Karakalpakische Sprache

Karakalpakisch (Qaraqalpaq tili)

Gesprochen in

Usbekistan, Kasachstan, Turkmenistan
Sprecher583.410 (2010)[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Karakalpakistan (in Usbekistan)
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

kaa

ISO 639-3

kaa

Die karakalpakische Sprache (karakalp. Qaraqalpaq tili, Qaraqalpaqsha) ist eine Turksprache und gehört zur Untergruppe der kiptschakischen (nordwesttürkischen) Sprachen.[2] Diese Sprache ist eng mit dem Kasachischen[3] und mit dem Nogaischen verwandt. Zusammen bilden sie eine gemeinsame Untergruppe innerhalb der Turksprachen.

Alternativbezeichnungen

Weitere Bezeichnungen für die Sprache sind Karaklobuk, Çorny und Klobouki sowie aus der türkischen Turkologie Qaraqalpaq Türkçesi bzw. Karakalpak Türkçesi (karakalpakisches Türkisch).

Sprecher und Verbreitungsgebiet

Hauptverbreitungsgebiet ist die autonome Republik Karakalpakstan im Nordwesten Usbekistans. Bei der Volkszählung 1989 gaben 398.573 Karakalpaken sie als Muttersprache und 1314 als Zweitsprache an. Außerdem leben rund 2000 Sprecher im Norden Afghanistans. (→ Vergleichende Betrachtung der Turksprachen)

Alphabete

Allen Turkvölkern Russlands, Zentralasiens und Sibiriens diente das Kyptschak-Tatarische als gemeinsame Schriftsprache, bis dieses im 15. Jahrhundert der osttürkischen Schriftform des Tschagataischen wich.

Erst 1924 wurde Karakalpakisch, das zuvor als Lokaldialekt betrachtet wurde, selbstständige Schriftsprache, zu dessen Schreibung ein modifiziertes arabisches Alphabet eingeführt wurde. Bereits 1927 wurde dieses durch das einheitliche Turksprachige Alphabet ersetzt. Im Zuge der Einführung eines obligatorischen Russisch-Unterrichtes wurde das Alphabet 1940 von einem modifizierten kyrillischen Alphabet abgelöst.

Kyrillisches karakalpakisches Alphabet:

А аӘ әБ бВ вГ гҒ ғД дЕ еЁ ё
Ж жЗ зИ иЙ йК кҚ қЛ лМ мН н
Ң ңО оӨ өП пР рС сТ тУ уҮ ү
Ў ўФ фХ хҲ ҳЦ цЧ чШ шЩ щЪ ъ
Ы ыЬ ьЭ эЮ юЯ я

Im Jahr 1997 wurde für das Karakalpakische ein neuartiges lateinisches Alphabet angenommen. Dieses wird wie die anderen Lateinalphabete innerhalb der Turksprachen ebenfalls als „neues türkisches Alphabet“ bezeichnet. Es verzichtet jedoch auf die im Türkischen üblichen diakritischen Zeichen und entspricht damit weitgehend dem usbekischen Lateinalphabet.[4]

Lateinisches karakalpakisches Alphabet (1994–2016):

А аА‘ а‘B bC cCh chD dЕ еF fG g
G‘ g‘H hI iI‘ i‘J jK kL lМ mN n
N‘ n‘О оO‘ o‘P pQ qR rS sSh shТ t
U uU‘ u‘V vW wX xY yZ z

Die letzten Änderungen am neuen Karakalpak-Alphabet wurden 2016 vorgenommen: Buchstaben mit Akzenten wurden anstelle von Buchstaben mit Apostrophen eingefügt.

Modernes lateinisches karakalpakisches Alphabet:

А аÁ áB bC cCh chD dЕ еF fG g
Ǵ ǵH hI iÍ ıJ jK kL lМ mN n
Ń ńО оÓ óP pQ qR rS sSh shТ t
U uÚ úV vW wX xY yZ z

Karakalpakische Literatur

Seit den 1920er Jahren hatten sich karakalpakische Dichter wie Asan Begimov (1907–1958) von der tschagataischen Tradition gelöst und verwendeten die karakalpakische Sprache. Seit den 1950er Jahren existiert auch Prosaliteratur in karakalpakischer Sprache, die meist ethnographische und historische Themen behandelt.

Literatur

  • В. А. Плунгян: Введение в грамматическую семантику: грамматические значения и грамматические системы языков мира. — М.: РГГУ, 2011.
  • Каракалпакский язык // Лингвистический энциклопедический словарь. — М., 1990.
  • Ulrich Ammon, Norbert Dittmar, Klaus J. Mattheier: Sociolinguistics: An International Handbook of the Science of Language and Society. Walter de Gruyter, 2006, ISBN 978-3-11-018418-1, Т. 3, 2622 p.
  • Н.А. Баскаков (ред.): Каракалпакский язык. Т.II. Фонетика и морфология. — М., 1952.
  • W. K. Matthews: Languages of the USSR. Cambridge University Press, 2013., ISBN 978-1-107-62355-2, 192 p.
  • L. Johanson, É. Csató (eds.): The Turkic Languages. Routledge, London / New York 1998.
  • O. Ibragimov (Bearb.): Kurzes deutsch-karakalpakisches Wörterbuch. Verlag Bilim, Nokis 1995.
  • Saodat Doniyorova: Parlons karakalpak. L’Harmattan, Paris 2002, ISBN 2-7475-3246-1.
  • Н.А. Баскаков (ред.). Русско-каракалпакский словарь. — М., 1967.
  • К. М. Мусаев (отв. ред.): Орфографии тюркских литературных языков СССР. — М.: Наука, 1973.
  • Ferhat Karabulut: Relative clause contructions in Kazakh. University of Wisconsin—Madison, 2003, 286 p.
  • Тенишев Э. Р. (отв. ред.). Тюркские языки. (Серия «Языки мира»). — Бишкек, 1997. — C. 264—272.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karakalpakisch an Ethnologue (18. Ausgabe, 2015)
  2. Sebastian Nordhoff, Harald Hammarström, Robert Forkel, Martin Haspelmath (Hrsg.): Kara-Kalpak. Glottolog. Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology, Leipzig 2013.
  3. Kazakh. UCLA Language Materials Project, archiviert vom Original am 9. April 2015; abgerufen am 4. April 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lmp.ucla.edu
  4. Birgit N. Schlyter Language Policies in Present-Day Central Asia (PDF) // International Journal on Multicultural Societies. — UNESCO, 2001. — Fasc. Vol. 3, No. 2. — P. 130. — ISSN 1817-4574.

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