Jungfrau-Marathon

Jungfrau-Marathon
Logo der Veranstaltung „Jungfrau-Marathon“
AustragungsortInterlaken
Schweiz Schweiz
Erste Austragung1986
Rekorde
Distanz42,195 Kilometer
StreckenrekordMänner: 2:49:02 h, 2003
Neuseeland Jonathan Wyatt
Frauen: 3:12:56 h, 2017
Schweiz Maude Mathys
WebsiteOffizielle Website

Der Jungfrau-Marathon ist ein Marathon, der seit 1993 jedes Jahr Anfang September im Berner Oberland stattfindet. Er ist einer der bekanntesten Bergmarathons der Welt und wird vom Verein Jungfrau-Marathon organisiert. Dieser Laufwettbewerb ist bekannt für die Landschaft, in welcher er stattfindet, und für seine 1953 Höhenmeter Aufstieg.[1]

Geschichte des Jungfrau-Marathons

Jungfrau-Marathon 2004 bei Kilometer 40 kurz vor der Moräne
© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Stimmung mit Alphornbläsern und Fahnenschwingern

Nachdem der Swiss Alpine Marathon 1986 ins Leben gerufen wurde, war die Zeit reif für einen Marathon mit Ziel auf einem alpinen Gipfel. Der Jungfrau-Marathon war in den Alpen der erste Lauf dieser Art über 42,195 km, auch wenn er nur etwa die halbe Höhe des Jungfrau-Gipfels erreicht. Schon bei der Premiere erreichten über 1500 Läufer das Ziel. Erste Siegerin wurde Birgit Lennartz aus Deutschland mit einer Zeit von 3:30:00. Bei den Herren verfehlte der Schweizer Jörg Hägler mit 3:00:05 nur knapp eine Zeit unter drei Stunden. In den späteren Jahren reihten sich in den Siegerlisten bekannte Läufer wie Marco Kaminski, Franziska Rochat-Moser, Tesfaye Eticha, Jonathan Wyatt, Emebet Abossa und viele weitere ein.

1998 verliehen die beiden amerikanischen Autoren Dennis Craythorn und Rich Hanna in ihrem Buch The ultimate guide to international marathons dem Jungfrau-Marathon das Prädikat „schönster Marathon der Welt“. Auch das trug dazu bei, den Lauf so bekannt und begehrt zu machen, dass viele Läufer keinen Startplatz bekamen, da die Veranstalter die Anzahl der Startplätze zuerst auf 3000 und später auf 3500 begrenzten, um die Umwelt zu schonen.

Zum 10. Lauf im Jahr 2002 wurde daher der Lauf an zwei Tagen veranstaltet, so dass 5260 Läufer das Ziel erreichen konnten. Im Jahr darauf brach der Neuseeländer Jonathan Wyatt den alten Streckenrekord des Äthiopiers Tesfaye Eticha von 2:53:28 mit der neuen Bestzeit von 2:49:01,6. In den Jahren 2005 und 2006 konnte Tesfaye Eticha wieder das Rennen für sich entscheiden.

Im Jahr 2007 wurden bei diesem Lauf die 4. Berglauf-Weltmeisterschaften auf der Langdistanz ausgetragen, die Jonathan Wyatt vor den beiden Italienern Hermann Achmüller und Gerd Frick für sich entscheiden konnte. Bei den Damen wurde die Norwegerin Anita Håkenstad Evertsen Weltmeisterin vor den beiden Russinnen Jelena Kaledina und Schanna Malkowa; Anja Carlsohn aus Deutschland wurde knapp geschlagen Vierte.
Beim 20. Jungfrau-Marathon vom 7. bis 9. September 2012 (wegen des Jubiläums wurde der Marathon wieder an zwei Tagen veranstaltet) wurden hier erneut die Weltmeisterschaften ausgetragen. Die US-Amerikanerin Stevie Kremer sowie der Österreicher Markus Hohenwarter holten sich den Tagessieg und damit den Weltmeistertitel auf der Langdistanz Berglauf.

