Johann Blasius Santini-Aichl

Wallfahrtskirche Zelena horá

Johann Blasius Santini-Aich[e]l (auch: Giovanni Santini-Aich[e]l; tschechisch: Jan Blažej Santini-Aichel; * 3. Februar 1677 in Prag; † 7. Dezember 1723 ebenda) war ein böhmischer Architekt und Maler des Spätbarock.

Familie und Beruf

Johann Santini-Aichl entstammte einer um 1650 aus Cadempino nach Böhmen zugewanderten Steinmetzfamilie. Seine Ausbildung als Maler erhielt er vermutlich bei Christian Schröder. Die anschließenden Wanderjahre führten ihn nach Holland, England, Italien und Wien. 1699 kehrte er nach Prag zurück.[1] 1703 ließ er sich als Baumeister dauerhaft in Prag nieder und erwarb 1705 das Prager Bürgerrecht. 1707 heiratete er die Tochter seines inzwischen verstorbenen Lehrers Christian Schröder, Veronika Elisabeth († 1720). Nach deren Tod ging er mit Antonia Ignatia, einer Schwester des Prager Dompropstes Zdenko Georg Chřepicky von Modlischowitz, eine zweite Ehe ein.

Seine Auftraggeber waren überwiegend kirchliche Institutionen und Adelsfamilien aus Böhmen und Mähren, unter anderem das Zisterzienserkloster Zbraslav und dessen Abt Wolfgang Lochner OCist.[2] Neben Kilian Ignaz Dientzenhofer zählte er zu den herausragenden Baumeistern des böhmischen Spätbarock. In seinen Bauten verband er barocke und gotische Stilelemente und schuf damit den als Barockgotik bezeichneten Baustil.[3]

Nach seinem Tode im Alter von nur 46 Jahren blieben einige seiner Bauten unvollendet. Im Marstall des ehemaligen Zisterzienserklosters in Saar an der Sazau befindet sich eine Gedenkstätte für ihn.

Objekte, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören

Weitere Werke

In Prag

In anderen Orten

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Mojmír Horyna: J. B. Santini-Aichel – Život a dílo. Karolinum, Praha 1998, ISBN 80-7184-664-3.
  • Harriet Brinkmöller-Gandlau: Johann Blasius Santini-Aichl. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1339–1342.
  • Fritz Barth: Santini – Ein Baumeister des Barock in Böhmen. Hatje Cantz, Ostfildern 2004, ISBN 3-7757-1468-5.
  • Margarete Braun-Ronsdorf: Aichel, Johann Santin der Jüngere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 115 f. (Digitalisat).
  • Helene Trottmann: Pseudo-Gotik des Barock in Böhmen. Beobachtungen zu Giovanni Santini Aichels Kirchenbau in Kladrau. In: Silvia Glaser, Andrea M. Kluxen (Hrsg.): Musis et litteris. Festschrift für Bernhard Rupprecht zum 65. Geburtstag. Fink, München 1993, ISBN 3-7705-2859-X, S. 205–221.
  • Hans Lemberg, Ralph Melville, Heribert Sturm (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der Böhmischen Länder, Bd. 3: N – Sch. Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-55973-7, S. 592.
  • Viktor Kotrba: Česká barokní gotika – dílo Jana Santiniho-Aichla. Academia, Praha 1976.
  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8.
  • Jan Sedlák: Jan Blažej Santini – setkání baroku s gotikou. Vyšehrad, Praha 1987.

Weblinks

Commons: Johann Blasius Santini-Aichl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrea Diener: Der Mann, der Gotik und Barock versöhnte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. November 2017, S. R1.
  2. Jitka Mládková: Nachfahre italienischer Handwerker in Prag: Santini und die Barockgotik, Radio Prag, 11. Januar 2014, abgerufen am 6. Januar 2018.
  3. Helene Trottmann: Pseudo-Gotik des Barock in Böhmen. Beobachtungen zu Giovanni Santini Aichels Kirchenbau in Kladrau. In: Silvia Glaser, Andrea M. Kluxen (Hrsg.): Musis et litteris. Fink, München 1993, S. 205–221, hier S. 205.

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