Kabinett Papen

Kabinett Papen
19. Reichsregierung der Weimarer Republik
Kabinett Papen
(c) Bundesarchiv, Bild 102-13708 / CC-BY-SA 3.0
ReichskanzlerFranz von Papen
WahlReichstagswahl 1930
Legislaturperiode5./6./7.
Ernannt durchReichspräsident Paul von Hindenburg
Bildung1. Juni 1932
Ende3. Dezember 1932
Dauer185 Tage
VorgängerBrüning II
NachfolgerSchleicher
Zusammensetzung
Partei(en)Präsidialkabinett
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R1230-505 / CC-BY-SA 3.0
Das Kabinett Papen; stehend v.l.: Gürtner (Justiz), Warmbold (Wirtschaft), von Schleicher (Reichswehr); sitzend v.l.: von Braun (Ernährung, Landwirtschaft), von Gayl (Inneres), von Papen (Kanzler), von Neurath (Äußeres); es fehlen: von Krosigk (Finanzen), Schäffer (Arbeit), von Eltz-Rübenach (Verkehr, Post)

Das Kabinett Papen, ein Präsidialkabinett, war während der Weimarer Republik in der Zeit vom 1. Juni 1932 bis zum 3. Dezember 1932 die Regierung des Deutschen Reiches. Von Zeitgenossen wurde das Kabinett, dem der Adelige Franz von Papen als Reichskanzler vorstand und dem nahezu ausschließlich parteilose Fachminister mit adliger Abstammung oder akademischem Hintergrund angehörten, auch spöttisch als Kabinett der Barone bezeichnet. Nach Angaben des ehemaligen Papen-Mitarbeiters Fritz Günther von Tschirschky war der Name, den auch sozialdemokratische und kommunistische Gegner der Regierung benutzten, eine Erfindung des nationalsozialistischen Propagandachefs Joseph Goebbels.[1]

(c) Bundesarchiv, Bild 102-13532 / Pahl, G. / CC-BY-SA 3.0
Kabinett von Papen

Das Kabinett Papen wurde auf Initiative des im Hintergrund wirkenden Kurt von Schleicher gebildet, der auch Papen ausgesucht hatte. Neben den Parteilosen waren nur die Deutschnationalen in der Regierung vertreten, zu der sie drei Minister beisteuerten. Die meisten Mitglieder der Regierung waren der breiten Öffentlichkeit zum Zeitpunkt ihrer Berufung praktisch unbekannt. Selbst Konservative sahen in der Regierung nur eine Übergangslösung. Der rechte Publizist Edgar Julius Jung fällte beispielsweise, als ihm die Kabinettsliste am 1. Juni während eines Vortrags vor dem Dortmunder Industrieklub durch einen Freund vorgelegt wurde, das Urteil: „Ich kenne sie fast alle, sind Gestalten, die vorübergehen. Diese Regierung hat transitorischen Charakter. Was wird nach ihr kommen?“

Das Präsidialkabinett konnte sich nur ein halbes Jahr halten. Grund dafür war, dass es keine Mehrheit im Reichstag fand und Reichspräsident Paul von Hindenburg nach Schleichers Planspiel Ott einen Bruch der Verfassung durch das Ignorieren eines Misstrauensvotums des Reichstags oder einen Staatsstreich für zu gefährlich hielt. Schließlich wurde es vom Kabinett Schleicher abgelöst.

