Jacob Wackernagel

Jacob Wackernagel
Jakob Wackernagel als Rektor 1912/13

Jacob Wackernagel(-Stehlin) (* 11. Dezember 1853 in Basel; † 22. Mai 1938 ebenda) war ein Schweizer Indogermanist und Sprachwissenschaftler.

Jacob Wackernagel ist einer der bedeutendsten „Sprachforscher philologischer Richtung“, wie er sich selbst nannte und seine Arbeiten gehören auch heute noch zu den bedeutendsten der Indogermanistik. Nach ihm ist das Wackernagel'sche Gesetz benannt.

Leben

Ex Libris 1897
Handschrift
Jakob Wackernagel-Stehlin (1853–1938), Dr. phil., für Griechisch und Sanskrit, ao. Professor, bedeutendster Sprachforscher der philologischen Richtung, Familiengrab auf dem Friedhof Hörnli, Riehen, Basel-Stadt
Familiengrab auf dem Friedhof am Hörnli, Riehen, Basel-Stadt

Jacob (auch: Jakob[1]) Wackernagel war ein Sohn des Germanisten Wilhelm Wackernagel und Bruder des Juristen und Historikers Rudolf Wackernagel.

Er studierte von 1871 bis 1875 in Basel, Göttingen und Leipzig Klassische Philologie, Germanistik und Geschichte. Die Promotion erfolgte 1875 in Basel, die Habilitation 1876 ebenda. Von 1879 bis 1881 unterrichtete er zunächst als ausserordentlicher Professor griechische Sprache und Literatur in Basel, später von 1881 bis 1902 als Ordinarius. Von 1902 bis 1915 war er ordentlicher Professor für Indogermanische Sprachwissenschaft in Göttingen. Von 1915 bis zu seiner Emeritierung 1936 lehrte er Indogermanistik in Basel.

Wackernagel heiratete 1886 Maria, geborene Stehlin. Zwei seiner Kinder waren Hans Georg Wackernagel und Jacob Wackernagel jun.

Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof am Hörnli.

Sein erst teilweise erschlossener Nachlass wird bei der Universitätsbibliothek Basel aufbewahrt.[2]

Ehrungen

Das Deutsche Archäologische Institut ernannte ihn am Winckelmannstag 1897 zum korrespondierenden Mitglied. Seit 1901 war er korrespondierendes, seit 1902 ordentliches Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen[3], seit 1911 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften[4], seit 1915 korrespondierendes Mitglied der Kungliga Vetenskaps-Societeten i Uppsala, seit 1923 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 1928 korrespondierendes Mitglied der Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien in Stockholm. 1931 wurde er korrespondierendes Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Im selben Jahr erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Er war Ehrendoktor der Universitäten Genf (1909), Lausanne (1917) und Marburg (1927).

Der Philologisch-Historische Verein Göttingen im Naumburger Kartellverband ernannte ihn zum Ehrenmitglied.[5]

1923 schuf Otto Roos eine Büste von Wackernagel[6].

Schriften (Auswahl)

Für ein vollständiges Schriftenverzeichnis siehe

  • Mathilde Probst: Verzeichnis der Schriften Jacob Wackernagels. In: ΑΝΤΙΔΩΡΟΝ. Festschrift Jacob Wackernagel zur Vollendung des 70. Lebensjahres am 11. Dezember 1923. Gewidmet von Schülern, Freunden und Kollegen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1923, S. 354–361.
  • Albert Debrunner: Nachtrag zum Verzeichnis der Schriften Jacob Wackernagel. In: Indogermanisches Jahrbuch. Bd. 23, 1939, S. 446–451.
  • Bernhard Forssman: Zweiter Nachtrag zum Verzeichnis der Schriften Jacob Wackernagels. In: Jacob Wackernagel: Kleine Schriften Band 3. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1979, S. xx–xxvi.


