Grenoble INP

Grenoble INP − UGA
Gründung1900, 1971, 2007
Trägerschaftstaatlich
OrtGrenoble, Valence, Frankreich
DirektorVivien Quéma
Studierende8.380 (2025)
NetzwerkeCESAER, CLUSTER, Unite!
Websitewww.grenoble-inp.fr

Das Institut polytechnique de Grenoble oder Grenoble INP − UGA vereint acht französische Ingenieurshochschulen und zwei integrierten Vorbereitungsklassen in Grenoble und Valence. Es ist seit 2007 Bestandteil der Université Grenoble Alpes (UGA), agiert im Rahmen eines grand établissement aber weitgehend unabhängig. Als Nachfolgerin des Institut national polytechnique de Grenoble gehört das Grenoble INP auch zur Groupe INP.[1] Das Institut ist sehr selektiv und zählt zur Spitze der Technologiehochschulen in Frankreich.[2]

Das Grenoble INP umfasst folgende acht grandes écoles:[3]

Mit Ausnahme der Esisar in Valence liegen alle Hochschulen in Grenoble auf den Campi in Domaine universitaire in Saint-Martin-d’Hères oder/und der Prèsqu'île scientifique in Grenoble.

Am Grenoble INP sind 41 Forschungslabore angesiedelt, die zum großen Teil mit dem CNRS, der Universität Grenoble, dem CEA oder dem INRIA gemeinsam betrieben werden. Sie decken ein breites Spektrum von Energieforschung, Materialien, Informationstechnologie, Management, Bauwesen, bis hin zu Mikro- und Nanotechnologien ab.

Geschichte

Am 1. April 1899 veröffentlichte Émile Boirac, der Präsident der Universität Grenoble, einen Aufruf zur Gründung einer Ingenieurshochschule an der Schnittstelle von Forschung und Industrie.[4] Am 27. April 1900 bildete sich schließlich eine Gründungskampagne mit Mitteln von Industriellen, der Universität, und staatlicher Stellen.[5] Wegen der fortgeschrittenen Entwicklung der Wasserkraftelektrizität bestand ein großer Bedarf and Hydraulikexperten, sodass am 11. März 1901 im Anbau des heutigen Lycee Stendhal ein Elektrotechnisches Institut (Institut électrotechnique) eingeweiht wurde.[6] Nachdem sich im ersten Jahr nur 11 Studenten immatrikulierten, verdoppelten sich die Studentenzahlen fast jedes darauffolgende Jahr. 1906 und 1907 wurde das Bildungangebot von Elektrotechnik jeweils auf Hydraulik sowie Elektrochemie und Elektrometallurgie erweitert. Wegen des zunehmenden Platzbedarfs zog das Institut 1908 in eine ehemalige Lampenfabrik um.[7]

1907 wurde unabhängig vom Elektrotechnischen Institut dank einer Landspende des Grenobler Industriellen Casimier Brenier die École française de papeterie eröffnet. Mit einer zweiten Geldspende konnten sich beide Institute auf dem 2.024 m2 großen Gelände mit geräumiger Werkshalle ansiedeln.[8] 1913 benannte sich das Institut électrotechnique infolge seiner breiteren Tätigkeit in Institut polytechnique de l'Université de Grenoble um.[9] Mit Unterbrechung während des Ersten Weltkrieges und der Nutzung als Militärkrankenhaus fuhr der Lehrbetrieb nach dem Krieg mit 700–800 Studenten fort. Mit der Internationalen „Wasserkraft- und Tourismus-Ausstellung“ von 1925 stieg das weltweite Interesse an Wasserkraftelektrizität beträchtlich und über eine Millionen Besucher besuchten Grenoble.

