Johannes Franziskus Klomp

Johannes Franziskus Klomp (1865–1946) mit seiner Ehefrau Sophie und zwei seiner fünf Kinder im Jahr 1895 (Archiv Klomp)

Johannes Franz(iskus) Klomp (* 7. Februar 1865 in Den Haag; † 14. Februar 1946 in Kamp-Bornhofen) war ein deutscher Architekt niederländischer Herkunft. Er wirkte hauptsächlich in Deutschland.

Leben

Klomp war ein Sohn von Gerard Klomp (geboren zu Bemmel nahe Nimwegen am 20. Dezember 1834; gestorben 1882 in Den Haag). Dieser hatte sich 1877 als Zimmermann und Bauunternehmer in Den Haag niedergelassen, erhielt den Auftrag, dort ein neues Wohnviertel zu bauen, das er selber entwarf. Im Jahr 1880 entwarf Gerard Klomp das nahezu kreisrunde Gebäude für das Großgemälde des Panorama Mesdag in Den Haag.

Johannes Franz Klomp studierte zunächst 1880–1883 an der Akademie für Bildende Kunst in Den Haag, wechselte 1883 an die Technische Hochschule Hannover, unter anderem bei den Neugotikern Conrad Wilhelm Hase und Hubert Stier. Im Jahr 1887 schloss er das Studium mit einer „Diplom-Aufgabe“[1] ab, später unterzeichnete er seine Pläne zunächst mit der Berufsbezeichnung „Diplom-Architekt“[2], dann mit dem Kürzel „Dipl.-Ing.“[3], der offiziellen Abkürzung für den in Preußen erst 1900 eingeführten akademischen Grad des Diplom-Ingenieurs.

Nach dem Studium begab er sich zur Erweiterung seiner Kenntnisse auf eine Studienreise nach Italien. Als Mitarbeiter von Christoph Hehl wieder in Hannover, baute er sich nach dessen Umzug nach Berlin 1894 an der Linzer Straße 6 sein selbst entworfenes Wohnhaus, um 1899 in Dortmund seine Wohn- und Arbeitsstätte zu nehmen.

Er war ein Vertreter des späten Historismus und baute hauptsächlich sakrale Gebäude für katholische Einrichtungen und Gemeinden. Neben seinem Dortmunder Hauptbüro hatte er um 1910 zwei Zweigbüros in Beuthen und Kattowitz in Oberschlesien.

Er setzte um die Jahrhundertwende durch seine Baugestaltung entscheidende Akzente für den Kirchenbau im Rheinland, Westfalen und im belgischen Raum.

Werk (Auswahl)

Deutschland

OrtJahreBauwerk
Altena1896–1899Pfarrkirche St. Matthäus
Ankum1896–1900Pfarrkirche St. Nikolaus, genannt „Artländer Dom
Attendorn1904–1906Collegium Bernardinum
Berge-Grafeld1897–1899Herz-Jesu-Kirche
Bochum-Gerthe1912–1913Pfarrkirche St. Elisabeth
Castrop-Rauxel-Bladenhorst1906–1907Kirchturm zur Herz-Jesu-Kirche (mit zwei Seitenkapellen; verändert erhalten)
Dortmund1897–1898Entwurf zur Dreifaltigkeitskirche mit Pfarrhaus
Dortmund1901–1903Franziskanerkirche St. Franziskus und Antonius[4]
Dortmund-Eving1905–1915Pfarrkirche St. Barbara[5]
Dortmund-Kurl1906Neubau eines Glockenturms und Anbauten St. Johannes Baptist (Kurl)
Dortmund1908Anbauten an die Propsteikirche
Essen1902–1910Franziskanerkloster und Heilig-Kreuz-Kirche
Finnentrop-Heggen1900–1901Katholische Pfarrkirche St. Antonius der Einsiedler[6]
Finnentrop-Lenhausen1898–1899Pfarrkirche St. Anna
Hamm1907–1910Erweiterung der Pfarrkirche St. Joseph
Hannover1894Wohnhaus Bödekerstraße 58 Ecke Kleine Pfahlstraße[7]
Herne1904–1906Herz-Jesu-Kirche
Herne1904–1906Restaurations- und Wohngebäude Gierpz, Altenhöfener Str. 35
Herne-Baukau1907–1908Pfarrkirche St. Marien, Einwölbung, Westwerk und Türme sowie die Vikarie[8]
Kamen-Heeren-Werve1907–1913Herz-Jesu-Kirche mit Vikarie
Lünen1901–1904Pfarrkirche zur Heiligsten Familie
Lüdenscheid1904Erweiterung der Pfarrkirche St. Joseph und Medardus
Olpe1907–1909Pfarrkirche St. Martinus[9]
Rheine1899–1905St.-Antonius-Basilika
Rheine1906–1907Isolierhaus für das katholische Krankenhaus
Ruda-Friedenshütte1911–1912St. Paulus
Rudersdorf1909–1910Pfarrkirche St. Laurentius
Siegen1903–1905Pfarrkirche St. Michael[10]
Wilnsdorf-Niederdielfen1901–1903Herz-Jesu-Kirche

