er dem Zwickauer Steinkohlenrevier und der schweren Arbeit unter Tage verbunden. Erste Arbeiten zum Sujet entstanden mit Beginn der 1950er Jahre und wurden bis zum Ende des Reviers Mitte der 1970er Jahre in immer neuen Bildern umgesetzt. Von mehreren Auslandsstudienreisen, u. a. nach Kuba (1961), in die Bundesrepublik (1965, Hamburg), in die Sowjetunion (1966 nach Moskau und Leningrad, 1968 nach Ostsibirien mit Klaus Matthäi, 1978 nach Mittelasien, 1982 Kaukasusregion, 1987 Leningrad und Murmansk), in die ČSSR (1965), Bulgarien (1973), nach Polen (1980) und in die Türkei (1993, Istanbul) brachte er stets neue Ideen mit, die sein Schaffen weiter beeinflussten.[9]

In den frühen 1950er bis in die 1960er Jahre war die Malerei der wichtige Teil seiner künstlerischen Darstellungen. Später wurden Zeichnungen und Grafiken zum Mittelpunkt seines Schaffens.

„War in den frühen Jahren die Malerei ein wichtiger Teil seines Schaffens, so wurde später das Zeichnen für ihn zum Lebensinhalt. Dabei entwickelte er eine Meisterschaft, die ihresgleichen sucht. Die ganze Palette des menschlichen Lebens, von der Geburt bis zum Tod, bildete den Schwerpunkt seiner Arbeiten. Dabei war er schonungslos, sich selbst und dem Betrachter gegenüber. Karl Heinz Jakob war ein stiller Mensch, seine Werke aber zeugen von seinem Bedürfnis, den wahren Menschen zu zeigen, ehrlich und ungeschönt. Dort, wo andere viele Worte brauchten, benötigte er nur wenige Striche.“

Beschreibung zur Ausstellung 2019 in der Turmgalerie auf Jagdschloss Augustusburg[2]

2009 kennzeichnet ihn Siegfried Wagner, damaliger Vorsitzender des Kunstvereins Zwickau e. V., zur Ausstellungseröffnung in den Fluren der Zwickauer Stadtverwaltung wie folgt:

„Karl Heinz Jakob hat mit seinem Werk unmissverständlich Zeichen gesetzt. Innere Größe und suggestive Stille bestimmen sein Schaffen, das mit farbigen und graphischen Arbeiten vor allem zur Bergbauthematik beginnt, sich aber zunehmend dem Menschen in seiner hinfälligen Geborgenheit zuwendet und alle Facetten menschlicher Existenz sichtbar macht. Ganz besonders in seinen Zeichnungen der letzten zwei Lebensjahrzehnte gelangt er zu einer Meisterschaft, die sich in aller Stille herausbildet. Karl Heinz Jakob hat sich dem Menschen ausgeliefert, seinem Leben, seinem Leid, seinem Sterben. Aus einem Fundus von Tausenden von Skizzen, Notaten, ja nur ‚hingeschriebenen‘ Gedankenlinien entwickelt er die bewegenden, leidvoll-erhabenen Blätter großer Zeichenkunst, an denen er sich regelrecht verzehrt. ‚Ich bin die Summe meiner Figuren‘, bekennt er in einer Notiz aus seinem Nachlass. Karl Heinz Jakob hat das Mensch-Sein in seinen Handzeichnungen behütet und bewahrt mit tiefer Hingabe, mit verzweifelter Kraft, mit einem unerbittlichen Anspruch an sich selbst. Er hinterlässt uns sein Credo: ‚Ich habe keine spektakulären Ideen und keine ausgefallenen neuen Formen - ich bin auf der Suche nach humaner Existenz - Schrei nach Menschlichkeit in unserer Welt.‘“

Siegfried Wagner, damaliger Vorsitzender des Kunstvereins Zwickau e.V., September 2009[10]

