Johannisberg (Geisenheim)

Johannisberg
Wappen von Johannisberg
Koordinaten:50° 0′ N, 7° 59′ O
Höhe: 181 (110–250) m ü. NHN
Fläche:8,75 km²[1]
Einwohner:2882 (2004)
Bevölkerungsdichte:329 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:65366
Vorwahl:06722
Ortsmitte von Westen her gesehen
Ortsmitte von Westen her gesehen

Johannisberg ist ein Stadtteil der Stadt Geisenheim im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis. Der Ort ist bekannt für seine Riesling-Weine und für die „Erfindung“ der Spätlese im Jahre 1775.

Geographie

Johannisberg liegt auf einer Höhe von etwa 110 bis 250 m ü. NN inmitten von Weinbergen am Elsterbach zwischen Geisenheim und Oestrich-Winkel im Rheingau. Durch die Weinbergslage „Schloss Johannisberg“ unterhalb des Johannisberger Schlosses läuft der 50. nördliche Breitengrad.

Geschichte

Johannisberger Tracht um 1840

Bis 1971 war Johannisberg eine selbstständige Gemeinde mit den Ortsteilen Grund, Berg (auch „Rosengasse“) und Schloßheide. Anlässlich der Gebietsreform in Hessen schloss sich Johannisberg aufgrund finanzieller Engpässe am 31. Dezember 1971 freiwillig mit der Stadt Geisenheim zusammen[2] und ist seither ein Stadtteil der „Lindenstadt“ im Rheingau. Durch Funde lässt sich zwar belegen, dass eine erste Besiedlung des Ortes bereits zu Zeiten der Römer, Kelten und Franken stattgefunden haben muss, erstmals erwähnt wird Johannisberg jedoch mit der Gründung des Klosters im Jahre 1106 durch den Mainzer Erzbischof Ruthardt auf dem „Bischofsberg“. Ursprünglich sollte das Kloster zu Ehren des heiligen Nikolaus errichtet werden, wurde dann aber Johannes dem Täufer geweiht, woher der Ort auch seinen Namen erhielt.[3] Heute steht an dieser Stelle das Schloss Johannisberg.

Vor der Klostergründung trug Johannisberg den Namen Rheingrafenhausen, nach den Rheingrafen, die bei Johannisberg die Burg Johannisberg unterhielten. Wahrscheinlich steht die Umbenennung im Zusammenhang mit der Übernahme des Gebietes durch den Erzstift Mainz.

Politik

Wappen

Noch bis 1973 führte Johannisberg ein eigenes Wappen, bevor dieses in das der Stadt Geisenheim integriert wurde – ebenso wie 1977 das Wappen des Geisenheimer Ortsteiles Stephanshausen. Aber noch heute wird das Johannisberger Wappen als Zeichen der Ortsverbundenheit verwendet.

Flagge

Die Flagge wurde am 5. September 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.[4]

Städtepartnerschaft

Seit dem 31. März 1966 besteht zu der französischen Weinbaugemeinde Puligny-Montrachet im Burgund eine Verschwisterung, die zunächst durch Jugend- und Schüleraustausch Bestand hatte. Heute pflegt der „Freundeskreis Puligny-Montrachet–Johannisberg“ den Kontakt der Gemeinden und ermöglicht Familien und Bürgern einen Kontakt untereinander.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

„Unser Dorf soll schöner werden“-Sieger im Land und Bund

Im Jahre 1988 wurde Johannisberg Landessieger im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden, und 1991 wurde der Ort sogar Bundessieger.

Bauwerke

Schloss Johannisberg

Das Wahrzeichen des Ortes ist das imposante und sehr gut restaurierte Schloss Johannisberg, von wo aus man nach Südwesten einen Blick bis weit ins Nahetal, ins Rheinhessische Tiefland und nach Osten bis Mainz und Frankfurt hat. Das auf dem Johannisberg gelegene Schloss ist das alte Kloster Johannisberg. In ihm befindet sich heute das „Weingut Schloss Johannisberg“, welches die gleichnamige Weinbergslage unterhalb des Wahrzeichens bewirtschaftet.

Schloss Hansenberg

Ebenfalls weithin sichtbar ist das etwas höher, oberhalb der Weinbergslage Hansenberg gelegene Schloss Hansenberg, welches 1823 durch den Johannisberger Pädagogen Johannes de Laspée erbaut wurde. Ursprünglich als naturnahe Schule und Erziehungsanstalt für Waisenkinder gedacht, wurde das Schloss durch den frühen Tod Laspées, ein Jahr nach Baubeginn, nie in dessen Sinn genutzt. Heute ist das Schloss Teil eines staatlichen Hochbegabten-Internates.

Burg Schwarzenstein

Auf gleicher Höhe gelegen, ca. 500 m östlich, befindet sich die 1873 als künstliche Ruine errichtete Burg Schwarzenstein. Heute befindet sich die Ruine mit einem Nobelrestaurant in einem edel angelegten kleinen Park oberhalb der Weinbergslage Schwarzenstein.

Kloster Johannisberg

Das vierte große Bauwerk ist das neue Kloster Johannisberg zwischen den Ortsteilen Grund und Berg. 1928 wurde die Klosterkirche und 1956 das benediktinische Kloster selber errichtet. Aus Mangel an Nachwuchs wurde das Kloster 1991 von den in strenger Klausur lebenden Benediktinerinnen auf- und an Missionsschwestern des Steyler-Ordens übergeben. Aber auch dieser Orden hielt sich nur wenige Jahre im Kloster. Seit Anfang 2006 ist das Kloster samt Klosterkirche nun Tagungshotel mit großer Gartenanlage und Restaurant.

