Ita Maximowna

Ita Maximowna (1926)

Ita Maximowna (eigentlich Margarita Maximowna Schnakenburg, Ehename: Ita Baumann; * 18. Oktoberjul. / 31. Oktober 1901greg. in Pleskau;[1]8. April 1988 in West-Berlin) war eine russisch-deutsche Bühnenbildnerin, Kostümbildnerin und Illustratorin. Es ist der Künstlername einer der ersten und bedeutendsten Bühnenbildnerinnen, Kostümdesignerinnen und Grafikerinnen Deutschlands. Ihre kreative Schaffensperiode umfasst den Zeitraum der 1940er bis 1970er Jahre.

Leben

Margarita Maximowna Schnakenburg wurde als Tochter der Dentistin Elisabeth Natalie Ernestine Schnakenburg, geb. von Roth (1878–1966), und des Zahnarztes Max Karl Heinrich Schnakenburg (1875–1919) geboren. Erstes Kind der Familie und älterer Bruder war Heinrich Ludwig Nicolai Schnakenburg. Margarita Maximowna verlebte eine erfüllte und glückliche Kindheit und Jugend in Pskow. Nach dem frühzeitigen Tod des Vaters 1919 durch Tuberkulose und angetrieben von den Wirren der russischen Oktoberrevolution flüchtete die Mutter mit ihren beiden Kindern zunächst zu Verwandten nach Davos in die Schweiz. 1920 emigrierte die Familie nach Deutschland, wobei Margaritas Bruder Heinrich nach Leipzig an das von Heinrich Julius Mäser gegründete „Technikum für Buchdrucker“ in die Lehre ging, während Margarita mit ihrer Mutter nach Berlin zog.

Margarita Maximowna Schnakenburg ging 1920 als Russischlehrerin nach Paris und lernte dort die Grafikerin und Bühnenbildnerin Marie Laurencin kennen. Dort studierte sie bei ihr bis Mitte der 1920er Jahre Grafik und Malerei. Anschließend vertiefte Ita ihre Ausbildung bei dem Berliner Maler Erwin Freytag (1901–1940) und dem Maler, Grafiker und Schriftdesigner Johannes Boehland (1903–1964) an der Akademie der Künste in Berlin. 1929[1] heiratete Ita Maximowna in Berlin den Oberregierungsrat außer Diensten Frederik Seyd Baumann, ehemaliger Direktor und Syndikus der Maizena-Werke Hamburg. In den 1930er und 1940er Jahren entwarf sie Verpackungsdesigns und Reklame-Grafiken für Maizena-Produkte und illustrierte zudem zahlreiche Bücher, darunter ein recht erfolgreiches und mehrfach aufgelegtes Buch über stilvolle Damenbekleidung (siehe Werke).[2] Die Ehe wurde zum Ende des Zweiten Weltkrieges aufgehoben.

Mitte der 1940er Jahre lernte Ita Maximowna ihren zukünftigen Lebensgefährten Karlheinz Martin kennen, welcher sich nach 1945 beim Wiederaufbau des Berliner Theaterlebens sehr verdient gemacht hat. Karlheinz Martin eröffnete Ita Maximowna als damaliger Intendant des Berliner Hebbel-Theaters die fantastische Welt der Bühnenbild-Gestaltung. Von nun an begann sie, ihren Künstlernamen „Ita Maximowna“ als Verkürzung ihres Vornamens und ihres Vatersnamens zu verwenden. Sie war viele Jahre für die Bühnen des Hebbel-Theaters, Renaissance-Theaters, Schiller-Theaters und Schlosspark-Theaters in Berlin, sowie international für Opernhäuser in London, Paris, Mailand, Vancouver, Buenos Aires und New York City tätig. Sie arbeitete dabei mit namhaften Regisseuren und Dirigenten wie dem oben erwähnten Karlheinz Martin, aber auch mit O. E. Hasse, Karl-Heinz Stroux, Leo Blech und Herbert von Karajan zusammen. Insbesondere mit Günther Rennert führte sie weltweit unzählige Inszenierungen auf. Eine intensive Zusammenarbeit zwischen Ita Maximowna gab es in den folgenden Jahren mit ihrem guten Freund und Assistenten Martin Rupprecht,[3] dem späteren Professor für Bühnenbild und Bühnenkostüm an der Hochschule der Künste in Berlin.

Nach ihrer intensiven Schaffensphase als Bühnenbildnerin und Kostümdesignerin für Theater und Opernhäuser gestaltete Ita Maximowna in den 1960er und 1970er Jahren zudem auch Bauten und Kostüme für Filmprojekte.[4] Am Ende ihrer Karriere widmete sie sich mehr und mehr der Malerei und hinterließ eine Vielzahl von Grafiken und Gemälden.