Während des Zweiten Weltkriegs blieb Grenoble Teil der Freien Zone und wurde damit zum Zufluchtsort für viele Wissenschaftler wie Louis Néel aus dem besetzen Norden. Nach der italienischen Besetzung vom November 1942 bis September 1943 besetzten deutsche Truppen die Stadt. Faschistische Milizionäre aus der weiteren Region ermordeten den entlassenen Institutsdirektor und Dekan für Naturwissenschaften René Gosse und dessen Sohn Jean. Sein Nachfolger Félix Esclangon richtete auf Anweisung der Vichy-Behörden einen Studiengang für Kerntechnik ein.[10]

1945 folgte Néel als Direktor und Professor Jean Kuntzmann gründete eine Recheninstitut und erhielt 1957 mit dem Gamma Extension Tambour der Bull S.A. den ersten digitalen Computer an einer französischen Universität. Im Jahr 1956 wurde Néel zusätzlich zum Direktor des zukünftigen Kernforschungszentrums, der späteren CEA-Niederlassung auf der Wissenschaftshalbinsel, ernannt.

Nach den Studentenunruhen der 1969er erfuhr das französische Hochschulwesen mit dem loi Faure eine grundlegende Umgestaltung.[11] Während die Universitäten in Fachbereiche aufgespalten wurden, schuf die Regierung drei Instituts nationaux polytechniques (INP) in Grenoble, Lothringen und Toulouse als universitätsgleiche Dachorganisationen der jeweiligen Ingenieurshochschulen. Das Institut national polytechnique de Grenoble umfasst zu diesem Zeitpunkt die sechs Abteilungen Institut d'électrochimie et d'électrométallurgie (IEE), Institut polytechnique de Grenoble (IPG), École d'ingénieurs hydrauliciens (EIH), École française de papeterie (EFP), École nationale supérieure d'électronique et de radioélectricité de Grenoble (ENSERG) und die École nationale supérieure d'informatique et de mathématiques appliquées de Grenoble (ENSIMAG).[12]

Während des Aufschwungs der integrierten Schaltkreise installierten die Universität Grenoble und das INP eine gemeinsame Mikroelektronik-Forschungsplattform. 1981 öffnete das Centre interuniversitaire de microélectronique (CIME) mit Reinraum seine Pforten.

Minatec

1985 erweiterte sich das Grenoble INP um die École nationale supérieure de physique (ENSPG), 1990 um die École nationale supérieure de génie industriel (ENSGI) und 1995 in Valence die École supérieure d'ingénieurs en systèmes industriels avancés Rhône-Alpes (ESISAR).

Prèsqu'île scientifique

2002 schlossen sich das Grenoble INP mit der Grenoble École de Management, der Universität Grenoble, dem CNRS, CEA, ESRF, Institut Laue-Langevin und dem Institut de biologie structurale zur Allianz GIANT (Grenoble innovation for advanced new technologies) zusammen. Dieser Zusammenschluss vereinigt alle staatlichen Forschungseinrichtungen auf der Prèsqu'île scientifique. Stand 2014 erzeugte GIANT fast 5.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen und meldete 550 Patente an.[13]

Bildungsangebot

Integrierte Vorbereitungsklassen

Für die grandes écoles, die in etwa einer Fachhochschule entsprechen, muss der Kandidat eine von mehreren landesweiten Zulassungsexamen absolvieren. Die Vorbereitung darauf findet in sogenannten classes préparatoires statt, die anschließend zum Baccalauréat an einigen großen Gymnasien oder bei spezialisierten Anbietern in einem Zeitraum von zwei Jahren stattfinden. Die Ausbildung ist eher generalistisch gehalten und berücksichtigt nur zum Teil den späteren Berufswunsch. Das typische Zulassungsexamen für das Grenoble INP ist der concours commun des instituts nationaux polytechniques (CCINP). Alternativ kann sich der Studienanwärter direkt nach dem Baccalauréat direkt an den integrierten Vorbereitungsklassen La Prépa des INP einschreiben und über kontinuierliche Leistungsermittlung während zwei Vorbereitungsjahre die Zulassung für eine Wunschschule der Groupe INP erlangen.[14] Weniger verbreitet ist die Zulassung nach einem Bachelor universitaire de technologie (BUT).