Auszeichnungen

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1960: Freiberg
  • 16. Februar – 31. März 1964: Karl-Marx-Stadt, Museum am Theaterplatz: Karl Heinz Jakob, Zwickau: Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen
  • 1965: Erfurt, Angermuseum
  • 20. Mai – 2. Juli 1967: Dresden, im Glockenspielpavillon des Zwinger: Ausstellung des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands, Bezirksvorstand Dresden
  • 1968: Altenburg, Lindenaumuseum
  • 1972: Leipzig, Wort und Werk
  • 1973: Karl-Marx-Stadt, Galerie oben (Eröffnungsausstellung der Galerie), Ausstellung im Agricola-Haus
  • 1981: Adelsberg, Galerie Clara Mosch[5]
  • 13. August – 24. September 1989: Zwickau, Galerie am Domhof: Karl Heinz Jakob: eine Entwicklung zum bekennenden Gestus[12]
  • 4. Oktober – 4. November 1989: Karl-Marx-Stadt, Galerie oben[12]
  • 4. Juli – 29. August 1999: Zwickau, Galerie am Domhof: Karl Heinz Jakob: Malerei und Grafik

Gruppenausstellungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Dreifacher Aktivist Arthur Kraus, Zwickauer Maschinenfabrik (1952/1953), III. Kunstausstellung der Deutschen Demokratischen Republik in Dresden, Verbleib unbekannt[17]
  • Kubanische Straßenszene (nach 1961), zwei Aquarelle zum Sujet, Städtisches Museum Zwickau
  • Ölgemälde Konzerteinführung (vor 1962), V. Kunstausstellung der Deutschen Demokratischen Republik, Verbleib unbekannt[18]
  • Ölgemälde Helmut Schürer (1964), Verbleib unbekannt[19]
  • Ölbildnis Zwickauer Bergarbeiter (1971), VII. Kunstausstellung der DDR in Dresden, Verbleib unbekannt[20] (Von diesem Werk hat der Künstler mehrere Fassungen erarbeitet.)
  • Ölgemälde Kubanische Straßenmusikanten (um 1970), Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder) (Galerie-Nr. 301)[21]
  • Ölgemälde in Mischtechnik Genesender (1981), IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden, Privatsammlung[22]
  • Ölgemälde Schichtwechsel (1982), Bergbaumuseum Oelsnitz (Erzgebirge)[23]
  • Am Schwanenteich (um 1983), drei Aquarelle zum Sujet, Städtisches Museum Zwickau
  • Zwickauer Stadtansicht (um 1983), zwei Aquarelle zum Sujet, Städtisches Museum Zwickau

Seine Werke befinden sich in vielen privaten Sammlungen Sachsens, in den Kunstsammlungen Zwickau, im Museum Junge Kunst in Frankfurt (Oder), in der Berliner Nationalgalerie, den Städtischen Museen Chemnitz, im Lindenau-Museum der Stadt Altenburg, im Besitz der Hochschule für Bildende Künste Dresden und in vielen anderen Museen.

Literatur

  • Joachim Voigtmann: Karl Heinz Jakob: eine Entwicklung zum bekennenden Gestus, Ausstellungskatalog: Galerie am Domhof Zwickau und Galerie Oben in Karl-Marx-Stadt, Zwickau/Karl-Marx-Stadt 1989.
  • Georg Brühl: Karl-Heinz Jakob. In: Reihe: Künstler aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt, Herausgeber: Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt Abt. Kultur, Karl-Marx-Stadt 1973, 2 Faltblätter (=24 Seiten).
  • Jacob-Karl-Heinz. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 398–399
  • Wolfgang Hütt: Karl-Heinz Jakob. In: Junge bildende Künstler der DDR: Skizzen zur Situation der Kunst in unserer Zeit. Verlag VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1965, DNB 452131596, S. 71–76.
  • Johannes Grimm: Karl Heinz Jakob: Maler u. Grafiker. In: Zwickauer Heimatjournal: Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Umwelt, (Band 5), Verlag WSM-Werbeagentur, Greiz/ Zwickau 1997, S. 30–33.
  • Katalog zur Ausstellung: Karl Heinz Jakob, Zwickau: Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen: Ausstellung im Museum am Theaterplatz, vom 16. Februar bis 31. März 1964, Städtische Kunstsammlung, Karl-Marx-Stadt 1964.
  • Hans-Ulrich Lehmann: Karl-Heinz Jakob. In: Werner Schmidt (Hrsg.): Zeichnungen in der Kunst der DDR (Ausstellung im Albertinum, Dresden, vom 1.9.1974 bis 10.11.1974; zum 25. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik). Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 1974, DNB 740870408, S. 105–106.
  • Gerd Dietrich: Kulturgeschichte der DDR, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-647-37087-3. S. 723, 1043, 1529 f.
  • Siegfried Wagner: Karl-Heinz Jakob: ein Mann der Stille. In: Kunsterziehung: Zeitschrift für Lehrer und Jugenderzieher, (Bd. 36). Verlag Volk und Wissen, Berlin 1989, S. 202.
  • Werner Ballarin, Karl Brix, Petra Lewey, Siegfried Wagner: Karl Heinz Jakob: Malerei und Graphik (Biografie und Katalog zur Ausstellung), (Hrsg.) Städtisches Museum Zwickau im Auftrag der Stadt Zwickau und in Zusammenarbeit mit der Galerie am Domhof und dem Kunstverein Zwickau e.V., Verlag Stadt Zwickau, Zwickau 1999, ISBN 3-933282-05-5. 120 Seiten.

Weblinks

Einzelnachweise / Anmerkungen

  1. Sein ursprünglicher doppelter Vorname wurde in der Literatur meist mit Bindestrich als Karl-Heinz Jakob, auch Karl-Heinz Jacob oder als Karlheinz Jakob geschrieben.
  2. a b Karl Heinz Jakob „Ich bin die Summe meiner Figuren“. Turmgalerie am Schloss Augustusburg; abgerufen am 3. August 2020.
  3. Manuela Bonnke: Kunst in Produktion: Bildende Kunst und volkseigene Wirtschaft in der SBZ/DDR. Böhlau, Köln 2007, ISBN 978-3-412-35805-1, S. 161 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gedenkstein für Martin Hoop wurde feierlich enthüllt. In: Neues Deutschland. Neues Deutschland, Berlin 1. Juli 1973, S. 2.
  5. a b c d Kunst in der DDR: Karl Heinz Jakob auf Bildatlas Kunst in der DDR; abgerufen am 2. August 2020
  6. Künstlerin Henrike Naumann: DDR Noir, Online in monopol. magazin für Kunst und Leben (2018/2019); abgerufen am 3. August 2020
  7. Telefonat mit Berthold Dietz am 5. Dezember 2020.
  8. Porträt Karl-Heinz Jacob auf bildindex.de (Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte); abgerufen am 7. Dezember 2020
  9. Ballarin, Brix, Lewey, Wagner: Karl Heinz Jakob: Malerei und Graphik, S. 27
  10. Stadtverwaltungsflur ist derzeit kleine Kunstgalerie. Ausstellung von Werken Zwickauer Künstler; abgerufen am 2. August 2020
  11. Grafik „Junges Paar“; abgerufen am 2. August 2020
  12. a b Karl Heinz Jakob: eine Entwicklung zum bekennenden Gestus, Sächsische Bibliothek Online; abgerufen am 4. August 2020
  13. Gerd Dietrich: Kulturgeschichte der DDR, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage, 2. überarbeitete Auflage, Göttingen 2019, ISBN 978-3-647-37087-3. Band II, S. 1043
  14. Bilder aus der Kunstsammlung des Landkreises Zwickau, Webseite des Kreises; abgerufen am 2. August 2020
  15. gezeichnet. Sammlungspräsentation 2017 Sächsische Kunst nach '45, Webseite Neue Sächsische Galerie Chemnitz; abgerufen am 6. August 2020
  16. Ausstellungseröffnung: Industrie in Bildern, auf www.industriekultur-in-sachsen.de; abgerufen am 2. August 2020.
  17. Dreifacher Aktivist Arthur Kraus, Zwickauer Maschinenfabrik, Deutsche Fotothek; abgerufen am 3. August 2020
  18. Jakob, Karl Heinz (1929. 08.15 Zwickau - 1997.03.02 Zwickau/Weißenborn). „Konzerteinführung.“ Öl, Maß: 150,0 cm X 150,0 cm. Dresden: 5. Deutsche Kunstausstellung, 1962, Deutsche Fotothek; abgerufen am 3. August 2020.
  19. Bildnis Helmut Schürer, Deutsche Fotothek; abgerufen am 3. August 2020.
  20. Zwickauer Bergarbeiter (1. Fassung), Deutsche Fotothek; abgerufen am 3. August 2020
  21. Karl-Heinz Jacob: Kubanische Straßenmusikanten, Bildarchiv Foto Marburg, Sammlung: Deutsche Fotothek; abgerufen am 13. August 2020
  22. Genesender, Deutsche Fotothek; abgerufen am 3. August 2020.
  23. Gemälde "Schichtwechsel"; abgerufen am 2. August 2020.