Johann Philipp Förtsch

Johann Philipp Förtsch (* 14. Mai 1652 in Wertheim; † 14. Dezember 1732 in Eutin) war ein deutscher Komponist, Staatsmann und Arzt.

Leben

Johann Philipp Förtsch wurde als einer von vier Söhnen des Wertheimer Bürgermeisters Jakob Förtsch (1599–1659)[1] geboren; der Theologe Michael Förtsch war sein jüngster Bruder. Er studierte in Jena Medizin und in Bayreuth oder Halle (Saale) bei Johann Philipp Krieger Komposition. Anschließend reiste er durch Deutschland, Holland und Frankreich. 1678 wurde er in der Hamburger Ratskapelle Tenorist und Sänger in der im selben Jahr neu eröffneten Oper am Gänsemarkt. In Hamburg komponierte Förtsch zahlreiche Opern, die allesamt aufgeführt wurden. 1680 wurde er als Nachfolger von Johann Theile Kapellmeister am Hof des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf, doch wegen politischer Unruhen währte dieses Amt nur kurz.

1681 wurde Förtsch an der Universität Kiel zum Dr. med. promoviert, worauf er neben seiner musikalischen Tätigkeit in Hamburg, Schleswig und Husum als Arzt tätig war. Als er 1689 Hofarzt in Schleswig wurde, gab er seine musikalischen Tätigkeiten auf. 1694 wurde er Leibarzt und Hofrat des Fürstbischofs von Lübeck August Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf, der in Eutin residierte. Nach dessen Tod übernahm er 1705 diplomatische Aufgaben zugunsten von Christian August von Schleswig-Holstein-Gottorf in Zusammenhang mit der Nachfolgekrise, die letztlich durch das Eingreifen der englischen Königin Anne sowie der Generalstaaten und nach Zusicherung einer Rente für den dänischen Kandidaten Prinz Karl zum Abschluss gebracht wurde, so dass Christian August die Nachfolge antreten konnte.[2] Förtsch war auch für ihn als Arzt und Justizrat in Eutin und Lübeck tätig.

Gemälde von Johannes Voorhout

Die Musikwissenschaftlerin Kerala J. Snyder erörtert in ihrem Buch Dieterich Buxtehude. Leben, Werk, Aufführungspraxis eine mögliche Darstellung von Johann Philipp Förtsch auf einem Gemälde von Johannes Voorhout. Für den jüngeren Mann links von der Lautenistin käme eventuell Johann Philipp Förtsch in Frage. Unter den anderen dargestellten Personen befinden sich Johann Adam Reincken und Dieterich Buxtehude.[3]

Werk

Bühnenwerke

  • Das unmöglichste Ding (Lukas von Bostel, nach Lope de Vega, 1684)
  • Der hochmüthige, gestürzte und wieder erhabene Crösus (Lukas von Bostel, nach Nicolò Minato, 1684)
  • Der Grosse Alexander in Sidon (Christian Heinrich Postel, nach Aurelio Aureli, UA Hamburg 1688)
  • Die Heilige Eugenia, oder Die Bekehrung der Stadt Alexandria zum Christenthum (Christian Heinrich Postel, vermutlich nach Girolamo Bartolommei, UA Hamburg 1688)
  • Der im Christenthum biß in den Todt beständige Märtyrer Polyeuctes (Heinrich Elmenhorst, nach Pierre Corneille, UA Hamburg 1688)
  • Der mächtige Monarch der Perser, Xerxes, in Abidus (Christian Heinrich Postel nach Minato, UA Hamburg 1689)
  • Cain und Abel, oder der verzweifelnde Bruder-Mörder (Christian Heinrich Postel, nach Michael Johansen, UA 1689)
  • Die betrübte und erfreuete Cimbria (Christian Heinrich Postel, UA Hamburg 1689)
  • Die Groß-Mächtige Thalestris, oder Letzte Königin der Amazonen (Christian Heinrich Postel, nach Gautier de Costes de La Calprenède, UA Hamburg 1690)
  • Ancile romanum, das ist des Römischen Reichs Glücks-Schild (Christian Heinrich Postel, UA Hamburg 1690)
  • Bajazeth und Tamerlan (Christian Heinrich Postel, nach Giulio Cesare Corradi, UA Hamburg 1690)
  • Der irrende Ritter Don Quixotte de la Mancia (Hinrich Hinsch, nach Miguel de Cervantes, 1690)

Geistliche Werke

  • 82 geistliche Konzerte für Sänger und Instrumente

Instrumentalwerke

Autograph des Kanons a 4 Christ der du bist
  • 32 Canones für 2 bis 8 Stimmen über Christ, der du bist der helle Tag, 1680
  • Canon perpetuus zu vier Stimmen über den gleichen Choral
  • Allemande zu vier Stimmen
  • Kanons
  • Kontrapunktstudien
  • Tripelfuge (zu Lehrzwecken)

Musiktheoretische Werke

  • Musicalischer Compositions Tractat
  • Von den dreyfachen Contrapunkten

Literatur

Einzelnachweise

  1. „Förtsch, Jakob“. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Eduard Vehse: Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation. Band 48 = Geschichte der kleinen deutschen Höfe. Teil 14: Die geistlichen Höfe. Teil 4. Hoffmann & Campe, Hamburg 1860, S. 85.
  3. Kerala J. Snyder: Dieterich Buxtehude. Leben, Werk, Aufführungspraxis. Übersetzung der 2., überarbeiteten Auflage von 2007. Bärenreiter, Kassel 2007, ISBN 978-3-7618-1836-7, S. 141.

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Musical Company by Johannes Voorhout (1674).jpg
Am Cembalo ist Johann Adam Reincken, zu der Zeit Organist an der Katharinenkirche im seidenen Hausrock und mit einem dunkelhäutiger Pagen in einer weltgewandten Attitüde dargestellt, die seinem sozialen Status eigentlich nicht entsprach. Vermutlich ist er Auftraggeber des Bildes. Die frühere Identifizierung der ihm gegenüber sitzenden Person mit dem Notenblatt als Johann Theile (1646-1724), Kapellmeister an verschiedenen norddeutschen Höfen war und Komponist der ersten in Hamburg aufgeführten Oper, wird in der Forschung mittlerweile abgelehnt. Denkbar ist aber, dass diese Person den Komponisten Johann Philipp Förtsch darstellt. Das Notenblatt hat einen Kanon über den Psalm 133,1: Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen, ein unbekanntes Werk, das Bezug nimmt auf die Freundschaft und Zusammenarbeit der Musiker als „gelehrte Musiker“, also nicht nur als technisch geschulte Instrumentisten, sondern als Kenner der geistigen Inhalte der Musik. Auch der Komponist Dieterich Buxtehude des Kanon ist wohl abgebildet, vermutlich ist er der Gambenspieler am linken Bildrand. Das Notenblatt auf dem Knie des Herrn neben der Lautenspielerin, weist auch eine Widmung an Reinken und seinen Freund Dietrich Buxtehude (1637 – 1707) auf.
Johann Wilhelm Förtsch.jpg
Gemäldeporträt des Arztes Johann Wilhjelm Förtsch, Maler Johannes Voorhout