Karneval

In einem ansonsten wenig karnevalistischen Hessen nimmt der Rheingau als ehemals kurmainzisches Territorium und so auch Johannisberg eine Sonderstellung ein. 1913 wurde der Kerwe- und Karnevalverein „Lustige Brüder“ gegründet, der im Jahre 1960 in Johannisberger Carneval Verein 1913 (JCV) umbenannt wurde.

Wirtschaft und Infrastruktur

Johannisberg ist die „Stadt“ des Weines. Das ganze Jahr über kann man in den unzähligen Weingütern und Straußwirtschaften entweder an Weinproben, -wanderungen oder -festen teilnehmen. Victor Hugo zitierte auf seiner Rheinreise 1840 "irgendeinen deutschen Fremdenführer" mit den Worten: "Hinter dem Johannisberg befindet sich ein Dorf desselben Namens mit nahe an 700 Seelen, die einen vortrefflichen Wein bauen."[5]

Großer Andrang herrscht alljährlich im Sommer beim Rheingau-Musikfestival im Schloss Johannisberg und Schloss Hansenberg.

Weinbergslagen

Weinbergslagen in Johannisberg

Von Nord-West nach Süd-Ost:

  • Hansenberg (westlich von Goldatzel)
  • Goldatzel
  • Schwarzenstein (nördlich von Vogelsang)
  • Hölle
  • Mittelhölle (südlich von Hölle)
  • Vogelsang
  • Erntebringer
  • Klaus
  • Schloss Johannisberg

Öffentlicher Nahverkehr

Johannisberg ist über die Buslinie 183 der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) an den öffentlichen Nahverkehr des Rhein-Main-Verkehrsverbunds angeschlossen. Die Busse verkehrt wochentags und samstags stündlich (im Berufsverkehr halbstündlich) und sonntags im 2-Stunden-Takt vom Bahnhof Geisenheim durch Johannisberg bis nach Stephanshausen und Presberg (und zurück). Der Anschluss an die Züge Richtung Wiesbaden / Frankfurt am Main sowie Richtung Koblenz / Neuwied ist ab dem Bahnhof Geisenheim gegeben.

Freiwillige Feuerwehr

Johannisberg verfügt über eine rund 25 Personen starke Freiwillige Feuerwehr, deren Feuerwehrhaus sich in der Hansenbergallee befindet. Sie verfügt über drei Fahrzeuge: Ein Löschgruppenfahrzeug (LF 10 KatS), welches im Jahr 2018 das alte LF 8/6 abgelöst hat, ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank (TSF-W) und ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF). Zusammen mit den Freiwilligen Feuerwehren der Kernstadt Geisenheim und des Ortsteils Stephanshausen wird der abwehrende Brandschutz und die allgemeine Hilfe für die insgesamt vier Ortsteile von Geisenheim sichergestellt.[6]

Bildung und Sport

Johannes-de-Laspée-Grundschule

Obwohl der Ort nicht einmal 3000 Einwohner hat, bietet er eine Vielzahl pädagogischer Einrichtungen und Freizeitangebote an:

Darüber hinaus verfügt Johannisberg mit

  • der Turngesellschaft 1884 e.V.
  • dem SV 1919 Johannisberg e.V.
  • und dem Motorsport-Club-Johannisberg e.V.

über drei Sportvereine.

In Johannisberg geborene Persönlichkeiten

  • Johannes Weitzel (1771–1837), Schriftsteller, Verleger und Landesbibliothekar im Herzogtum Nassau
  • Sebastian Engert (1774–1830), nassauischer Beamter und Amtmann
  • Joseph Faust (1856–1919), katholischer Pfarrer und Autor zahlreicher Lustspiele, Schwänke und Dramen
  • Alexander Czéh (1876–1955), deutscher Verwaltungsbeamter und Landrat der Kreise Geilenkirchen und Geilenkirchen-Heinsberg
  • Jakob Christmann (1554–1613), Orientalist und Astronom, Professor an der Universität Heidelberg (sowie zeitweise deren Rektor)

Weblinks

Commons: Johannisberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadt Geisenheim: Geisenheim in Zahlen
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/ Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 375.
  3. Zum Kloster vgl. Silvia Gräfin Brockdorff(†) und Johannes Burkardt: Johannisberg (Rheingau). In: Friedhelm Jürgensmeier u. a.: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (Germania Benedictina 7 Hessen), Eos, St. Ottilien 2004, S. 666–697. ISBN 3-8306-7199-7
  4. Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Johannesberg (Punkt 1330) vom 7. April 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 38, S. 1619 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,4 MB]).
  5. Victor Hugo: Rheinreise. Societäts-Verlag, Frankfurt 1982, ISBN 3-7973-0399-8, S. 81.
  6. Freiwilligen Feuerwehr Johannisberg

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Wegekreuz in Johannisberg (Geisenheim) am Fuße der Weinlage Schloss Johannisberg.
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Weinbergslagen in Johannisberg

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Johannes-de-Laspée-Grundschule in Johannisberg
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"Unser Dorf soll schöner werden" Landes- und Bundessieger

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Willkommensgruß am Ortseingang Johannisbergs

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Burg Schwarzenstein
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Johannisberg im Rheingau, Ortsteil Berg mit Neuem Kloster von Westen gesehen
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Friedrich Hottenroth: Nassauisches Trachtenbuch Tafel 27: Bürgersleute aus Johannisberg 1840
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