John Carlos

John Carlos, 2011

John Carlos (* 5. Juni 1945 in Harlem, New York City) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Leichtathlet und Olympiateilnehmer.

Bei den XIX. Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt gewann er am 16. Oktober 1968 die Bronzemedaille im 200-Meter-Lauf hinter seinem Landsmann Tommie Smith und dem Australier Peter Norman.[1] Bei der anschließenden Siegerehrung erhoben die beiden US-Amerikaner ihre schwarzbehandschuhten Fäuste, das damalige Symbol der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung Black Power, die sich gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung richtete. Auch Norman, ein erklärter Gegner der White Australia Policy, trug eine Solidaritätsplakette des Olympic Project for Human Rights (OPHR). Als Reaktion auf diesen Protest forderte das IOK noch am selben Tag den Ausschluss von Smith und Carlos aus dem US-Team, beide hätten das olympische Dorf zudem unverzüglich zu verlassen. Nachdem das vom Olympische Komitee der USA diese Sanktionen zunächst verweigerte hatte, kam es der Forderung schließlich nach, da das IOK mit dem Ausschluss der gesamten amerikanische Delegation drohte.[2] Entgegen einer weit verbreiteten Annahme mussten beide Athleten ihre zuvor gewonnenen Medaillen jedoch nicht zurückgeben.

Seine Bestzeit von 19,92 s (bei der Olympiaausscheidung 1968) wurde nie anerkannt, weil sie mit sogenannten Bürstenschuhen erzielt wurde. 1969 war sportlich sein erfolgreichstes Jahr. Er stellte mit 9,1 s einen neuen Weltrekord über 100 Yards auf, gewann die 220 Yards bei den AAU-Meisterschaften und gewann die NCAA-Meisterschaften mit Siegen über die 100 und 220 Yards sowie als Mitglied der 4-mal-110-Yards-Staffel. Ebenfalls Gold holte er bei den Panamerikanischen Spielen 1967 in Winnipeg, Kanada im 200-Meter-Lauf und stellte bei den Hallenmeisterschaften einen neuen Weltrekord über 60 und 220 Yards auf. In seiner weiteren Sportlerkarriere wurde er professioneller Footballspieler bei den Philadelphia Eagles in der NFL, wo jedoch sein Einjahresvertrag aufgrund einer Knieverletzung nicht verlängert wurde. Anschließend spielte er in der Canadian Football League für die Montreal Alouettes und die Toronto Argonauts.

Nachdem er sich vom Football getrennt hatte, arbeitete er für den Sportartikelhersteller Puma, für das Nationale Olympische Komitee der USA sowie für die Stadt Los Angeles. Es hatte lange gedauert, ehe die amerikanische Öffentlichkeit Frieden mit ihm geschlossen hatte.[3] 1985 wurde er schulischer Berater in Leichtathletik-Fragen und -Trainer an der Highschool in Palm Springs, Kalifornien. 2003 wurde Carlos in die nationale Leichtathletik Hall of Fame aufgenommen. So konnte aus einem Anti-Helden durch die veränderten Umstände ein Held werden.[4]

Am 3. Oktober 2006 starb der australische Sprinter Peter Norman im Alter von 64 Jahren. Smith und Carlos gehörten zu seinen Sargträgern.[5]

Einzelnachweise

  1. Das Jahr - Oktober bis Dezember 1968: Am 12. Oktober beginnen die Olympischen Spiele in Mexiko ...
  2. Black Power: Zwei Fäuste und die berühmteste Siegerehrung der Olympischen Spiele, watson, 16. Oktober 2022
  3. J. Zirin: The John Carlos Story. The Sports Moment That Changed the World. Chicago: Haymarket Books 2011
  4. Arnd Krüger, Swantje Scharenberg: Einleitung. In: Dies (Hrsg.). Zeiten für Helden - Zeiten für Berühmtheiten im Sport. Münster: LIT 2014, S. 1–10
  5. Artikel auf The Age, abgerufen am 7. Oktober 2011: Salute to a champion

Weblinks

Commons: John Carlos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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(c) Joe Mabel, CC BY-SA 3.0
Athlete John Carlos speaking at the Northwest African American Museum, Seattle, Washington, USA.