Jeff Barry

Jeff Barry (* 3. April 1938 in New York, NY; bürgerlich Joel Adelberg) ist ein US-amerikanischer Sänger, Komponist, Songwriter und Musikproduzent. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Ellie Greenwich gehörte er in den 1960er Jahren zu den begehrten Songwriter-Teams, die im Brill Building arbeiteten und dort für andere Interpreten viele Bestseller kreierten.

Beginn

Ricky Valance - Tell Laura I Love Her

Mit der von Jeff Barry allein komponierten und am 28. Januar 1960 von Sam Cooke aufgenommenen Ballade Teenage Sonata blieb Cooke zunächst im gewohnten mittleren Hitparadenniveau (US-Pop # 50, R&B # 22). Aber schon Jeff's nächste Komposition, diesmal zusammen mit Ben Raleigh verfasst und im Juni 1960 erschienen, schaffte es bis auf Rang 7, nämlich das zu den Todessongs gehörende Tell Laura I Love Her von Ray Peterson. Es erzählt die Geschichte eines Rennfahrers, dessen Gedanken an seine große Liebe ihn auch während eines Autorennens bis zu einem tödlichen Unfall verfolgen. Gene McDaniels übernimmt im Januar 1961 das von Jeff zusammen mit Artie Resnick geschriebene Chip Chip, das bis zu Nr. 10 klettern kann. Es folgt, wiederum mit Resnick, für Linda Scott I Left My Heart in the Balcony (September 1962). Barry's bislang beste Platzierung wurde zuvor jedoch in der britischen Hitparade für Helen Shapiro mit Tell Me What He Said im Februar 1962 notiert. Dort war vorher von Ricky Valance im August 1960 eine Coverversion des Todessongs Tell Laura I Love Her sogar zur Nr. 1 aufgestiegen. Im Juli 1962 schreibt Ellie Greenwich ihren ersten Song für Jay & the Americans mit This is it, der allerdings die Charts nicht erreicht.

Das Ehepaar als Komponisten-Team

The Crystals - Da doo ron ron

Im Jahre 1962 traf Jeff Barry auf seine spätere Ehefrau Ellie Greenwich, und beide heirateten am 28. Oktober 1962. Um mit seiner Ehefrau auch als Autoren-Team zusammenarbeiten zu können, musste Barry zum Musikverlag „Trio Music Publishing“ (gehörte dem Autoren-Team Leiber/Stoller) wechseln, wo auch seine Frau angestellt war. Der erste gemeinsam verfasste Hit war im April 1963 für die The Crystals Da do ron ron, der bis auf Platz 3 kam. Das Autoren-Paar wurde nun zu einem der wichtigsten Autoren-Teams beim Phil-Spector-Label Philles Records. Dort wurden ihre Kompositionen in Spector’s aufwändige „Wall of Sound“-Produktionen verwandelt. So entstanden Millionenseller wie Then He Kissed Me (The Crystals, August 1963), Be My Baby (The Ronettes, August 1963) oder der Todessong Leader Of The Pack (September 1964) für die Shangri-Las, mit Motorradgeräuschen unterlegt, dem erfolgreichsten Hit (Nr. 1) des Plattenlabels. Insgesamt schrieb das Autoren-Paar 16 Songs für „Philles Records“. Darunter befand sich auch der zunächst in der Originalversion von Ike & Tina Turner in den USA untergegangene Klassiker River Deep-Mountain High (Mai 1966, nur Pop # 88), in GB jedoch bis Platz 3 gekommen, und später von anderen Interpreten gecovert.

