Kabinett Münch

Kabinett Münch
Landesregierung von Sachsen-Anhalt
Bundesarchiv B 145 Bild-F089255-0009, Werner Münch.jpg
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F089255-0009 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0
MinisterpräsidentWerner Münch
Wahl1990
Legislaturperiode1.
Bildung4. Juli 1991
Ende2. Dezember 1993
Dauer2 Jahre und 151 Tage
VorgängerKabinett Gies
NachfolgerKabinett Bergner
Zusammensetzung
Partei(en)CDU und FDP
Minister11
Repräsentation
Landtag
62/106

Das Kabinett Münch bildete von 1991 bis 1993 die zweite Landesregierung von Sachsen-Anhalt. Nach dem geschlossenen Rücktritt der Regierung des bisherigen Ministerpräsidenten Gerd Gies (CDU) wählte der Landtag von Sachsen-Anhalt am 4. Juli 1991 den Minister der Finanzen Werner Münch (CDU) zum neuen Regierungschef. Auf ihn entfielen 61 von 98 gültigen Stimmen; sein Gegenkandidat Reinhard Höppner, der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, erhielt 29 Stimmen; acht Abgeordnete übten Stimmenthaltung. Im Anschluss an seine Vereidigung stellte Münch dem Landtag zunächst ein Rumpfkabinett mit sechs Ministern vor, die auch der ersten Landesregierung angehört hatten. Die Ressorts für Bildung, Finanzen und Inneres wurden zunächst geschäftsführend vom Ministerpräsidenten und den Ministern Walter Remmers und Werner Schreiber wahrgenommen.[1]

Am 11. Juli 1991 bestätigte der Landtag gemäß § 2 des Gesetzes über die vorläufige Ordnung der Regierungsgewalt im Land Sachsen-Anhalt fünf neue Minister.[2] Im Zuge dessen wurde das bisherige „Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur“ in ein „Ministerium für Schule, Erwachsenenbildung und Kultur“ und ein „Ministerium für Wissenschaft und Forschung“ aufgeteilt. Außerdem wurden die Abteilung 5 des Ministeriums des Innern (Städtebau und Wohnungswesen) mit den in der Staatskanzlei angesiedelten Referaten für Raumordnung und Landesplanung in ein neu geschaffenes „Ministerium für Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen“ überführt. Nach Abschluss der Regierungsbildung konnten die Fraktionen von CDU und FDP im Landtag von Sachsen-Anhalt ihre seit der Landtagswahl 1990 bestehende Koalition fortsetzen.

Bereits wenige Wochen nach dem Amtsantritt der neuen Regierung erklärten die Minister Gerd Brunner (FDP) und Otto Mintus (CDU) ihre Rücktritte. Ihnen konnte eine inoffizielle Tätigkeit für das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit der DDR nachgewiesen werden.[3] Am 12. September 1991 kam es deshalb zu einer Kabinettsumbildung auf drei Positionen.[4]

Am 28. November 1993 trat schließlich Ministerpräsident Werner Münch vom Amt zurück,[5][6] nachdem der öffentliche Druck im Zuge der „Gehälteraffäre“ – Vorwürfe des Bezugs von unrechtmäßigen Zulagen durch die aus Westdeutschland stammenden Regierungsmitglieder – zugenommen hatte.[7] Gemäß Artikel 71 Absatz 1 der inzwischen verabschiedeten Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt endete damit auch die Amtszeit der Minister. Am 2. Dezember 1993 wählte der Landtag den bisherigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Christoph Bergner zum neuen Ministerpräsidenten. Die übrigen Regierungsmitglieder blieben – mit Ausnahme des „Bundesratsministers“ Hans-Jürgen Kaesler (FDP), der von Bergner umgehend entlassen wurde[8] – bis zum Amtsantritt der Nachfolgeregierung am 15. Dezember 1993 geschäftsführend im Amt.

Mitglieder der Landesregierung

Kabinett Münch – 4. Juli 1991 bis 15. Dezember 1993
Amt[9]NamePartei
MinisterpräsidentWerner Münch (bis 2. Dezember 1993)CDU
Stellvertreter des MinisterpräsidentenGerd Brunner (bis 12. September 1991)
Wolfgang Rauls (ab 12. September 1991)
FDP
Minister des InnernHartmut Perschau (ab 11. Juli 1991)1CDU
Minister der FinanzenWolfgang Böhmer (ab 11. Juli 1991)2CDU
Minister für Arbeit und SozialesWerner SchreiberCDU
Minister für Wissenschaft und ForschungRolf Frick (ab 11. Juli 1991)FDP
Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur;
ab 11. Juli 1991: Minister für Schule, Erwachsenenbildung und Kultur;
ab 29. Oktober 1991: Kultusminister
Werner Sobetzko (ab 11. Juli 1991)3CDU
Minister für Wirtschaft, Technologie und VerkehrHorst RehbergerFDP
Minister(in) für Ernährung, Landwirtschaft und ForstenOtto Mintus (bis 12. September 1991)
Petra Wernicke (ab 12. September 1991)
CDU
Minister der JustizWalter RemmersCDU
Minister für Bundes- und EuropaangelegenheitenGerd Brunner (bis 12. September 1991)
Hans-Jürgen Kaesler (12. September 1991 bis 3. Dezember 1993)[10]
FDP
Minister(in) für Raumordnung, Städtebau und WohnungswesenPetra Wernicke (11. Juli 1991 bis 12. September 1991)
Karl-Heinz Daehre (ab 12. September 1991)
CDU
Minister für Umwelt und NaturschutzWolfgang RaulsFDP
1 Bis 11. Juli 1991 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt: Minister der Justiz Walter Remmers.
2 Bis 11. Juli 1991 in Wahrnehmung der Geschäfte: Ministerpräsident Werner Münch.
3 Bis 11. Juli 1991 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt: Minister für Arbeit und Soziales Werner Schreiber.

Einzelnachweise

  1. Wahl des Ministerpräsidenten; Bestätigung der Mitglieder der Landesregierung; Vereidigung der Mitglieder der Landesregierung. (PDF; 2,1 MB) In: Plenarprotokoll 1/19. Landtag von Sachsen-Anhalt, 4. Juli 1991, S. 1324–1336, abgerufen am 15. Juli 2017.
  2. Bestätigung von Mitgliedern der Landesregierung; Vereidigung von Mitgliedern der Landesregierung. (PDF; 1,6 MB) In: Plenarprotokoll 1/20. Landtag von Sachsen-Anhalt, 11. Juli 1991, S. 1424–1425, abgerufen am 15. Juli 2017.
  3. Loch im Gehirn. In: Der Spiegel Nr. 33/1991. 12. August 1991, S. 75, abgerufen am 15. Juli 2017.
  4. Bestätigung von Mitgliedern der Landesregierung. (PDF; 1,6 MB) In: Plenarprotokoll 1/21. Landtag von Sachsen-Anhalt, 12. September 1991, S. 1515–1516, abgerufen am 15. Juli 2017.
  5. Mitteilungen des Präsidenten. (PDF; 602 kB) In: Plenarprotokoll 1/55. Landtag von Sachsen-Anhalt, 2. Dezember 1993, S. 6473, abgerufen am 15. Juli 2017.
  6. Unterrichtung. (PDF; 12 kB) In: Drucksache 1/3216. Landtag von Sachsen-Anhalt, 29. November 1993, abgerufen am 15. Juli 2017.
  7. Oder ein Brillantring. In: Der Spiegel Nr. 48/1993. 29. November 1993, S. 26–28, abgerufen am 15. Juli 2017.
  8. Klaus Hartung: Angst vor dem Chaos. In: Die Zeit. 10. Dezember 1993, abgerufen am 15. Juli 2017.
  9. Beschluss der Landesregierung über den Aufbau der Landesregierung Sachsen-Anhalt und die Abgrenzung der Geschäftsbereiche vom 16. Juli 1991 (MBl. LSA 19/1991, S. 391)
  10. Amtliche Mitteilungen. (PDF; 5,6 MB) In: Plenarprotokoll 664. Bundesrat, 17. Dezember 1993, S. 583, abgerufen am 14. Juli 2017.

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
10.9.1991
Prof. Dr. Werner Münch, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt