Körperoberfläche

Die Körperoberfläche (KOF; bzw. body surface area, kurz BSA) ist die äußere Oberfläche des mit Haut bedeckten Körpers.

Die Kenntnis der Körperoberfläche eines Menschen ist für die Dosierung bestimmter Medikamente (wie z. B. Zytostatika und anderen in der Onkologie verwendete Wirkstoffe), sowie für die Abschätzung von Hautläsionen (Verbrennungen) von Bedeutung.

Empirische Formeln zur Bestimmung der Körperoberfläche

Anhand empirischer Daten konnten einige Formeln zur Abschätzung der Körperoberfläche ausgehend von Körpergewicht und Körpergröße gewonnen werden. In der Praxis werden sehr oft Nomogramme verwendet.

  • Mosteller-Formel*):
  • Gehan-George-Formel
    • für Kinder Alter < 5 Jahre:
    • für Kinder und Jugendliche Alter 5–19 Jahre:
    • für Erwachsene Alter >19 Jahre*):
  • Haycock-Formel*):
  • DuBois-Formel*):
  • Formel nach Boyd*):
  • Schlich-Formel
    • für Frauen*):
    • für Männer*):
  • Fujimoto-Formel*):
  • Takahira-Formel*):
  • Livingston-Lee-Formel:
    • bei Körpermasse ≥ 10 kg:
    • bei Körpermasse < 10 kg:
  • Shuter und Aslani Formel*):
  • Lipscombe-Formel:

Dabei haben die Formelzeichen folgende Bedeutungen

  • – Körperoberfläche in m²
  • – Körpergröße in cm
  • – Körpermasse in kg

Die Mosteller- und Haycock-Formel werden vor allem zur Bestimmung der Körperoberfläche bei Kindern verwendet.

Die Boyd-Formel lautet im Original:

.

In der obigen Zusammenstellung wurde sie etwas umgeformt um bessere Vergleichbarkeit zwischen den verschiedenen Formeln zu erreichen.

Auch die Mosteller-Formel (im Original ) kann wie oben alternativ dargestellt werden.

Die Schlich-Formeln berücksichtigen unter anderem den unterschiedlichen Körperbau von Frauen und Männern. Im Original berechnen sie die relative Körperoberfläche (also Körperoberfläche pro kg Körpermasse) als nichtlineare Funktion des Body-Mass-Index.[1]

*) 
Für die gekennzeichneten Formeln hat Pschyrembel Online einen Rechner zu Verfügung gestellt, der die Körperoberfläche nach Eingabe von Körpergröße und Gewicht errechnet. Siehe Weblinks.

Durchschnittswerte

  • Durchschnittlich betrug 1926 die Körperoberfläche von gesunden Erwachsenen 1,73 m².[2]
  • Bei Männern liegt der Durchschnitt bei 1,9 m².
  • Bei Frauen: 1,6 m²
  • Frühgeborene: 0,10 m² bei einem Gewicht von 1000 g
  • Frühgeborene: 0,15 m² bei einem Gewicht von 2000 g[3]
  • Neugeborene: 0,25 m²
  • 2 Monate alter Säugling: 0,3 m²
  • 2–4-jährige Kinder: 0,5 m²
  • 5-jährige Kinder: 0,75 m²
  • 9-jährige Kinder: 1,07 m²
  • 10-jährige Kinder: 1,14 m²; andere Angabe: 1,0 m²[4]
  • Kinder im Alter 12–13: 1,33 m²

Angaben/Formeln zu Körperteilen

Für Erwachsene kann man grob die Neuner-Regel, vgl. Verbrennung: Bestimmung der verbrannten Fläche, anwenden:[5]

Kopf 9 % + 2 x Arm 9 % + 2 x Bein 18 % (9 % auf der Vorderseite und 9 % auf der Rückseite) + Rumpf 36 % (je 9 % auf die linke bzw. rechte Hälfte vorne und hinten) + Genitale 1 % = 100 %

Generell gilt auch, auf die Handfläche (inkl. Finger) entfällt etwa 1 % der Körperoberfläche.

Bei Kindern ist das Verhältnis oberer zur unteren Körperoberfläche zugunsten der oberen verschoben. Das bedeutet, dass bei Neugeborenen bereits 21 % der KOF auf den Kopf entfallen und im Gegensatz dazu nur 1/3 auf den Rumpf sowie ca. 1/3 auf die Beine.

