Kalvarienberg

Kalvarienberg der Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf (um 1700)
Sacro Monte di Domodossola

Kalvarienberg, auch Stationsberg, ist die Bezeichnung für umfangreiche Nachbildungen der Passion Christi, die als Andachts- und Wallfahrtsstätten dienen.

Begriffsgeschichte

Der Begriff Kalvarienberg leitet sich aus der lateinischen Übersetzung des aramäischen Toponyms Golgota der Vulgata ab, wo er als Calvariae locus, lateinisch für „des Schädels Ort“[1] wiedergegeben wird,[2] von lateinisch calva Hirnschale.[3]

Geschichte

Ab Ende des 15. Jahrhunderts wurden viele Kalvarienberge in Italien eingerichtet. Besonders eindrucksvoll sind einige Sacri Monti in Norditalien.

Große Bedeutung erlangte die Errichtung von Kalvarienbergen nördlich der Alpen im Barock während der Gegenreformation.

Beschreibung

Als Kalvarienberg bezeichnet man heute ungefähr lebensgroße Nachbildungen des Leidens Christi an einem erhöhten Ort, oft nur die Kreuzigungsgruppe, aber auch umfangreichere Skulpturengruppen des Leidensweges. Oft wurden auch Kreuzwegstationen am Anstieg zu Wallfahrts- oder Hausbergen und abgelegeneren Bergkirchen errichtet, wenige Dutzend oder viele hundert Meter in der Ausdehnung. Einzelne Kalvarienberge liegen innerhalb eines dafür gebauten Gebäudeensembles wie jener in Eisenstadt.

Ein besonderer Typus des Kalvarienbergs (Calvaire) entstand während der Renaissance (zwischen 1450 und dem 17. Jahrhundert) in der Bretagne, wo sie besonders im Département Finistère in eigens geschaffenen umfriedeten Pfarrbezirken zu finden sind. Hier sind in einer einzigen, manchmal monumentalen Skulptur unter einer aufragenden Kreuzigungsgruppe vollplastisch Szenen der Heilsgeschichte und des Lebensweges Jesu Christi dargestellt.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Elisabeth Roth: Der volkreiche Kalvarienberg in Literatur und Bildkunst des Spätmittelalters (= Philologische Studien und Quellen. Band 2). 2. überarbeitete Auflage. Erich Schmidt, 1967, ISSN 0554-0674.
  • Louise-Marie Tillet: Reisewege durch die Bretagne. Calvaires und romanische Kirchen. Echter Verlag, Würzburg 1989, ISBN 3-429-01186-8.
  • Atlas der europäischen Heiligen Berge, Kalvarienberge und Devotionsstätten. Direktion für Tourismus, Sport und Gärten der Region Piemont, Turin 2003.
  • Walter Brunner: Steirische Kalvarienberge. Schnider, Graz u. a. 1990, ISBN 3-900993-02-5.
  • Kath. Pfarramt, Maria Himmelfahrt, Johannes Port: Der Kalvarienberg zu Wettenhausen. Gebete und Geschichte einer altehrwürdigen Wallfahrtsstätte. s. n., Kammeltal 1989.
  • Elisabeth Roth: Kalvarienberg. II. Kunstgeschichtlich. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996, Sp. 1152 f.

Französisch:

  • Yves-Pascal Castel: Croix et calvaires en Bretagne. = Kroaziou ha kalvarihou or bro. Minihi levenez, Trelevenez 1997, ISBN 2-908230-09-7 (auch in bretonischer Sprache).
  • Marc Déceneux: La Bretagne des enclos et des calvaires (= Mémoires de l’histoire). Ouest-France, Rennes 2001, ISBN 2-7373-2261-8.
  • Yannick Pelletier: Les enclos Paroissiaux de Bretagne (= Les universels Gisserot. Band 13). Gisserot, 1996, ZDB-ID 2216999-4.

Weblinks

Commons: Kalvarienberge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Übersetzung von calvariae von Whitaker’s Words (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive)
  2. bibliotheca Augustana. Abgerufen am 12. Februar 2023.
  3. Der kleine Stowasser
  4. Elisabeth Roth: Kalvarienberg. II. Kunstgeschichtlich. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996, Sp. 1152 f.

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Westansicht des Kalvarienberges in der niederösterreichischen Gemeinde Maria-Lanzendorf sowie links ein Teil der Pfarr- und Wallfahrtskirche und rechts ein Teil der Heilig-Grab-Kapelle, die zum Kriegerdenkmal umgestaltet wurde.
Errichtet wurde die leicht begehbare Anlage zur Darstellung der Leidensszenen Jesu durch den Franziskaner-Laienbruder Felix Niering und Helfern von 1699 bis 1701. Im Jahr 1709 wurde die Nachbildung der HI. Stiege, über die Christus zum Palast des Pilatus hinauf geführt worden war, hinzugefügt.
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Moresnet, 12. Station des Kalvarienbergs
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Grazer Kalvarienberg auf dem Austein