Jean Keller (Architekt)

Jean Keller, eigentlich Johann Heinrich Cornelius (* 28. März 1844 in Darmstadt; † 22. November 1921 in Augsburg), war ein deutscher Architekt des Historismus bis hin zur beginnenden Architekturmoderne. Er war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Architekten in Augsburg, prägte bedeutend die lokale und regionale Architektur. Sein Können erstreckte sich bis in den Bereich der Innenraumgestaltung und Entwurf von Möbeln. Keller war sehr viel tätig für Friedrich von Hessing, den Begründer der seinerzeit europaweit größten orthopädischen Kur- und Heilanstalt in Augsburg-Göggingen.

Bauten (Auswahl)

Augsburg

  • Wohnhaus Schaezlerstraße 8, Fassade spätklassizistisch gegliedert, um 1875
  • Eine weitere Villa Kellers in der Schaezlerstraße 3 wurde wegen des Neubaus der Zentrale der Lechwerke AG vor wenigen Jahren abgerissen.
  • Haag-Villa“, Direktorenvilla der ehemaligen „Johannes Haag Maschinen- und Röhrenfabrik AG“ (Begründer der deutschen Zentralheizungsindustrie, aufgegangen in der Sulzer AG), Johannes-Haag-Straße 14, Neurenaissance, vor 1892, heute im Besitz der Stadtwerke Augsburg
  • Mutterhaus der Evangelischen Diakonissenanstalt, sowie Kapelle und Parkumfriedung, Frölichstraße 17, neugotischer Backsteinbau, 1881–1893
  • Augsburger Kammgarn-Spinnerei (AKS), Schäfflerbachstraße 26: Große Teile der einstmals über etwa 50 Hektar ausgedehnten, heute jedoch weitgehend zerstörten Baulichkeiten stammten von Jean Keller. Von den Bauten Kellers sind erhalten: altes Dampfmaschinenhaus, 1893; zwei Direktorenvillen mit Waschhaus; ehemaliges Wasch- und Badehaus der Arbeitersiedlung der AKS, 1879, neubarocke Putzgliederung; Sortierungsgebäude im Stil einer „Industrie-Basilika“; Kopfbau der Nordwestsheds im Stil eines Fabrikschlosses (dort heute Bayerisches Textil- und Industriemuseum, „tim“).
  • Ehemalige Vereinigte Schuhfabrik Berneis-Wessels, August-Wessels-Straße 5; zum größten Teil um 1903–1912 nach Plänen von Jean Keller, Eduard Rottmann und Philipp Jakob Manz.
  • Augsburg-Pfersee: Fabrik- und Verwaltungsgebäude des Metallindustrieunternehmens J. N. Eberle & Cie. GmbH (erste Laubsägenfabrik der Welt; heute zur Greiffenberger AG gehörend), Eberlestraße 28, Backsteinbau im Jugendstil, erbaut 1903–1906/1907
  • Ehemalige Versicherungsanstalt für Schwaben und Neuburg, heute Staatliches Vermessungsamt, Holbeinstraße 10, neubarock, im Stil italienischer Paläste, 1910
  • Ehemaliges Wohngebäude der Versicherungsanstalt für Schwaben und Neuburg, heute Sozialgericht, Holbeinstraße 12, neubarock, 1907
  • Umbau des ehemaligen Bürgerhauses Ulrichsplatz 12 Martini-Palais, heute Anwaltskanzlei: 1894 Umbau des Rückgebäudes im Innenhof und des Treppenturms im Stil der Neorenaissance, 1897 der neubarocken Vorderfassade sowie Innenausbau des im Kern älteren Gebäudes. Bauherr war der Textilunternehmer Martini, damals Besitzer der ehemaligen Schüleschen Kattunfabrik.
  • Umbau eines ehemaligen Fuggerhauses zum neugotischen Kaufhaus „Kröll & Nill“ 1898/99, Annastraße 19, kriegszerstört.

Augsburg-Göggingen

Kurhaus Göggingen

Hessing’sche Ökonomie- und Heilanstalt“ (zur Erbauungszeit Europas größte orthopädische Fachklinik; Bauherr Hofrat Friedrich von Hessing): mehrere Bauten der Gesamtanlage in romantisch-neubarocken Stilformen der Gründerzeit.

  • Hauptgebäude (heute „Hessing-Klinik“), Hessingstraße 17, erbaut ab 1868. Zwei Flügelbauten (Ost- und Südflügel) mit neubarocken Westgiebeln erhalten
  • Ehrenhof/ Drei-Flügel-Anlage Milchkuranstalt, Klausenberg 8a–c, 1875. Der Ostflügel noch erhalten und unter anderem genutzt als Fahrradgeschäft. Kopf- und Westbau durch Neubau ersetzt.
  • Multifunktionstheater, Klausenberg 6. Das 1885–1886 in Glas-Eisen-Stein-Bauweise errichtete Gebäude vereint multifunktional Gesellschaftshaus, Kurhaus, Theater und Palmenhaus / Wintergarten, umgeben von einem zeittypischen Landschaftsgarten nach englischen Vorbildern des pleasur garden. Es ist zumindest europaweit das einzig erhaltene Bauwerk dieser Art aus der Gründerzeit. Nach starken Zerstörungen durch Umbauten und einen Brand am 30. Oktober 1972 wurde es von 1988 bis 1998 originalgetreu restauriert und heute von der Parktheater GmbH genutzt.
  • ehemalige Kapelle der Hessing-Anstalt, 1888
  • Anstaltskirche St. Johannes, heute Kapelle der Hessing-Klinik, Wellenburger Straße 12, 1890–1893. Neubarock, innen neugotisch.

Landkreis Augsburg

  • Fischach-Lehnersberg: Schloss, zweigeschossiger Satteldachbau mit Fachwerkoberteil, 1894/95.
  • Hurlach: Umbau des Schlosses, 1898/1899.

Allgäu

  • Immenstadt im Allgäu, Adolph-Probst-Straße 6: Villa von Edmund Probst, Inhaber der „Mechanische Bindfadenfabrik Immenstadt“, erbaut ab 1882, nach anderen Angaben um 1890/1895. Heute „Villa Edelweiß“ genannt und als Städtische Musikschule genutzt.
  • Tiefenbach bei Oberstdorf, Wasachstraße 41: „Wasach-Sanatorium“ (Tuberkulose-Lungenheilanstalt), 1914–1917. Heute Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie der Deutschen Rentenversicherung Schwaben.

Mittelfranken

  • Bernd Vollmar: Die Baugeschichte des Kurhaus-Areals. In: Vollmar/Simnacher: ... der feenhafte Musentempel, Augsburg 1999.

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Autor/Urheber: Photo: Andreas Praefcke, Lizenz: CC BY 3.0
Augsburg, Germany: Parktheater Göggingen (Kurhaus)