Jacques Cartier

Jacques Cartier (* 31. Dezember 1491 in Rothéneuf bei Saint-Malo, Bretagne; † 1. September 1557 Heimatstadt Saint-Malo, Bretagne) war ein französischer Entdecker und Seefahrer.
Jugend
Über seine Jugend ist nicht viel bekannt, außer dass er wohl sehr früh mit der Seefahrt in Kontakt kam. Denn Jacques war gerade ein Jahr alt, als Amerika durch Cristoforo Colombo entdeckt worden war. Es wird stark angenommen, dass er der einzige Sohn von Jamet Cartier und Jesseline Jansart war. 1520 heiratete er Catherine, die Tochter von Jacques des Granches und Françoise du Mast. Diese Verbindung verbesserte sein Ansehen und seine soziale Stellung deutlich. Offensichtlich gab es keine überlebenden Nachkommen. Seine Kenntnisse zur See wurden wohl so weit geschätzt, dass ihm die Administration seiner Stadt übertragen wurde.[1]
Entdeckungsreisen

Insgesamt unternahm Jacques Cartier drei Entdeckungs- und Forschungsreisen in die Neue Welt mit dem Auftrag, eine Westpassage nach Fernost zu finden[2].
Erste Expedition (1534): Für die erste Reise erhielt er von König Franz I. den Oberbefehl über zwei Schiffe mit einer Mannschaft von 61 Seeleuten, die am 20. April 1534 Saint-Malo verließen.[3] Die Überfahrt über den Atlantik dauerte lediglich 20 Tage, was eine Meisterleitung damals darstellte; um den 10. Mai herum passierte er die Nordküste von Neufundland, segelte durch die Belle-Isle-Straße und gelangte am 6. Juli in die Meeresbucht der heutigen Gaspesie-Halbinsel, die Baie des Chaleurs. Hier kam es zum ersten Kontakt mit den Ureinwohnern Amerikas vom Algonkin-Volk der Mi’kmaq. Diese Begegnung wurde heute als historisches Ereignis in die Liste der wichtigen Begebenheiten von nationaler Bedeutung Kanadas aufgenommen.[4]
Bevor Cartier im September 1534 zurück nach Frankreich segelte, nahm er auf der Halbinsel Gaspésie das Land für den König in Besitz, wo sich die heutige Stadt Gaspé befindet. Anschließend segelte er den Sankt-Lorenz-Golf wieder hinab und umfuhr danach fast ganz Neufundland. Die erhoffte Durchfahrt nach Fernost konnte er nicht ausfindig machen, war jedoch fest davon überzeugt, diese zu einem späteren Zeitpunkt finden zu können.[5] Außerdem brachte Cartier zwei der Ureinwohner der First Nations mit nach Frankreich, von denen er sich erhoffte, dass sie ihm bei der Suche der Westpassage behilflich sein könnten.

Zweite Expedition (1535–1536): Am 19. Mai 1535 brach Cartier mit 110 Mann und den beiden Indianern zur zweiten Reise auf. Er erreichte und untersuchte den Sankt-Lorenz-Strom und kam am 2. Oktober im stark befestigten Irokesen-Dorf Hochelaga an. Der Berg über dem Dorf wurde von ihm Mont Royal („königlicher Berg“) getauft und gab der heutigen Stadt Montreal ihren Namen. Im November 1535 entschied sich Cartier, den Winter in der Gegend der heutigen Stadt Quebec in Stadacona zu verbringen, wohl auch, weil eine Rückfahrt wegen der zugefrorenen Gewässer nicht mehr möglich war. Die Mannschaft litt an Skorbut, eine Krankheit, deren Ursache man nicht nachvollziehen konnte. Glücklicherweise erkannten die befreundeten und dort lebenden Indianer die Anzeichen der Krankheit und retteten mit einem Sud aus Fichtennadeln, die viel Vitamin C enthalten, vielen Männern der Besatzung das Leben. Trotzdem blieb die Krankheit an Bord aufgrund der einseitigen Ernährung noch lange ein Problem. Cartier kehrte 1536 nach Europa zurück; 85 der 110 Mann Besatzung hatten überlebt.
Dritte Expedition (1541–1542): Ende des Jahres 1540 erhielt der Seefahrer und Freibeuter Jean-François de La Rocque de Roberval die Erlaubnis, auf seine eigenen Kosten und die des Königs Franz I. eine Niederlassung in Kanada zu gründen. Denn Roberval war am 15. Januar 1541 zum Generalleutnant von Neufrankreich ernannt und mit dem Aufbau einer Kolonie beauftragte worden. Als ortskundiger Seefahrer wurde Cartier zu diesem Zwecke von Roberval engagiert. Fünf Schiffe mit rund 350 Kolonisten an Bord verließen am 23. Mai 1541 den Hafen von Saint-Malo. Die Überfahrt war schwierig und dauerte mehr als drei Monate. In der Nähe der heutigen Stadt Québec beim Indianer-Dorf Stadacona ließ Cartier von seinen Landsleuten das Fort Charlesbourg-Royal errichten, untersuchte den Sankt-Lorenz-Strom und überwinterte erneut. Seine Mannschaft fand in der Umgegend große Mengen vermeintlichen Goldes und außerdem Diamanten, wonach die Stelle im heutigen Québec immer noch Cap-aux-Diamants heißt. Als Cartier nach Europa zurückkehrte, stellte sich heraus, dass seine Mineralienproben wertlos waren, denn in Wahrheit handelte es sich um Schwefel-Pyrit und Quarzkristalle[6].

Die Siedlung war praktisch unter dauerhafter Belagerung der Indianer und man rechnet, dass mehr als 35 Franzosen ums Leben kamen. Denn obwohl die Franzosen zu Beginn freudig empfangen worden waren, schwand das anfängliche Vertrauen und schlug in Misstrauen um. Schließlich gab Cartier den Besiedelungsversuch vollständig auf und segelte mit seinen Leuten im Juni 1542 zurück nach Frankreich. Nach dieser Episode zeigten die Könige von Frankreich – über ein halbes Jahrhundert lang – keinerlei weiteres Interesse an ihren neuen Ländern[7].
Die systematische Erkundung und Kolonialisierung der Gebiete im Osten Kanadas[8] begann erst ab 1601 mit der Landung bei Tadoussac durch den französischen Seefahrer Samuel de Champlain, der am 3. Juli 1608 den Handelsposten Kebec[9] (heute Québec) gründete und somit den Grundstein Neufrankreichs legte.
Ehrungen
Am 19. Juli 2011 ehrte die kanadische Regierung, vertreten durch den für das Historic Sites and Monuments Board of Canada zuständigen Minister, Cartier und erklärte ihn zu einer „Person von nationaler historischer Bedeutung“.[10]

Nach Cartier wurde eine Vielzahl von Straßen und öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen benannt. Unter anderem eine Straße in Montreal, die Rue Cartier, und der höchste Berg im Süden der Provinz Québec, der Mont Jacques-Cartier. Das größte Brückenbauwerk in Montréal trägt den Namen Pont Jacques-Cartier sowie der flächenmäßig siebtgrößte Nationalpark in der Provinz Québec, den Parc national de la Jacques-Cartier. Der Ort mit Denkmal in der Stadt Québec Cartier-Brébeuf National Historic Site erinnert an die zweite Entdeckungsfahrt von Jacques Cartier, als er und seine Schiffsbesatzung in der Nähe des Irokesen-Dorfes Stadacona den Winter zwischen 1535 und 1536 verbrachte.
Der zentrale Glockenturm des Parlamentsgebäudes Hôtel du Parlement du Québec und Sitz der Nationalversammlung und des Vizegouverneurs der kanadischen Provinz Québec ist Jacques Cartier mit der Inschrift seines Namens in goldenen Lettern gewidmet. Das Gebäude befindet sich auf dem Colline parlementaire de Québec (Parlamentshügel).

Im Sommer 1984 wurde in Erinnerung an das 450-jährige Jubiläum der ersten Fahrt Cartiers die erste Ausgabe der Hochsee-Regatta Transat Québec Saint-Malo veranstaltet, die von der Stadt Québec zu Cartiers Geburtsort über den Atlantik führt.
Literatur
- Henri V. Michelant (Hrsg.): Jacques Cartier, Voyage de J. Cartier au Canada. Éditions Tross, Paris 1865
- Léon Riotor: Jacques Cartier et le voyage au Canada. Chronique de la Nouvelle-France (La vie des grands découvreurs). Édition Roger, Paris 1937
- Jacques Cartier: Die Entdeckung Kanadas 1534–1542. Übers. Alexandra Maria Lindner, Niels-Arne Münch. Edition Erdmann, Imprint von Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2015
- Jacques Cartier: Récits de mes voyages au Canada, 1534–1535–1540: textes et documents retrouvés. Éd. Pacifique Saint-Laurent, Montréal [1984?]
Weblinks
- Hans-Jürgen Hübner: Jacques Cartier
- Jacques Cartier, www.nationalgeographic.de
- Discours du voyage fait par le capitaine Jaques (sic) Cartier aux terres-neufues de Canadas…, dit nouuelle France, historische Ausgabe von 1598, Verleger Raphael du petit val, Scan bei Gallica
Einzelnachweise
- ↑ A memoir of Jacques Cartier, sieur de Limoilou, his voyages to the St. Lawrence, a bibliography and a facsimile of the manuscript of 1534 Volltext, Ausgabe New York 1906
- ↑ Jacques Cartier | Biography, Route, Voyages, Accomplishments, & Facts | Britannica. 11. Oktober 2025, abgerufen am 14. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ http://www.mocavo.com/A-History-of-Vermont/103618/15
- ↑ Événement historique national de l’Arrivée de Jacques Cartier à Gaspé. In: Annuaire des désignations patrimoniales fédérales. Parks Canada/Parcs Canada, abgerufen am 20. Mai 2022 (französisch).
- ↑ A memoir of Jacques Cartier, sieur de Limoilou, his voyages to the St. Lawrence, a bibliography and a facsimile of the manuscript of 1534
- ↑ Dr. Hans-Jürgen Hübner: Jacques Cartier. In: Geschichte und Gegenwart Kanadas. Dr. Hans-Jürgen Hübner, Bremen, 29. Juli 2014, abgerufen am 14. Oktober 2025.
- ↑ Canadian Museum of History (Historisches Museum von Kanada): The Explorers - Jacques Cartier 1534-1542. In: Virtuel Museum of New France. Canadian Museum of History (Historisches Museum von Kanada), abgerufen am 14. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ Geschichte Québecs. Abgerufen am 14. Oktober 2025.
- ↑ Heidi Giebl: KANADAS STÄDTE – QUÉBEC CITY - KanadaSpezialist.com. 15. September 2017, abgerufen am 14. Oktober 2025.
- ↑ Cartier, Jacques – National Historic Person. In: Directory of Federal Heritage Designations. Parks Canada/Parcs Canada, abgerufen am 20. Mai 2022 (englisch).
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Cartier, Jacques | 
| KURZBESCHREIBUNG | französischer Entdecker und Seefahrer | 
| GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1491 | 
| GEBURTSORT | Rothéneuf bei Saint-Malo, Bretagne | 
| STERBEDATUM | 1. September 1557 | 
| STERBEORT | Rothéneuf bei Saint-Malo, Bretagne | 
Auf dieser Seite verwendete Medien
Excerpt from a larger map produced by famous École de Dieppe School of Cartographers, circa 1542, depicting the newly named land Canada, based on Jacques Cartier's Journal 1535-1536; from British Library Add MS 5413
Autor/Urheber: Jon Platek, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map of Jacques Cartier's first voyage to North America in 1534.
Autor/Urheber: Jon Platek, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map of Jacques Cartier's second voyage to North America in 1535-6.
Autor/Urheber: Marc-Lautenbacher, Lizenz: CC BY-SA 4.0
L'Hôtel du Parlement, sur la façade dominé par une tour de huit étages, est une construction de style néo-Renaissance française, formée de quatre corps de bâtiment: le Palais législatif avec les trois ailes autour d'une cour intérieure. La devise «Je me souviens» est inscrite au-dessus de la porte principale. Le programme commémoratif au Québec, exécuté entre 1890 et 1969, comprend 26 bronzes et de nombreuses armoiries sculptées qui rendent hommage aux découvreurs et aux grandes figures militaires, religieuses et politiques du passé. L'Assemblée nationale du Québec est un ensemble institutionnel. L'Hôtel du Parlement est érigé en plusieurs étapes entre 1877 et 1886 par par Eugène-Étienne Taché. Plus tard, on a ajouté l’édifice Pamphile-Le May (1910-1915), l'édifice du Parlementaire (1912-1917) et l'édifice Honoré-Mercier (1922-1925). Ces édifices s'inscrivent dans la tradition de l'architecture des Beaux-Arts.
A painting representing a side picture of explorer Jacques Cartier, produced by the painter Theophile Hamel (1844). There are no known paintings of Cartier that were created during his lifetime.
Autor/Urheber: Marc-Lautenbacher, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Le lieu historique national du Canada Cartier-Brébeuf est un parc de 6,8 hectares, situé sur la rive nord de la rivière Saint-Charles dans le quartier Limoilou dans la Ville de Québec. Situé à l’origine près du village iroquoien de Stadacona, le lieu commémore le camp d’hiver de Jacques Cartier et de ses compagnons en 1535-1536 ainsi que la première résidence des missionnaires jésuites à Québec, construite en 1625-1626. De nos jours, l’endroit est caractérisé par ses étendues d’herbe, ses plantes choisies, ses arbres matures ainsi que ses sentiers pour piétons et cyclistes. On y trouve également une exposition sur les trois voyages de l’explorateur Jacques Cartier, un kiosque d’interprétation sur les jésuites, une longue maison entourée d’une palissade de pieux et plusieurs monuments commémoratifs, dont un qui représente Jacques Cartier et le grand chef Donnacona de Stadaconé. La désignation s’applique au parc en forme de fer à cheval qui entoure le bassin d’eau.







