Jutta Müller (Eiskunstläuferin)

Jutta Müller (2009)

Jutta Müller, geb. Lötzsch (* 13. Dezember 1928 in Chemnitz), ist eine ehemalige deutsche Eiskunstläuferin, die vor allem als Trainerin erfolgreicher Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer bekannt wurde. Die von ihr Trainierten gewannen insgesamt drei olympische Goldmedaillen, zehn Welt-, 18 Europa- und 42 DDR-Meistertitel.

Leben

Familie

(c) Bundesarchiv, Bild 183-1982-0428-307 / CC BY-SA 3.0 DE
Jutta Müller (1982), getragen von vier erfolgreichen Schützlingen (von links: Katarina Witt, Jan Hoffmann, Gaby Seyfert, Anett Pötzsch)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1984-1225-010 / CC-BY-SA 3.0
Simone Lang, Katarina Witt, Constanze Gensel und Jutta Müller (von links) in Karl-Marx-Stadt, 1984

Jutta Müllers Eltern waren Marie Lötzsch geb. Prußky und Emil Lötzsch, 1930 Sachsen-Meister im Ringen.

Aus ihrer ersten Ehe mit Wolfgang Seyfert hat Jutta Müller eine Tochter, Gabriele Seyfert. In zweiter Ehe war sie bis zu dessen Tod mit Bringfried Müller verheiratet, einem ehemaligen DDR-Fußballnationalspieler.

Im Sommer 2022 verließ Jutta Müller ihre Heimatstadt Chemnitz und lebt seitdem in einer Seniorenresidenz in der Nähe von Berlin.[1]

Werdegang

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jutta Müller zunächst Lehrerin für Deutsch, Musik, Rechnen und Sport. 1946 trat sie in die SED ein.

In ihrer aktiven Zeit als Sportlerin wurde sie von Charlotte Giebelmann betreut. 1949 wurde sie DDR-Meisterin im Paarlauf mit Irene Salzmann (infolge des Krieges gab es keine männlichen Partner). Im Einzellauf musste sie sich bei den DDR-Meisterschaften meist Inge Wischnewski geschlagen geben. Unter dem Namen Jutta Seyfert erreichte sie im Jahr 1953 den dritten Platz; im selben Jahr wurde sie DDR-Vizemeisterin im Rollkunstlauf.

Ab 1954 studierte Jutta Müller an der DHfK Leipzig. 1955 begann ihre Karriere als Eiskunstlauftrainerin beim SC Wismut Karl-Marx-Stadt. In den folgenden Jahrzehnten wurde sie eine der erfolgreichsten Trainerinnen der Welt. Sie führte zuerst ihre Tochter Gabriele Seyfert 1969 und 1970 zu zwei Weltmeistertiteln. Danach trainierte sie Günter Zöller, Jan Hoffmann, Sonja Morgenstern, Marion Weber, Anett Pötzsch, Constanze Gensel, Katarina Witt, Simone Lang, Evelyn Großmann und Ronny Winkler.

Auszeichnungen

In der DDR erhielt Jutta Müller zahlreiche Auszeichnungen. So wurde sie 1980 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold[2] und 1988 mit dem Karl-Marx-Orden[3] ausgezeichnet. 1984 erhielt sie den Ehrentitel Held der Arbeit.[4]

Für ihre Verdienste um den Eiskunstlauf wurde sie 2004 in die Eiskunstlauf Hall of Fame aufgenommen.[5]

Am 12. Dezember 2008, dem Vortag ihres 80. Geburtstags, wurde Jutta Müller das Ehrenbürgerrecht der Stadt Chemnitz verliehen. Zuvor war eine Klage gegen die Verleihung gescheitert. Ein in Wien lebender ehemaliger Chemnitzer hatte wegen der DDR-Vergangenheit gegen die Verleihung geklagt. Die Klage wurde vom Verwaltungsgericht Chemnitz als unbegründet zurückgewiesen.[6]

Anlässlich ihres 90. Geburtstages 2018 ehrte der Mitteldeutsche Rundfunk mit dem Film Die Eiskönigin aus Chemnitz – ein Abend für Jutta Müller die Eiskunstlauftrainerin.[7]

