Iupiter Dolichenus
Iup(p)iter Dolichenus (deutsch: Iupiter von Doliche) war ab dem letzten Drittel des 1. Jahrhunderts ein Soldatengott, der vor allem in der römischen Armee verehrt wurde. Er ist nach dem Ursprungsort seines Kultes, der Stadt Doliche (Dolike) benannt. Doliche liegt etwa zehn Kilometer von der Stadt Gaziantep entfernt bei dem Dorf Dülük in der Kommagene, in der Provinz Gaziantep im Südosten der Türkei am oberen Euphrat.
Geschichte
Der Kult des Iupiter Dolichenus geht auf den nord-mesopotamischen Wettergott Hadad, babylonisch Adad, zurück, der auf einem Stier stehend mit Doppelaxt und Blitzbündel dargestellt wurde. In Doliche gab es eine bedeutende Kultstätte des Ba’al. Der örtliche Gott wurde im Laufe der Jahrhunderte als Hadad, als Baal, als Zeus Dolichaios und schließlich als Iuppiter Dolichenus verehrt.[1] Sein Zentralheiligtum befand sich auf einem 1204 m hohen Berg (Dülük Baba Tepesi) 3 km südlich von Doliche.[2]
Nach der Eroberung der Stadt Doliche durch die Römer im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts und ihrer Eingliederung in die Provinz Syria wurde der Kult auf den Gott Jupiter übertragen und verbreitete sich rasch als „Soldatengott“ im gesamten Römischen Reich.[3] Nach der Zerstörung des Hauptheiligtums in Doliche durch den Sassaniden-König Schapur I. Mitte des 3. Jahrhunderts ging der Kult unter.
Siehe auch
Literatur
- Engelbert Winter (Hrsg.): Vom eisenzeitlichen Heiligtum zum christlichen Kloster. Neue Forschungen auf dem Dülük Baba Tepesi. Habelt, Bonn 2017, ISBN 978-3-7749-4079-6.
- Michael P. Speidel: Jupiter Dolichenus. Der Himmelsgott auf dem Stier (= Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands, Band 24). Stuttgart 1980.
- Anke Schütte-Maischatz, Engelbert Winter (Hrsg.): Doliche – eine kommagenische Stadt und ihre Götter: Mithras und Iupiter Dolichenus (= Asia Minor Studien, Band 52). Habelt, Bonn 2004, ISBN 3-7749-3240-9.
- Michael Blömer, Engelbert Winter (Hrsg.): Iuppiter Dolichenus. Vom Lokalkult zur Reichsreligion (= Orientalische Religionen in der Antike, Band 8). Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-151797-6.
- Monika Hörig, Elmar Schwertheim: Corpus Cultus Iovis Dolicheni: CCID (= Études préliminaires aux religions orientales dans l'Empire romain, Band 106). Leiden 1987, ISBN 90-04-07665-4.
- Guy Bunnens: The Storm-God in Northern Syria ans Southern Anatolia from Hadad of Aleppo to Jupiter Dolichenus. In: Manfred Hutter: Offizielle Religion, lokale Kulte und individuelle Religiosität. Ugarit-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-934628-58-3, S. 57–82 (Digitalisat).
- Joachim Pahl: Der Kult des Jupiter Dolichenus. Ausbreitung, Selbstverständnis, Niedergang. Dissertation Universität Münster 2010 (Digitalisat).
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Iuppiter Dolichenus auf der Webseite der Forschungsstelle Asia Minor, abgerufen am 5. November 2021.
- ↑ Engelbert Winter: Vom Lokal- zum Reichskult. Eine vorderasiatische Religion globalisiert sich. In: Exzellenzcluster Religion und Politik (Hrsg.): Religion und Politik. Das Magazin, Universität Münster 2018, S. 13–15, hier S. 13–14.
- ↑ Engelbert Winter: Vom Lokal- zum Reichskult. Eine vorderasiatische Religion globalisiert sich. In: Exzellenzcluster Religion und Politik (Hrsg.): Religion und Politik. Das Magazin, Universität Münster 2018, S. 13–15, hier S. 13.
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Wien ( Österreich ). Kunsthistorisches Museum: Iupiter Dolichenus Depotfund ( 2./3. Jhdt. n.Chr. ) aus Mauer an der Url - Statue des Jupiter Dolichenus auf dem Stier, gestiftet von dem Veteranen Marrius Ursinus. AE 1939, 125 = AE 1939, 265: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) D(olicheno) / Marr(ius) Ursinus / veter(anus) ex ius(su) po/s(uit) l(ibens) l(aetus) m(erito)