Kopf 20 % + Arme 20 % + Beine 30 % + Rumpf 30 % = 100 %

Des Weiteren gibt es Formeln für die Berechnung, z. B. nach Livingston und Lee:[6]

  • Kopf = A × B × 0,308 (wobei A = Umfang um Kinn und Vertex; B = koronarer Umfang um Stirn und Schläfen, über den Augenbrauen)
  • Arme = F × (G + H + I) × 0,611 (wobei F = Strecke zwischen Acromion und distalem Radiusende bei gestrecktem Arm; G = Oberarmumfang nahe der Axilla; H = größter Umfang am Unterarm, unterhalb des Ellenbogens; I = schmalster Umfang des Unterarms, am Kopf der Ulna
  • Hände = J × K × 2,22 (wobei J = Verbindungslinie zwischen Unterrand des Radius und Spitze des 2. Fingers, gestreckt; K = Umfang im Bereich der Metacarpalgelenke)
  • Stamm (einschließlich Nacken, äußere Genitale und Brüste) = L × (M + N) × 0,703 (wobei L = vom Oberrand des Sternums bis zum Oberrand des Schambeins; M = Bauchumfang in Höhe des Nabels; N = Brustumfang in Höhe der Brustwarzen bei Männern und oberhalb der Brüste bei Frauen)
  • Oberschenkel = O × (P + Q) × 0,508 (wobei O = Oberrand des Trochanter major bis zum Unterrand der Patella; P = Umfang eines Oberschenkels unterhalb des Perineums; Q = Hüftumfang in Höhe der Trochanteren) und = W × (P + Q) × 0,552 (wobei W = Oberrand des Schambeins zum Unterrand der Patella)
  • Unterschenkel = R × S × 1,4 (wobei R = von der Fußsohle zum Unterrand der Patella; S = Umfang am Unterrand der Patella)
  • Füße = T × (U + V) × 1,04 (wobei T = Länge von der Ferse bis zur Großzehe; U = Umfang in Höhe der Basis der kleinen Zehe; V = schmalster Umfang des Knöchels)

Weblinks

Wiktionary: Körperoberfläche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Pschyrembel Online: Körperoberfläche. Automatische Berechnung nach Eingabe von Körpergröße und Gewicht mit verschiedenen Formeln

Einzelnachweise

  1. E. Schlich, M. Schlich: Zur Bedeutung der relativen Körperoberfläche und der Körperzusammensetzung für die Wärmebilanz des Menschen. In: Aktuelle Ernährungsmedizin. Band 46, 2021, S. 380–390. doi:10.1055/a-1502-6133
  2. Eugene Lyman Fish, J. Ramser Crawford: How to Make the Periodic Health Examination. Macmillan Company, New York 1927, S. 345.
  3. Markus Daschner: Tabellarum nephrologicum. 3. Auflage. Shaker Verlag, Aachen 2009, ISBN 978-3-8322-7967-7, S. 67.
  4. Markus Daschner: Tabellarum nephrologicum. 3. Auflage. Shaker Verlag, Aachen 2009, ISBN 978-3-8322-7967-7, S. 67.
  5. notmed.info
  6. M. J. Müller: Ernährungsmedizinische Praxis in der Google-Buchsuche

Literatur

  • S. Fujimoto, T. Watanabe, A. Sakamoto, K. Yukawa, K. Morimoto: Studies on the physical surface area of Japanese. 18. Calculation formulae in three stages over all ages. In: Nippon Eiseigaku Zasshi. Band 5, 1968, S. 443–450.
  • E. H. Livingston, S. Lee: Body surface area prediction in normal-weight and obese patients. In: American Journal of Physiology-Endocrinology and Metabolism. Band 281, 2001, S. E586–E591.
  • D. DuBois, E. F. DuBois: A formula to estimate the approximate surface area if height and weight be known. In: Arch Intern Med. Band 17, 1916, S. 863–871.
  • T. Lipscombe: Body Surface Area Formula by Use of Geometric Means. In: Medicina Internacia Revuo. Band 29, Nr. 114, 2020: S. 11–18.
  • G. B. Haycock, G. J. Schwartz, D. H. Wisotsky: Geometric method for measuring body surface area: A height-weight formula validated in infants, children and adults. In: J Pediatr. Band 93, 1978, S. 62–66. PMID 650346.
  • R. D. Mosteller: Simplified calculation of body-surface area. In: N Engl J Med. Band 317, 1987, S. 1098. PMID 3657876.
  • B. Shuter, A. Aslani: Body surface area: Du bois and Du bois revisited. In: European Journal of Applied Physiology. Band 82, Nr. 3, 2000, S. 250–254.
  • E. Boyd: The growth of the surface area of the human body. University of Minnesota Press, Minneapolis 1935.
  • E. A. Gehan, S. L. George: Estimation of human body surface area from height and weight. In: Cancer Chemother Rep. Band 54, 1970, S. 225–235. PMID 5527019.
  • E. Schlich, M. Schumm, M. Schlich: 3-D-Body-Scan als anthropometrisches Verfahren zur Bestimmung der spezifischen Körperoberfläche. In: Ernährungs Umschau. Band 57, 2010, S. 178–183. (Abstract)