Karl Hagemann (Politiker, 1891)

Karl Hagemann (* 26. Mai 1891 in Wilna, Russland; † 26. Januar 1972) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Verlagsleiter und Politiker in der DDR. Der Nationalpreisträger der DDR war von 1956 bis 1961 stellvertretender Minister für Kultur.

Leben

Hagemann, Sohn eines Musikers, erlernte nach dem Schulbesuch den Beruf des Buchbinders. 1905 wurde er Mitglied der SAJ, 1907 Mitglied der SPD. 1909 nahm er an einem Lehrgang an der Akademie für Graphische Künste in Leipzig teil und ging danach auf Wanderschaft.

Von 1910 bis 1914 war Hagemann Angestellter der Leipziger Spamerschen Buchbinderei. 1915 wurde er eingezogen und kämpfte im Ersten Weltkrieg. 1918/19 war er Mitglied des Soldatenrats von Luzk in der Ukraine. 1919 kehrte er nach Leipzig zurück, nahm seine Anstellung in der Buchbinderei wieder auf und wechselte zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Wegen seiner Teilnahme am Mitteldeutschen Aufstand 1920/21 wurde er nach dessen Niederschlagung vom Landesgericht Dresden wegen „Beihilfe zum Hochverrat“ zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Er trat seine Haft in Bautzen an, kam jedoch aufgrund einer Amnestie noch im selben Jahr wieder frei.

1921 wechselte Hagemann als Sachbearbeiter zur Sowjetischen Handelsvertretung. Von 1924 bis 1928 war er Vertreter einer Großbuchbinderei in Berlin, von 1928 bis 1945 Teilhaber und Geschäftsführer der Fa. Berliner Buchgewerbe Nitz und Hagemann in Berlin.

Grabstätte

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten unterstützte Hagemann die KPD auch in der Illegalität und leistete 1943/44 illegale politische Arbeit in der Gruppe Schmidt-Sas und 1944/45 in der Gruppe Riemenschneider in Berlin.

Von September 1945 bis Juni 1956 wirkte Hagemann als Hauptdirektor des Volk und Wissen Verlages. 1946 wurde er Mitglied der SED. Von 1950 bis 1954 war er Mitglied des Vorstandes des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Von 1956 bis 1960 war Hagemann stellvertretender Minister für Kultur und unter anderem zuständig für das Verlagswesen und die Buchproduktion. Hagemann trat entschieden dafür ein, die Zensur aufzuheben, musste sich aber später vor der Partei von seinen „Fehlern“ distanzieren.

1961 ging er in den Ruhestand und wurde Ehrenpensionär des Ministerrats der DDR. Seine Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.

Auszeichnungen

Literatur

  • Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis: „Jedes Buch ein Abenteuer“. Zensur-System und literarische Öffentlichkeiten in der DDR bis Ende der sechziger Jahre (= Zeithistorische Studien, Band 9). Akademie Verlag, Berlin 1998, S. 23. 53f., 70, 74, 84–86 und 91.
  • Elke Reuter: Karl Hageman. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das Deutsche who’s who. Teilband II. Arani-Verlag, Berlin-Grunewald 1965, S. 109.
  • Hans-Joachim Fieber et al. (Hrsg.): Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 3 [H–J]. Trafo-Verlag, Berlin 2005, S. 17f.
  • Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): SBZ-Biographie. Deutscher Bundes-Verlag, Berlin 1964, S. 129.
  • Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990. Band 1: Abendroth – Lyr. K. G. Saur, München 1996, ISBN 3-598-11176-2, S. 268.

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Berlin Friedrichsfelde Zentralfriedhof, Pergolenweg - Grabstätte Karl Hagemann