Belgien

OrtJahreBauwerk
Burg-Reuland Thommen1908–1910Erweiterung der Remaklus-Kirche
Leuven1906–1908Herz-Jesu-Kloster
Brüssel1908–1909Erweiterung der Kapelle des Couvent des Pères du Sacré-Coeur de Jésus

Luxemburg

OrtJahreBauwerk
Clerf (Clervaux)1908–1914Benediktinerabtei St. Mauritius und St. Maurus
Clerf (Clervaux)1909–1910Kirche St. Cosmas und Damian
Fünfbrunnen (Cinqfontaines)1905–1909Herz-Jesu-Kloster
Luxemburg1907Dominikanerkloster
Differdange1909Notre Dame des douleurs

[11]

Polen

OrtJahreBauwerk
Ruda Śląska-Nowy Bytom (Friedenshütte)1911–1912St. Paulus (Nowy Bytom)
Katowice-Dąbrówka Mała (Eichenau)1911St. Antonius von Padua

Nachlass / Archivalien

Literatur

  • Rudolf Breuing: Der Architekt Johann Franz Klomp. In: Rheine. Gestern, Heute, Morgen. 2. Ausgabe, 1/1979, S. 35–37.
  • Yasemin Utku: Johannes Franziskus Klomp. In: Hans Bohrmann (Hrsg.): Biographien bedeutender Dortmunder, Band 3. Klartext Verlag, Essen 2001, ISBN 3-88474-954-4, S. 106–110.
  • Gisela Sorger: Johannes Franziskus Klomp 1865–1946. Architekt des Späthistorismus in Westfalen. (= Schriften des Instituts für Bau- und Kunstgeschichte der Technischen Universität Hannover, Band 10.) Hannover 1998, ISBN 3-931585-07-7.

Weblinks

Commons: Johannes Franziskus Klomp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Bezeichnung „Diplom-Aufgabe“ findet sich auf den drei im Architekturmuseum der TU Berlin erhaltenen Blättern dieses Entwurfes, so z. B.: [1]
  2. Die Bezeichnung „Diplom-Architekt“ findet sich auf verschiedenen im Architekturmuseum der TU Berlin erhaltenen Plänen, so z. B. auf den 1904 entstandenen Blättern zur Herz-Jesu-Kirche in Herne: [2]
  3. Die Bezeichnung „Dipl.-Ing.“ findet sich z. B. auf den im Januar 1912 entstandenen Plänen zur Pfarrkirche Elisabeth in Bochum-Gerthe: [3]
  4. Zur geschichtlichen Entwicklung der Kirche Sankt Franziskus und Antonius Auf: www.franziskaner-do.de, abgerufen am 22. Juli 2010
  5. Thomas Parent: Kirchen im Ruhrrevier 1850–1935. Münster 1993, ISBN 3-87023-034-7.
  6. Ferdinand Köster (†): Bau der Pfarrkirche. Auf: www.heimatbund-finnentrop.de (Memento desOriginals vom 17. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heimatbund-finnentrop.de, PDF-Datei mit 1,34 MB
  7. Erwin Schütterle: Stadtkulturpreis 2003 / Engagieren, Initiieren, Investieren (Memento desOriginals vom 5. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freundeskreis-hannover.de, Laudatio (PDF-Dokument) zur Verleihung des Stadtkulturpreises durch den Freundeskreis Hannover am 5. März 2003, S. 3
  8. Seite zur Vikarie auf www.st-marien-herne-baukau.de (Memento desOriginals vom 27. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.st-marien-herne-baukau.de
  9. Text zum Olper Kirchenbrand, WDR 5 Westblick, Serie Stadtgeschichten aus NRW, PDF-Datei mit 77,9 kB
  10. Anmerkungen zur Kirche auf www.sankt-michael-siegen.de, abgerufen am 22. Juli 2010
  11. 08535_Ag_EU_ATHENA_Institute_for_Museum_Research: Vergrößerung der Pfarrkirche Notre Dame des Douleurs, Differdange (Differdingen). In: Klomp, Johannes Franziskus. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin in der Universitätsbibliothek, abgerufen am 18. Juni 2017.
  12. Bestand FD-084 Fonds Klomp J. F. in den Archives nationales de Luxembourg, abgerufen am 14. Januar 2020

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