Während des ersten Jahrs der COVID-19-Pandemie 2020 musste der Jungfrau-Marathon abgesagt werden.

Im darauffolgenden Jahr konnte der Marathon mit zahlreichen Schutzmassnahmen wieder durchgeführt werden. Dazu gehörten der unter anderen Start auf dem Flugplatz Interlaken und ein aufgeteilter Start in 500er-Blöcke.[2]

Streckenführung

Folgend wird die Streckenführung beschrieben, wie sie seit 2022 gelaufen wird. Bis und mit 2019 war der Streckenverlauf bis zum Ende der Moräne der gleiche, danach verlief die Strecke die restlichen 1,5 Kilometer bis ins Ziel jedoch abwärts zur Kleinen Scheidegg. Im Jahr 2021 wurde das Rennen als Corona-Massnahme auf dem Flugplatz Interlaken gestartet mit einer kurzen Runde entlang des südlichen Ufers des Brienzersees. Das Ziel war damals bereits die Station Eigergletscher.

Der Start erfolgt in Interlaken (565 m ü. M.), und der Lauf endet bei der Station Eigergletscher (2320 m ü. M.) vor dem Dreigestirn der weltbekannten Berge des Jungfraumassivs: Eiger, Mönch und Jungfrau. Dabei sind 1953 Höhenmeter zu überwinden.

© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Zuschauer in Wengen

Nach dem Start neben dem Grandhotel Victoria-Jungfrau drehen die Läufer zuerst eine 3,3 km lange Startrunde durch Interlaken. Die bis Kilometer 10 sehr flache Strecke führt die Läufer über Bönigen nach Wilderswil. Nach der Brücke in Wilderswil sind die ersten 100 Höhenmeter zu überwinden. Danach verläuft der Weg durch die Ortschaften Gsteigwiler und Zweilütschinen. Ab Kilometer 16 bei Zweilütschinen bis Kilometer 20,7 in Lauterbrunnen steigt die Strecke erneut um ca. 160 Höhenmeter, damit sind kurz nach der Halbmarathon-Marke erst etwa 300 Höhenmeter überwunden.

© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Moräne
© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Der Dudelsackspieler an der höchsten Stelle (2006)

Die Strecke macht zwischen Kilometer 20,7 und 26,4 eine Schlaufe im Lauterbrunnental, welche leicht bergab verläuft. Danach stehen die Läufer bei Kilometer 26,4 vor der „Wand“, dem steilen Anstieg nach Wengen, bei dem 500 Höhenmeter zu überwinden sind; nach 30 Kilometern wird Wengen erreicht. Weitere 600 Höhenmeter sind bis zur Wengernalp zu bewältigen. Die Läufer erhalten dabei einen Blick auf die umliegende Berglandschaft und bei schönem Wetter reicht die Sicht auf die Berge und Gletscher des Jungfraumassivs.

Kurz nach der Wengernalp bei der Verzweigung WIxi wird bei grossem Läuferaufkommen eine zusätzliche ebenfalls ca. 1,3 Kilometer lange Ausweichstrecke geöffnet, auf welche ein Teil der Läufer geschickt werden kann. Die beiden Streckenvarianten treffen bei Haaregg (Kilometer 40,2) wieder aufeinander.

Die nächsten 400 Höhenmeter werden auf einem Bergweg absolviert, welcher teils auf der Moräne des Eigergletschers verläuft. Beim höchsten Punkt, der auf der Moräne erreicht wird, spielte bis vor seinem Todesjahr 2010 Roman Käslin auf einem Dudelsack den Läufern schottische Melodien vor. Diese Tradition führt nun Seppli Rast fort. Danach geht es ein kurzes Stück bergab, bevor die letzten 0,7 Kilometer mit 130 Höhenmetern auf dem Grat hoch zur Station Eigergletscher absolviert werden.

Statistik

Streckenrekorde (alte Strecke, bis 2019)

Streckenrekorde (neue Strecke, seit 2022)

Siegerliste

Streckenrekord alte Strecke, Streckenrekord neue Strecke

DatumMännerNationZeitFrauenNationZeit
6. Sep. 2025Erik HilleDeutschland Deutschland3:03:54,7Laura Hottenrott -3-Deutschland Deutschland3:17:35,0
7. Sep. 2024Vitaly Shafar -2-Ukraine Ukraine3:04:10,8Susanna SaapunkiFinnland Finnland3:29.17,4
9. Sep. 2023Vitaly ShafarUkraine Ukraine3:04:32,8Theres LeboeufSchweiz Schweiz3:40.43,3
10. Sep. 2022Elhousine ElazzaouiMarokko Marokko3:00:49,7Laura Hottenrott -2-Deutschland Deutschland3:22:57,6
11. Sep. 2021Jose David Cardona -2-Kolumbien Kolumbien3:05:01,8Laura HottenrottDeutschland Deutschland3:27:30,5
7. Sep. 2019Robbie Simpson -3-Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich2:59:29Simone TroxlerSchweiz Schweiz3:36:13
8. Sep. 2018Robbie Simpson -2-Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich2:56:31,0Martina Strähl -2-Schweiz Schweiz3:14:36,4
9. Sep. 2017José David CardonaKolumbien Kolumbien2:56:20,7Maude MathysSchweiz Schweiz3:12:56
10. Sep. 2016Robbie SimpsonVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich3:01:57Martina StrählSchweiz Schweiz3:19:15,2
12. Sep. 2015Mustafa ShabanBulgarien Bulgarien3:02:36,8Aline Camboulives -3-Frankreich Frankreich3:28:43,2
13. Sep. 2014Paul MichiekaKenia Kenia3:01:57Aline Camboulives -2-Frankreich Frankreich3:27:20
14. Sep. 2013Geoffrey NdunguKenia Kenia2:50:28Andrea MayrOsterreich Österreich3:20:20
8. Sep. 2012Markus Hohenwarter -2-Osterreich Österreich2:59:42Stevie KremerVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3:22:43
10. Sep. 2011Markus HohenwarterOsterreich Österreich3:01:52,0Aline CamboulivesFrankreich Frankreich3:20:55,8
11. Sep. 2010Marco De GasperiItalien Italien2:56:42,6Simona Staicu -3-Ungarn Ungarn3:33:45,9
5. Sep. 2009Jonathan Wyatt -3-Neuseeland Neuseeland2:58:33,4Claudia LandoltSchweiz Schweiz3:34:24,4
6. Sep. 2008Hermann AchmüllerItalien Italien3:03:18,6Simona Staicu -2-Ungarn Ungarn3:39:05,5
8. Sep. 2007Jonathan Wyatt -2-Neuseeland Neuseeland2:55:32,1Anita Håkenstad EvertsenNorwegen Norwegen3:23:05,5
9. Sep. 2006Tesfaye Eticha -4-Athiopien Äthiopien2:59:34,3Simona StaicuUngarn Ungarn3:24:25,8
10. Sep. 2005Tesfaye Eticha -3-Athiopien Äthiopien2:59:21,8Emebet Abossa -3-Athiopien Äthiopien3:29:15,2
11. Sep. 2004Tesfaye Eticha -2-Athiopien Äthiopien2:59:30,9Emebet Abossa -2-Athiopien Äthiopien3:23:11,4
6. Sep. 2003Jonathan WyattNeuseeland Neuseeland2:49:01,6Emebet AbossaAthiopien Äthiopien3:21:46,1
6./7. Sep. 2002Tesfaye EtichaAthiopien Äthiopien2:53:28,5Chantal DällenbachFrankreich Frankreich3:25:18,1
1. Sep. 2001Chaham El MaatiMarokko Marokko2:56:36,6Marie-Luce RomanensSchweiz Schweiz3:21:03,2
2. Sep. 2000Sergei KaledinRussland Russland2:59:33,8Swetlana Netschajewa -2-Russland Russland3:22:04,6
4. Sep. 1999Marco Kaminski -5-Schweiz Schweiz2:54:34,4Swetlana NetschajewaRussland Russland3:23:38,6
5. Sep. 1998Petr KadlecTschechien Tschechien2:59:03,5Irina KazakovaFrankreich Frankreich3:23:53,6
6. Sep. 1997Marco Kaminski -4-Schweiz Schweiz2:58:43,2Franziska Rochat-MoserSchweiz Schweiz3:22:49,5
7. Sep. 1996Marco Kaminski -3-Schweiz Schweiz2:55:07,9Isabella MorettiSchweiz Schweiz3:27:57,6
9. Sep. 1995Marco Kaminski -2-Schweiz Schweiz3:00:19Sibylle BlerschSchweiz Schweiz3:28:46
24. Sep. 1994Marco KaminskiSchweiz Schweiz3:02:05Fabiola Rueda-OppligerSchweiz Schweiz3:34:01
25. Sep. 1993Jörg HäglerSchweiz Schweiz3:00:05Birgit LennartzDeutschland Deutschland3:30:00