Grab von Ita Maximowna auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Sie hat zu ihren Lebzeiten als Künstlerin keine konkreten Zahlen zum Zeitpunkt ihrer Geburt angegeben,[5] weswegen in verschiedenen Quellen[6][7] eine Vielzahl unterschiedlicher Angaben auftauchen. Der 31. Oktober 1901 als ihr exaktes Geburtsdatum beruht auf Dokumenten des Nachlasses.

Ita Maximowna starb im April 1988 in Berlin an Herzversagen.[8] Sie ruht in der Ehrengrabstätte ihres Lebensgefährten, des Intendanten und Regisseurs Karlheinz Martin (1886–1948), auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage: II-Erb.-31).[9]

Der größte Teil ihres künstlerischen Nachlasses befindet sich heute im „Ita-Maximowna-Archiv“ des „Archivs für Darstellende Kunst“ der Akademie der Künste Berlin und kann dort eingesehen werden.[10]

Auszeichnungen

Bühnenbilder und Kostüm-Entwürfe

Ita Maximowna hat insgesamt ca. 400 Inszenierungen für Oper oder Theater mit Bühnenbild- und Kostüm-Entwürfen ausgestattet. Eine kleine Auswahl wichtiger nationaler und internationaler Aufführungen ist hier aufgeführt:

Ita Maximowna (um 1950)

Werke

Ita Maximowna hat Bücher zahlreicher Autoren mit Grafiken und Illustrationen ausgestattet. Abschließend gab sie 1982 ein eigenes Buch über ihre jahrelange Arbeit als Bühnenbildnerin und Kostümdesignerin im Ernst Wasmuth Verlag Tübingen heraus.

  • Anton Krapf: Durchdachte Frauenkleidung – Eine Schönheitsfibel Mit 110 Zeichnungen von Ita Baumann. Heinz Schnakenburg Verlag, Berlin 1934 (1. Auflage).
  • Samuil Marschak: Die zwölf Monate. Ein Märchenspiel. Illustriert von Ita Maximowna. Verlag Bruno Henschel und Sohn, Berlin 1947.
  • Ewan MacColl: Unternehmen Ölzweig. Komödie, Figurinen von Ita Maximowna. Verlag Bruno Henschel und Sohn, Berlin 1948.
  • Nikolai Lesskow: Der Linkshänder. Illustriert von Ita Maximowna. Aufbau-Verlag, Berlin 1949.
  • Annedore Leber: Wer reist mit? Zeichnungen von Ita Maximowna. Mosaik-Verlag, Berlin / Frankfurt am Main 1952.
  • Annedore Leber: Wir spielen: Kleine Menschen – Kleine Bürger. Kartenspiel, Illustrationen von Ita Maximowna. Mosaik-Verlag, Berlin / Frankfurt am Main 1953.
  • Ita Maximowna: Bühnenbilderbuch – Entwürfe, Szenenfotos und Figurinen. Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 1982, ISBN 3-8030-3027-7.

Literatur

  • Karla Höcker: Gespräche mit Berliner Künstlern. Stapp Verlag, Berlin 1964.
  • Karla Höcker: Beschreibung eines Jahres. Berliner Notizen 1945. Arani Verlag, Berlin 1984, ISBN 3-7605-8577-9.

Weblinks

Commons: Ita Maximowna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b StA Charlottenburg I, Heiratsurkunde Nr. 879/1929
  2. Lebenslauf von Ita Maximowna aus dem Programmheft zur Aufführung vom 29. Oktober 1955 Das kleine Teehaus von John Patrick am Berliner Hebbel-Theater.
  3. Kurzbiographie Martin Rupprecht (Memento vom 25. Dezember 2013 im Internet Archive), Theater am Kurfürstendamm, Berlin.
  4. Ita Maximowna bei filmportal.de
  5. Radioansprache in der Sendung „Die Stimme der Kritik“ vom 17. April 1988, 11:45 Uhr, Autor: Friedrich Luft.
  6. Ita Maximowna. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1988 (online – Nachruf).
  7. Ita Maximowna. In: Ehrungsverzeichnis des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  8. Bühnenbildnerin Maximowna tot. Immer Dienst am Gesamtkunstwerk. (PDF; 1,5 MB) In: Hamburger Abendblatt, 11. April 1988, S. 10; abgerufen am 17. November 2019.
  9. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 491. Franz Reichert: Durch meine Brille. Theater in bewegter Zeit (1925–1950). Österreichischer Bundesverlag, Wien 1986, ISBN 978-3-215-06062-5. S. 232.
  10. Liste der Neuerwerbungen und Bestandserweiterungen 2009, Jahrespressekonferenz 2010 der Akademie der Künste Berlin, 14. Januar 2010; adk.de (PDF; 415 kB)
  11. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger, Jg. 39, Nr. 146, 11. August 1987, S. 10553.
  12. Long Day’s Journey into Night, Schauspiel von Eugene O’Neill. steffi-line.de

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