Varia

Auf Jutta Müller geht die Wismut-Aue-Vereinsfarbe violett zurück: Ihre Anregung gab ihr Ehemann, der Fußballer Bringfried Müller, an die Vereinsleitung weiter – die kurz darauf veilchenfarbene Trikots anfertigen ließ.[8]

Literatur

  • Kurzbiografie zu: Müller, Jutta. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Manfred Hönel (Hrsg.): Jutta Müller. Der schönste Sport der Welt. Eine Eiskunstlauftrainerin erinnert sich. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01949-3

Weblinks

Commons: Jutta Müller – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Chemnitzer Trainerikone Jutta Müller lebt jetzt im Pflegeheim | Freie Presse - Chemnitz. Abgerufen am 28. April 2023.
  2. Neues Deutschland, 22. April 1980, S. 2
  3. Neues Deutschland, 26. April 1988, S. 4
  4. Neues Deutschland, 27. April 1984, S. 3
  5. Manfred Hönel: Jutta Müller. Der schönste Sport der Welt. Eine Eiskunstlauftrainerin erinnert sich. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01949-3, S. 207.
  6. Trainerlegende Jutta Müller wird 80 Lausitzer Rundschau, 13. Dezember 2008.
  7. Ehrung mit Kinofilm zum 90. Geburtstag, abgerufen am 16. Dezember 2018.
  8. Manfred Hönel: Außer zu Weihnachten: Eiskunstlauf-Legende Jutta Müller fühlt sich oft einsam. In: Leipziger Volkszeitung, 21. Dezember 2021, Seite 21. Abgerufen am 21. Dezember 2021 (Zitat Bringfried Müller: „Die Wismut-Kumpel pflegten in 900 Metern Tiefe ihres Schlemaer (heute Bad Schlema) Uranschachtes ein Beet mit Veilchen in Form eines Emblems der BSG Wismut. Jutta fand, das sei eine schöne Trikotfarbe für unsere Mannschaft. Die Vereinschefs ließen damals auf meinen Vorschlag hin tatsächlich Trikots in der Veilchenfarbe anfertigen.“).

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Bundesarchiv Bild 183-1982-0428-307, Eiskunstläufer, DDR.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1982-0428-307 / CC BY-SA 3.0 DE
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Eiskunstläufer, DDR ADN-ZB Deutsche Demokratische Republik-28.4.1982 Jutta Müller feierte 25jähriges Trainer-Jubiläum. Ihr 25jähriges Trainer-Jubiläum im Eiskunstlaufsport feierte Mitte April 1982 Jutta Müller (M.) aus Karl-Marx-Stadt. Von ihr betreute Sportler eroberten seit 1966 insgesamt 40 Medaillen bei Olympischen Winterspielen sowie Welt- und Europameisterschaften. Das Foto zeigt sie mit vier ihrer erfolgreichsten Schützlinge, die ihr in der Karl-Marx-Städter Eissporthalle gratulierten und sich herzlich bedankten: Olympiasiegerin und Weltmeisterin Anett Pötzsch (r.), Weltmeister Jan Hoffmann, ihre Tochter, Weltmeisterin Gaby Messerschmidt-Seyfert (2.v.r.) und Katarina Witt. Vize-Weltmeisterin und Europameisterschafts-Zweite 1982 (l.). Reporter: Oberst Copyright: ADN-Zentralbild Berlin-DDR
Jutta Müller 2009.jpg
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Jutta Müller, deutsche Eislauftrainerin
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Simone Lang, Katarina Witt, Constanze Gensel, Jutta Müller ADN-ZB Thieme 25.12.1984 Karl-Marx-Stadt: Eisballerina Katarina Witt.- Zu den Schützlingen der weltbekannten Eiskunstlauf-Trainerin Jutta Müller (SC Karl-Marx-Stadt- r.) gehört auch die 19-jährige Oberschülerin Katarina Witt (2.v.l.). Die "DDR-Sportlerin des Jahres 1984" erkämpfte in der vergangenen Saison Gold bei den Olympischen Spielen und bei der Welt- und Europameisterschaft. In der Eishalle des Berliner Sportforums holte sie sich am 22.12.1984 den fünften DDR-Meistertitel in Folge. Im Foto gehören zur Trainingsgruppe noch Simone Lang (l.) und Constanze Gensel (3.v.l.). Siehe auch Motive 1984-1225-8N, 9N, 11N und 12N.