Johannes Karasek

Räuberhauptmann Johannes Karasek auf einer Ansichtskarte

Johannes Karasek, genannt Prager Hansel oder Böhmischer Hansel (* 10. September 1764 in Smichow; † 14. September 1809 in Dresden), war der Anführer einer Räuberbande.

Geschichte

Mehrere Schreibweisen des Namens befinden sich in offiziellem Gebrauch. Die kursächsischen Akten sprechen von Johannes Karraseck, tschechische Versionen sind neben Karasek auch Karrasek und Karaseck.

Nachdem der gelernte Tischler und Fleischhauer aus dem österreichischen Heer desertiert war, schloss er sich der Bande des Räuberhauptmanns Palme an. Besonders die böhmischen Exklaven in der Oberlausitz boten ihr gute Schlupfwinkel für Raubzüge zu den Begüterten in der südlichen Oberlausitz und im böhmischen Niederland.

Burgwasserturm und Fronfeste der Ortenburg in Bautzen

Nach Palmes Tod wurde Karasek 1797 zum Anführer der Bande. Am 27. September 1795 heiratete er Magdalena Greibich (bzw. Kreibich), Tochter des Gerichtskretschamwirtes im böhmischen Neuwalde in der Hofkirche Dresden, und am 2. Januar 1797 wurde die Tochter Veronika geboren. Karasek machte es zur Bedingung, dass sein Wohnort Leutersdorf von den Raubzügen verschont blieb. Dies ging lange gut, und niemand schöpfte Verdacht. Als sich Karasek im Jahre 1800 doch entschloss, das Gut Oberleutersdorf auszurauben, war das das Ende der Bande. Unterwegs verlorene Beutestücke führten zur Greibich- bzw. Kreibichschenke, und Karasek, der mit seinem eleganten Auftreten und seiner Redegewandtheit bis dahin über jeden Verdacht erhaben war, war als der Kopf der Bande ausgemacht.

Karasek wurde in Leutersdorf der Prozess gemacht. In der Zeit von 1800 bis 1803 war Karasek im Burgverlies am ehemaligen Burgwasserturm der Ortenburg in Bautzen eingesperrt. Das Todesurteil wurde später vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. in eine lebenslange Haft umgewandelt, die er bis zu seinem Tod in der Festung Dresden verbrachte.

Auch nach Karaseks Verhaftung hörten die Raubzüge nicht auf. Diesmal war es die Bande von Wenzel Kummer, genannt der Böhmische Wenzel, die von Neuschirgiswalde in der Exklave Schirgiswalde aus agierte und 1803 ausgehoben wurde.

Die Greibichschenke wurde 1804 abgerissen, um eine weitere Nutzung als Räubernest zu verhindern.

Nachwirkung

Karasek ging in die Geschichte als berühmt-berüchtigter Räuberhauptmann ein, der sich der Obrigkeit widersetzte und zu seiner Zeit Nordböhmen und die südliche Oberlausitz verunsicherte, die Sage idealisierte ihn hingegen als „Volkshelden“, der den Reichen nahm und den Armen gab. Geschichte und Sage um seine Person sind heute kaum noch voneinander zu trennen. So blieb die Erinnerung an ihn bei der Bevölkerung der Oberlausitz bis heute erhalten.

Karasek-Museum

In Seifhennersdorf erinnert das Karasek-Museum an ihn. Auch die Karasek-Theatergruppe, ein ab 1991 in der kleinen Stadt Neusalza-Spremberg bestehendes Laienspiel-Ensemble widmet sich Karasek. Ihre Theateraufführungen basieren insbesondere auf literarischen Vorlagen des Heimatdichters Oskar Schwär (1890–1968).

In der DDR gab es in den 1950er Jahren einen "Kirsch-Fruchtsaftlikör" der "Thomas August Destillation Neugersdorf/Sachsen" mit dem Namen "Karaseckblut", auf dessen Etikett ein/der Räuberhauptmann abgebildet war.

Im sächsischen Sandsteinkarst ist eine tunnelförmige Höhle im Diebsgrund (Gebiet Bielatal) als Karasekhöhle (Höhlenkataster Sachsen Nr. LB-59) eingetragen. Deren Erforschung nahm 2001 die Höhlenforschergruppe Dresden vor. Auch die Diebskammer, eine ehemalige Höhle am geografischen Mittelpunkt Sachsens im Tharandter Wald, wird mit ihm und dem Räuber Lips Tulian in Verbindung gebracht.

Auch eine Höhle im Weißen Stein im Hofebusch bei Spitzkunnersdorf in der Oberlausitz wurde nach ihm benannt.

Literatur

  • Lutz Mohr: Karasek und Neusalza-Spremberg. In: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft für die Stadt Neusalza-Spremberg mit dem Ortsteil Friedersdorf sowie den Gemeinden Dürrhennersdorf und Schönbach. 16/2011/11, S. 5–6.
  • Dietmar Sehn: Räuberhauptmann Karaseck. In: Urania Universum, Band 26, Leipzig/Jena: Urania-Verlag 1990, S. 209–214.
  • Lutz Mohr: In der Geschichte geblättert. Der von Karasek verleumdete Neusalzaer Schuster. In: Oberlausitzer Familien-Kalenderbuch für das Jahr 2015, 23. Jahrg., Spitzkunnersdorf: Oberlausitzer Verlag Frank Nürnberger 2014, S. 60–61
  • Frank Nürnberger u. a.: Die letzten Missetaten des Räuberhauptmanns Karaseck und andere Räubergeschichten der Oberlausitz. Spitzkunnersdorf: Oberlausitzer Verlag Frank Nürnberger 1998
  • E.(Ernst) Rönsch: Johannes Karasek, der bekannte und gefürchtete Räuberhauptmann der Oberlausitz. Eine Volkserzählung aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Nach geschichtlichen Quellen und mündlichen Überlieferungen des Alten Lausitzers (E. Rönsch). Spitzkunnersdorf: Oberlausitzer Verlag Frank Nürnberger 1999.

Weblinks

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Im Karasek-Museum taucht man in die Zeit der Räuber, Schmuggler und Wilddiebe ab. Außerdem erfährt der Besucher viel Interessantes über die einstige böhmische Enklave von Niederleutersdorf und die harte Zeit der damaligen Leineweber.

Schwerpunkte: • Räuberhauptmann Karasek und sein bewegtes Leben • Böhmische Enklave von Niederleutersdorf (1635 – 1849) • Original eingerichtete Bauern-, Schlaf- und Weberstube um 1800 • Oberlausitzer Umgebindehaus und sein historisches Ensemble • Imposanter Kreuzgewölberaum mit einer Dokumentation zur europaweit einzigartigen Polierschieferlagerstätte (20 – 32 Mill. Jahre alte Fossilien)

• Ausstellung "Damals in der DDR - das tägliche Leben", Präsentation von ca. 1.000 Exponaten aus den Bereichen Arbeit, Schule, Haushalt, Kultur und Freizeit.