Zusammensetzung

Reichsminister

Kabinett Papen
1. Juni 1932 bis 3. Dezember 1932
Reichskanzler
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1988-0113-500 / CC-BY-SA 3.0
Franz von Papenparteilos
Auswärtiges Amt
Konstantin Freiherr von Neurath
ab 2. Juni 1932
parteilos
Inneres
Wilhelm Freiherr von GaylDNVP
Finanzen
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk
ab 2. Juni 1932
parteilos
WirtschaftHermann Warmboldparteilos
ArbeitHermann Warmbold
bis 5. Juni 1932 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt
Hugo Schäffer
ab 6. Juni 1932
parteilos
Justiz
(c) Bundesarchiv, Bild 183-H13466 / Heinscher / CC-BY-SA 3.0
Franz Gürtner
ab 2. Juni 1932
DNVP
Reichswehr
Kurt von Schleicherparteilos
PostPaul Freiherr von Eltz-Rübenachparteilos
Verkehr
Ernährung und LandwirtschaftMagnus Freiherr von BraunDNVP
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
(c) Bundesarchiv, Bild 183-2007-1009-501 / CC-BY-SA 3.0
Franz Bracht (seit 29. Oktober 1932)parteilos
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
(c) Bundesarchiv, Bild 183-H27728 / Schäfer / CC-BY-SA 3.0
Johannes Popitz (seit 29. Oktober 1932)parteilos

Beamte der Reichskanzlei

Beamte der Reichskanzlei
Staatssekretär der ReichskanzleiErwin Planck
Gemeinsamer Dienst bei Reichskanzler und StaatssekretärMinisterialdirektor Edwin Pukaß
ReferentMinisterialdirektor Viktor von Hagenow (zum 1. Juli 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt)
ReferentMinisterialrat Othmar Feßler
ReferentMinisterialrat Heinrich Vogels
ReferentMinisterialrat Richard Wienstein
ReferentMinisterialrat Edwin Pukaß
ReferentOberregierungsrat Hans Thomsen
ReferentOberregierungsrat Curt Walter
ReferentOberregierungsrat Otto Westphal
ReferentOberregierungsrat Joseph Krebs
MinisterialbürodirektorRudolf Ostertag
Pressechef der ReichsregierungMinisterialdirektor Heinrich Ritter von Kaufmann-Asser (bis 17. August 1932)
Pressechef der Reichsregierungseit 17. August 1932: Ministerialdirektor Erich Marcks

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Günther von Tschirschky: Erinnerungen eines Hochverräters. 1972, S. 81.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wappen Deutsches Reich (Weimarer Republik).svg
Autor/Urheber: David Liuzzo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen des Deutschen Reiches in der Frühzeit der Weimarer Republik. Eingeführt mit der

Bekanntmachung betreffend das Reichswappen und den Reichsadler vom 11. November 1919.

»Auf Grund eines Beschlusses der Reichsregierung gebe ich hiermit bekannt, daß das Reichswappen auf goldgelben Grunde den einköpfigen schwarzen Adler zeigt, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel, Zunge und Fänge von roter Farbe.

Wird der Reichsadler ohne Umrahmung dargestellt, so sind das gleiche Bild und die gleichen Farben, wie beim Adler im Reichswappen, zu verwenden, doch sind die Spitzen des Gefieders nach außen gerichtet.

Die im Reichsministerium des Innern verwahrten Muster sind für die heraldische Gestaltung des Reichswappens maßgebend. Die künstlerische Ausgestaltung bleibt für jeden besonderen Zweck vorbehalten.


Berlin, den 11. November 1919.

Der Reichspräsident
Ebert

Der Reichsminister des Innern
Koch«

Quelle: http://www.documentarchiv.de/wr/rwappen.html


1928 wurde dieses Wappen durch das neue Reichswappen von Tobias Schwab abgelöst, das Theodor Heuss im Februar 1950 auch als Bundeswappen verkündete: Reichs- bzw. Bundeswappen
Ludwig Schwerin von Krosigk.jpg
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (* 22. August 1887 in Rathmannsdorf/Anhalt; † 4. März 1977 in Essen)
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(c) Bundesarchiv, Bild 183-H27728 / Schäfer / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Zentralbild

Prof. Dr. Johannes Popitz, Finanzpolitiker u. Staatsmann, geb.: Leipzig 2.12.1884; seit 1.11.1932 Reichsminister, seit 1922 Honorarprofessor der Finanzwissenschaften un des Steuerrechts an der Universität Berlin. U.B.z.: den preußischen Finanzminister; Staatsrat Prof. Dr. Johannes Popitz. (Aufnahme 1934) 43383-34

Abgebildete Personen:

  • Popitz, Johannes Prof. Dr.: Finanzminister, Preußen, Prozeß 20. Juli 1944, Deutschland
Bundesarchiv Bild 102-13708, Franz von Papen crop.jpg
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Reichskanzler von Papen spricht im Rundfunk zu dem amerik. Volk ! Reichskanzler von Papen in seinem Arbeitszimmer während der Rede zu den amerikanischen Hörern.
Wilhelm Freiherr von Gayl.JPG
Porträt-Fotografie Wilhelm Frhr. v. Gayl
SchleicherEn1933.jpeg
E general Von Schleicher de civil en 1933.
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Scherl:
Reichsjustizminister Dr. [Franz] Gürtner
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Die ersten offiziellen Besprechungen der neuen Reichsregierung im Garten der Reichskanzlei ! [ Juni 1932]

Das neue Reichskabinett im Park der Reichskanzlei, von rechts nach links:
Reichswirtschaftsminister Prof. Dr. [Hermann] Warmbold [verdeckt: von Gayl /Inneres]
Reichskanzler [Franz] von Papen
Reichsaussenminister [Konstantin] von Neurath
Reichsernährungsminister [Magnus] von Braun
[Eltz von Rübenach / Verkehr]

Finanzminister Dr. [Franz] Gürtner
Bundesarchiv Bild 183-R1230-505, Reichkabinett von Papen.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R1230-505 / CC-BY-SA 3.0
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ADN-ZB, Deutschland, Neues Reichskabinett:

1. Juni 1932: Reichskanzler Franz von Papen bildet ein von Schleicher unter Mitwirkung von Schacht vorbereitetes Kabinett. Die Regierung ist ohne jede parlamentarische Mehrheit.
UBz: Das neue Kabinett.
Stehend vlnr: Dr. Franz Gürtner (Justiz), Dr. Warmbold (Wirtschaft), General von Schleicher (Reichswehr).

Sitzend vlnr: Braun (Ernährung und Landwirtschaft sowie Ostkommissar), Wilhelm Freiherr von Gayl (Inneres), Reichskanzler von Papen, Konstantin Freiherr von Neurath (Äußeres).
Bundesarchiv Bild 183-1988-0113-500, Franz v. Papen (cropped).jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1988-0113-500 / CC-BY-SA 3.0
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Geburtstag des Vizekanzlers.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers, Vizekanzler Franz von Papen, wird am 29.10. 54 Jahre alt. Herr von Papen, der sich um die Einigung des nationalen Deutschland ein historisches Verdienst erworben hat, ist gebürtiger Westfale und war zunächst aktiver Offizier, 1913 Hauptmann im Grossen Generalstab, 1914-16 Militär-Attachè in Washington und in Mexiko. In den beiden letzten Kriegsjahren nahm Herr von Papen am Feldzug teil und war zuletzt Oberstleutnant und Chef des Stabes der 4. Osmanischen Armee. Als Mitglied des Zentrums hat er dem Preussischen Landtag von 1920 bis 1928 und von 1930 - 1932 angehört. Am 1. Juni 1932 übernahm Herr von Papen auf Wunsch des Reichspräsidenten das Reichskanzleramt, das er bis zum 2. Dezember innehatte. Seit dem 30. Januar 33 , dem Tag der Amtsübernahme der Regierung Hitler, ist Herr von Papen Stellvertreter des Reichskanzlers.

37161-33
Bundesarchiv Bild 183-2007-1009-501, Franz Bracht.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-2007-1009-501 / CC-BY-SA 3.0
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Franz Bracht

In der heutigen Kabinettssitzung wurden wichtige Beschlüsse gefasst. U.B.z.: Reichskommissar Dr. Bracht verlässt nach der Sitzung die Reichskanzlei 24485-32

Abgebildete Personen:

  • Bracht, Dr.: Ministerialdirigent im Preußischen Ministerium des Inneren, Deutschland
KonstantinVonNeurath1933.jpeg
El barón Konstantin von Neurath, ministro de Exteriores alemán en gabinete de Hitler, 1933.