  • Ueber den Ursprung des Brahmanismus. Vortrag, gehalten zu Basel am 17. November 1876. Schweighauserische Verlagsbuchhandlung (Hugo Richter), Basel 1877 (Digitalisat).
  • Die epische Zerdehnung. In: Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen 4, 1878, S. 259–312.
  • Das Dehnungsgesetz der griechischen Komposita. Basel 1889
  • Über ein Gesetz der indogermanischen Wortstellung. In: Indogermanische Forschungen 1, 1892, S. 333–436 (Digitalisat).
  • Beiträge zur Lehre vorm griechischen Akzent. Basel 1893
  • Vermischte Beiträge zur griechischen Sprachkunde. Basel 1897
  • Sprachliche Untersuchungen zu Homer. Basel 1916
  • Vorlesungen über Syntax mit besonderer Berücksichtigung von Griechisch, Lateinisch und Deutsch. Bd. I—2, Basel 1920–1924.
  • Kleine Schriften. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1953; Band 3 Göttingen 1979, ISBN 3-525-26122-5.

Literatur

  • Wilhelm Ebel (Hrsg.): Catalogus Professorum Gottingensum 1734–1962. Im Auftrage der Georgia Augusta. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962, S. 28, 113.
  • Eduard Hermann: Jacob Wackemagel. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Jahresbericht 1938/39. Göttingen 1939, S. 767–89.
  • Rüdiger SchmittWackernagel, Jacob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, ISBN 978-3-428-11208-1, S. 169 f. (Digitalisat).
  • Peter Von der Mühll: Zur Erinnerung an Professor Wackernagel-Stehlin: Geboren am 11. Dezember 1853, gestorben am 22. Mai 1938. Frobenius, Basel 1938 (ohne Verfasserangabe).
  • Eduard Schwyzer: Jacob Wackernagel †. In: Forschungen und Fortschritte 14, 1938, S. 227–228; wiederabgedruckt in: Thomas A. Sebeok (Hrsg.): Portraits of Linguists: A Biographical Source Book for the History of Western Linguistics, 1746–1963. Volume II: From Eduard Sievers to Benjamin Lee Whorf. Indiana University Studies in the History and Theory of Linguistics. Indiana University Press, Bloomington/London 1966, S. 52–55 (Digitalisat).
  • ΑΝΤΙΔΩΡΟΝ. Festschrift Jacob Wackernagel zur Vollendung des 70. Lebensjahres am 11. Dezember 1923. Gewidmet von Schülern, Freunden und Kollegen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1923.
  • August Rüegg: Jacob Wackernagel 1853–1938. In: Basler Jahrbuch 1939, S. 7–17.
  • Albert Debrunner: Zum 70. Geburtstag Jacob Wackernagels. In: Indogermanisches Jahrbuch. Bd. 9, 1924, S. 264–269.
  • Johannes Lohmann: Jacob Wackemagel. In: Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft. 280, 1942, S. 57–70

Weblinks

Commons: Jacob Wackernagel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Jacob Wackernagel – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Eigene Schreibung des Vornamens als Jakob 1897 auf einem Ex Libris „Jakob Wackernagel in Basel“ und einem nebenstehenden Eigentümervermerk in vermutlich eigener Handschrift; siehe Abbildungen.
  2. Bestand zu ermitteln per Titelauswahl.
  3. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 249; nach dem Wechsel nach Basel 1915 auswärtiges Mitglied; Mitgliederverzeichnis.
  4. Mitgliederverzeichnis der BBAW
  5. M. Göbel, A. Kiock, Richard Eckert (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell-Verbandes Klassisch-Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen, A. Favorke, Breslau 1913, S. 61.
  6. Otto Roos: 1923, Wackernagel-Büste. Abgerufen am 30. September 2019.

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Jacob Wackernagel. Foto Conrad Ruf, um 1890. Universitätsbibliothek Basel, Portr BS Wackernagel J 1853, 1.
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Jakob Wackernagel-Stehlin (1853–1938), Dr.phil., für Griechisch und Sanskrit, ao. Professor, bedeutendster „Sprachforscher der philologischen Richtung, Familiengrab auf dem Friedhof Hörnli, Riehen, Basel-Stadt