Jean Leppien

Jean Leppien 1987 in seinem Pariser Atelier

Jean Leppien (als Kurt Leppien; * 8. April 1910 in Lüneburg; † 19. Oktober 1991 in Courbevoie bei Paris) war ein deutsch-französischer Maler.

Kurt Leppien studierte ab 1929 am Bauhaus Dessau bei Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Er lebte seit 1933 in Frankreich, von wo er 1944 deportiert wurde. Nach dem Krieg blieb er unter dem Namen Jean Leppien in Frankreich, wo er unter anderem im Salon des Réalités Nouvelles ausstellte. Leppien gehört zu den wichtigsten Vertretern der geometrischen Abstraktion in Frankreich. Stilistisch steht er Malern wie Alberto Magnelli, Jean Deyrolle, Michel Seuphor, Emile Gilioli und Aurélie Nemours nahe.

Leben

Kurt Leppien wurde 1910 in Lüneburg als Sohn des Rosshaartuchfabrikanten Jean-Gottfried Leppien geboren. Die Mutter Gertrud Leppien, geborene Domnich, stammte aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie, die Vorfahren waren Fabrikanten, Kaufleute, Pfarrer, Juristen und auch Musiker. Leppien verbrachte seine Jugendzeit in Lüneburg und entwickelte früh Kunstinteresse. Angeregt und angeleitet durch Lüneburger Maler wie Ehrich Turlach und Otto Brix, begann Jean Leppien als Schüler des Lüneburger Gymnasiums kontinuierlich zu zeichnen und zu malen.

Ausbildung und Lehrjahre

1929 bis 1930 studierte Leppien am Bauhaus Dessau, wo er den Vorkurs von Josef Albers und die Malklassen von Wassily Kandinsky und Paul Klee besuchte. Er verließ Dessau nach dem Weggang von Hannes Meyer als Direktor wegen der damit verbundenen veränderten Ausrichtung des Bauhauses.

1931 bis 1933 folgten ein Fotografiestudium an der Itten-Schule Berlin bei Lucia Moholy und Mitarbeit bei László Moholy-Nagy (Internationale Bau-Ausstellung 1931).

Emigration nach Frankreich

1933 emigrierte Leppien wie auch seine spätere Frau Suzanne Leppien (geb. Markos-Ney, ebenfalls Bauhaus-Schülerin) nach Paris. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, beschäftigte er sich mit angewandter Grafik (Buchumschläge), Fotomontagen, Ausstellungsgestaltungen („le grand Garches“) und Fotoreportagen.

Kriegsjahre

1939 wurde Leppien im Camp von Marolles interniert, er akzeptierte den Dienst in der Fremdenlegion und verbrachte fast ein Jahr in Algerien und Marokko.

Aus Furcht vor Entdeckung durch die Gestapo führten Jean und Suzanne Leppien 1940 bis 1944 ein zurückgezogenes Leben in Sorgues bei Avignon und überlebten als Gemüsebauern auf einem kleinen Stück Land.

1944 wurde Suzanne Leppien als so genannte „Halbjüdin“ von der Gestapo verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert. Jean Leppien wurde in Paris wegen Waffenhilfe für den Feind zum Tode verurteilt und danach zu einer hohen Zuchthausstrafe begnadigt. Er überlebte die Haftanstalten in Bruchsal, Ludwigsburg, Ulm und Donauwörth und wurde am 25. April 1945 von US-Truppen in Kaisheim befreit. Er traf Suzanne, die das KZ-Auschwitz überlebt hatte, am 25. Mai 1945 in Paris wieder.[1]

Neuanfang nach 1945 und späte Jahre

Für Leppien war der Wiederbeginn im Frankreich des Nachkriegs der eigentliche Beginn seiner künstlerischen Entwicklung, deren Grundlage für ihn aber gleichwohl die kurze Studienzeit am Dessauer Bauhaus geworden war. Leppien und seine Frau Suzanne lebten in Nizza. Er konnte 1946 unter schwierigen materiellen Bedingungen zu zeichnen und zu malen beginnen. Danach wurde Roquebrune-Cap-Martin neben Paris Leppiens Lebens- und Arbeitsmittelpunkt seit den 50er Jahren.

Leppien knüpfte eine Vielzahl an Kontakten und Freundschaften zu Künstlern der „art abstrait“ (u. a. André Bloc, Heinrich Maria Davringhausen, Jean Deyrolle, Adolf Fleischmann, Richard Mortensen, Serge Poliakoff, Hans Reichel, Michel Seuphor, Pierre Soulages, Victor Vasarely) und der Kritikerin Herta Wescher. Er wurde Mitglied des Salon des Réalités Nouvelles, dem er lebenslang verbunden blieb, und stellte dort seit 1946 regelmäßig aus.

Er nahm an verschiedenen Gruppenausstellungen teil, so auch 1947 in der Galerie Deux Îles in Paris, die der Kunstkritiker und Förderer der „art abstrait“ Charles Estienne (Kurator) organisierte (Deyrolle, Leppien, Reichel, Sérusier, Springer).

Jean Leppien starb 1991 in Courbevoie bei Paris und wurde in Roquebrune-Cap-Martin beigesetzt.

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

  • 1987: Städtische Galerie, Leinfelden–Echterdingen
  • 1988: Musée Picasso Antibes, Antibes
  • 1988: Pfalzgalerie, Kaiserslautern
  • 1999: Musée des Beaux-Arts Strasbourg, Straßburg
  • 2011: Sprengel Museum, Hannover
  • 2013: Jean Leppien. Vom Bauhaus zum Mittelmeer, Kunsthalle Hamburg[2]

Gruppenausstellungen

  • 2015: Museum im Kulturspeicher, Würzburg
  • 2015: Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr
  • 2019: Musée dˈArt Moderne et Contemporain, Saint-Étienne

Auszeichnungen

1948 erhielt Leppien den Prix Kandinsky als „prix d‘encouragement“ neben dem Hauptpreisträger Max Bill. Mit Kandinskys Witwe Nina Kandinsky stand er in enger Verbindung. 1949 hatte er die erste Einzelausstellung bei Colette Allendy. 1953 wurde er französischer Staatsbürger. Im Jahr 1987 wurde Leppien vom französischen Kulturministerium zum Offizier des Ordre des Arts et des Lettres berufen.

In seiner Heimatstadt Lüneburg ist eine Straße im Neubaugebiet Wienebütteler Weg nach ihm benannt.

Literatur

  • Ein Blick hinaus. Lebensgeschichte eines Malers. Klampen, Springe 2004, ISBN 3-934920-47-0.
  • Jean Leppien – Vom Bauhaus zum Mittelmeer. Status-Verlag, Waiblingen 2013, ISBN 3-942924-10-2.
  • Walter Vitt: Jean Leppien, Verlag Th. Schäfer/Edition libri artis, Hannover 1986, ISBN 3-88746-146-0.
  • Peter Lufft: Jean Leppien, in: Das Kunstwerk, Heft 3/4, Baden-Baden 1953.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.), International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 710.
  • Volkhard Knigge, Harry Stein (Hrsg.): Franz Ehrlich. Ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager. (Katalog zur Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Bauhaus Dessau im Neuen Museum Weimar vom 2. August 2009 bis 11. Oktober 2009.) Weimar 2009, ISBN 978-3-935598-15-6, S. 153 (Kurzbiografie).

Weblinks

Commons: Jean Leppien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autobiografie, S. 77.
  2. Ausstellung 2013: Jean Leppien. Vom Bauhaus zum Mittelmeer, Kunsthalle Hamburg

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