Kaltschmidt (Orgelbauer)

Kaltschmidt ist der Name von zwei Orgelbauerfamilien in Norddeutschland.

Firmenschild F. W. Kaltschmidt in Stettin in der Kirche Ducherow

Wismar und Lübeck

Jochim Christoph Kaltschmidt (1746–1819) war 1776 als Orgelbauer in Wismar tätig, und reparierte ab spätestens 1782 Orgeln in Lübeck und Ratzeburg.[1] Dessen Sohn Wilhelm Christoph Kaltschmidt (1792–nach 1840) übernahm die Orgel- und Klavierwerkstatt in Lübeck, es sind aber keine konkreten Reparaturen oder Orgelneubauten von ihm bekannt. Er eröffnete 1838 eine Wattefabrik in Neumünster und wurde 1840 letztmals als Orgelbauer und Holzmechaniker in Lübeck genannt.[2]

Stettin

Friedrich Wilhelm Kaltschmidt war seit 1840 in Stettin als Orgelbauer tätig. Seine Herkunft ist unsicher, er stammte möglicherweise aus der Niederlausitz.[3] Er war Autodidakt und hatte keine Orgelbauer als unmittelbare Vorfahren.[4] Von ihm sind 23 Orgelneubauten und einige Reparaturen vor allem in Vorpommern und der Uckermark bekannt, sowie drei in der Niederlausitz. Dessen Sohn Emil Kaltschmidt übernahm um 1870 die Orgelbauwerkstatt. Von ihm sind einige wenige Neubauten und Reparaturen bis 1889 bekannt. Dessen Sohn Julius Kaltschmidt wurde ab 1911 als Orgelbauer erwähnt, es sind aber keine konkreten Arbeiten bekannt.[5]

Orgelneubauten

Folgende Orgeln wurden von einem Orgelbauer Kaltschmidt neu erbaut. Zu kleineren Arbeiten wie Umbauten, Reparaturen und Stimmungen siehe die einzelnen Personen.

Friedrich Wilhelm Kaltschmidt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1842KöslinSt.-Marien-KircheNeubau mit alten Bestandteilen, 1899 ersetzt[6]
1847Benz auf UsedomSt.-Petri-Kirche
I/P11[7]
1847Kunow, UckermarkDorfkirche Kunow[8]
1849Strasburg, UckermarkSt. Marien[9]
1849KöslinLehrerseminar61945 zerstört[10]
1850Wismar, UckermarkDorfkirche Wismar[11]
um 1850Ducherow, VorpommernDorfkirche
[12]
nach 1850Bismark, UckermarkDorfkirche[13]
1851Heringsdorf auf Usedom Kirche im Walde1914 ersetzt[14]
1851/52Prenzlau, UckermarkJakobikirche1928 ersetzt[15]
1851Anklam, VorpommernSt.-Marien-KircheIII/P411937 geringfügig verändert durch B. Grüneberg, 1945 schwer beschädigt, Reste 1959 von Schuke (Potsdam) abgetragen[16]
1852Boldekow, VorpommernDorfkirche[17]
1852Krugsdorf, VorpommernDorfkirche Krugsdorf[18]
1856Garz auf UsedomDorfkirche[19]
1856Altkünkendorf, UckermarkDorfkirche Altkünkendorf
[20]
1858Heinersdorf bei Schwedt, UckermarkDorfkirche[21]
1858Buckow, NiederlausitzDorfkircheI/P5[22]
1859Vetschau, NiederlausitzWendische KircheII/P22[23]
um 1860Seehausen, UckermarkDorfkirche1906 ersetzt[24]
1862Alt-Kosenow, VorpommernDorfkirche[25]
1863Pasewalk, VorpommernSt. Marienkirche64eine der größten Orgeln Vorpommerns ihrer Zeit, 1984 bei Turmsprengung zerstört, ersetzt[26]
1867Zirchow, VorpommernSt.-Jacobus-Kirche[27]
?Rollwitz, VorpommernKirche Rollwitz[28]

Emil Kaltschmidt

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1864Bergholz, VorpommernDorfkirche BergholzI/P10[29]
1872Passow, UckermarkDorfkirche PassowI/P9Neubau hinter dem Prospekt von Joachim Wagner (1744–1745)[30]
1875StettinNeue Synagoge1914 ersetzt[31]
1879Mellenthin auf UsedomDorfkirche Mellenthin
[32][33]
um 1880Zemmin (Bentzin), VorpommernDorfkirche ZemminI/p4[34]
1888Meiersberg, VorpommernDorfkirche Meiersberg[35]
1889Steinhöfel (Angermünde), UckermarkDorfkircheNeubau[36]


Weblinks

Commons: Kaltschmidt – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Orgelbauer J. C. Kaltschmidt bittet um Reparaturaufträge in Stralsund 1776 Archiv Stralsund
  2. Lübeckisches Adressbuch, 1840
  3. Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Berlin 2017. S. 269 gibt Werchow bei Calau als Geburtsort von Friedrich Wilhelm Kaltschmidt an; es ist noch zu erforschen, ob dies möglicherweise eine Verwechslung mit einer anderen gleichnamigen Person ist; für eine eventuelle Herkunft von der Lübecker Orgelbauerfamilie gibt es bisher keine konkreten Verbindungen; auch eine Verwandtschaft mit dem Stettiner Kantor Friedrich Salomon Kaltschmidt wäre theoretisch möglich
  4. Lexikon norddeutscher Orgelbauer, 4, 2017, S. 269; in den frühen Stettiner Adressbüchern wurde er auch als Ingenieur (o. ä.) bezeichnet; einige Besonderheiten in seinen Orgeln sind ungewöhnliche Konstruktionen, die auf eine eigene Entwicklung und Technik deuten, zum Beispiel in Vetschau
  5. Adreßbuch für Stettin und Umgebung, ab 1911
  6. Koszalin NMP (Koszalin Marienkirche) (Memento desOriginals vom 24. Juni 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.organy.art.pl Polskie Wirtualne Centrum Organowe (Polnisches Virtuelles Orgelzentrum), nicht erwähnt, von welchem Orgelbauer Kaltschmidt
  7. Benz (Usedom), St. Petri Organindex
  8. Kirche Kunower Dorfverein 2017
  9. Evangelische Kirche St. Marien Interessengemeinschaft Schöneres Strasburg
  10. Uwe Thiel: Królewskie Seminarium Nauczycielskie w Koszalinie. Z jego 109-letniej historii. [Das Königliche Lehrerseminar in Köslin. Aus seiner 109jährigen Geschichte]. In: Rocznik Koszalinski. 44. 2016. S. 29–42, hier S. 32. PDF
  11. Dorfkirche Wismar Uckermark Kirchen
  12. Kirche Ducherow Kirchen MV (PDF; 2,1 MB)
  13. Dorfkirche Bismark Dorfkirchen in MV
  14. Heringsdorf, Ev. Kirche Organindex
  15. Th. Mann: Über die Buchholzorgel in St. Marien (1845) und die Kaltschmidtorgel in St. Jacobi (1851/52) in Prenzlau. In: Urania. 13, 1856. S. 145–148
  16. Friedrich Kühn: Die Orgelgeschichte der Hansestadt Anklam: zur Analyse orgelbaulicher Entscheidungsprozesse am Beispiel einer vorpommerschen Kleinstadt (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern Forschungen zur pommerschen Geschichte. Band 60). Böhlau Verlag, Wien Köln 2023, ISBN 978-3-412-52733-4, S. 84, 122–124, 145.
  17. Kirche Boldekow (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirchentour.de Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern
  18. Orgelkarte Vorpommersche Orgellandschaft, 2013, vgl. PEK 2/2013, S. 3 FWKal
  19. Kirche Garz (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirchentour.de Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern
  20. Dorfkirche Altkünkendorf Alte Kirchen
  21. Dorfkirche in Heinerdorf Kirchen Uckermark
  22. Die Orgel muss klingen, damit die Sonne aufgeht Lausitzer Rundschau vom 7. August 2004
  23. Vetschau: Wiedergeburt einer "Königin"
  24. Dorfkirche Seehausen (PDF; 3,9 MB)
  25. Dorfkirche Heinersdorf Dorfkirchen in MV
  26. Gemeindebrief von St. Marien S. 5 (PDF; 2,7 MB)
  27. Sankt Jakobus Kirche Zirchow Insel Usedom
  28. Dorfkirche Rollwitz Dorfkirchen in MV
  29. Evangelische Kirche Bergholz Kulturkirchen; abgerufen am 24. Oktober 2018.
  30. Rätsel Passow ist gelöst Orgellandschaft Brandenburg, 2007, mit Foto des handschriftlichen Vorschlag der Register-Disposition; abgerufen am 24. Oktober 2018.
  31. Jacob Peiser: Die Geschichte der Synagogen-Gemeinde zu Stettin. 2. bearb. u. verb. Aufl., Würzburg 1965, S. 36.
  32. Orgelkarte Vorpommersche Orgellandschaft PEK 2/2013 S. 3 EKal
  33. Kirche Mellenthin; abgerufen am 24. Oktober 2018.
  34. Kaltschmidt-Orgel Mecklenburger Orgelbau, Restaurierung 2008, mit Registerdisposition; abgerufen am 24. Oktober 2018
  35. Dorfkirche Meiersberg Dorfkirchen in MV; abgerufen am 24. Oktober 2018.
  36. Kirche Steinhöfel Uckermark Kirchen

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Die 1847 von Friedrich Wilhelm Kaltschmidt erbaute Orgel der St.-Petri-Kirche in Benz (Usedom). Das einmanualige Instrument wurde 1967 und 1978 umgestaltet und erweitert.
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Fresken. Langhaus Anf. 15. Jh., Kanzel von 1650, Altar, Gestühl und Empore 18. Jh. Begraben liegt hier der Erbauer des Mellenthiner Schlosses, Rüdiger von Neuenkirchen, und

seine Frau Ilsabe von Eickstädt. Orgelempore im Westen. [DSCN3867.JPG]20040621460DR.JPG(c)Blobelt
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