Entwicklung der Finisherzahlen

JahrMarathondavon
Frauen
20253452863
20243255756
20233132757
20223047712
20212900678
20193716867
201841241035
201750171257
20164079984
20154099991
20143989943
20134120950
20123245
3071
1362
86
20113816765
20103778728
20093972778
20083762686
20074063772
20063650653
20053644648
20042571578
20033280525
20022810
2450
582
232
20013120413
20003100410
19992766340
19982518298
19972387257
19961909193
19951531164
19941458144
19931531156

Rahmenprogramm

Im Rahmen des Jungfrau-Marathons wird ein Rahmenprogramm veranstaltet.

Von 2004 bis 2017 wurde jeweils die Jungfrau-Meile ausgetragen, ein Einladungsrennen für Spitzenläufer und anfangs Teil des Post-Cups auf einem flachen Strassenrundkurs von einer Meile (1609 m).[3] Heute werden die Freitagsrennen, eine Reihe von Wettbewerben über verschiedene Distanzen und für verschiedene Altersklassen durchgeführt. Zudem findet jeweils ein Rennen für Parasportler statt, das im Jahr 2018 zum zehnten Mal ausgetragen wurde.[4]

Öffentlicher Verkehr

Alle Teilnehmer können mit der Bahn innerhalb der Schweiz ("von ihrem Wohnort") zum Start anreisen und – mit der Startnummer – auch die Bahn bis zum Bahnhof Kleine Scheidegg nächst dem Ziel nutzen.

Siehe auch

Commons: Jungfrau Marathon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Faszination Jungfrau-Marathon. www.jungfrau-marathon.ch, abgerufen am 7. Januar 2023.
  2. Hilde Fässler, Alex Heim, Bernhard Vögeli: 28. Jungfrau-Marathon, 11. September 2021. In: Laufbericht. run&walk Lauf-Treff Buchs SG, 16. September 2021, abgerufen am 10. September 2025.
  3. Olympiasieger Dario Cologna läuft am 25. Jungfrau-Marathon in der Promi-Staffel. (PDF) Medienmitteilung. In: jungfrau-marathon.ch. 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. Oktober 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.jungfrau-marathon.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. 10 Jahre Jungfrau-Pararace: Staffelrennenmit Zenhäusern, Hug und Frei. (PDF) Medienmitteilung. In: jungfrau-marathon.ch. 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. Oktober 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.jungfrau-marathon.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)

Koordinaten: 46° 35′ 5″ N, 7° 57′ 41″ O; CH1903: 640066 / 159406

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14. Jungfrau-Marathon am 09.09.2006. Am Ende der Moräne spielte alljährlich Roman Käslin seinen Dudelsack. Roman Käslin verstarb am 27. April 2010 im Alter von 78 Jahren.
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Kilometer 40 beim Jungfrau-Marathon 2004. Berge von links: Eiger, Klein-Eiger und Mönch. Darunter der Eigergletscher.
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