Ingenieursdiplom

Nach der Zulassung absolviert der Ingenieursstudent ein Jahr grundständiges Studium an seiner Ingenieursschule und beendet damit sein Bachelor-Niveau. Anschließend findet über zwei Jahre die Spezialisierung mit Wahlfächern, Betriebspraktika und einem Abschlusspraktikum statt. Dies führt zum Diplôme d’Ingénieur, was inhaltlich einem Master of Engineering entspricht. Das Grenoble INP bietet 34 Spezialisierungen an.[15]

Master

In Kooperation mit der Universität Grenoble werden auch Mastergrade in 13 Fachrichtungen verliehen.[16] Als Besonderheit können die von der Conférence des Grandes Écoles akkreditierten Mastères Spécialisés®Management et Marketing de l'Energie“ oder „Big Data“ in Zusammenarbeit mit der Grenoble École de Management erlangt werden.[17]

Doktorat

Die Universität Grenoble verleiht Doktorgrade sowie Habilitationen für Forschungsarbeiten des Grenoble INP. Dabei sind die Doktoranden vollständig in die universitären Doktorandenschulen und Prüfungsverfahren eingebunden.[18]

Direktoren

  • 1901–1904: Joseph Pionchon
  • 1904–1928: Louis Barbillion
  • 1928–1940: René Gosse
  • 1940–1951: Félix Esclangon
  • 1951–1975: Louis Néel
  • 1976–1981: Philippe Traynard
  • 1981–1986: Daniel Bloch
  • 1987–1992: Georges Lespinard
  • 1992–1997: Maurice Renaud
  • 1997–2002: Yves Brunet
  • 2002–2012: Paul Jacquet
  • 2012–2017: Brigitte Plateau
  • 2017–2024: Pierre Benech
  • seit 2024: Vivien Quéma

Partnerhochschulen

Das Grenoble INP ermöglicht der assoziierten École d'ingénieurs de l'université de Toulon (SeaTech) vereinfachte Studentenmobilität und gemeinsame Studienabschlüsse.

Mit folgenden 43 Partnerhochschulen in allen Teilen der Welt existieren Doppelabschlussprogramme:[19]

LandHochschulen
Deutschland DeutschlandFH Münster

Hochschule Offenburg Karlsruher Institut für Technologie

Argentinien ArgentinienUniversidad Nacional de Cuyo
Brasilien BrasilienInstituto Nacional de Telecomunicações

Universidade de São Paulo Universidade Estadual de Campinas Universidade Estadual Paulista „Júlio de Mesquita Filho“

Burkina Faso Burkina FasoInstitut International d'Ingénierie de l'Eau et de l'Environnement
Kamerun KamerunUniversité de Yaoundé I
Kanada KanadaConcordia University

École Polytechnique de Montréal École de Technologie Supérieure École nationale d'administration publique

China Volksrepublik Volksrepublik ChinaJiaotong-Universität Shanghai

Sun-Yat-Sen-Universität

Kolumbien KolumbienUniversidad del Norte

Universidad Nacional de Colombia

Elfenbeinküste ElfenbeinküsteInstitut National Polytechnique „Houphouet Boigny“
Spanien SpanienUniversitat Politècnica de Catalunya
Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenGeorgia Institute of Technology

Illinois Institute of Technology Northern Arizona University

Finnland FinnlandAalto-yliopisto
Indien IndienAmrita University
Italien ItalienPolitecnico di Milano

Politecnico di Torino

Japan JapanUniversität Tsukuba
Libanon LibanonUniversité Libanaise
Marokko MarokkoÉcole Hassania des Travaux Publics

Institut National des Postes et Telecommunications de Rabat

Mexiko MexikoUniversidad Autónoma de Nuevo León
Norwegen NorwegenNorges Teknisk-Naturvitenskapelige Universitet
Portugal PortugalUniversidade de Lisboa
Rumänien RumänienPolytechnische Universität Bukarest
Senegal SenegalEcole Supérieure Multinationale des Télécommunications
Schweden SchwedenKungliga Tekniska högskolan
Schweiz SchweizÉcole Polytechnique Fédérale de Lausanne
Tunesien TunesienÉcole Nationale d'Ingénieurs de Sousse

École Nationale d'Ingénieurs de Tunis

Vietnam VietnamHo Chi Minh City University of Technology

Darüber hinaus ist das Grenoble INP in den Erasmus+-Austausch eingebunden, Mitglied im Magalhães-Konsortium, sowie mehreren Austauschverbänden mit der frankophonen Welt, Québec, Ontario, Vietnam, und China.[20]

Persönlichkeiten

Absolventen

Professoren

  • Louis Néel (1904–2000), Physiknobelpreisträger
  • Brigitte Plateau (* 1954), Informatik
  • Marie-Paule Cani (* 1965), Informatik

Einzelnachweise

  1. Groupe INP, +30 écoles d'ingénieur. Abgerufen am 19. Juni 2025.
  2. Classement 2025 des écoles d'ingénieurs - L'Etudiant. Abgerufen am 19. Juni 2025.
  3. Xavier Oster: Les écoles d'ingénierie et de management de Grenoble INP - UGA. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  4. Philippe Veitl: L'Invention d'un région : les Alpes françaises. PUG - Presses universitaires de Grenoble, 2014, ISBN 978-2-7061-2173-9 (google.fr [abgerufen am 19. Juni 2025]).
  5. Collectif: Villes et districts industriels en Europe occidentale (XVIIe-XXe siècle). Presses universitaires François-Rabelais, 2013, ISBN 978-2-86906-346-4 (google.fr [abgerufen am 19. Juni 2025]).
  6. François Caron: Le dialogue entre la science et l’industrie à Grenoble, 13 janvier 2000. In: La revue pour l’histoire du CNRS. Nr. 2, 5. Mai 2000, ISSN 1298-9800, S. 44–52, doi:10.4000/histoire-cnrs.2872 (openedition.org [abgerufen am 19. Juni 2025]).
  7. Xavier Oster: Grenoble INP - UGA, 120 ans d'histoire. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  8. Franck Meunier: Grenoble INP - Pagora, école publique d'ingénieurs. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  9. Yves Bouvier: L'ingénieur, moteur de l'innovation. Un siècle de formation d'ingénieurs à Grenoble. In: La revue pour l’histoire du CNRS. Nr. 6, 5. Mai 2002, ISSN 1298-9800, doi:10.4000/histoire-cnrs.398 (openedition.org [abgerufen am 19. Juni 2025]).
  10. Louis Néel: Un siècle de physique. Odile Jacob, 1991, ISBN 2-7381-3780-6 (google.fr [abgerufen am 20. Juni 2025]).
  11. Décret n° 69-930 du 14 octobre 1969 portant application aux instituts de facultés ou d’université préparant à un diplôme d’ingénieur de la loi n° 68-978 du 12 novembre 1968. Abgerufen am 14. Oktober 1969.
  12. Xavier Oster: Grenoble INP - UGA, 120 ans d'histoire. Abgerufen am 20. Juni 2025 (französisch).
  13. Historique de GIANT - GIANT Innovation Campus. Abgerufen am 20. Juni 2025.
  14. Xavier Oster: La Prépa des INP : un autre style de prépa. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  15. Xavier Oster: Formations ingénieur·es : les filières. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  16. Xavier Oster: Les masters à Grenoble INP - UGA. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  17. Xavier Oster: Double diplôme et formations complémentaires. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  18. Grenoble INP - UGA. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).
  19. Consultation des accords / Agreements Page d’accueil – 10 – Development Site. Abgerufen am 19. Juni 2025 (amerikanisches Englisch).
  20. Brice Bouguenec: Partenariats et réseaux. Abgerufen am 19. Juni 2025 (französisch).

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Die Flagge Burkina Fasos
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Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colours. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
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Flagge von Senegal
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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
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Avis de création d'un institut électrotechnique à Grenoble en 1910. Archives municipales de Grenoble, cote 6FI6441 à 6486
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Le polygone scientifique (250 hectares) à Grenoble.