Karl Gutzmer

Karl Gutzmer (* 16. Februar 1924; † 5. März 2007) war ein deutscher Buchhändler und Heimatforscher, der sich mit der Geschichte der Stadt Bonn und der Geschichte des Buchwesens beschäftigte.

Leben

Karl Gutzmer wuchs in Bonn in einem deutsch-nationalen Elternhaus auf. 1933 trat er der bündischen Deutschen Freischar bei. Nach deren Auflösung im Spätherbst 1933 wechselte seine Gruppe geschlossen zum Deutschen Jungvolk über. Ab 1937 gehörte er zur bündischen Jugendgruppe um Michael Jovy und wurde im Alter von 15 Jahren wegen regimekritischer Äußerungen verurteilt und zwei Monate lang inhaftiert.[1] Danach wurde er 1940 vom Gymnasium verwiesen und konnte das Abitur jedoch extern 1941 in Köln ablegen. Er begann ein Studium als Gasthörer und Aushilfstätigkeiten in einer Buchhandlung. Seit Sommer 1942 war er Soldat an der Ostfront, zuletzt als Leutnant.

Gutzmer machte nach dem Krieg eine Ausbildung zum Buchhändler bei Bouvier in Bonn und war beruflich in dieser Branche tätig, darunter als Verlagsleiter des zu Bouvier gehörenden Ludwig Röhrscheid Verlags. Mitte der 1980er Jahre ging er in den Ruhestand.

1948 trat Gutzmer dem Bonner Heimat- und Geschichtsverein (damals Alt-Bonn) bei. Von 1971 bis 2001 gehörte er seinem Vorstand an, davon einige Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Gutzmer war Autor zahlreicher stadtgeschichtlicher Schriften und Beiträge auch für die Bonner Presse, für die er unter anderem die neu erschienene Literatur zur Stadtgeschichte vorstellte. Als eine seiner bedeutendsten Veröffentlichungen kann die Chronik der Stadt Bonn (1988) gelten. Ferner beschäftigte er sich auch über Bonn und das Rheinland hinaus mit der Geschichte des Buchwesens und verfasste zahlreiche Artikel für das Lexikon des gesamten Buchwesens.

Darüber hinaus war Gutzmer als ehrenamtlicher Archivar für die Bonner Lese- und Erholungsgesellschaft tätig. Er engagierte sich zudem in der Bonner Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Die Heimatliteratur und der Buchhandel. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 31, 1975, S. 533–536.
  • Chronik der Stadt Bonn. Chronik-Verlag, Dortmund 1988, ISBN 3-611-00032-9.
  • Die Philippsons in Bonn. Deutsch-jüdische Schicksalslinien 1862–1980. Dokumentation einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Bonn 1989 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn Band 49). Bouvier, Bonn 1991, ISBN 3-416-80670-0.
  • Der Bonner Buchhandel im Überblick mit besonderer Berücksichtigung des Dritten Reiches. In: Helmut Heyer: Kultur in Bonn im Dritten Reich (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn Band 62), Bonn 2002, ISBN 3-922832-32-6, S. 289–323.

Literatur

  • Herbert Grundmann (Hrsg.): Bouvier 1828–1978. Bouvier, Bonn 1978, ISBN 3-416-01454-5, S. 44. 60.
  • Horst-Pierre Bothien: Die Jovy-Gruppe. Eine historisch-soziologische Lokalstudie über nonkonforme Jugendliche im „Dritten Reich“. Lit, Münster 1995, ISBN 3-8258-2292-3, S. 99–101, 206, 238–241.
  • Norbert Schloßmacher: In memoriam Karl Gutzmer. In: Bonner Geschichtsblätter. Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins Band 57/58, 2008, S. 7–8 (mit Bild).
  • Horst-Pierre Bothien: Bündische Jugend im Widerstand. Eine biografische Skizze 1920 bis 1945. In: Ein Leben gegen den Strom: Michael Mike Jovy – Widerstandkämpfer, Jungenschafter, Diplomat. Lit, Berlin/Münster 2017, ISBN 978-3-643-13930-6, S. 24.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anklageschrift (5. Mai 1940) und Urteil (4. Juni 1940) des Sondergerichts Köln gegen Gutzmer u. a.: 2 Monate Gefängni, Geldstrafe, Verwarnung und Einstellung des Verfahrens aufgrund des Straffreiheitsgesetzes vom 9. September 1939.