Inzwischen hatte das Ehepaar unter dem Pseudonym „The Raindrops“ die ersten gemeinsamen Kompositionen selbst gesungen, nämlich What a guy (April 1963) und als übernächste Single Hanky Panky (B-Seite; November 1963). Letzterer Song (im Original von den „Summits“ kurz zuvor herausgebracht) handelte oberflächlich betrachtet von einem aufreizend vorgeführten Tanz namens „Hanky panky“, jedoch bedeutet diese Alliteration im Englischen sowohl „Doppelzüngigkeit“ als auch eine sexuelle Anspielung.[1] Eine frühe Punk-Version von Tommy James & the Shondells schaffte im Juni 1966 hiermit die Nr. 1. Weitere Top-Hits für andere Labels entstanden mit Chapel of Love (Dixie Cups, Mai 1964) oder Do Wah Diddy Diddy (Manfred Mann, Juli 1964). Letzterer wurde zur transatlantischen Nr. 1 und zum erfolgreichsten Song der britischen Gruppe überhaupt; allerdings handelte es sich um ein Cover des US-Quartetts Exciters, das damit im Januar 1964 keinen Erfolg hatte. Auch zahlreiche weniger gut platzierte Kompositionen entstanden in dieser Phase. Im Oktober 1965 wurde die Ehe zwischen Barry und Greenwich geschieden, beruflich arbeiteten sie jedoch noch zusammen.[2]

Entdeckung von Neil Diamond

Das Ehepaar gilt als Entdecker von Neil Diamond, der Anfang 1966 im Brill Building als Songwriter nicht so recht weiterkam. Sie vermittelten ihn an Bert Berns, der gerade sein Plattenlabel „Bang Records“ gegründet hatte und hier Diamond einen Plattenvertrag anbot. Dort hatte er die Gelegenheit, eine seiner ersten Kompositionen, die von den Monkees zum Superhit gemacht wurde, selbst zu singen: I'm a Believer kam auf Diamond's zweite selbstgesungene LP Just For You (Juli 1967), produziert von Barry-Greenwich. Seine erste LP The Feel of Neil Diamond (August 1966) – ebenfalls vom Autoren-Ehepaar produziert – beinhaltete Diamonds Version von Hanky Panky, das bereits von Tommy James & the Shondells zum Hit gemacht worden war.

Die 1970er Jahre und danach

Im Juli 1969 schuf Barry gemeinsam mit Andy Kim den Song Sugar, Sugar, der für die Trickfilm-Sessionmusiker The Archies zur transatlantischen Nr. 1 wurde und mit weltweit über 6 Millionen Platten[3] zur Hymne der Bubblegum-Musikwelle avancierte. Barry schrieb für Bobby Bloom das mit karibischer Atmosphäre versehene Montego Bay (September 1970, US-8), zusammen mit diesem Sänger entstand für die Staple Singers das gospelähnliche Heavy Makes You Happy (Dezember 1970, R&B-6). Die Kollaboration von Barry mit Peter Allen ergab für Olivia Newton-John im August 1974 das romantische I Honestly Love You, das es zum Top-Hitstatus brachte (2 Millionen Mal verkauft). Während jener Zeit schrieb Barry auch einige Country-Songs (so Out of Hand für Gary Stewart im November 1974, Saying Hello, Saying I Love You, Saying Goodbye im Dezember 1976 für Jim Ed Brown, Lie to You for Your Love für die Bellamy Brothers im Oktober 1985; allesamt in den Top5 der C&W-Charts).

Ellie wandte sich in den 70er Jahren dem Komponieren von Melodien für Werbespots zu und schrieb für Elkie Brooks Sunshine After the Rain (August 1977), während Jeff sich nebenbei zu einem der gefragten Komponisten für Titelmelodien für Fernsehshows entwickelte.

Im Mai 1991 wurden beide in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen.

Hitstatistik

Broadcast Music Incorporated zufolge sind dort insgesamt 703 Songs für Jeff Barry und 215 für Ellie Greenwich registriert. Ihre Songs haben sich weltweit rund 40 Millionen Mal verkauft. Beide – getrennt oder zusammen – erhielten zahlreiche Ehrungen, so Barry insgesamt 15 „BMI Awards“ für seine Kompositionen und 1988 den "BMI TV Award" für die Musik zur TV-Serie Family Ties. Zusammen haben sie mit ihren Songs 25 Goldene oder Platin-Schallplatten eingespielt.

Der Rolling Stone listete Barry und Greenwich 2015 auf Rang 19 der 100 größten Songwriter aller Zeiten.[4]

Einzelnachweise

  1. Macmillan English Dictionaries. Abgerufen am 20. Dezember 2010
  2. Ken Emerson, Always Magic in the Air, 2005, S. 231
  3. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 276
  4. The 100 Greatest Songwriters of All Time. Rolling Stone, August 2015, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).

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