Intelligent Speed Adaption

Intelligent Speed Adaption (auch: Intelligent Speed Adaptation[1] oder Intelligent Speed Assistance[2]) (ISA) (deutsch: Intelligente Geschwindigkeitsassistenz) ist ein Fahrerassistenzsystem zur Unterstützung des Fahrers bei der Einhaltung des aktuellen Geschwindigkeitslimits auf dem gerade befahrenen Straßenabschnitt. Autofahrer werden über eine Rückmeldung des Autos darauf hingewiesen werden, wenn sie die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Schnelleres Fahren ist immer noch möglich, etwa um beim Überholen dem Gegenverkehr rechtzeitig auszuweichen. ISA darf dafür übersteuert oder ganz abgestellt werden. Die ISA-Technik sieht zudem keine Betätigung der Bremse vor.[3]

Nutzen

ISA kann durch seinen Beitrag zum Respektieren von Tempolimits durch Autofahrer den Straßenverkehr sicherer, flüssiger und leiser machen. Das Assistenzsystem kann dadurch helfen, Treibstoff zu sparen und die Feinstaub- und CO2-Emissionen zu senken. Mit ISA könnte die Zahl der schweren Unfälle um bis zu ein Viertel reduziert werden, die der tödlichen um 30 Prozent.[4] ISA gilt als das effektivste Mittel zur Verringerung von Unfalltoten im Straßenverkehr.[5]

Autofahrer profitieren von ISA zusätzlich durch eine geringere Wahrscheinlichkeit, „geblitzt“ zu werden.[6]

Kosten

Ein Großteil der für ISA notwendigen Technologie gehört bei Neuwagen bereits zur Standardausstattung. So müssen alle Neufahrzeuge in der EU seit März 2018 über das Notrufsystem eCall mit integriertem GPS verfügen. Da auch viele Neufahrzeuge bereits über Spurhalteassistenten, Kamera-basierte Tempomaten sowie Verkehrszeichenerkennung verfügen, schätzt die Europäische Kommission die Zusatzkosten für ISA auf 47 bis 62 Euro pro Fahrzeug.[7]

Typen

Die Geschwindigkeitslimits sind entweder in einer digitalen Karte im Navigationssystem abgespeichert und/oder werden durch eine Verkehrszeichenerkennung ermittelt. Während bei digitalen Karten kurzfristige Änderungen der erlaubten Geschwindigkeit, zum Beispiel an Baustellen, nur mit hohem Aufwand aktualisiert werden können, kämpfen Verkehrszeichenerkennungen sowohl mit der Zuordnung der erkannten Zeichen zur richtigen Fahrspur als auch mit der korrekten Erkennung von verschmutzten oder beschädigten Verkehrszeichen.

Es wird zwischen drei Typen der ISA unterschieden:[8]

  • Der „offene ISA“ warnt den Fahrer mittels eines Tons oder einer Warnlampe, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wurde. Der Fahrer entscheidet komplett selbst, ob er weiterhin beschleunigt oder nicht. Diese Variante ist als sogenanntes Speed-Limit-Info-System bekannt.
  • Der „halb-offene ISA“ erhöht (per Force Feedback) den Gegendruck des Fahrpedals, wenn das Tempolimit überschritten wurde. Die Geschwindigkeit beizubehalten, ist möglich, aber unkomfortabel.
  • Der „geschlossene ISA“ beschränkt die Geschwindigkeit automatisch durch eine Drosselung der Fahrleistung des Motors, sobald die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wurde.

Zusätzlich zu den drei Typen kann sich auch die Art und Weise der dauerhaften Abschaltung der ISA im Auto unterscheiden. Eine jederzeit mögliche Abschaltung auf Knopfdruck oder eine Deaktivierung nur bei ausgeschaltetem Motor durch Drücken mehrerer Tasten sind die beiden meistdiskutierten Varianten.[9]

Pflichteinbau

Um die Anzahl von Unfällen zu reduzieren, wird ISA in der EU mit Beschluss ab 6. Juli 2022 zur Pflicht für neue Automodelle und ab 2024 für jeden verkauften Neuwagen.[10][11][12]

Über die Details herrscht jedoch noch Uneinigkeit. Die ETSC befürwortet gemeinsam mit acht weiteren Organisationen sowie Schweden, Großbritannien, Belgien und Irland den „geschlossenen ISA“,[13] Deutschland, Italien und Frankreich den „offenen ISA“.

Siehe auch

Literatur

  • Sabine Etzold: Mensch denkt, Auto lenkt. In: DIE ZEIT Nr. 18/2002 vom 25. April, S. 27.
  • Christian Egeler, Cornelie van Driel, Philipp Jordi, Marc Deuber: Neue Methoden zur Erkennung und Durchsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Hrsg.: Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute. VSS, Zürich 2009. Forschungsbericht
  • Dirk Asendorpf: Ausgebremst In: DIE ZEIT Nr. 03/2021 vom 13. Januar, S. 27–28

Einzelnachweise

  1. Intelligente Bremser. ADAC e.V., 27. März 2018, abgerufen am 27. Dezember 2019.
  2. Christian Frahm: Volvos freiwilliges Tempolimit: Wer bremst, versteht. In: Spiegel Online. 5. März 2019 (spiegel.de [abgerufen am 27. Dezember 2019]).
  3. Verordnung des EU-Parlaments über Einführung der ISA. Europaparlament, 2019, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  4. Dirk Asendorpf: Tempomat: Vom Ende der Raserei. In: Die Zeit. 15. Januar 2015, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 27. Dezember 2019]).
  5. Intelligent Speed Assistance (ISA) | ETSC. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  6. Geschwindigkeitsassistenten in der Untersuchung | ADAC. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  7. Uli Baumann, Holger Wittich: EU forciert Speedlimiter ab 2022: Die wichtigsten Antworten zur EU-Tempobremse. In: auto motor und sport. 28. März 2019, abgerufen am 27. Dezember 2019.
  8. Anonymous: Intelligent Speed Adaptation (ISA). 17. Oktober 2016, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  9. Dirk Asendorpf: Intelligent Speed Assistance: Ausgebremst. In: Die Zeit. 16. Januar 2021, abgerufen am 2. Februar 2021.
  10. Martin Wittler: Big Brother an Bord: Eine Blackbox ist in neuen Autos ab Mitte 2022 vorgeschrieben. In: Der Spiegel. 30. Dezember 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
  11. Ab 2022: EU beschließt Tempo-Bremse für Neuwagen und weitere Sicherheitssysteme. In: tz. 21. Dezember 2019, abgerufen am 27. Dezember 2019.
  12. Parliament approves EU rules requiring life-saving technologies in vehicles | News | European Parliament. 16. April 2019, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  13. ETSC u. a.: Letter to EU Ministers warning from weakening ISA. In: ETSC. ETSC, 24. November 2020, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).