Karl-Heinz Eyermann

Karl-Heinz Eyermann (* 1932; † 24. September 2011 in Berlin) war ein deutscher Publizist und Fachjournalist auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt in der DDR.

Leben und Werk

Karl-Heinz Eyermann wurde 1932 geboren.[1] Über seine familiäre Herkunft, Jugend und Ausbildung sowie seinen persönlichen Lebensweg ist wenig bekannt.

Er lebte in Berlin und veröffentlichte in der DDR, unter anderem im Berliner Deutschen Militärverlag, zahlreiche Bücher. Viele von diesen erschienen in mehrfach nachgedruckten und zum Teil überarbeiteten Auflagen. Eyermanns publizistische Tätigkeit begann Mitte der 1950er Jahre nach Abschluss mehrjähriger Studien in der Sowjetunion.[2] Zu seinen ersten Publikationen zählen zwei militärwissenschaftliche Aufsätze sowie mehrere Erläuterungshefte zu Dia-Serien der Gesellschaft für Sport und Technik.

Eyermann betrachtete die sowjetische Luft- und Raumfahrt stets als sein zentrales Thema, sei es in Büchern oder Zeitschriftenartikeln. Diese Kenntnisse erwarb er im Rahmen zahlreicher Reisen in die Sowjetunion, bei denen er viele Begegnungen mit Flugzeugkonstrukteuren, Testpiloten, Kosmonauten sowie Wissenschaftlern aus der Luft- und Raumfahrt hatte. Seine Veröffentlichungen stützen sich auf diesen Begegnungen und auf umfangreiches Bildmaterial. Im Verlauf seiner Karriere veröffentlichte er eine Vielzahl von Sachbüchern, darunter Rund um das Flugzeug (1960), Der große Bluff (1963), Luftspionage (1963), Lufttransport – Spiegelbild der Luftmacht (1967), Raketen – Schild und Schwert (1967), Testpiloten, MiGs, Weltrekorde (1969) und Sojus – Apollo (1975).[2] 1977 veröffentlichte Eyermann gemeinsam mit dem Raumfahrtjournalisten Gerhard Kowalski die Dokumentation Raduga: Interkosmos – der gemeinsame Weg ins Weltall, die die Zusammenarbeit der sozialistischen Länder bei der Erforschung des Weltraumes zum Nutzen von Wissenschaft und Volkswirtschaft thematisiert.

Anfang der 1970er Jahre war Eyermann an der Entstehung des DDR-Dokumentarfilms Bye-bye Wheelus (Kinostart 1971) von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann beteiligt. Er bildete gemeinsam mit Gert Prokop und Wolfgang von Polentz das Redaktionsteam des Films, der die Räumung der US-Luftwaffenbasis Wheelus in Libyen dokumentierte.[3]

In den 1970er und 1980er Jahren war Eyermann als Journalist und Reporter für die Zeitschrift Freie Welt tätig. Beiträge von ihm erschienen auch in anderen Printmedien, darunter Jugend und Technik (1974: Mit 7-Mach-Stiefeln: Verkehrsflugzeuge aus einem halben Jahrhundert), das Reisemagazin Merian (1990: Die All-mächtige Stadt: Moskau: Startrampe in den Kosmos) und die Neue Berliner Illustrierte (1990, mehrere Artikel).[4]

Im Jahr 1994 war Eyermann gemeinsam mit Jürgen Ast verantwortlich für Buch und Regie bei der zweiteiligen Fernsehdokumentation Raumfahrt unter Hammer und Sichel. Die Dokumentation behandelt die Höhen und Tiefen der sowjetischen und postsowjetischen Kosmonautik und versucht, deren Geschichte klischeefrei und auf Basis von bisher unbekannten Fakten und Zeitzeugenberichten aufzuarbeiten. Beide Teile sind abrufbar auf YouTube (siehe unter Weblinks).

Karl-Heinz Eyermann starb am 24. September 2011 im Alter von 79 Jahren in Berlin und wurde auf dem Friedhof II der Französisch-Reformierten Gemeinde an der Liesenstraße beigesetzt. Er hinterließ seine Ehefrau Bärbel Eyermann (1931–2023).[1]

Nachlass

In Eyermanns privatem Nachlass befinden sich zahlreiche Materialien wie Fachliteratur, unveröffentlichte Film- und Tondokumente sowie rund 10.000 Originalfotos,[5] unter anderem bislang unbekannte Bilder vom Transport eines atomaren Sprengkopfes der sowjetischen Streitkräfte im April 1959 in der Nähe von Fürstenberg/Havel.[6] Der Nachlass, der 240 Kartons umfassen soll, war 2012 noch nicht wissenschaftlich ausgewertet.[6]

Nach Angaben der Berliner Verleger Thomas Lardon und Wolf-Tilman Schneider, die 2012 Zugang zum Nachlass hatten, habe Eyermann „tiefe Einblicke in die Forschungen zur Luft- und Raumfahrttechnik“ gewonnen und sei mit vielen Wissenschaftlern und Militärexperten persönlich bekannt gewesen. Bei seiner Zusammenarbeit mit Technikern und Kosmonauten habe er auch kaum dokumentierte Unfälle im kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur miterlebt.[6]

Veröffentlichungen (Auswahl)

Aufsätze
  • Der 20. Parteitag der KPdSU zu militärischen Fragen. Militärwissenschaftlicher Aufsatz. Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, Berlin 1956 (47 S.)
  • Zur gegenwärtigen Situation im militärischen Denken der USA. Militärwissenschaftlicher Aufsatz. Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, Berlin 1957 (81 S.)
  • Erläuterungshefte zur Dia-Serie, Teile [22] bis [27] und [51], Verlag der Gesellschaft für Sport und Technik, Neuenhagen bei Berlin 1957 und 1958.
Bücher
  • Sportflugzeuge. Segelflugzeuge, Verlag Sport und Technik, Neuenhagen bei Berlin 1959.
  • Rund um das Flugzeug, Verlag Sport und Technik, Neuenhagen bei Berlin 1960.
  • Luftspionage, 2 Bände, Deutscher Militärverlag, Berlin 1963.
  • Der große Bluff: aus Geheimarchiven der deutschen Luftfahrt, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1963.
  • Wunder der Elektronik, 1964.
  • Lufttransport – Spiegelbild der Luftmacht, Deutscher Militärverlag, Berlin 1967.
  • Raketen: Schild und Schwert, Deutscher Militärverlag, Berlin 1967.
  • Testpiloten, MiGs, Weltrekorde, Deutscher Militärverlag, Berlin 1969.
  • Bomber, Raketenträger, Seeflugzeuge, Deutscher Militärverlag, Berlin 1969.
  • mit Lothar Willmann (Fotograf): Mensch, Mut und Mach, Deutscher Militärverlag, Berlin 1971.
  • Strahltrainer, Deutscher Militärverlag, Berlin 1971.
  • Die Luftfahrt der UdSSR: 1917–1977, mit Illustrationen von Heinz Rode, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1977.
  • Sojus, Apollo 1975 (= Akzent-Reihe, Band 13), Urania-Verlag, Leipzig / Jena / Berlin 1975.
  • mit Gerhard Kowalski: Raduga: Interkosmos – der gemeinsame Weg ins Weltall; eine Dokumentation über die Zusammenarbeit der sozialistischen Länder bei der Erforschung des Weltraumes zum Nutzen von Wissenschaft und Volkswirtschaft. Zentralvorstand der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Abteilung Agitation, Berlin 1977.
  • MiG-Flugzeuge, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, ISBN 3-344-00071-3.

Einzelnachweise

  1. a b Karl-Heinz Eyermann in der Datenbank Find a GraveVorlage:Findagrave/Wartung/Wikidatakennung nicht gesetzt
  2. a b Lufttransport — Spiegelbild der Luftmacht. In: aviation.brussels. 13. Juni 1965, abgerufen am 19. November 2025 (deutsch, französisch, Kurzbiografie, „presented by transpress“).
  3. Bye-bye Wheelus. In: filmportal.de. Abgerufen am 18. November 2025.
  4. Slavistik-Portal. In: Slavistik-Portal, Staatsbibliothek zu Berlin. Abgerufen am 19. November 2025 (englisch, Suchworteingabe „Eyermann, Karl-Heinz“, dann Medium „article“ auswählen).
  5. Fotos von DDR-Atomtransporten entdeckt (Memento vom 26. Juni 2012 im Internet Archive), N24.de
  6. a b c Bilder von Atomtransporten durch die DDR entdeckt. In: Märkische Oderzeitung. 12. Mai 2012, archiviert vom Original;.