Joachim Herrmann (Politiker, 1928)

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Joachim Herrmann, 1988
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v. l. n. r. Willi Stoph, Joachim Herrmann (Redner), Erich Honecker, Erich Mielke am 15. Januar 1989 bei der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde

Joachim Herrmann (* 29. Oktober 1928 in Berlin; † 30. Juli 1992 ebenda) war Chefredakteur des Neuen Deutschlands und Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED.

Leben

Herrmann besuchte von 1939 bis 1945 die Oberrealschule Langhans in Berlin. Er war 1938 bis 1945 Mitglied im Deutschen Jungvolk und wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als Luftwaffenhelfer eingezogen.

Bis 1949 arbeitete er bei der Berliner Zeitung und dem Start. 1948 trat er der SED bei. Von 1949 bis 1952 war er stellvertretender Chefredakteur und von 1954 bis 1960 Chefredakteur des FDJ-Zentralorgans Junge Welt. Von 1952 bis 1961 war er Mitglied des Zentralrates der FDJ.

1960 bis 1962 war er als stellvertretender Abteilungsleiter im ZK der SED, von 1962 bis 1965 als Chefredakteur der Berliner Zeitung, bis 1971 als Staatssekretär für Westdeutsche Fragen und bis 1978 als Chefredakteur des SED-Zentralorgans Neues Deutschland, tätig.

Er wurde 1967 Kandidat und 1971 Mitglied des ZK der SED, 1973 Kandidat und 1978 Mitglied des Politbüros des ZK der SED, dort seit 1979 für Medien, befreundete und Blockparteien und die Nationale Front zuständig. 1976 bis 1989 war Herrmann Sekretär des ZK der SED, ab 1978 verantwortlich für Agitation. Sein Apparat kontrollierte die Medien (Anleitung) und war maßgeblich für deren wirklichkeitsferne Darstellung verantwortlich.

Am 17. Oktober 1989 beschloss das SED-Politbüro im Zusammenhang mit der Ablösung von Erich Honecker als Generalsekretär und Staatsratsvorsitzenden, dem Zentralkomitee auch die Entbindung von Herrmann und Günter Mittag von ihren führenden Funktionen vorzuschlagen; das ZK stimmte dem am folgenden Tag zu.[1] Am 10. November 1989 wurde Herrmann aus dem Zentralkomitee der SED ausgeschlossen. ZK-Mitglied Wilfried Poßner forderte damals:

„Ich möchte hier mit Nachdruck und voller Verantwortung den Antrag stellen, Genossen Herrmann aus dem ZK auszuschließen. Wir können sonst nicht mehr bestehen. Ich möchte das in aller Deutlichkeit sagen.“

Als Egon Krenz ihn bat, hierzu Stellung zu nehmen, antwortete Herrmann:

„Ich trage alle Konsequenzen aus den Fehlern, die hier zur Sprache gekommen sind im Zusammenhang mit der Lage, die dadurch entstanden ist.“

Dadurch wurde sein Ausschluss aus dem Zentralkomitee besiegelt. Schließlich wurde er am 20. Januar 1990 auch aus der Partei (inzwischen SED-PDS) ausgeschlossen.[2]

Auszeichnungen

Hermann erhielt 1968 den Orden Banner der Arbeit,[3] 1970 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold[4] und 1978 und 1988 den Karl-Marx-Orden.

Schriften

  • In Wort und Tat gemeinsam für das Wohl des Volkes. Union Verlag Berlin 1987 ISBN 3-372-00266-0
  • Gemeinsam für Sozialismus und Frieden: ausgewählte Reden und Aufsätze. Dietz-Verlag, Berlin 1988 ISBN 3-320-01074-3
  • Aus dem Bericht des Politbüros an die 8. Tagung des ZK der SED: Berichterstatter: Joachim Herrmann. Dietz-Verlag, Berlin 1989 ISBN 3-320-01444-7

Literatur

Weblinks

Commons: Joachim Herrmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Günter Schabowski: Das Politbüro. Ende eines Mythos. Eine Befragung. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1990, S. 104–111.
  2. Ehemalige SED-Funktionäre ausgeschlossen. In: Neues Deutschland. 22. Januar 1990, S. 3.
    Ausschluss. Das Politbüro vor dem Parteigericht. In: rosalux.de. 10. Januar 2020, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  3. Neues Deutschland, 30. April 1968, S. 2
  4. Neues Deutschland, 7. Mai 1970, S. 2

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
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Joachim Herrmann, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED.
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Berlin-Friedrichsfelde, Gedenkstätte

ADN-ZB / Mittelstädt / 15.1.89 Berlin: Demonstration Mit einer Demonstration ehrten die Berliner das Vermächtnis von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die vor 70 Jahren ermordet worden waren. Die Ansprache in der Gedenkstätte der Sozialisten hielt das Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED Joachim Herrmann.

[Auf der Ehrentribüne v.l. u.a. Willi Stoph, Egon Krenz, Joachim Herrmann, Erich Honecker, Erich Mielke]

Abgebildete Personen: