Institut zur Erforschung der Judenfrage

Sichtung von Thora-Rollen im Keller des Instituts, 6. Juli 1945

Das Institut zur Erforschung der Judenfrage war zwischen 1939 und 1945 eine parteipolitische Einrichtung der NSDAP, die 1941 offiziell als die erste Außenstelle der „Hohen Schule“ des Parteiideologen Alfred Rosenberg an der Bockenheimer Landstraße 68/70 in Frankfurt am Main eröffnet wurde.[1] Zweck war die rassenideologisch fundierte „Gegnerforschung“ zur Verwendung in der NS-Propaganda, in Verbindung mit dem nationalsozialistischen Mordprogramm gegen Juden.[2] Leitender Bibliothekar des Instituts war der Priester und Judaist Johannes Pohl. Der als Grundstock für die Bibliothek geplante Bestand der gut 40.000 Bände umfassenden Frankfurter Judaica- und Hebraica-Sammlung konnte letztendlich aufgrund der riesigen Büchermassen, die mithilfe der Rauborganisation „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ aus Archiven und Bibliotheken aus den besetzten Gebieten gewaltsam beschlagnahmt und entwendet worden waren, nicht mehr in die Institutsbibliothek überführt werden und verblieb an seinem ursprünglichen Standort, der Frankfurter Stadtbibliothek. Das Institut bewarb die Raub-Bibliothek als „die größte ihrer Art in der Welt“.[3] Um die Bestände vor Bomben und Brand zu sichern, wurden diese ab Herbst 1943 nach Hungen verlegt. Im März 1944 brannten die Häuser des Instituts an der Bockenheimer Landstraße oberhalb der Keller infolge eines Bombenangriffs aus.[4]

Trotz weitgehender Zusammenarbeit ist es nicht zu verwechseln mit dem Institut zum Studium der Judenfrage, seit 1934, 1939 umbenannt zu Antisemitische Aktion, ab 1942 Antijüdische Aktion; oder mit dem Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben, das auf Betreiben Deutscher Christen errichtet wurde.

Entstehungsprozess

Ausgründung aus dem Reichsinstitut von Walter Frank

Im August 1938 erhielt Wilhelm Grau, Geschäftsführer der „Forschungsabteilung Judenfrage“ im „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“ unter Walter Frank, Besuch von seinem Bekannten Reinhold Lindemann, der 1935 zum Dramaturgen und Pressesprecher der Frankfurter Städtischen Bühnen aufgestiegen war. Lindemann vermerkte anschließend in einem „Bericht an den Herrn Oberbürgermeister über die Errichtung eines Institutes zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt am Main“ an Friedrich Krebs: „Zur Förderung des kulturellen und wissenschaftlichen Ansehens der Goethestadt Frankfurt a.M. scheint sich im Augenblick die günstige Gelegenheit zu bieten, das Schwergewicht der wissenschaftlichen Erforschung der Judenfrage nach Frankfurt a.M. zu legen.“[5]

Rund zwei Monate später folgte ein Schreiben des Parteipädagogen Alfred Baeumler, Leiter der Hauptstelle Wissenschaft im Amt Rosenberg, in dem er Grau bat, „in dieser Angelegenheit der Partei und nicht einer Staatsbehörde die Initiative zum Aufbau eines neuen Judeninstitutes zu überlassen“.[6] Insbesondere weil Oberbürgermeister Krebs dem vom Amt Rosenberg herangetragenen Kurs nicht folgen wollte, geriet Grau zunächst zwischen die Fronten von Krebs und Alfred Rosenberg. Krebs plante, mit Wilhelm Frick das Reichsministerium des Innern auf seine Seite zu ziehen. Das Anfang November 1938 geführte Gespräch zwischen Krebs und Ministerialrat Hans Draeger vom Innenministerium verlief indessen erfolglos. Krebs notierte unter anderem, dass „man der Ansicht sei, es seien genug Stellen in Deutschland vorhanden, die sich mit der Judenfrage befaßten“.[7] Diese Ansicht wurde noch wenige Tage vor den Novemberpogromen vertreten. Wenige Tage später wurden die bürokratischen Richtlinien für die „Lösung der Judenfrage“ festgelegt.[8]

Außerdem wurde versucht, vom „Braunen Haus“ Unterstützung zu bekommen. Grau setzte einen Brief mit der Hoffnung auf, eine neue Grundlage für weitere Verhandlungen mit dem Innenministerium zu erhalten und den Widerstand von Walter Frank abzuwehren. Anfang November 1938 bestätigte sodann Ernst Schulte-Strathaus, Leiter der Kulturabteilung von Rudolf Heß, gegenüber Grau, dass „ein solches Sonderinstitut zur Bearbeitung der Judenfrage in keiner Weise das Institut Frank beeinträchtige“.[9] Am 9. November 1938 teilte auch Krebs in einem Brief an Heß mit, dass es ihm „schon immer am Herzen“ gelegen habe, „die seltene Bücherei … dem geistigen und politischen Kampf des Nationalsozialismus gegen das Judentum zur Verfügung zu stellen“. Krebs schlug die Bezeichnung „Reichsinstitut zur Erforschung des Judentums“ vor. Als Rechtsträger sollte die Stadt Frankfurt fungieren, als Geldgeber „das Reich“. Ferner schlug er als wissenschaftlichen Leiter der Bücherei Wilhelm Grau vor, wobei dieser grundsätzlich dazu bereit wäre, „mit dem Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands zusammenzuarbeiten“.[10] Heß stimmte zu, und Kurt Mayer, Leiter der Reichsstelle für Sippenforschung im Innenministerium, begrüßte die Pläne „warm“.[11]

Anschluss an die Parteiuniversität von Alfred Rosenberg

Der anhaltende Versuch von Walter Frank, das Innenministerium gegen das Vorhaben von Krebs zu mobilisieren, scheiterte. Heß schickte seinen Brief vom 9. November an Martin Bormann auf den Obersalzberg, der diesen an das Amt Rosenberg weiterleitete.[12] Das geplante Institut fiel in die Hände der Partei: Zwischen dem 26. und 29. November 1938 folgte ein Gespräch von Gotthard Urban, Stabsleiter im Amt Rosenberg, mit Krebs in Frankfurt, nach dem sich Krebs folgende Notizen machte: „1.) Hohe Schule soll geschaffen, Generalstab der Schulung der NSDAP. 2.) Schaffung des Instituts durch die Stadt. 3.) Außeninstitut der HSch? unter rechtlicher und vermögensrechtlicher Selbständigkeit und Verfügungsbefugnis der Stadt über die Bibliothek. 4.) Für Forschung jederzeit zur Verfügung zu stellen. 5.) Geldliche Mittel über Rosenberg. 6.) Grau in den städt. Dienst übernehmen. 7.) Nach Möglichkeit Zusammenlegung der beschlagnahmten jüdischen Büchereien in diesem Institut.“[13] Anders als Grau, dem die Obhut des Instituts unter dem Kirchenfeind Rosenberg nicht behagte, war Krebs nun zuversichtlich, und er erblickte „eine ungeheure Entwicklungsmöglichkeit für das Institut. Außerdem wird es, wenn es unmittelbar dem Schutz der Partei unterstellt ist, kein Mensch mehr wagen, daran zu rütteln. Die Tätigkeit kann sich also ungehemmt entfalten, ohne daß Herr Frank über das Reichsinnenministerium Schwierigkeiten bereiten kann.“[14]

Walter Frank gab seinen Kampf gegen Krebs noch nicht verloren und schaltete das von Bernhard Rust geleitete Wissenschaftsministerium ein. Dieses schickte am 6. Dezember 1938 seinen Sachbearbeiter Heinrich Harmjanz in Begleitung des Frankfurter Historikers Walter Platzhoff zu Krebs, um die Vorschläge des Ministeriums vorzutragen. Anstelle von Grau sollte der Orientalist Karl Georg Kuhn eingesetzt werden. Frank wäre unter dieser Bedingung bereit, mit dem Frankfurter Institut zusammenzuarbeiten. Und nur so sei eine Verbindung des Instituts zur Universität Frankfurt möglich. Da das Amt Rosenberg noch keine Bestätigung geschickt hatte, schwankte Krebs zunächst. Weitere Besuche von Urban am 7. Dezember und von August Schirmer, Leiter des Amtes „Juden- und Freimaurerfragen“ in Rosenbergs Dienststelle, am 10. Dezember, verliefen ebenfalls ergebnislos. Am 9. Dezember folgte von Frank – mittlerweile unterrichtet über die Pläne von Rosenberg – eine Strafaktion gegenüber Grau. Er teilte ihm schriftlich mit, dass er ihm den verbliebenen Forschungsauftrag und die restlichen Einkünfte entzogen habe.[15] Gleichzeitig ließ er seine Entlassung als ein Rundschreiben verteilen. In dieser Zwangslage setzte Krebs die städtische Anstellung des nunmehr drängenden Grau, der ein Gerichtsverfahren gegen Frank in Gang setzte, zunächst auf Eis. Die Ankündigung von Urban an Krebs folgte erst am 21. Januar 1939, die Bestätigung von Bormann am 31. Januar. Am 10. Februar 1939 fasste Bormann den Vertrag in einem Brief an Krebs in folgenden fünf Punkten zusammen:

„1.) Die in Frankfurt bestehende Bibliothek an Werken über das Judentum wird mit sofortiger Wirkung der Dienststelle des Reichsleiters Rosenberg angegliedert. Das Eigentumsrecht der Stadt Frankfurt wird dadurch nicht berührt.

2.) Die Stadt Frankfurt stellt ein Haus zur Verfügung, in dem die Sammlung der jüdischen Werke untergebracht werden kann.
3.) Als Leiter der Bücherei ist von der Dienststelle des Reichsleiters Rosenberg Dr. Grau in Aussicht genommen. Dieser wird von Reichsleiter Rosenberg übernommen und gleichzeitig von der Stadt Frankfurt angestellt und besoldet. Mit Rücksicht auf das schwebende Gerichtsverfahren zwischen Prof. Walter Frank und Dr. Grau wird die Stadt zunächst nur einen kurzfristigen Vertrag mit diesem abschließen.
4.) Die laufende Unterhaltung, Ergänzung und Erweiterung der Bücherei wird von der Stadt Frankfurt übernommen.

5.) Die öffentliche Erklärung, daß die Bibliothek ein Teil der Dienststelle des Reichsleiters Rosenberg geworden ist, wird durch diese erfolgen.“[16]

Nachdem Krebs am 15. April 1939 ein Exemplar mit seiner Unterschrift zur Bestätigung nach Berlin zum Amt Rosenberg schickte, folgte am 21. April von Urban die Antwort – inklusive der Unterschrift von Rosenberg. Da ein Sachbearbeiter vom Amt Rosenberg die geplanten Kosten für die Hohe Schule mit den Kosten für das Frankfurter Institut verwechselte, verzögerte sich die noch fehlende Unterschrift von Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz. Diese folgte am 26. Juni 1939, dem Gründungstag des Instituts.[17]

Gründungsverträge des Instituts: Haupt- und Zusatzvertrag

Der unterzeichnete Vertrag für das Institut bestand aus zwei Teilen, wobei der Hauptvertrag die „geistig-politischen Vereinbarungen“ enthielt und der Zusatzvertrag „wirtschaftliche oder geschäftsordnungsmäßige Gesichtspunkte“ regelte.[17] Der Hauptvertrag wurde so gefasst:

Stück 1

(1) Die Stadt vereinigt die Bestände der Judaica- und Hebraica-Sammlung zu einem Bibliotheksinstitut, das sie der Partei zu wissenschaftlichen und politischen Auswertung zur Verfügung stellt.
(2) Das Bibliotheks-Institut ist und bleibt das ausschließliche Eigentum der Stadt. Zur Vervollständigung wird die Partei einschlägige Werke und Sammlungen, soweit sie ihr zur Verfügung stehen oder erreichbar sind, beschaffen und dem Bibliotheksinstitut übermitteln. Diese Werke gehen damit in das Eigentum der Stadt über, desgleichen die Werke, die die Stadt aus eigenen Mitteln oder in sonstiger Weise erwirbt.
(3) Die Partei gibt die bindende Zusage, daß die Bestandteile dieses vorgenannten Bibliotheks-Instituts auch bei einer etwaigen Verlegung der in Stück 2 erwähnten Außen- bzw. Dienststelle nach auswärts weder einzeln noch im ganzen von Frankfurt am Main wegverlegt werden.
(4) Der Leiter des Bibliotheks-Instituts wird in beiderseitigem Einvernehmen bestellt und in den Dienst der Stadt übernommen.
Stück 2
(1) Die Partei errichtet in Frankfurt am Main eine Außenstelle der Hohen Schule, die bis zu deren Gründung als Dienststelle des Amtes Rosenberg geführt wird.
(2) Aufgabe der Außenstelle der Hohen Schule ist die spezielle Forschung über die Grundlagen der Judenfrage und die wissenschaftliche Materialsammlung zum Zwecke des politischen Einsatzes. Die hierfür notwendigen Mitarbeiter stellt die Partei.

(3) Das Bibliotheks-Institut der Stadt wird der Außenstelle der Hohen Schule angegliedert. Der jeweilige Leiter des Bibliotheks-Instituts ist Angehöriger des Mitarbeiterstabes der Partei.“[18]

Da sich die Stadt im Zusatzvertrag verpflichtet hatte, „geeignete, stadteigene oder zu mietende Räume bzw. Gebäude zur Verfügung zu stellen“, sollte bis spätestens zum 1. Juni 1939 ein Gebäude, bestehend aus 59 Räumen auf 1156 m² Fläche, auf der Schwindstraße 1 im Frankfurter Westend für das Institut geräumt werden. Es wurde die erste Adresse der „Außenstelle der Hohen Schule“ sowie der „Judaica- und Hebraica-Bibliothek der Stadt Frankfurt a.M.“, zusammengenommen das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt a.M.“.[17] In dasselbe Gebäude zog noch im Sommer 1939 die Redaktion der antisemitischen Zeitschrift Welt-Dienst, die Rosenberg 1937 von Ulrich Fleischhauer übernommen hatte. Der Welt-Dienst wurde nun ebenso zu einem „Institut“ erklärt und übernahm im Zusammenspiel mit dem Forschungsinstitut die „Aufklärungsarbeit“ – zuletzt in 16 europäischen Sprachen.[8]

Offizielle Eröffnungsfeier

Das Institut wurde am 26. März 1941 in Frankfurt eröffnet.[19] In den Vorträgen der dreitägigen Eröffnungsveranstaltungen wurde der „Volkstod“ der Juden als Ziel formuliert. Er sollte durch „Verelendung der europäischen Juden bei Zwangsarbeit in riesigen Lagern in Polen“ erreicht werden. Klaus Schickert formulierte in seinem Beitrag über die Judengesetze in Südosteuropa: „Die Dinge treiben mit einer zunehmenden Geschwindigkeit ihrer Endlösung entgegen.“[20] Und Alfred Rosenberg sagte in seiner Rede: „Das Wort Richard Wagners: ,Der Jude ist der plastische Dämon des Verfalls der Menschheit’, zeigt über alles Zufällige hinaus die Symbolik der geschichtlichen Lage.“[21]

In der Zeitschrift „Der Weltkampf“ wurden einige Vorträge veröffentlicht:

  • Alfred Rosenberg: Nationalsozialismus und Wissenschaft
  • Wilhelm Grau: Die geschichtlichen Lösungsversuche der Judenfrage
  • Wilhelm Grau: Das Institut zur Erforschung der Judenfrage
  • Giselher Wirsing: Die Judenfrage im vorderen Orient
  • Klaus Schickert: Die Judenemanzipation in Südosteuropa und ihr Ende
  • Peter-Heinz Seraphim: Bevölkerungs- und wirtschaftspolitische Probleme einer europäischen Gesamtlösung der Judenfrage[22]
  • Walter Groß: Die rassenpolitischen Voraussetzungen zur Lösung der Judenfrage
  • Alfred Rosenberg: Die Judenfrage als Weltproblem

„Der Weltkampf“

Die antisemitische Zeitschrift Der Weltkampf. Monatsschrift für Weltpolitik, völkische Kultur und die Judenfrage aller Länder[23] wurde von Rosenberg seit 1924 herausgegeben. Der Verlag hieß Deutscher Volksverlag, Dr. Boepple,[24] München. 1941 wurde eine Zeitschrift mit dem Titel Weltkampf durch den Verlag der Hohen Schule der NSDAP erworben und in den Dienst des „Instituts zur Erforschung der Judenfrage“ gestellt. Das vorher monatlich erscheinende Hetzblatt wurde zur „wissenschaftlichen Vierteljahresschrift“. Schriftleiter war bis Anfang 1943 Peter-Heinz Seraphim, ab dem 1. November 1943 Klaus Schickert. Von April 1941 bis August 1944 erschienen insgesamt zehn Bände, davon zwei als Doppelband. Die erste Ausgabe hatte eine Auflage von 6.000 Exemplaren.[25] Herausgeber war Ernst Graf zu Reventlow, bekannte Autoren waren Johann von Leers und Gregor Schwartz-Bostunitsch.

Sammelstelle für Raubbücher

Ein „Führererlass“ vom 2. April 1941[26] wies Rosenberg zur Ausweitung der hiesigen „Fachbibliothek der Judenfrage“, errichtet „nicht nur für Europa, sondern für die Welt“, an. Dem Befehl zufolge sei „das Material, (…) unerwartet viel Material“, welches der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) Juden und freikonfessionellen Vereinigungen besiegter europäischer Länder fortwährend raubte, „zu Forschungszwecken“, hinsichtlich einer „weltanschaulichen, politischen und kulturellen Neuordnung Europas nach Kriegsende“ sämtlich der Hohen Schule zuzuleiten.[27] Insgesamt handelte es sich dabei um über 550.000 Bücher. Davon sind etwa 300.000 in Frankfurt angekommen, aber nur knapp ein Zehntel wurde katalogisiert.[28] Unter den für das Institut beschlagnahmten Büchern aus jüdischem Besitz befanden sich auch wertvolle Handschriften. Die Herkunft kann der folgenden Tabelle entnommen werden:

Herkunft der Bücher Stand April 1943[29]Anzahl ca.
Bibliothek der Alliance Israélite Universelle, Paris400.000
Ecole Rabbinique, Paris10.000
Bibliothek der Fédération de Sociétés des Juifs de France4.000
jüdische Buchhandlung Lipschütz, Paris20.000
Sammlung Édouard Rothschild6.000
Sammlung Édouard und Guy Rothschild3.000
Sammlung Maurice Rothschild6.000
Sammlung Robert Rothschild10.000
Sammlung der Familie Rothschild, Armainvillers3.000
Bibliotheca Rosenthaliana, Amsterdam20.000
Bibliothek der sephardischen jüdischen Gemeinde, Amsterdam25.000
sichergestellte Büchermassen aus den besetzten Ostgebieten280.000
Büchersammlungen aus jüdischen Gemeinden in Griechenland100.000
Büchermaterial aus einer Sonderaktion im Rheinland5.000
von diversen Seiten zugeführt100.000

Entwicklung

Institutsleiter war bis Anfang 1943 Wilhelm Grau. Unter ihm waren 22 Mitarbeiter aus dem Amtsbereich Rosenberg und sechs Angestellte der Stadt Frankfurt im Institut beschäftigt.[30] Am 26. Januar 1943 forderte Martin Bormann, mit Verweis auf einen Führererlass vom 13. Januar 1943, bis 9. Februar 1944 den Betrieb der „Hohen Schule der NSDAP“ einzustellen. Der Führererlass V7/43 schränkte die Unabkömmlichstellung weiter ein. Am 20. Februar 1943 erklärte sich Rosenberg bereit, den Betrieb der Außenstellen auf Professoren, die keine UK-Stellung brauchten, zu beschränken, und ernannte Klaus Schickert zum kommissarischen Institutsleiter; Schickert übernahm außerdem von Peter-Heinz Seraphim die Schriftleitung des Organs Der Weltkampf.

Am 22. März 1944 soll es infolge eines Luftangriffes im Gebäude der Hohen Schule in Frankfurt einen Brand gegeben haben.[31]

Geplant war ein Neubau nach Plänen von Hermann Giesler in Schützing, Prien am Chiemsee, wohin auch ein Teil des Raubgutes des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg gebracht wurde.[32]

Ende 1941 wurde in Litzmannstadt (poln. Łódź), Reichsgau Wartheland, eine Nebenstelle des Instituts gegründet, „zur speziellen Erforschung der Ostjudenfrage“ und mit Blick auf das Ghetto Litzmannstadt im nördlichen Stadtzentrum. In der Lokalpresse wurden die Leser aufgefordert, alle Arten von „judenkundlichem Material“ an das Institut zu senden. Über eine praktische Tätigkeit der Nebenstelle ist nichts Näheres bekannt.[33]

Literatur

  • Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Antisemitismus als Karrieresprungbrett im NS-Staat. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): „Beseitigung des jüdischen Einflusses…“. Antisemitische Forschung, Eliten und Karrieren im Nationalsozialismus (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust 1998/99). Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1999, ISBN 3-593-36098-5, S. 43–71.
  • Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Vorgeschichte und Gründung 1935–1939 (= Arbeitsstelle Fritz-Bauer-Institut. Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust 9). Arbeitsstelle zur Vorbereitung des Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrums des Holocaust Fritz-Bauer-Instituts in Gründung u. a., Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-88270-803-4.
  • F. J. Hoogewoud: Das Institut zur Erforschung der Judenfrage in Hungen, Oberhessen (1943–1945): Bilder zum Thema. In: Regine Dehmel (Hrsg.): Jüdischer Buchbesitz als Raubgut: Zweites hannoversches Symposium. Klostermann, 2006, ISBN 3-465-03448-1, S. 135–138.
  • Patricia von Papen-Bodek: Anti-jewish research of the Institut zur Erforschung der Judenfrage or Aussenstelle of the High School of the NSDAP in Frankfurt am Main. In: Lessons and legacies VI. New Currents in Holocaust Research. Northwestern University Press, Evanston IL 2004, ISBN 0-8101-1999-4, S. 155–189.
  • Hubert Schiel: Die Frankfurter Dirmsteinhandschriften. (Die 7 weisen Meister / Salomon und Morolf). Stadtbibliothek, Frankfurt am Main 1937.
  • Direktor der Bibliothek (Hrsg.): Kataloge der Stadt und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Teil 5: Die Handschriften der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Band 4: Birgit Weimann: Die mittelalterlichen Handschriften der Gruppe Manuscripta Germanica. Klostermann, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-465-01405-7, Ms. Germ. Qu 12 / 13.
  • Dirk Rupnow: Judenforschung. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 3: He–Lu. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02503-6, S. 224–228.
  • Helmut Heiber: Walter Frank und sein Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschland (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 13, ISSN 0481-3545). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1966.
  • Nicolas Berg: Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung. Wallstein-Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-89244-610-5.

Einzelnachweise

  1. Juliane Wetzel: Institut zur Erforschung der Judenfrage. In: Wolfgang Benz u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 5., aktual. und erw. Aufl., dtv, Stuttgart 2007, S. 576, ISBN 978-3-423-34408-1.
  2. Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag. Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Frankfurt a. M. / New York 2002, S. 167 ff., ISBN 3-593-37060-3.
  3. Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag. Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Frankfurt a. M. / New York 2002, S. 173.
  4. Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): „Beseitigung des jüdischen Einflusses…“ Antisemitische Forschung, Eliten und Karrieren im Nationalsozialismus. Frankfurt a. M. / New York 1999, S. 64, ISBN 3-593-36098-5.
  5. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 27. (Quelle: Magistratsakte 6919/12 Bd. 1, Lindemann an Krebs, 10. August 1938.)
  6. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 28 f. (Quelle: Brief Grau an Krebs, 23. Oktober 1938.)
  7. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 29. (Quelle: Notiz Krebs vom 5. November 1938.)
  8. a b Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 41 ff.
  9. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 29 f. (Quelle: Brief Grau an Dr. Schlechta [Kulturamt], 2. November 1938.)
  10. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 30. (Quelle: Brief Krebs an Heß, 9. November 1938.)
  11. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 31. (Quelle: Brief Grau an Krebs, 21. November 1938.)
  12. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 33. (Quelle: BA Koblenz, R1/62, Aktennotiz Frank, 24. November 1938.)
  13. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 33 f. (Quelle: Mag.Akte 6919/12 Bd. 1, Notiz Krebs, ohne Datum.)
  14. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 34. (Quelle: Mag.Akte 6919/12 Bd. 1, Brief Krebs an Grau, 1. Dezember 1939.)
  15. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 36. (Quelle: Mag.Akte 6919/12 Bd. 1, Brief Frank an Grau, Abschrift für Krebs.)
  16. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 38. (Quelle: Mag.Akte 6919/12 Bd. 1, Brief Bormann an Krebs, 10. Februar 1939.)
  17. a b c Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 39 f.
  18. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Frankfurt a. M. 1993, S. 39 f. (Quelle: Mag.Akte 6919/12 Bd. 1, Hauptvertrag und Zusatzvertrag zwischen Frankfurt a. M. und NSDAP vom 15. April 1939, Fassung in einer Abschrift.)
  19. Artikel dazu im Völkischen Beobachter als Dokument VEJ 3/170 abgedruckt in: Andrea Löw (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (Quellensammlung) Band 3: Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren, September 1939-September 1941, München 2012, ISBN 978-3-486-58524-7, S. 435–338.
  20. Klaus Schickert: Weltkampf. Die Judenfrage in Geschichte und Gegenwart, 1/2, April-September 1941, S. 42; Reinhard Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, München 1970, S. 120. (Angegebene Quelle: Rede zur Eröffnung des Instituts zur Erforschung der Judenfrage, 26. März 1941, in: Weltkampf, Jg. 1941 Heft 1/2, S. 64–72.) (2. Aufl. 2006, ISBN 3-486-54501-9.)
  21. Zitiert in Léon Poliakov / Josef Wulf: Das Dritte Reich und seine Denker, München / New York / London / Paris 1978, S. 142. (Angegebene Quelle: „Das Archiv“, März 1941, S. 1150–1153; vgl. Dokument CXLIII – 305/306.)
  22. als Dokument VEJ 3/171 abgedruckt in: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung) Band 3: Deutsches Reich und Protektorat September 1939 – September 1941 (bearb. von Andrea Löw), München 2012, ISBN 978-3-486-58524-7, S. 438–447.
  23. Untertitel ab 1924 „Monatsschrift für die Judenfrage aller Länder“. Untertitel in der Langform ab 1926. Spätestens seit 1937 endete der UT mit "…in aller Welt." bis 18/1941. Danach ist belegt der Untertitel "Wissenschaftliche Vierteljahresschrift des Instituts … Die Hohe Schule.", und der Artikel im Obertitel fiel fort. Ab 1943 nur: "Weltkampf. Wiss. Zeitschrift…"
  24. Paul-Heyse-Straße 9 in München 2
  25. Stefan Lorenz: Die „Judenfrage“ im Spiegel nationalsozialistischer „Wissenschaft“ am Beispiel der Zeitschrift „Weltkampf“. In: Archiv für Kulturgeschichte 89 (2007), S. 427–446, hier S. 427 f.
  26. https://www.cavallerotti.de/assets/texte/projekte/mendelssohn/pdf/mendelssohn_essay.pdf
  27. Zitiert nach de Vriess, dessen Buch "Sonderstab Musik" die Informationen zur Hohen Schule entnommen sind.
  28. Dokument 171-PS in IMT: Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Nachdruck München 1989, Bd. XXV (= Dokumentenband 1), S. 242–246 = Bericht der Außenstelle Frankfurt a. M. der Hohen Schule vom 29. April 1943 über Bestand und Herkunft aus konfisziertem Besitz der Bibliothek zur Erforschung der Judenfrage / s. a. Archivlink (Memento vom 29. Februar 2008 im Internet Archive) (en)
  29. Leon Poliakov und Josef Wulf: Das Dritte Reich und die Juden – Dokumente und Aufsätze, Verlags GmbH Berlin, 1955, 2. Auflage, S. 27 ff.
  30. Frankfurter Rundschau vom 12. Oktober 2005
  31. "Betr: Brand der Hohen Schule, Aussenstelle Frankfurt a. M. infolge Luftangriffes am 22.März 1944—Verhalten der Verwaltungsorgane" (Hungen, 27 March 1944), BAB, NS 8/266, fols. 62–72. https://academic.oup.com/hgs/article-abstract/19/3/390/645468
  32. Rosenbergs Raubgold bei Rosenheim: Archivierte Kopie (Memento vom 4. Mai 2008 im Internet Archive)
  33. "Institut für Judenforschung in Litzmannstadt / Eine Nebenstelle des Frankfurter Instituts / Einsendung von Material sehr erwünscht". In: „Litzmannstädter Zeitung“ vom 29. Juli 1942.

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Koordinaten: 50° 7′ 7″ N, 8° 39′ 41″ O

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